ZwischenZEIT 15. Juli 2020

Drei herrliche Urlaubswochen in meinem griechischen Inseldomizil auf Paros sind vorüber, diese ZwischenZEIT entstand gestern auf dem Rückflug von Athen nach Hamburg. Zeit für ein Resümee, das exemplarisch stehen kann für einen Sommerurlaub am Mittelmeer in diesen ganz besonderen Zeiten: Unbeschwert wie seit bald vierzig Jahren nicht mehr konnten wir mitten in der Hochsaison Filoxenia, die Gastfreund-schaft der Griechen, genießen. Außerdem fast unberührte, vor allem von einheimischen Urlaubern besuchte Strände sowie freie Plätze selbst in den beliebtesten Tavernen. Dazu wie immer Himmel ohne Wolken, azurblaues Meer und das unvergleichliche Licht der Ägäis zur blauen Stunde.

Und selbst in der Plaka, der Athener Altstadt unterhalb der Akropolis, wo sich sonst im Hochsommer die Touristen durch die engen Gassen schieben, herrschte Montagabend eine fast mystische Stimmung. Natürlich sehnen die griechischen Gastgeber weiter die Besucher aus dem Ausland herbei. Aber nicht wenige von ihnen genießen auch die Ruhe dieses Sommers: Jiorgos Bafitis etwa, der vor vierzig Jahren am Ortsrand von Naoussa mit seinem Hotel Kalypso eines der ersten Touristenhotels eröffnete, gibt sich sichtlich entspannt: »Weißt du, sonst komme ich in der Hochsaison vielleicht dreimal dazu, im Meer zu schwimmen, seit Mitte Mai gehe ich jetzt jeden Tag, das ist herrlich!« Und damit steht er nicht allein: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten haben die Insulaner von Paros in der Sommerzeit ihre Insel wieder für sich. »Wir werden auch nach Corona weiterleben«, sagt Jiorgos – derzeit gibt es auf Paros jedenfalls keinen einzigen Corona-Fall.

In unserem Podcast möchten wir Ihre Gedanken heute mal wieder über den Atlantik schicken: Günter Maislinger berichtet aus New York, wie die Weltmetropole, die eine der ersten großen Corona-Wellen in den USA zu überstehen hatte, versucht, zur Normalität zurückzufinden. Als Literaturtipp möchte ich Ihnen heute ein äußerst unterhaltsames Buch empfehlen, das mit seinem Erscheinen vor fünf Jahren literarisch und fast visionär eine weltweite Pandemie vorwegnahm. Und musikalisch verabschiede ich mich von Griechenland mit einem von Leonard Cohens berühmtesten Songs, den er während seines Aufenthalts auf der Insel Hydra komponierte.

Welt-Anschauung
Bereits vor zwei Monaten berichtete unser ZEIT REISEN-Experte Günter Maislinger in seinem ersten Podcast aus New York – als die Corona-Pandemie hier auf ihrem Höhepunkt stand, inklusive Sirenengeheul von Polizei- und Krankenwagen. Inzwischen haben sich die Krisenherde der USA Richtung Süden und Westen verlagert. Wie seine geliebte Wahlheimat versucht, zur Normalität zurückzukehren und vielleicht auch irgendwann wieder zur Gastgeberin für Besucher aus aller Welt zu werden, beschreibt er uns heute: »Der Podcast enthält einen kurzen Überblick über die derzeitige Covid-19-Situation, die jetzige wirtschaftliche Lage der Stadt mit Vergleich der letzten großen Krise der 1970er-Jahre und Blick in die Zukunft. »Black Lives Matter« mit historischen Hintergründen und ein Blick auf die Kunstwelt in Manhattan und den Hampton’s.« Ein Bericht mitten aus dem Leben. Prädikat: besonders empfehlenswert!

LiteraTouren
Das erste Buch, das ich im Urlaub gelesen habe, war »Der Wal und das Ende der Welt«, das John Ironmonger 2015 schrieb. Auf atemberaubende Weise beschreibt er, wie ein Virus die Welt existentiell bedroht, so wie derzeit die Corona-Pandemie. Gleichzeitig erzählt er eine packende Geschichte darüber, was die Menschheit zusammenhält. Und stellt die wichtigen Fragen: Wissen wir genug über die Welt, in der wir leben? Was brauchen wir, um uns aufgehoben zu fühlen? Und was würden wir tun, wenn alles auf dem Spiel steht? Das perfekte Buch für den Sommerurlaub! Erschienen im S. Fischer Verlag, Frankfurt.

ZEIT für Musik
Von 1960 bis 1967 verbrachte Leonard Cohen als nur mäßig erfolgreicher Poet und Literat auf der griechischen Insel Hydra vor Athen die vielleicht schönste Zeit seines Lebens. Hier schrieb er die Gedichte, die er erst später vertonte und in seinem Debütalbum »Songs of Leonard Cohen« 1967 veröffentlichte, mit dem er seine Weltkarriere als Musiker startete. Sein vielleicht bekanntester Song auf diesem Album ist »Suzanne«. Er handelt von der platonischen, fast spirituellen Liebesbeziehung zu der Französin Suzanne Verdal. Mich begleitet »Suzanne« seit meinem ersten Kreta-Urlaub 1976. So auch in den vergangenen drei Wochen.

Auch heute freuen uns auf Ihre Resonanz und Ihre Anregungen unter der Mailadresse zwischenzeit@zeit.de. Und falls Sie die ZwischenZEIT weiterempfehlen möchten, hier der Link zur Anmeldung.

Herzliche Grüße,
Ihr Bernd Loppow
Gründer und Programmleiter
ZEIT REISEN