Georgien – eine Reise durch die Schätze des Kaukasus

Zur Reise:
Georgien – Grenzland zwischen Europa und Asien

Beeindruckt haben mich nicht nur die zahlreichen Klöster und Kirchen, die von der reichen Geschichte zeugen, sondern vor allem die abwechslungsreiche Landschaft, die hervorragende Küche und herzliche Gastfreundschaft der Menschen.

Sandra Stiegler
Produktmanagerin ZEIT REISEN

Eine georgische Legende besagt, dass die Georgier zu spät kamen, als Gott die Länder der Erde unter den Völkern verteilte, weil sie zu sehr mit dem Trinken und Feiern beschäftigt waren. Weil Gott aber die Ehrlichkeit und Herzlichkeit dieser Menschen sehr schätzte, schenkte er ihnen schließlich das schönste und fruchtbarste Land, das er eigentlich für sich vorgesehen hatte – Georgien. Die Sage zeugt vom großen Stolz der Georgier für ihre Heimat, und mit ihrer reichen Kultur, wechselvollen Geschichte und atemberaubenden Natur hat auch mich dieses kleine eigenwillige Grenzland am Übergang zwischen Europa und Asien wie kaum ein anderes in den Bann gezogen.  

Ohne große Vorstellung, was mich erwarten würde, reiste ich im Juni letzten Jahres nach Tbilissi und kam begeistert und mit vielen unvergesslichen Eindrücken zurück. Beeindruckt haben mich nicht nur die zahlreichen Klöster und Kirchen, die von der reichen Geschichte zeugen, sondern vor allem die abwechslungsreiche Landschaft, die hervorragende Küche und herzliche Gastfreundschaft der Menschen. Unser Reiseleiter Walter M. Weiss, der schon seit vielen Jahren für ZEIT REISEN in Georgien unterwegs ist, ein ausgewiesener Kenner der Geschichte dieses Landes und unsere lokale Reiseleiterin Nino, die ich dank ihrer fröhlichen Art sofort ins Herz schloss, haben mich mit ihrer Leidenschaft und Begeisterung für das Land von der ersten Sekunde an mitgerissen. Das Programm bietet eine perfekte Mischung aus kulturellen Sehenswürdigkeiten, Naturerlebnissen und kulinarischen Entdeckungen, und so kann ich jedem, der Geschichte und Natur im großen Stil liebt, eine Reise nach Georgien ans Herz legen.

Tbilissi, Weinkultur und Naturwunder in der Umgebung

Nach Ankunft in Tbilissi, der charmanten Hauptstadt Georgiens, werden wir von unserem Reiseleiter Walter M. Weiss und unserer lokalen Reiseleiterin Nino im Sheraton Grand Hotel begrüßt. Bei einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant des Hotels mit fantastischem Ausblick über die Stadt lernen wir unsere Mitreisenden kennen und stimmen uns bei einer ersten, sehr üppigen Kostprobe der georgischen Küche auf die kommenden Tage ein.

Tbilissi überrascht mich mit seiner kontrastreichen Architektur und einer etwas merkwürdig anmutenden Mischung aus Alt und Neu: Kunstvoll verzierte Balkone an bröckelnden Hausfassaden, traditionelle Hammams, imposante Festungen und Kathedralen, enge Gassen neben prachtvollen Flaniermeilen, triste Sowjetbauten und dazwischen moderne Bürogebäude und futuristisch anmutende Architekturexperimente, wie die neue Friedensbrücke. Ich finde diese Widersprüche spannend und mir gefällt die junge, kreative Atmosphäre, die Tbilissi ausstrahlt, sofort. Wir nehmen uns eine ganzen Tag Zeit, um die zahlreichen Sehenswürdigkeiten bei angenehm sommerlich warmen Temperaturen zu Fuß zu erkunden.  

In der Altstadt lädt an jeder Ecke ein gemütliches Café oder eine Weinbar zum Verweilen ein. Wein spielt ohnehin eine große Rolle in diesem kleinen Land, schließlich wird in Georgien seit fast 8.000 Jahren Wein angebaut. Wein und Georgien – das sind zwei untrennbare Wörter. Wer Georgien verstehen will, muss den georgischen Tisch und die georgischen Trinksprüche erleben. Und auch uns begegnet diese Tradition während unserer Reise immer wieder – sei es beim Mittagessen unter Weinreben auf der Terrasse einer einheimischen Familie oder bei einer Weinprobe auf einem stilvollen Weingut.

Von Tbilissi unternehmen wir an den nächsten beiden Tagen Ausflüge in die nähere Umgebung, z.B. nach David Garedscha, wo wir das Lawra-Höhlen-Kloster besichtigen und einen traumhaften Ausblick über die karge Halbwüste an der Grenze zu Aserbaidschan genießen. Die fruchtbare Weinregion Kachetien bietet hingegen ein ganz anderes Landschaftsbild – hier lernen wir die traditionelle Weinherstellung in riesigen Amphoren, den Kwewri, kennen und besichtigen die wunderschöne Georgskirche.

Über die Georgische Heerstraße in den Großen Kaukasus

Wir verlassen Tbilissi in Richtung Norden und fahren, nach einem Stopp im religiösen Zentrum Georgiens, der alten Hauptstadt Mzechta, entlang der Georgischen Heerstraße in den Großen Kaukasus nach Stepanzminda. Die Landschaft wird mit jedem Kilometer wilder und atemberaubender, die Berge und Schluchten rücken bedrohlich nah an die Straße. Doch unser erfahrener Busfahrer lenkt uns sicher und gekonnt durch die engen Serpentinen. Unterwegs erwartet uns eines der bekanntesten Fotomotive Georgiens – die malerisch an einem See gelegene Wehrkirche in Ananuri. Das ultimative Postkartenmotiv Georgiens – die auf 2.000 Meter Höhe thronende Gergeti-Dreifaltigkeitskirche versteckt sich bei Ankunft in Stepanzminda jedoch leider hinter einer dicken Wolkendecke. Etwas enttäuscht checken wir in unserem Hotel mit Panoramaaussicht ein und setzen unsere ganze Hoffnung auf den nächsten Morgen. Ich stelle mir den Wecker zum Sonnenaufgang und werde zum Glück nicht enttäuscht: Abwechselnd tauchen der über 5.000 Meter hohe Kazbeg und die Gergeti-Dreifaltigkeitskirche hinter dichten Wolkenfetzen auf und verschwinden dann wieder wie bei einem Theaterstück mit Wolkenvorhängen. Ich kann mich nicht sattsehen an dieser perfekten Kulisse und stehe noch lange mit einer Tasse Kaffee auf dem Balkon.

Abenteuerliche Höhlenstädte und Erholung am Schwarzen Meer

Ein absolutes Highlight unserer Reise waren für mich die Höhlenstädte Uplisziche und Wardsia, die wir in den kommenden Tagen besuchen. Ausgangspunkt ist der Kurort Bordschomi, wo man das berühmte Mineralwasser mit angeblich heilenden Kräften, welches in ganz Georgien verkauft wird, direkt aus der Quelle probieren kann. Heilende Kräfte hin oder her – das schwefelhaltige Wasser ist auf jeden Fall Geschmackssache!

Auf unserem Weg nach Wardsia fahren wir, immer dem Lauf des Mtkwari folgend, durch eine wunderschöne weite Landschaft. Besonders im Juni, wo die Wiesen voller Wildblumen stehen, zeigt sich diese ursprüngliche Region von ihrer schönsten Seite. Schon von Weitem ist der Anblick der senkrecht in den Tuffstein gemeißelten Höhlenstadt Wardsia einfach atemberaubend. Steil über dem Fluss befinden sich hier in mehreren Stockwerken Wohnräume, Bibliotheken und eine Kapelle, die über Tunnel und Treppen miteinander verbunden sind. Entstanden ist diese Baukunst im 12. Jahrhundert während der Regierungszeit der Königin Tamar zum Schutz vor Eroberern. Das Erklimmen der vielen Stufen kann recht anstrengend werden und erfordert Trittsicherheit. Dafür wird man mit einmaligen Ausblicken belohnt und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.  Und wer sich diese Kletterpartie nicht zutraut, kann den Anblick einfach mit einem kühlen Getränk vom Tal aus bewundern.

Wir setzten unsere Reise Richtung Westen fort und übernachten in Kutaissi, der Stadt in dem das legendäre goldene Vlies aufbewahrt wurde und besichtigen den unter dem Schutz der Unesco stehenden Klosterkomplex Gelati. Dann erreichen wir die Schwarzmeerküste – das letzte Ziel unserer Reise. Die Hafenstadt war dann noch mal eine echte Überraschung. Wer erwartet nach all den historischen Sehenswürdigkeiten und beeindruckenden Naturerlebnissen ausgerechnet »Glanz und Glamour« in Form einer, zugegeben recht schräg anmutenden, Imitation von Las Vegas? Batumi gleicht einer architektonischen Wunderkiste – verfallene Sowjetbauten, Hochhäusern mit modernen Glasfassaden und ein Riesenrad in 100 Meter Höhe, Casinos, Flaniermeilen und eine »italienische« Piazza – der Bauboom hat hier bizarre Formen angenommen. Wir erkunden die Stadt und ihre seltsamen Bauwerke zu Fuß und lassen die Reise dann bei einem letzten, georgischen Festmahl mit Blick auf das Schwarze Meer und natürlich einem letzten Trinkspruch ausklingen.

Mit vielen unvergesslichen Erinnerungen im Gepäck treten wir am nächsten Morgen die Heimreise an. Georgien hat mich mit seiner Schönheit, seiner Geschichte und vor allem mit der Herzlichkeit seiner Menschen tief berührt und ich beschließe, dass es nicht die letzte Reise in dieses kleine eigenwillige Land sein wird.

Sandra Stiegler

Ferne Länder und andere Kulturen waren schon immer ihre Passion. Nach längeren Aufenthalten in Australien, Indonesien und Neuseeland sammelte die studierte Tourismusmanagerin sieben Jahre Erfahrungen im Produktmanagement bei einem Kölner Studienreiseveranstalter. Seit 2018 verantwortet sie die Kunst-, Architektur- und Kulturreisen bei ZEIT REISEN. Privat lebt sie ihr Fernweh am liebsten auf Trekkingreisen in exotischen Ländern aus. Daneben sind Fotografie und Segeln ihre Leidenschaft.