SALEWA: ALPINE HEMP KLETTERKOLLEKTION
Die robuste Kulturpflanze Hanf erlebt ein Comeback in der Textilbranche
Hanf ist eine erstaunliche Pflanze: Sie wächst nahezu überall und unter verschiedensten klimatischen Bedingungen. Herbizide sind für ihr Gedeihen ebensowenig notwendig wie Schädlingsbekämpfungsmittel, und sie benötigt kaum Wasser. Ein echtes Naturtalent also, im buchstäblichen Sinne – das dennoch für nahezu einhundert Jahre fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden war. Seit einiger Zeit erlebt die sehr robuste Kulturpflanze ein Comeback. Vor allem in der Textilbranche ist das Interesse an den feinen, starken und vielseitig einsetzbaren Fasern groß. Auch in Südtirol, wo er einst fester Bestandteil der Landwirtschaft war, wird Hanf wieder vermehrt angebaut – und Salewa, die Südtiroler Bergsportmarke, hat ihn für ihre Alpine Hemp Kletterkollektion als natürliche und vor allem nachhaltige Funktionsfaser (wieder) entdeckt.
Ein geschichtlicher Exkurs
Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war Hanf die weltweit am häufigsten angebaute Rohstoffpflanze. Die genügsame Staude galt als wertvolle medizinische Ressource, ihre Samen wurden gegessen oder zu Mehl gemahlen. Die Fasern nutzte man zur Papierherstellung oder verarbeitete sie zu reißfesten Seilen und strapazierfähigen Kleidungsstücken. Dass Hanf nahezu vollständig in Vergessenheit geriet, lag zum einen an der fortschreitenden Industrialisierung, zum anderen an politisch motivierten Entscheidungen. Während Baumwolle schon früh maschinell geerntet und industriell verarbeitet werden konnte, war die Hanfernte und -verarbeitung bis zur Entwicklung der ersten, vollständig automatisierten Schälmaschine im Jahr 1938 mühevolle Handarbeit. Europa begann, günstige Jute aus Indien zu importieren. Neue, synthetische Textilfasern schwächten die Nutzpflanze Hanf ebenso wie Hanfsteuern und -anbauverbote, die auf Initiative von Vertretern verschiedener US-amerikanischer Industriezweige eingeführt wurden. Nach der Baumwolle eroberte in den 1970er-Jahren zunehmend Polyester sowie andere Kunstfasern den Textilmarkt und verdrängten Hanf endgültig aus diesem Bereich.
Zurück zu den Wurzeln
“Jahrzehntelang wurden synthetische, meist aus fossilen Rohstoffen gewonnene Funktionfasern für die Herstellung nahezu jeder Art von Outdoor-Kleidung verwendet. Vor etwa 15 Jahren setzte in unserer Branche ein Umdenken ein: Der übermaßige Verbrauch endlicher und teils umweltschädlicher Ressourcen offenbarte zunehmend seine negativen Auswirkungen. Wir fühlten, dass es an der Zeit war, etwas zu verändern – als Bergsportmarke ist die Natur für uns ein unbedingt zu schützender Kernwert. Und als Menschen, für die die Berge sowohl Ort der Erholung, Inspiration oder Grenzerfahrungen als auch alltäglicher Lebensraum sind, fühlen wir uns veranstwortlich dafür, diesen auch für zukünftige Generationen zu bewahren. Wir besannen uns auf unsere Wurzeln, auf traditonelle Materialien und Verarbeitungsmethoden. Wir schauten uns zunächst die Wolle der Tiroler Bergschafe als besonders warme und zugleich temperaturregulierende Faser an. So entstand mit TirolWool Responsive eine Woll-Funktionsfaser, die wir vorwiegend als hocheffektives Isolationsmaterial einsetzen.”
Auch Hanf wurde in Südtirol früher traditionell zur Herstellung von Stoffen verwendet – Italien galt in der Vergangenheit sogar als führend in der Produktion hochwertiger Hanffasern. Als Christine Ladstätter und ihr Team begannen, die hochgewachsene Kulturpflanze unter die Lupe zu nehmen, war die Begeisterung groß – sowohl im Hinblick auf ihr Potenzial als textiler Rohstoff als auch unter dem Aspekt, dass sie besonders nachhaltig angebaut werden kann: In nur wenigen Monaten wird die unkomplizierte und äußerst genügsame Hanfstaude bis zu fünf Meter hoch und ist damit sehr ergiebig – auf derselben Nutzfläche angebaut, liefert sie zwei- bis dreimal soviel Faser wie Baumwolle, verbraucht aber nur einen Bruchteil der Ressourcen, die für den Baumwollanbau benötigt werden. Und mit seinen tiefgehenden Wurzeln beugt Hanf der Erosion vor, lockert den Boden auf und versorgt ihn mit wertvollen Nährstoffen.
Alleskönner Hanf im neuen Kleid: Alpine Hemp
“Die Hanffaser ist reißfest und sehr strapazierfähig, weich, atmungsaktiv und thermoregulierend. Außerdem kann sie bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit absorbieren, ohne sich feucht anzufühlen. Wir haben verschiedene Mischungen und Verarbeitungsprozesse ausprobiert und mit Alpine Hemp schließlich ein natürliches und nachhaltiges Mischgewebe entwickelt, das aufgrund seiner Eigenschaften ein ideales Material für unsere Kletterkollektion ist. Durch den Zusatz von recyceltem Polyester, Bio-Baumwolle und Elastan erhalten wir ein robustes, aber weiches und hochelastisches Gewebe, das sich sehr angenehm und natürlich auf der Haut anfühlt. Es klebt auch bei intensiver Anstrengung nicht am Körper – die Haut kann atmen, die Luft zirkuliert und es kommt nicht zur Überhitzung. Wenn man an einer sonnenwarmen Felswand klettert, macht das einen Riesenunterschied. Mitttlerweile umfasst die Kollektion rund 50 Artikel – und sie wird bestimmt noch weiter wachsen.”
Christine Ladstätter, Innovation und Special Products Manager bei Salewa
– Als Textilfaser bietet Hanf eine ganze Reihe von herausragenden Vorteilen
Alpine Hemp
In der Kletterszene kommen die innovativen Kleidungsstücke gut an – hier hat man ohnehin seit jeher einen starken Bezug zur Hanffaser: Bei ihren Aufstiegen und der Erschließung neuer Routen sicherten sich die ersten Kletterpionier*innen schließlich mit Hanfseilen.
Seit 2017 arbeitet Salewa an der Entwicklung einer umweltfreundlichen Kletterkollektion aus Alpine Hemp.
Feine Fasern aus China und Europa
Noch kauft Salewa einen Großteil des Rohstoffs für seine Alpine Hemp Kollektion von Bauern aus der chinesischen Provinz Heilongjiang. Globale wirtschaftliche Veränderungen und der Niedergang des Hanfanbaus hatten in den 1960er-Jahren dazu geführt, dass europäische Produzenten das Fachwissen und die Technologie rund um die Herstellung von Hanffasern nach China ausgelagert.
“Die Hanfbauern dort haben viel Erfahrung. Der Textilhanf, den wir aus China beziehen, ist sehr hochwertig und besonders feinfaserig”, führt Ladstätter aus. Das Südtiroler Bergsportunternehmen will mit Alpine Hemp allerdings auch regional langfristige Entwicklungen anstoßen und Perspektiven schaffen: “Diese nachhaltige und landwirtschaftlich vielversprechende Pflanze fasst in Europa lamgsam wieder Fuß. Wir unterstützen den Aufbau einer lokalen Hanfproduktion und treiben die Fertigung unserer Alpine Hemp Produkte im alpinen Raum aktiv voran. 10% der Umsätze aus dem Verkauf von Artikeln der Alpine Hemp Kollektion fließen in entsprechende Projekte”, unterstreicht Ladstätter. “Im Winter 2022 bringen wir erstmals eine Kletterhose auf den Markt, die zu 30% aus europäischem Hanf besteht – das ist ein wichtiger Schritt für uns”, fügt sie hinzu. “Auch wenn wir unseren Bedarf noch nicht vollständig mit Hanf aus europäischem Anbau decken können, sind wir überzeugt davon, dass diese neue, alte Textilfaser nicht nur in der Outdoor-Branche zukünftig eine maßgebliche Rolle spielen wird. Und wir sind fest gewillt, diese Entwicklung tatkräftig zu unterstützen.”
Hanf begeistert in erster Linie mit seiner natürlichen Eigenschaften – seinem Tragekomfort der guten Thermoregulierung und Umweltbilanz.
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