Reisebericht »Sea Cloud II« : Von Hamburg nach Bilbao

Reisebericht von Wilhelm Fischel

13. – 24.8.2019

Als Kölner „Asphaltcowboy“ ist es schon etwas ganz Besonderes eine Reise auf der Sea Cloud II zu buchen. Da träumt man schon vor dem Start von einer weißen Dreimastbark mit 23 Segeln. Meine Frau und ich sind gespannt auf vielfältige Erlebnisse entlang der Atlantikküste mit Grachtenstädten und Kulturmetropolen. Und es sei an dieser Stelle schon verraten Essen, Trinken und genießen, wie es schöner nicht sein könnte. Das Thema mit dem Gewicht vor und nach der Reise sollte man bei einem Glas Rot- oder Weißwein geschickt umsegeln. Trotz angekündigtem Regen schiebt Hamburg die dunklen Wolken kurzerhand beiseite und los geht es auf große Fahrt mit Sonne im Gepäck. Immer an der Elbe entlang, der Nordsee entgegen. Da heißt es Koffer auspacken, Schiff erkunden und beim Begrüßungscocktail Crew und Mitreisende kennenlernen. Das Schiff alleine ist schon eine Reise wert. Kein Grund, das Programm nicht zu genießen.

Bugperspektive

 

Einfahrt San Sebastian

 

Hafen in La Rochelle

 

Portraitperspektive

 

Sea Cloud II

 

Sea Cloud II

 

Sea Cloud II Crew

 

Segel setzen

 

Unter Vollsegel

Beim ersten Ausflug in Amsterdam legt das gute Wetter eine Pause ein. Doch bei Grachtenrundfahrt und Spaziergang erleben wir das Flair der niederländischen Metropole und ich freue mich ganz nebenbei über ein paar neue Schuhe.

Amsterdam

In Oostende entscheiden wir uns dann für den Ausflug nach Brügge. Da reicht kaum die Zeit die mittelalterliche Altstadt richtig aufzunehmen. Viel Geschichte, viel Altstadt und jede Menge Gassen und Grachten, die es zu erkunden und erlaufen gilt.

Brügge Grachtenfahrt

 

Brügge

 

Brügge

Der Trennungsschmerz ist schnell verflogen, wenn die Jacht im französischen Honfleur vor Anker geht. In einer Calvados Brennerei sammeln wir hochprozentiges Wissen, besuchen die sensationelle Holzkirche Sainte-Catherine und genießen unsere erste Schnuppertour in der Normandie. Trotz der guten Bordverpflegung sollte Mann oder Frau keine Scheu haben, in den kleinen Läden in den kleinen Gassen die ein oder andere Leckerei zu probieren. Urlaub ist halt Urlaub! Und schon landen wir in St. Peter Port der zweitgrößten britischen Kanalinsel im Ärmelkanal zwischen England und Frankreich. Das Wetter gibt sich launig und die Insel ist wohl eher etwas für Wanderer und Historiker. Das gibt Raum und Fantasie für ein absolutes Highlight dieser Reise: St. Malo und die Besichtigung von Mont St. Michel. Ein lang gehegter Traum geht in Erfüllung. Weltkulturerbe, Burg, Bucht und jede Menge Mittelalter. Historie, Politik und Erzengel Michael unter einem Dach. Zugegeben, wir waren abends ganz schön geschafft. Aber am Seetag kann man wieder frische Kräfte tanken. Eine Gelegenheit, um die Mannschaft beim Segelsetzen zu bewundern. Muße, die Bibliothek zu besuchen, die Liegen in der Sonne zu testen und guten Gesprächen Zeit und Raum zu geben. Da gehört an dieser Stelle auch mal ein Kompliment, sprich „dickes Dankeschön“ an Zeit-Politredakteur Gero von Randow. Es macht halt Spaß in der Diskussion über Politik, Land und Wirtschaft locker zu parlieren und sich bei einer gelungenen Weinprobe über die Geheimnisse der Traubensäfte auszutauschen.

Holzkirche in Honfleur

 

St. Peter Port – Guernsey

 

Mont St. Michel

Eine gute Vorbereitung für den Besuch von Belle-Ile-en-Mer. Jede Menge Sonne, Straßencafés, Restaurants, charmante Plätze und Menschen sowie ein Markt, der ein Erlebnis ist. Ein Ausflug, der das Gefühl vermittelt, man sollte noch mal wiederkommen. Le Savoir-vivre ist halt die Kunst, das Leben zu genießen. Franzosen gelten wohl nicht von ungefähr als Lebenskünstler, Genießer und Kenner gehobener Küche. Mit dem Besuch in La Rochelle starten wir sogleich mit einer Verkostung am Markt. Wer die Spezialitäten der Region nicht kennt, sollte in der Markthalle frühstücken. Heißer Tipp zur Vorbereitung: Morgens zum Frühstück nur einen Kaffee oder Tee trinken, sonst drohen Kapazitätsprobleme. Der Stadtspaziergang via Altstadt und Hafen dient dann als willkommene Bewegungstherapie.

Markthalle in La Rochelle

 

Marktstand La Rochelle

 

Hafen in La Rochelle

 

Hafeneinfahrt Le Palais

Aktion ist auch in Spanien angesagt. Es geht nach San Sebastian ins Baskenland. Da gibt es viel zu erlaufen. Stadt, Strand, Altstadt und nicht zuletzt der Ausblick vom Hügel auf die Concha-Bucht. Kulturmetropole, Heimat vom traurigen Ritter “Don Quijote” und offizieller Schlussakkord einer Reise, die jeder gerne in Erinnerung behält. Es sei denn man entscheidet sich das Nachprogramm Bilbao zu buchen, oder wie wir die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. So oder so, immer ein Gewinn. Uns erwartet mit Aste Nagusia ein gigantisches Volksfest der baskischen Kultur. Musik und Tanz sowie traditionelle Sportwettbewerbe wie Holzhacken und Steine tragen. Als weiteren Höhepunkt erleben wir den Besuch des Guggenheimmuseums. Da kann die Sonderausstellung des Kölner Künstlers Gerhard Richter kein Zufall sein.

Strandspaziergang San Sebastian

 

Concha Bucht in San Sebastian

 

Pitxos statt Tapas in Bilbao

 

Bilbao Volksfest

 

Bilbao Volksfest

 

Bilbao Guggenheim-Museum

 

Guggenheim-Museum

Schon schlägt die Stunde für den Rückflug in heimatliche Gefilde. Was bleibt, ist ein Wohlfühlfaktor mit Erinnerungen an ein Schiff der Supersonderextraklasse, lesen auf Liegen, abwechslungsreiche Ausflüge und gute Gespräche. Jede Menge Stoff für ein Fotobuch mit einem Hauptdarsteller: der Sea Cloud II, mit allen Segeln, die die Welt bedeuten.

Sonnenuntergang

 

Reisebericht-Autor Wilhelm Fischel