Carnegie Hall New York

Carnegie Hall New York

Die Carnegie Hall zählt zu einem der berühmtesten Konzertsäle der Welt und hat in seiner über 125-jährigen Geschichte musikalische Maßstäbe gesetzt – vor allem wegen herausragender Konzerte und brillanter Akustik.

 

Pferdekutschen säumten die gesamte 57th Street und 7th Avenue in New York. Es war der 5. Mai 1891. Ein neues Konzerthaus wurde eröffnet, ein gigantischer Ziegelsteinbau, im Stil der italienischen Renaissance gehalten, der vom Großindustriellen Andrew Carnegie finanziert wurde. Zuvor hatte der Leiter der New Yorker Philharmoniker Walter Damrosch den Tycoon auf einer Schifffahrt getroffen und überzeugt, dass sein Orchester ein ständiges Zuhause brauchte. Andrew Carnegie ließ sich hinreißen. Alles sollte für die Premiere stimmen.

 

Carnegie war mit dem Erfinder Thomas Edison befreundet. Die Carnegie Hall war eines der ersten Gebäude mit elektrischem Licht. Sogar an eine Klimaanlage wurde gedacht: Vor der Premiere wurde Eis unter die Bühne geschüttet. Ventilatoren fächerten die Luft auf.

 

Ein Star sollte an diesem Abend die New Yorker Philharmoniker dirigieren. Vom Multimillionär Andrew Carnegie wurde ein weltberühmter Komponist eingeladen, eigentlich ein Reisemuffel, der nun die Carnegie Hall eröffnen sollte: Tschaikowsky höchstpersönlich. Fünf Abende lang leitete er Orchester und Chor durch seine Werke. Für gerade mal zwei Dollar Eintritt konnte man bei dieser Premiere einen Weltstar erleben, das günstigste Ticket auf den Rängen kostete nur 45 Cent. Der Abend rollte den Teppich aus für unzählige weitere Stars aus, die in der Carnegie Hall noch auftreten sollten.

5 Zahlen, die Sie schon immer über die Carnegie Hall wissen wollten

  • 45 Cent: Soviel kostete das günstigste Ticket bei der Eröffnung des Konzertsaals am Mai 1891. Tschaikowsky höchstpersönlich dirigierte das Konzert.
  • 6. Dezember 1893: Uraufführung von Antonín Dvořáks 9. Sinfonie Aus der Neuen Welt.
  • 2804 Plätze: Soviel Zuschauer finden Platz in dem Großen Konzertsaal mit seiner legendären Akustik.
  • 12. Februar 1964: Als »die Nacht, in der die Carneggie Hall durchdrehte« ging der Auftritt der Beatles in die Geschichte ein.
  • 5. Mai 2016: Die Carneggie Hall feiert ihr 125-jähriges Jubiläum mit Konzerten des Pianisten Lang Lang bis hin zur Rocklegende James Taylor.

Ein Saal für die weltbesten Klassik-Stars der Zeit

Schon früh in ihrer Geschichte war die Carnegie Hall ein beliebter Veranstaltungsort für die weltbesten Dirigenten wie etwa Gustav Mahler, Arthur Nikisch, Thomas Beecham, Pierre Monteux oder Bruno Walter. Der italienische Jahrhundertdirigent Arturo Toscanini elektrisierte das Publikum in der Carnegie Hall mehr als 28 Jahre und schrieb eine unvergessliche Geschichte, als er mit seinem Schwiegersohn Vladimir Horowitz als Solist auftrat und mehr als 10 Millionen Dollar für Hilfe im Zweiten Weltkrieg sammelte – in einer einzigen Benefizvorstellung mit Tschaikowskys Klavierkonzert in b-Moll. Viele Klassik-Stars feierten hier den Durchbruch wie Arthur Rubinstein und Yehudi Menuhin.

 

Leonard Bernstein gab 1943 sein berühmtes Debüt und trat während seiner gesamten Karriere mehr als 400 Mal in dem Konzertsaal auf, wo auch unter anderem die 9. Sinfonie von Antonín Dvořák und Ein Amerikaner in Paris von George Gershwin uraufgeführt wurde. Weitere Weltstars und Aufführungen von historischem Rang folgten, so präsentierte 1955 Beniamino Gigli seinen Farewell-Liederabend in New York, und 1976, bei der 85-Jahr-Feier zur Eröffnung der Carnegie Hall, kam es zu einem »Konzert des Jahrhunderts«, bei dem Vladimir Horowitz das einzige Mal in seinem Leben als Liedbegleiter auftrat. Auch andere Weltstars wie Herbert Karajan, Maria Callas, Enrico Caruso oder Sergej Rachmaninoff zelebrierten große Erfolge.

 

Der exzellente Ruf besteht bis heute, wie eine Anekdote erzählt. »Wie komme ich zur Carnegie Hall?«, soll ein Spaziergänger einmal den Violinisten Jascha Heifetz gefragt haben. Seine kurze Antwort: »Üben«.

Ein Forum für große Denker

Obwohl die Carnegie Hall vor allem als Konzertsaal gedacht war, fanden von Beginn an die unterschiedlichsten Veranstaltungen statt.  Von Anfang an war die Carnegie Hall auch ein wichtiges Schaufenster für die kulturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten. Bei der Grundsteinlegung der Carnegie Hall 1890 verkündete Andrew Carnegie: »Alle Zwecke können hier einen Platz finden.«

 

So trat Emmeline Pankhurst hier für das Frauenwahlrecht ein und Margaret Sanger für Geburtenkontrolle. Der Schriftsteller Mark Twain hielt auf der Bühne des legendären Hauses ebenso einen Vortrag wie der junge Winston Churchill und Albert Einstein. Präsident Wilson warb 1919 für den Versailler Friedensvertrag. Auch einige bekannte Bürgerrechtler haben hier gesprochen – wie Martin Luther King und Jesse Jackson. Alle politischen Richtungen waren vertreten. Es gab nie eine Vorgabe. Der offene, liberale Geist der Carnegie Hall inspirierte nicht nur Musiker, sondern auch die prägendsten Vordenker der Zeit.

Die brillante Akustik des Großen Konzertsaales

Dass internationale Rockgrößen ebenso auftraten wie klassische Orchester und Musiker liegt nicht nur am großen Namen des Veranstaltungsortes, sondern auch an der bemerkenswerten Akustik des Großen Saals mit 2804 Plätzen auf fünf Ebenen. Auch die Beatles waren da – auf dem Programm war Paul McCartney allerdings fälschlicherweise als John McCartney angekündigt. Eigentlich sollte das Konzert damals zur Veröffentlichung aufgenommen werden, aber es war einfach zu laut. »Die Mädels schrien sich die Seele aus dem Leib«, erinnern sich Mitarbeiter.

 

Der Große Konzertsaal wurde 1986 nach dem weltberühmten Geiger Isaac Stern benannt, der über den Saal einmal sagte, er sei selbst wie ein Instrument. Die Namensgebung hat einen besonderen Hintergrund: Als die New Yorker Philharmoniker, welche die Carnegie Hall bisher als Auftrittsort genutzt hatten, 1960 ins Lincoln Center umzogen, sprachen sich viele dafür aus, dass die Halle abgerissen werden sollte. Stern setzte sich für den Erhalt des Hauses ein – und hatte Erfolg.

 

Ein Auftritt in der Carnegie Hall ist nach wie vor ein Ritterschlag und der Start einer Weltkarriere für jeden Musiker. Ein Grund für die herausragende Akustik, die auch für größere Besetzungen und Orchester funktioniert, ist die Quader-Struktur des Gebäudes sowie die verwendeten Hölzer für die Wandverkleidungen.

 

Die Bühne ist sehr niedrig im Vergleich zu modernen Sälen. Sie ist zusätzlich als Halbkreis gedacht und mit einer flachen Kuppel überwölbt. Das hilft! So kann sich der Klang im Halbrund balancieren, ausbilden und von dort aus in den Saal abstrahlen.

 

Fazit: Die freie Entfaltung von Musik und Geist – die Carnegie Hall bietet unvergessliche Höhepunkte dank Weltstars und einer einmaligen Akustik.