Inszenierung, Illusionen, Bilder – Potsdamer Erzählungen

Nach dem Frühstück im Hotel beginnen Sie Ihren Tag mit – Schreiben! Angeleitet von Ihren Dozentinnen, befassen Sie sich mit den Kreuzungen der Zeitgeschichte in Ihrer Biografie. Der erste Spaziergang führt zur Garnisonkirche, wo Sie Potsdams wechselvolle Geschichte mit ihren Inszenierungen wahrnehmen können: Im frühen 18. Jahrhundert als protestantisches Gotteshaus für Soldaten erbaut, diente die Kirche später als Grabstätte der preußischen Könige. In der Weimarer Republik versammelten sich hier die erbitterten Gegner der Demokratie. Nach der Zerstörung 1945 wurde die Ruine 1968 als Herrschaftszeichen des »reaktionären Preußentums« gesprengt. Im April 2024 wurde der Kirchturm nach dem umstrittenen Wiederaufbau eingeweiht. Der Geschichte muss man sich immer wieder neu stellen – der Zeitgeschichte genauso wie der persönlichen. Mit Schreibimpulsen spüren Sie nach, welche Orte in Ihrem Leben Symbolcharakter haben.

Anschließend rüsten wir Sie mit einem persönlichen Stadtplan aus, der Sie auf einen Spaziergang durch die historische Altstadt ins Holländische Viertel führt. In der Potsdamer Altstadt lässt sich Einwanderung architektonisch nachvollziehen. Hugenotten hinterließen ihre Spuren ebenso wie niederländische Handwerker. Schon immer suchten Menschen Schutz vor Verfolgung; manchmal lockte auch das Versprechen auf ein besseres Leben in die Fremde. Wie erleben Sie Neuanfang, neue Nachbarschaften, fremde Einflüsse in Ihrem Leben? Sie halten Ihre Eindrücke und Erfahrungen in Textfragmenten fest.

Nach einer individuellen Mittagspause treffen Sie sich am Schlosspark Sanssouci, der als herausragendes Beispiel preußischer Gartenbaukunst zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Gärten sind seit jeher Ausdruck unseres Selbstbildes und Naturverständnisses. Schloss Sanssouci und seine Gärten spiegeln die philosophischen und kulturellen Werte der Aufklärung – und sind Symbol für Rationalität, ästhetische Harmonie und die repräsentative Macht der preußischen Monarchie. An diesem Ort der Muße und intellektuellen Freiheit widmen Sie sich schreibend dem Verhältnis von Vernunft und Spiel, Selbstbild und -inszenierung.

Sie genießen eine Ruhepause im Hotel, danach besprechen wir gemeinsam Texte und Schreiberfahrungen. Anschließend sind Sie zu einem Autorengespräch verabredet. Was bewegt eine professionelle Autorin und Lyrikerin im Schreibprozess? Wie verarbeitet sie biografische Erfahrungen? Den Abend können Sie nach Ihren Wünschen gestalten.

Nach dem Frühstück beginnen Sie den Tag mit Schreibimpulsen rund ums Thema »Grenzen öffnen und Neues gestalten«. Anschließend geht es mit Tram und Bus zur Glienicker Brücke, auch bekannt als »Agentenbrücke«, die über die Havel führt und Berlin und Potsdam verbindet. Bis 1989 war es jedoch eine Brücke, die Menschen und Systeme trennte: Die deutsch-deutsche Staatsgrenze verlief genau in ihrer Mitte. Legendär wurde die Glienicker Brücke als Schauplatz für den Austausch von Agenten zwischen den USA und der Sowjetunion. An diesem besonderen Ort widmen Sie sich mit Schreibimpulsen den Themen: Täuschung, Geheimnis und der individuellen Erfahrung mit der deutschen Teilung. Nach dem Schreiben spazieren Sie am Ufer des Jungfernsees, ehemals Grenzsperrgebiet, weiter zum Schloss Cecilienhof, wo sich 1945 Churchill, Truman und Stalin trafen und mit dem Potsdamer Abkommen Deutschland neu ordneten. Nach der geführten Besichtigung gehen Sie schreibend der Frage nach: Wo und wie wirkt die Wucht der Zeitgeschichte in Ihre eigene Biografie hinein? Geht es Ihnen auch so, dass Sie »verfassen müssen, um zu erfassen« (Haruki Murakami). Wir laden Sie ein, Ihre Texte zu verfassen.

Nach einer individuellen Mittagspause wenden Sie sich dem anderen Potsdam zu: der Architektur der DDR-Zeit. Sie ist ein Zeugnis der gesellschaftlichen Vorstellungen des sozialistischen Landes und zeigt den Versuch, funktionale und zugleich repräsentative Gebäude zu schaffen. Diese Bauten prägen bis heute das Stadtbild und sind wichtige Zeitzeugen der jüngeren deutschen Geschichte – ob man sie schätzt oder ablehnt. Bei einem geführten Spaziergang zu ausgewählten Bauten erfahren Sie mehr über die Leitideen und neuen Formen. Den Abschluss bildet das restaurierte Café Minsk, heute ein Kunsthaus, das die Architekturgeschichte präsentiert. Hier widmen wir uns schreibend Fragen der Form und unserem Umgang mit Störungen. Das Abschiedsabendessen genießen Sie gemeinsam in einem Restaurant in der Altstadt von Potsdam.

Nach dem Frühstück spazieren Sie zum Museum Barberini, dessen Sammlung impressionistischer Landschaftsmalerei einen der weltweit wichtigsten Werkkomplex darstellt. Sie umfasst Meisterwerke von Monet, Renoir, Pissarro und anderen. Die lichtdurchflutete, farbstarke Malerei des Impressionismus und Pointillismus folgten dem Ideal, Natur mit Licht und Farbe sinnlich erfahrbar zu machen. Inmitten dieser Farbwelt widmen Sie sich – inspiriert von den Bildern – schreibend Ihren eigenen inneren wie äußerlichen Landschaften. Die Reise endet gegen 14 Uhr, und Sie beginnen Ihre Individuelle Abreise oder verlängern Ihren Aufenthalt in Potsdam.

Kreatives Schreiben braucht kein Vorwissen und keine Schreiberfahrungen. Es zählt die Lust am Schreiben, am Versuch, am Gespräch sowie die Neugierde auf Neues. Wer schon eigene Texte geschrieben hat, wird neue Techniken erproben und Feedback von der Gruppe bekommen. Die Schreibanregungen und -übungen laden ein, sich selbst auszuprobieren und sich kreativ mit den Eindrücken der Reise auseinanderzusetzen. Umsichtig geführt von den Schreibdozentinnen, erkunden Sie (vielleicht) unbekanntes Terrain und erleben, wie viel Freude es macht, die eigene Stimme zu entdecken und Gehversuche in verschiedenen Genres zu unternehmen.

Beim kreativen Schreiben gibt  es gibt kein Gut oder Schlecht, keine Noten und kein Urteil. Sie entdecken eigene Ressourcen, erleben Freude am kreativen Prozess, am Austausch unter Gleichgesinnten und probieren ganz einfach eine besondere Form der sinnlichen Wahrnehmung von Wirklichkeit.

Wo klassische Städtereisende besichtigen und eher passiv das Stadtgeschehen bereisen, begegnen Sie aktiv und schreibend dem Neuen, lassen sich auf Inspirationen ein und erfahren auch etwas über sich selbst. Denn dem Fremden zu begegnen, bedeutet auch immer, sich selbst zu begegnen. Impulsgebend sind sinnliche Eindrücke, um das poetische Moment der eigenen Sprache zu erkunden.

Wer mag und schon Schreiberfahrung mitbringt, hat die die Möglichkeit, während der Reisetage ein individuelles Schreibcoaching zu vereinbaren.

Auch im Sinn einer nachhaltigen Idee von Reisen, bewegen wir uns zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Wir bitten zu beachten, dass im Rahmen der inkludierten Mahlzeiten die Getränke in Eigenleistung auszuwählen und zu bezahlen sind (wenn nicht anders ausgeschrieben). In diesem Zusammenhang auch ein Hinweis zu den Trinkgeldern: Trinkgelder für Fahrer, lokale Führer und Hotel- bzw. Restaurantpersonal oder Ihre Reiseleiter sollen in jedem Fall ein Ausdruck der Zufriedenheit sein und werden von den Empfängern als persönliche Anerkennung für die erbrachte Leistung gewertet. Bitte berücksichtigen Sie dies für Ihre Reisekasse.

Diese Reise ist für Personen mit eingeschränkter Mobilität grundsätzlich nicht geeignet. Nähere Informationen hierzu erhalten Sie gern telefonisch bei uns.

Stornierungsbedingungen laut AGB des Veranstalters.

Eine Kreditkartenzahlung per VISA oder Mastercard ist möglich. Weitere Informationen erhalten Sie von unserem ZEIT REISEN Kundenservice.

Für den CO₂-Ausstoß aus sämtlichen Fahrten mit Bahn, Bus, Flugzeug und Schiff sowie dem Landprogramm entrichten wir für Sie einen Klimaschutzbeitrag an sorgfältig geprüfte Klimaschutzprojekte. Bei unseren Partnerveranstaltern werden die Projekte jährlich abgefragt und dokumentiert.