ZwischenZEIT 07. Oktober 2020

Der Wind of Change weht in diesen Tagen auch über die »Serrahn Queen«, unsere schwimmende Herberge, auf der wir seit Sonntagmorgen über die Spree, die Havel, den Mittelland- und Elbeseitenkanal schippern. Samstagabend hatten wir in Berlin die Feiern zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit live erlebt, die Veränderung der Welt-läufte und die deutsch-deutsche Befindlichkeit bestimmen auch unser Programm an Bord. Michael Thumann aus der Berliner Redaktion hat brillant aus seinem brandneuen Buch über den neuen Nationalismus in Europa vorgetragen. Der wunderbare Kollege Martin Machowecz aus dem Leipziger ZEIT-Büro hat uns an Bord mit seinem Opti-mismus über das Verschwinden mentaler Grenzen in den Köpfen gerade der jüngeren Generation im deutschen Osten angesteckt. Und der ZEIT-Wirtschaftschef Uwe Heuser referierte beim Abendessen über die Zukunft der Mobilität.

Zwischendurch ist ganz viel Zeit zur Erholung in der Lounge auf dem Oberdeck und für den gedanklichen Austausch über die mithilfe der ZEIT-Redakteure gewonnenen Erkenntnisse. Unser Käpt’n versorgt uns mit spannenden Details über die Wasser-straßen, die wir auf unserem Weg von Berlin nach Hamburg nehmen. So schön kann Reisen in Deutschland sein, das Coronavirus erscheint weit weg, ist aber in der gedanklichen Reiseplanung immer präsent. Wir denken und leben gerade von Tag zu Tag. Eben sind wir im Schiffshebewerk Scharnebeck in knapp drei Minuten 38 Meter in die Tiefe gerauscht. Dort ist auch Matthias Nass zu uns gestiegen. Und gleich, wenn wir zur letzten Etappe in Lauenburg auf die Elbe eingebogen sind, wird er uns erläutern, wie man bei der ZEIT am Speersort vor 30 Jahren den Einigungsprozess redaktionell begleitet hat. Und dann geht unsere herrliche Reise mit dem Abschlussdinner leider schon wieder auf die Zielgerade. Doch es gibt Hoffnung: Nächstes Jahr geht es, so die gesundheitspolitische Lage will, mit unserer kleinen Barkasse und der tollen Crew gleich an zwei Terminen wieder los!

Welt-Anschauung
»Es gibt«, heisst es in dem alten hinduistischen Lehrbuch Aitareya Brahmana, »kein Glück für den Menschen, der nicht reist…. Also breche auf!« So beginnt der zweite Teil unserer »Philosophischen Inspirationen für Reisende«, den Christoph Quarch heute in unserem Podcast präsentiert. Unter dem Thema »Im Gespräch mit der Welt« berichtet er vom Wesen des Reisens!

Podigee

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LiteraTouren
Neben dem neuen Coronavirus geht ein längst verschwunden geglaubtes Virus um die Welt: Ein neuer Nationalismus bedroht die liberalen Demokratien. Nationalistische Politiker wie Putin, Erdoğgan, Orbáan und nicht zuletzt auch Trump bedienen sich jener lange totgeglaubten Ideologie. Und das Coronavirus verstärkt diese Tendenz. Der ZEIT-Reporter und Kolumnist Michael Thumann analysiert in seinem in diesen Tagen erschienenen Buch »Der neue Nationalismus« die Gefahren, vor denen Europa steht. Eindringlich, lebendig und anschaulich berichtet er von Begegnungen und Interviews mit Politikern und beschreibt wie aus dem Bündnis von Nationalismus und politischem Liberalismus eine erbitterte Gegnerschaft wurde. Thumann: »Vor der Rückkehr der nationalistischen Ideologie und ihren Folgen möchte ich mit diesem Buch warnen. Denn die Vergesslichkeit ist unser Fluch.« Wer die Hintergründe der aktuellen Entwicklung verstehen will, muss dieses Buch lesen!

ZEIT für Musik
Wenn es einen Song gibt, der die Zeitstimmung des politischen Wandels in Europa zum Ende der 1980er-Jahre wiedergibt, als mit Glasnost und Perestroika von der Sowjetunion aus die große politische Wende begann, dann ist es »Wind of Change« von den Scorpions. Deshalb ist diese »Hymne der Wende« aus der Feder des Bandleaders Klaus Meine mit circa 15 Millionen Exemplaren auch die meistverkaufte Single aus deutscher Produktion aller Zeiten. Das grandiose Video der Rockballade erzeugt durch die eindringlichen Bilder aus der untergehenden Sowjetunion, von den Freiheitsde-monstrationen im Osten und vom Mauerfall auch 30 Jahre später beim Betrachter noch immer Gänsehaut. Es wird nur wenige Musikvideos geben, die wie dieses fast 800 Millionen Aufrufe haben. Es dürften noch einige dazukommen.

Auch heute freuen wir uns auf Ihre Resonanz und Ihre Anregungen unter der Mailadresse zwischenzeit@zeit.de. Und falls Sie die ZwischenZEIT weiterempfehlen möchten, hier der Link zur Anmeldung.

Herzliche Grüße,
Ihr
Bernd Loppow
Gründer und Programmleiter
ZEIT REISEN