Staatsoper Unter den Linden

Staatsoper unter den Linden

Berlins ältestes und kostbarstes Opernhaus ist gleichzeitig ein Spiegel bewegter, deutscher Geschichte. Nach dem Ende der Sanierung 2017 besticht das Bauwerk mit Akustik auf Weltniveau. Neben dem Programm und dem Ort ist das Opernhaus vor allem nur im Takt der Zeit zu verstehen. Von dem preußischen Kaiser Friedrich II. als »Zauberschloss« in Auftrag gegeben, entwickelte sich die Staatsoper Ende des 18. Jahrhunderts unter Richard Strauss als Hofkapellmeister zu einer Musikbühne von internationalem Renommee.

 

Während des Nationalsozialismus unterstand das Haus als Preußisches Staatstheater dem Ministerpräsidenten Hermann Göring, der es auf ideologischen Kurs trimmte. Nach der Machtergreifung Hitlers wurden alle Juden aus dem Ensemble entlassen: Otto Klemperer, Fritz Busch und viele Spitzensolisten flohen ins Exil.

 

1941 wurde die Staatsoper durch die Luftangriffe der Alliierten zerstört. Am 12. Dezember 1942 fand die Neueröffnung des restaurierten Hauses mit den Meistersingern von Nürnberg von Richard Wagner unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler statt. Unter der Leitung von Otmar Suitner von 1964 bis 1990 entwickelte sich das Opernhaus zu DDR-Zeiten zu einem beachteten Ensemble in Europa.

 

Nach dem Mauerfall war es ein Glücksmoment für Berlin, dass Daniel Barenboim 1992 zum Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor ernannt wurde. Er leitete einen Kurs der Versöhnung ein und hievte die Staatsoper und die damit verbundene Staatskapelle Berlin auf Weltniveau.

Was Sie schon immer über die Staatsoper unter den Linden wissen wollten ...

  • 7. Dezember 1742: Eröffnung des Opernhauses, das erste freistehende Musiktheater Deutschlands.
  • 1570: Die Staatskapelle Berlin zählt zu den ältesten Orchestern in der Welt.
  • Von Herbst 2010 bis 2017 fand die die aufwendigste Sanierungsmaßnahme in der Geschichte der Staatsoper statt.
  • Über 400 Millionen Euro verschlang der Umbau.
  • 1,6 Sekunden: Die Nachhallzeit der Musik hat sich nach der Sanierung fast verdoppelt.

Friedrichs Idee vom Musentempel

Außen rosa, innen Blattgold. Die Staatsoper ist nach siebenjähriger Sanierung 2017 wieder an ihren angestammten Platz unter den Linden zurückgekehrt. Die alte Dame ist jetzt im 21. Jahrhundert angekommen.

 

Der musikbegeisterte Preußenkönig Friedrich II. gab die Errichtung des ersten freistehenden Opernhauses in Deutschland in Auftrag. Sein Hofbaumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff entwarf das Gebäude an den Linden, damals noch ein einfacher Reitweg.

 

Der Bau erinnerte an die Villen des italienischen Baumeisters Palladio, als »Musentempel« war er den Künsten geweiht. (RBB). An den Giebel der Säulen prangen goldenen Lettern: »Fridericus Rex Apollini et Musis«, das heißt von König Friedrich, Apoll und den Musen gewidmet. Ein meterhoher Apoll, flankiert von den Musen des ernsten und heiteren Spiels, wacht über dem Eingang.

Von Strauss bis Barenboim

Die Staatskapelle, das Hausorchester der Oper, wurde bereits 1570 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und ist somit eines der ältesten Orchester der Welt. In der Staatsoper Berlin wurde Musikgeschichte geschrieben, fast über drei Jahrhunderte hinweg. Zunächst begeisterten die Opern des Hofkapellmeisters Heinrich Graun. Cleopatra e Cesare wurde zur Einweihung 1742 gegeben. Später erlebten Werke von Johann Friedrich Reichardt, Giacomo Meyerbeer und Richard Strauss unter den Linden ihre Uraufführung.

 

Die Geschichte der Staatsoper im 20. Jahrhundert ist dabei voller Ambivalenz: Personen wie Richard Strauss, Erich Kleiber und Heinz Tietjen stiegen auf, fielen und erschienen wieder in neuer Funktion und Gestalt. Das Ensemble gab die letzte Vorstellung von Wagners Meistersinger von Nürnberg, bevor Hitlers »Tausendjähriges Reich« im Bombenhagel der Alliierten unterging. Mit demselben Werk wurde die wiederaufgebaute Staatsoper 1955 in Walter Ulbrich DDR wiedereröffnet.

 

Aber vor allem war es die Musik, die immer wieder begeisterte. Dazu zählte die Arbeit großer Dirigenten des Hauses wie etwa Felix Mendelssohn-Bartholdy, Erich Kleiber, Otto Klemperer, Herbert von Karajan und Otmar Suitner – bis hin zum heutigen Musikchef Daniel Barenboim.

Akustik auf Weltniveau

Daniel Barenboim war es auch, der mit dem Umbau auf die Verbesserung der Saalakustik drängte. Ein großer Teil der rund 400 Millionen Euro Sanierungskosten geht auf das Konto eines besseren Klangs. (DER SPIEGEL)

 

Der bisherige Saal erzeugte nur wenig Klangwärme und erreichte im besetzten Zustand eine zu geringe Nachhallzeit. Dieser geringe Wert hatte zwei Ursachen: zum einen das Verhältnis des geringen Raumvolumens zur Anzahl der Zuschauer, zum anderen die Absorption der hohen Frequenzen.

 

Die Nachhallzeit wurde nun vergrößert und dadurch der Klang verbessert, ohne den neoklassizistischen historischen Saal, von Richard Paulick nach den Zerstörungen des Kriegs entworfen, zu sehr zu verändern. Nach sieben Jahren strahlt die Staatsoper unter den Linden wieder im Zentrum Berlins. Radikal modernisiert und mit neuer Bühnentechnik ausgestattet.

 

»Man spürt sofort, dass sich die Akustik essentiell geändert hat«, erklärt der Solohornist Thomas Jordans in einem Interview. Vor allem im Orchestergraben fühle man sich »plötzlich viel wohler«. In der alten Staatsoper hätte es oft »wie Pappe« geklungen. Nun aber sei der Klang »sensationell«.