DER WEG IST DAS ZIEL

Auf der neuen Seidenstraße

2300 Jahre Kulturgeschichte hautnah erleben – als Kulturbotschafter der ZEIT auf Expedition im Bus von Hamburg nach Shanghai

Am 12. Mai 2016 um 12:00 Uhr startet unsere einmalige Kulturexpedition am Hamburger Pressehaus. Das Reiseziel nach über 13.000 Kilometern, 53 Tagen und 38 Etappen ist Shanghai, Chinas Weltmetropole, mit der Hamburg 2016 das Jubiläum der 30-jährigen Städtepartnerschaft feiert. Maximal 26 ZEIT-Reisende fahren in einem modernen und großräumigen 5-Sterne-Luxusbus mit allem Komfort über Polen, Weißrussland, Russland, Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan auf der neuen Seidenstraße nach China.

In der Blütezeit der Seidenstraße vor über tausend Jahren wurden Seide, Porzellan und Gewürze global gehandelt. Nach Jahrhunderten der Vergessenheit wird die Seidenstraße von China wiederbelebt und steht erneut im Fokus globaler Aufmerksamkeit. Wo früher Kamelkarawanen jahrelange und beschwerliche Reisen zwischen Europa und Asien auf sich nahmen, entstehen heute neue Autobahnen, Pipelines und Eisenbahnnetze für die modernsten Hochgeschwindigkeitszüge der Welt. Sie werden Zeitzeuge auch dieser Entwicklung. Die Teilnehmer übernachten in ausgesuchten 4- bis 5-Sternehotels und werden auf der gesamten Strecke von einer Reiseleitung der ZEIT und unseres Partnerveranstalters China Tours begleitet. Langjährige Korrespondenten und Redakteure der ZEIT wie Michael Thumann und Johannes Voswinkel, der China-Fachmann Frank Sieren sowie weitere Experten vermitteln Ihnen in Vorträgen und Gesprächen auf wichtigen Teilstrecken ihr Wissen über Geschichte und aktuelle Entwicklungen. Vielerorts werden unserer Kulturexpedition unterwegs hochkarätige Empfänge durch unsere Gastgeber bereitet.

Begleiten Sie uns hier im Blog auf ein einzigartiges Abenteuer: Die neue Seidenstraße!

DIE ROUTE IM ÜBERBLICK
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Vorschau

Der Countdown läuft

Nur noch 3 Tage bis zur großen Abfahrtszeremonie vor dem Helmut-Schmidt-Haus in Hamburg

In wenigen Tagen geht es endlich los! Ein Jahr Vorbereitung neigt sich dem Ende und wir alle fiebern der Abfahrt entgegen. Während Christian Peschke, der Geschäftsführer des Busunternehmens de Kieler, noch die letzten Tische einbaut, und unsere 48 Reisegäste sicher voller Vorfreude ihre Koffer packen, bereitet Franziska aus dem Kundenservice die Abfahrtsverantstaltung in der ZEIT-Kantine am 12.5. vor. Ab Freitag lesen Sie hier Neuigkeiten direkt aus dem Bus! Freuen Sie sich auf Reiseberichte, Hintergrundinformationen von unseren ZEIT-Experten und exklusive Fotos von der Strecke. Wir sind gespannt auf die kommenden Tage und Wochen. Seien auch Sie dabei!

 

ZEIT REISEN-Bus
ZEIT REISEN-Bus
Die Abfahrt

Die Abfahrtszeremonie in Hamburg

Der Weg ist das Ziel – Die feierliche Abfahrt im Helmut-Schmidt-Haus

In Hamburg sagt man Tschüß – den ganzen Morgen liefen die Vorbereitungen noch auf Hochtouren: Das Buffet in der Kantine wurde bestückt, die Getränke kaltgestellt und überall im Haus fleißig Glückskekse und Fähnchen für den Abschied vorm Haus verteilt. Für die Feierlichkeiten wurde die Kantine sogar bis 12.30 Uhr gesperrt, was bei einigen Kollegen mit knurrendem Magen zu Verwirrungen geführt hat. Bei Sekt und Canapés in der Kantine der ZEIT lauschten die Reisegäste den einstimmenden Grußworten, u.a. von Verlagsleiterin Sandra Kreft, Dr. Theo Sommer, ZEIT-Chefredakteur und -Herausgeber i.R., Sun Congbin, chinesischer Generalkonsul in Hamburg, und Frank Horch, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation. Der Senator wünschte im Namen des Senats und der Stadt Hamburg den Kulturbotschaftern eine gute Reise und viele spannende Eindrücke. Bevor man sich zum Einsteigen bereit machte, wurde nochmals auf eine unvergessliche Reise angestoßen. Mit wehenden Fähnchen verabschiedeten anschließend zahlreiche ZEIT-Mitarbeiter die Busse, die am Abend ihr erstes Etappenziel Berlin erreichen. Heute Abend sind unsere Reisenden in die usbekische Botschaft eingeladen. Dort werden Sie sich sicherlich schon mal auf die kulinarischen Köstlichkeiten der Region einstimmen.

Morgen geht’s weiter nach Polen und unser geschätzter Polen-Experte Janusz Tycner geht an Bord.

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Sun Congbin und Frank Horch beim Abschied der Busse

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TAG 2

Die Kulturbotschafter on the Road!

»Jede Reise ist wie ein weißes Blatt Papier, das sich im Laufe der Reise von selbst füllt«. So sagte es Rainer Schelp, unser Reiseleiter, im Bus vom Team Hamburg, als dieser gestern um 12.32 Uhr vom Parkstreifen vor dem Hamburger Helmut-Schmidt-Haus rollte. Ein schönes Bild, sich auch unsere Reise so vorzustellen, nur dass dieses Blatt im digitalen Zeitalter ein Blog ist. Dieser Blog, der sich langsam füllt mit unseren Eindrücken, unseren Gedanken, unseren Erfahrungen in den Ländern, mit den Kulturen und den Menschen, die sich im Laufe unserer kleinen Ausfahrt vielleicht puzzleteilartig zusammensetzen und wir am Ende dieser Reise in vielerlei Hinsicht bereichert aus dem Bus aussteigen werden.

»Und wann ist eine Reise ein Erfolg?«, fragte Rainer – und gab die Antwort dann selbst, aus der Erfahrung seiner 30 Jahre Reisebegleitung im euroasiatischen Raum: »Eine Reise ist dann ein Erfolg, wenn man in der Lage ist, am Ende der Reise andere Fragen zu stellen als vorher.« Das könnte eine gute Lösung sein für den Weg, der vor uns liegt, fast 14.000 Kilometer. Und viel Zeit, fast siebeneinhalb Wochen. Ein Weg durch mehrere Zeitzonen, etwa durch Nomadenland, in dem die Zeit oft eine ganz andere Rolle spielt als für uns.

Gestern Mittag sind wir ausgebrochen endlich: zwei Busse, Team Hamburg und Team Shanghai, mit 26 und 23 ZEIT-Reisenden. Jeweils abwechselnd werden wir »on the road« berichten, die Teilnehmer, die Reiseleiter und die ZEIT-Experten – Sofern es die Telekommunikation unterwegs ermöglicht.

Schnell lernen wir, wer in den nächsten siebeneinhalb Wochen besonders wichtig sein wird: Das ist das Bus-Team um Christian Peschke, unseren Busunternehmer aus Kiel und seine beiden Fahrer Holger und Ümet. Christian hat in beide Busse auf dem Platz zweier Sitzreihen ein Komfortmodul eingebaut aus einem herrlich bequemen Sitz und einer Schrank-/Tischkombination, auf der man die ZEIT in ganzer Breite ausbreiten kann.

Schrank-/Tischkombination ideal zum Lesen der ZEIT
(Bernd Loppow)

Und alle, wirklich alle, die Busfahrer, die Teilnehmer und auch wir von ZEIT REISEN sind unendlich froh, dass die Reise unseres Lebens nun endlich losgeht. Die meisten der Gäste hatten sich vor einem Jahr sehr spontan entschieden, diese Reise anzutreten – sechseinhalb Stunden nach Erscheinen der ZEIT war der erste Bus bereits gefüllt und der zweite zwei Tage später.

Schnell geht die erste Etappe vorüber. Das Ziel Berlin. Auf den letzten Kilometern haben wir dann auch unseren Song in den CD-Wechsler geschoben. So eine Reise braucht eine Hymne, das hatten wir im Hotel Atlantic beim Begrüßungsdinner beschlossen. Sie ist von Udo Lindenberg, dem berühmtesten Gastes der weißen Herberge an der Alster: »Hinter dem Horizont geht’s weiter«. Singend sind wir in Berlin angekommen.
Nach kurzer Rast im Hotel dann gleich der erste große Empfang in der usbekischen Botschaft. Im feinsten Zwirn und edelster Robe, die die Koffer hergaben, werden wir offiziell begrüßt und erfahren in herrlichen Bildern, was uns im Herzstück der Seidenstraße, in Usbekistan, an beeindruckenden Bauten und Kulturschätzen erwartet. Das kulinarische Angebot präsentierte sich anschließend am Buffet: Plov, das Nationalgericht aus Reis und lecker zarten Lamm. Mit Rindfleisch gefüllte Teig- und Blätterteigtaschen, alles äußerst schmackhaft! Für Vegetarier oder gar Veganer könnte Usbekistan allerdings zu einer harten Probe werden. Beschwingt auch vom kühlem Bier und Weißwein auf der Botschaftsterrasse und ermattet von einem aufregenden ersten Tag fallen 49 Kulturbotschafter nach der Rückkehr ins Hotel Kempinski in einen tiefen Schlaf.

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Empfang in der Usbekischen Botschaft in Berlin
(Bernd Loppow)

Und immerhin: Die ersten 317 Kilometer sind geschafft, 2,14 Prozent unserer Strecke.

TAG 3

Willkommen in Polen

Um 7.30 Uhr klingelt der Wecker, denn um 9 Uhr ist Abfahrt. Tatsächlich finden sich alle pünktlich zur Abfahrt ein. 310 Kilometer wollen nach Posen bis zum Mittag geschafft sein. Auf der Autobahn passieren wir die Baustelle des neuen Berliner Flughafens, nicht ohne den obligatorischen Kalauer: »Was kommt dabei raus, wenn man BER mit Stuttgart 21 kreuzt? Der erste unterirdische Flughafen der Welt.«

Letzter Tankstopp in Deutschland: 360 Liter fließen in den Bauch unseres Busses. Dann überqueren wir bei Frankfurt an der Oder die Grenze, die letzte in der EU und daher problemlos ohne Stopp und Passkontrolle. Links und rechts der Autobahn auch hier leuchtend gelbe Rapsfelder, grüne Wiesen, kleine Gehölze – ein gewohntes Bild.

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An Bord herrscht beste Laune
(Bernd Loppow)

Passendes Ambiente für eine Kaffeepause, Filterkaffee, den Busfahrer Holger während der Fahrt automatisch gebrüht hat. Einige testen in der warmen Sonne des Spätvormittags aber auch bereits das regionale Bierangebot – ein lecker kühles Piwo.

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ZEIT-Reisende genießen das polnische Bierangebot
(Bernd Loppow)

Dass auch Polen nicht von Staus verschont ist, lernen wir bei der Einfahrt in Posen. Aber fast pünktlich erreichen wir unser heutiges Domizil, das Hotel Andersia. Hier wartet unser ZEIT-Experte Janusz Tycner auf uns und gleich das erste Mittagessen in Posen im Restaurant Wiejskie Jadlo.

Zu Fuß sind es vom Hotel nur wenige Minuten bis in die Posener Altstadtgassen, durch die wir vorbei an gut erhaltenen Altbauten bis um Marktplatz marschieren. Nach Originalbauplänen haben Restauratoren und Architekten das im 2. Weltkrieg stark zerstörte Viertel wieder zu einem Anziehungspunkt für die Bevölkerung gemacht – mit zahlreichen Cafés, Restaurants, Läden, Boutiquen und den unvermeidlichen Souvenirständen. Im Zentrum des Marktplatzes steht das alte Rathaus, eines der prachtvollsten Renaissancedenkmäler Mitteleuropas und heutiges Museum.

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Führung durch die Altstadt von Posen
(Bernd Loppow)

In einer Seitengasse des Marktplatzes wird uns in der verwinkelten Gaststätte Wiejskie Jadol das Mittagessen serviert, Schnitzel mit Sauerkraut und Kartoffeln. Barbara Mandelke ist eine resolute Person – und versteht es mit Witz und Charme Ihre Heimatstadt vorzustellen. Barbara erklärt uns mit einem Augenzwinkern, »wenn man in Poznan ein Bier trinkt, muss es unbedingt ein Lech sein, nach einem alten polnischen Vornamen, wie Lech Walesa. Denn Lech muss wech«. Na dann Prost.

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Lech Bier
(Bernd Loppow)

Gar nicht so schlecht! Schwer beeindruckt sind selbst die Atheisten unter uns von der Pfarrkirche in einer anderen Seitengasse vom Markt, deren fast bescheidene Fassade fast nichts von Pracht im Innern erahnen lässt.

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Pfarrkirche von Posen
(Bernd Loppow)

Überhaupt: Posen gehört traditionell zu den wohlhabenderen Städten in Polen, zum einen, weil es in den Jahrhunderten harter Kämpfe um die Vorherrschaft in der Region von weltlichen wie geistlichen Herrschern zur Residenz- und Messestadt erkoren wurde. Heute, weil es als erste größere Ansiedlung nach der deutschen Grenze an der Autobahn nach Warschau vom polnischen Wirtschaftsaufschwung profitierte. Kürzlich erst hat Volkswagen entschieden, eine neues Werk in Posen zu errichten.

In einem beeindruckenden Vortrag analysiert Janusz Tycner, unser ZEIT-Experte, der aus Warschau für drei Tage zu uns gekommen ist, am Abend die politische Lage in seiner Heimat. Er berichtet von den Schwierigkeiten mit den deutschen Partnern, die Beweggründe vieler Polen, sich der nationalkonservativen Bewegung Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Jaroslaw Kacinski zuzuwenden. Und warum die große Mehrheit der Polen die Mitgliedschaft in der EU begrüßt, aber nicht bereit ist, nationale Entscheidungskompetenzen nach Brüssel zu übertragen. Im Anschluss an die nachfolgende Diskussion verlassen viele von uns diese Geschichtsstunde nachdenklicher und schlauer als zuvor. Mit dem gleich nebenan festlich eingedeckten Dinner endet ein weiterer spannender Tag.

TAG 4

Der Weg nach Warschau

Über Nacht ist es um mehr als zehn Grad abgekühlt, der Sommer ist vorerst vorbei. Wie jeden Morgen starten die Busse um eine halbe Stunde versetzt auf die Tagesetappe. Heute geht es für Team Hamburg im dunklen Bus um halb neun los. Polens Hauptstadt Warschau ist das Ziel, knapp 300 Kilometer entfernt, zwei Nächte werden wir dort verbringen.

An Bord wird die Möglichkeit zur Fragestunde mit Janusz Tycner ausgiebig genutzt. Wie ist das Verhältnis der Polen zu Russland? Was erwarten die Polen von der EU? Wie ist die finanzielle Situation der polnischen Rentner? Mit welchen Mitteln versucht die Regierung die Zukunftschancen der Jugend zu verbessern und die Abwanderung zu stoppen? Ausführlich und geduldig gibt unser ZEIT-Experte Auskunft, Journalismus live an Bord.

Der dichte Regen, der inzwischen eingesetzt hat, stoppt schlagartig, als unser Fahrer Holger den Bus auf den Parkplatz der Raststätte steuert. Zeit zum Aufsuchen der »Gesellschaftsräume«, wie es Reiseleiter Holger vornehm auszudrücken pflegt und für einen Kaffee aus unseren ZEIT-Expeditionsbechern, die wir mit Namen und Expeditionsroute für jeden Teilnehmer angefertigt haben.

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Kaffeepause mit persönlichen Expeditionsbechern
(Bernd Loppow)

Weiter auf die Autobahn nach Warschau, wir passieren moderne Autobahnkreuze, mehrere Wildbrücken, über die Tiere die Autobahn passieren können und fahren entlang Kilometer langer Lärmschutzwände durch Gegenden, in denen, wenn überhaupt, vielleicht erst in 20 Jahren Menschen siedeln werden – alles ist aus Investitionsgeldern der EU finanziert.

Pünktlich zum Mittagessen erreichen wir Warschau. Ein kurzer Spaziergang in der Warschauer Innenstadt bis zum Restaurant Literatka, wo wir mit einer Portion wohlschmeckender Piroggen überrascht werden, mit Rindfleisch und Sauerkraut gefüllte Teigtaschen. Das ist schon mal eine Konstante auf dem Weg nach Shanghai, Teigtaschen in jeder Form werden uns entlang der Seidenstraße bis nach Shanghai begleiten.

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Spaziergang durch die Warschauer Altstadt
(Bernd Loppow)

Als wir gegen drei Uhr vor dem Hotel parken, freuen wir uns über ein paar Stunden Freizeit bis zum gemeinsamen Abendessen im Hotel.

Schnell hat sich herumgesprochen, dass es in der Bar in der 40. Etage des Marriott Hotels nicht nur einen famosen Ausblick auf das blau angeleuchtete Mahnmal des Sozialismus, den Kulturpalast, direkt gegenüber gibt, sondern auch extrem leckere Cocktails. Natürlich muss in Warschau auch Wodka im Glas sein! Als der Autor dieser Zeilen um 22.30 Uhr die Bar zum Verfassen des aktuellen Blogbeitrags verlässt, haben es sich noch zahlreiche Mitglieder der Teams Hamburg und Shanghai in den Barsesseln bequem gemacht und gerade eine weitere Runde geordert. Nasdrowje, auf den Team Spirit!

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Blick aus dem Hotel
(Thomas Peters)

Ich verabschiede mich als Blogautor bis zum 23. Juni, wenn ich in Xian wieder zur Kulturexpedition dazustoße. Bis dahin wünsche ich unseren Kulturbotschaftern gutes Gelingen auf ihrem langen Weg über die Seidenstraße. Ihr wisst ja: »Hinterm Horizont geht’s weiter, zusammen sind wir stark!«

~ Bernd Loppow

Übrigens: Regelmäßiges Lesen wird belohnt! Im Rahmen unseres Gewinnspiels stellen wir nächsten Freitag, den 20. Mai, unsere erste Gewinnspielfrage. Weitere Informationen finden Sie hier >>

TAG 5

Pfingstsonntag in Warschau

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Warschauer Schloss
(Bernd Loppow)

Nach einem regnerischen Tag ist Warschau heute mit Sonne und kaltem Wind erwacht. Schön für unsere Stadtbesichtigung und natürlich auch für die Photographen unter uns.
Los ging es am Hotel mit dem Bus zum Schloss. Besser wie wir in Berlin, haben die Polen ihr Schloss gleich nach dem Krieg nach Bildern von Cannaletto wieder aufgebaut. Die Führung im Schloss war traditionell im sozialistischen Stil, interessant für uns Kulturbotschafter.

Ein Fußmarsch durch die herrliche Altstadt, die nicht wirklich alt war, aber aus alten Steinen auch nach dem Krieg getreu den alten wieder aufgebaut worden war.

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Die Altstadt von Warschau
(Beate Arnold)

Nach dem Mittagessen in einer kleinen gemütlichen Gaststätte, es wurde gebratene Forelle serviert, fuhren wir zum Jüdischen Museum. Das große Denkmal hat viele von uns sehr berührt.

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Jüdisches Denkmal in Warschau
(Beate Arnold)

Der Kniefall von Willy Brand war uns allen noch gut vor Augen – auch für ihn gibt es jetzt einen Gedenkstein hier. Weiter ging es mit dem Bus durch das kleine und große Ghetto, wovon fast nichts mehr zu sehen ist. Der etwas andere Ausklang des ereignisreichen Tages war, nach dem malerischen Spaziergang durch den Kolewskie – Park mit dem königlichen Wasserschloss, das open air Chopin Konzert neben dem Chopin Denkmal. Stimmungsvoll, mit ein bisschen Romantik auf den Wiesen sitzend, haben wir dem tollen Pianisten gelauscht.
Ein toller Tag wurde dann in einem jüdischen Restaurant mit schwungvoll vorgetragenen Folkloretänzen beendet. Die Hotelbar im 40. Stock hatten wir rundum am Abend davor schon ausgiebig genossen, dafür reichte es heute nicht noch einmal.

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Folklore Tanz in Warschau
(Beate Arnold)

Der Tag war voller Highlights – interessant und beeindruckend.

~ Beate Arnold, Team Shanghai

TAG 6

Der Weg nach Weißrussland

Der Blick aus dem Fenster des 31. Stocks unseres Hotels verheißt Gutes.

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Warschau war zweifelsfrei ein Erlebnis! Heute aber werden wir schon wieder eine Grenze überschreiten – eigentlich das Motto der ganzen Reise. Mir fällt das Paar bei unserem Abschied in Hamburg am Helmut-Schmidt Haus ein. Angesichts unserer Busse, die durchaus an Fahrzeuge aus einem „Transformers“ Film erinnern, fragte die Dame ihren Begleiter: “Wohin die wohl einen Ausflug unternehmen…?“ Christian Peschke, unser Fahrer für die nächsten zwei Tage, startet den Motor und wir gehen die nächsten rund 200 km an. Wir verlassen Warschau mit unserer Hymne Lindenbergs „Hinterm Horizont“ – und werden immer textsicherer. Die nagelneuen Autobahnen Polens weichen auf dem Weg zur Grenze gut ausgebauten Bundesstraßen. Kurz vor der Ausreise noch ein Stopp mit Kaffee und Gebäck.

Gegen 12:15 dann die Ausreisekontrolle. Wir….warten. Es ist Mittag. Lutscht man gerade leckere Pelmini? Renoviert man unsichtbar im Inneren die Büros? Halloooo !! Zwei große Busse warten auf Abfertigung!

Dann geht alles flink und die Weißrussischen Beamten erwarten uns. Haben die sich wirklich gerade die Hände gerieben? Für jede Beamtenseele ist der Papierkram ein Laubhüttenfest. Fahrer Christian sucht nach einer Schubkarre für alle nötigen Busunterlagen, nicht ganz ohne Augenrollen. Nach 3,5 Stunden ist alles erledigt und unsere Begleitfahrzeuge und Guides für Weißrussland und Russland empfangen uns! Das wunderschöne Hotel Hermitage in Brest ist gleich ums Eck und erinnert an ein Herrenhaus. Begeisterung macht sich breit und aus einem tollen Abendessen wird gleichsam eine Geburtstagsfeier: Herzlichen Glückwunsch Horst!

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~ Rainer Shelp, Reiseleiter, Team Hamburg

TAG 7

Von Brest nach Homel auf schnurgeraden Straßen

Herzlichen Glückwunsch an Udo Lindenberg zum 70. Geburtstag. Ihm zu Ehren singen wir sein Lied, unsere Hymne  “Hinterm Horizont geht’s weiter……”
Heute hatten wir eine lange Busfahrt zu bewältigen, 500 km von Brest nach Homel. Der Weg führte durch flaches Land, schnurgerade Straßen gesäumt von Weizen- und Rapsfeldern, Birken und Kiefernwäldern und nassen sumpfigen Brachfeldern auf denen viele Störche Nahrung fanden.

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Schnurgerade Straßen
(Barbara Stettmer und Brigitte Biermann)

Unser junger Guide versorgte uns mit vielen Informationen, wie Durchschnittslohn in Belarus (ca. 300 €), 9 Jahre Schulpflicht, Geldreform in ca. 2 Monaten und hier der Spruch des Tages: “Präsident Lukaschenka hat befohlen Erdöl zu finden.” Und wie wir kurz vor Homel an den Erdölförderanlagen sahen, wurde auch wirklich Erdöl gefunden. Die Menge bedeckt fast den Landesbedarf. Den Abend beschlossen wir bei einem üppigen, ausgezeichneten original weißrussischem Essen.

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Weißrussisches Abendessen
(Barbara Stettmer und Brigitte Biermann)

~ Barbara Stettmer und Brigitte Biermann, Team Shanghai

TAG 8

Der Umweg von Homel (Weißrussland) nach Orjol (Russland)

“Morgen wird es richtig heftig. Sowohl logistisch als auch abwicklungstechnisch stehen wir an den Grenzen vor einer großen Herausforderung. Wir müssen nicht wie geplant eine Grenze, sondern zwei Grenzen überwinden.” Das waren die Worte unseres Reiseleiters Rainer, als er uns den geänderten Reiseablauf vorstellte. Durch den Umbau der russischen Grenzabfertigungsstelle ist es nicht möglich, dass ein Bus unserer Höhe die Grenzanlagen passieren kann. Deshalb ist der Umweg über die Ukraine unumgänglich. Das bedeutet, dass die ohnehin nicht kurze Strecke von 397 km eine zusätzliche km-Leistung von ca. 200 km erfordert.

Daher heißt es 7.30 Uhr Abfahrt, um die lange Strecke und die vier Grenzformalitäten – Ausreise Weißrussland, Ein- und Ausreise Ukraine und Einreise Russland–
zu bewältigen. Zum Glück benötigt man für die Ukraine keine Visa, sonst hätte sich hier ein noch größeres Problem ergeben.

Das angekündigte Abenteuer in Richtung russischer Grenze konnte beginnen.
Bei gutem Wetter und wenig Verkehr erreichten wir auf der Landstraße nach einer Stunde den weißrussischen Grenzübergang, immer in einer gewissen Anspannung was auf uns zukommen würde.

Blick aus dem Bus auf die Landstraßen Weißrusslands
Blick aus dem Bus auf die Landstraßen Weißrusslands

Zur Entspannung schmetterten wir unseren alltäglichen und sehr lieb gewonnenen Song “Hinter`m Hoizont geht`s weiter” von Udo Lindenberg und sofort hellte sich die Stimmung wieder auf.
Und wir hatten Glück: die Ausreise Weißrussland/Einreise Ukraine dauerte nur 2 1/2 Stunden ohne jegliche Probleme.

Der Grenzübergnag zur Ukraine
Der Grenzübergnag zur Ukraine

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass mancher Grenzbeamter irritiert darüber war, dass wir auf dem Weg nach Shanghai sind. Außerdem wurde ein niedlicher Drogenhund im Bus auf uns losgelassen – ohne Erfolg. Bei der Ausreise hatten wir noch die Möglichkeit, uns im Dutyfree Shop mit Wodka und sonstigen Schleckereien einzudecken.

Auf größtenteils sehr holprigen Straßen erreichten wir schließlich die russische Grenze. Die Ausreiseformalitäten Ukraine dauerten ca. 1 Stunde und dann begaben wir uns auf Warteposition Einreise Russland. Um Einreisen zu können war es notwendig, dass alle Busteilnehmer ihr gesamtes Gepäck aus dem Bus mitnehmen mussten. Dieses Gepäck wurde ähnlich dem Flughafen komplett gescannt. Dieses Procedere und die Untersuchungen des Busses dauerten bis 17.45 Uhr. Nun konnten wir uns glücklicherweise auf die Weiterfahrt nach Orjol konzentrieren. Gegen 0.30 Uhr erreichten wir unser Hotel, wo noch ein kleines Büffet auf uns wartete.

Der Eingang des Hotels zu später Stunde
Der Eingang des Hotels zu später Stunde

Eine russische Weisheit besagt “Je langsamer du fährst, desto weiter kommst du”. In unserem Fall könnte man auch sagen “Je weiter du fährst, desto langsamer kommst du an”

~ Lydia und Reinhold , Team Hamburg.

TAG 9

Von Orjol nach Woronesch – Erste Eindrücke in Russland

Das Wetter ist zunächst gnädig mit uns, trockenen Fußes laden wir die Koffer ein. Von Orjol konnten wir nicht viel sehen, da wir nach Mitternacht angekommen sind, aber Wladimir, unser lokaler Guide, erzählt uns von der Bedeutung der Stadt als Industriestandort für Russland. Auf Grund der EU Sanktionen werden jetzt mehr russische Autos gebaut und verlangt “ich habe unsere Autos nicht so gerne, aber heute sind sie gut genug”. Es regnet kräftig, draußen zieht die grüne Landschaft vorbei. Kleine Dörfer mit grünen, blauen, ockerfarbenen Häusern und bunten Zäunen in unterschiedlichsten Formen lockern das Bild auf.

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Hier ist das fruchtbare Schwarzerde-Gebiet Russlands, trotzdem sehen wir hinter Orjol viele verlassene Häuser und Höfe. Dann werden die Felder größer, Weizen, Mais und – seltener – Raps wird angebaut. Ab und zu taucht ein bunter russischer Friedhof auf. Jedes Haus hat einen gepflegten Garten, viele Familien auf dem Land sind Selbstversorger.

Wladimir antwortet auf Fragen nach der Sozialversicherung, dem Steuersystem (alle zahlen 13% vom Einkommen), der schlechten öffentlichen Krankenversicherung und dem gesellschaftlichen Leben. Putin hat viele Anhänger und ist sehr populär, die meisten Leute mögen sein starkes Auftreten und hoffen, dass er Russland in der Welt wieder mehr Gewicht verleiht. Die Kirche ist in der letzten Zeit sehr viel wichtiger geworden, dass zeigt sich auch in Elets, einer kleinen Stadt, in der wir Mittagspause machen.

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Lenin-Denkmal in Woronesch
(Katharina Leggewie und Annette Boeddinghaus )

Die Stadt hat viele Kirchen, teils sehr verfallen, die allgegenwärtigen Birken wachsen schon aus den Fenstern – nun sieht man überall Gerüste und manche Kirche wird renoviert.

Die Erlöser-Kirche in Woronesch
Die Erlöser-Kirche in Woronesch
(Katharina Leggewie und Annette Boeddinghaus)

Auch hier, wie in vielen Orten, steht ein Denkmal, geschmückt mit Blumen und Kränzen, dazu das Ewige Feuer, zur Erinnerung an den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg. Gemeint ist der 2. Weltkrieg, schon die Bezeichnung zeigt die Unterschiede der deutschen und russischen Sichtweise. Benimmt sich an einem solchen Ort jemand daneben, so muss er mit harten Strafen rechnen, wie das junge Mädchen, das sich eine Zigarette an dem Ewigen Feuer angezündet hatte und eine Gefängnisstrafe von einem Jahr bekam.

Siegesdenkmal mit Blumen und Feuer (Katharina Leggewie und Annette Boeddinghaus )
Siegesdenkmal mit Blumen und Feuer
(Katharina Leggewie und Annette Boeddinghaus )

Die Landschaft ändert sich hinter Elets, sie wird hügeliger, die Felder nicht mehr so riesig, es gibt mehr geschlossene Wälder und am Straßenrand tauchen Betonstelen mit Getreide, Rindern und Äpfeln auf, wohl die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte in dieser Gegend. Dadurch angeregt sorgt Horst für unsere tägliche Vitaminzufuhr – in Tropfenform, mmhh, leckere Drops.
Woronesch, unser nächstes Etappenziel, erleben wir mit seinem riesigen Einkaufszentrum und dem Rushhour-Verkehrsstau als Kontrastprogramm zu dem – aus sicherer Busentfernung betrachtet – beschaulichen Landleben.

~ Katharina Leggewie und Annette Boeddinghaus – Team Shanghai

Tag 10

Von Woronesch bis Wolgograd – Keine Eisbären an Bord

Früh verlassen wir Woronesch – fast 600 km liegen vor uns. Langsam ritualisiert sich die morgendliche Zeremonie vor der Abfahrt: „Holgeeer…nimmst Du bitte meinen Koffer?“ Holger nimmt. „Haben wir noch Espresso?“ Norddeutsch-gelassen gibt’s ein „Wird knapp! Nur noch 2143 Kapseln!“ zurück. Sein Job ist mit „Fahrer“ bei Weitem nicht hinreichend umschrieben. Auch scheint er die Bilokation zu beherrschen: Er kann an zwei Orten gleichzeitig sein. UND noch fahren.

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Busfahrer Holger beim Tanken
(Rainer Shelp)

Pünktlich starten wir. Bisher hätte eine Kompassnadel stur nach Osten gewiesen. Jetzt knicken wir ab in südöstliche Richtung. Unsere Mittagspause ist lokaltypisch in einer Fernfahrer Raststätte. Zwei Trucker aus Dagestan haben ein nicht wirklich kleines Problem mit ihrem Fahrzeug. Hier wird selbst Hand angelegt! Aber Zeit, sich für ein Foto in Pose zu werfen finden sie allemal.

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Trucker auf einer Raststätte auf dem Weg nach Wolgograd
(Rainer Shelp)

In der letzten Nacht war der ZEIT-Experte Johannes Voswinkel aus Moskau eingetroffen. Nachmittags steht er bereitwillig und höchst sympathisch Fragen zur aktuellen Situation in Russland zur Verfügung. Seit fast 20 Jahren ist sein Leben und Wirken auf die Berichterstattung aus diesem Riesenreich ausgerichtet und in lebhaftester Art entspinnt sich ein hoch informativer Nachmittag an Bord.

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Russland-Experte Johannes Voswinkel
(l.) im Bus
(Rainer Shelp)

Noch 30 km bis Wolgograd. Also eigentlich da. Eigentlich. Ein Kontrollposten findet uns spannend. Sehr, sehr spannend. Kontrollen hatten wir einige -diese hat eine besondere Qualität. Jedes Mal sucht man sich aus dem Stapel benötigter Unterlagen etwas anderes heraus. Auf Überraschungen eingestellt, reagieren wir jedoch verblüfft, als man eine Genehmigung für den Transport lebender Eisbären verlangt. Lebendfracht ? Haben wir! Eisbären ?? Eher wenige bis keine. Was so ein marginaler Übersetzungsfehler doch ausmachen kann.
Es dauert drei Stunden. Dann dürfen wir, mittlerweile wider Erwarten, die letzten Kilometer bis Wolgograd, das alte Stalingrad, zurücklegen. Wieder erwartet uns ein fantastisches Abendessen. Die Essensportionen sind wie das ganze Land: riesig! Bisher wurden wir weder von den ausgewählten Restaurants, noch vom leckeren Essen enttäuscht. Und der Wodka: eine verlässliche Konstante!

~ Rainer Shelp, Reiseleiter

Tag 11

Wolgograd

Ein Stahlhelm mit roten Stern aus Beton prangt gleich neben der Einfahrtstraße in die Stadt. Eigentlich sei es schade, dass ihre Heimatstadt weltweit nur bekannt ist für Krieg, Tod und Verwüstung, findet Nina, unsere energische Stadtführerin. Ursprünglich hieß die Stadt Zaritzen (‚gelber Sand‘), später Stalingrad, und seit 1961 Wolgograd. Es gäbe sogar Stimmen in der Stadt, die sie wieder in Stalingrad umbenennen wollten. Sie selbst sei aber dagegen. Also führt sie uns zunächst an die Promenade, wo neben dem Musiktheater eine beeindruckende Treppe hinunter zur Wolga führt. Am Ufer ist ein Vergnügungspark. Es ist ein schöner, sonniger Tag, die Wolga riecht nach Meer und aus den Lautsprechern scheppert laute Musik.

 

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Promenade am Wolgaufer
( Annette Böddinghaus)

Anschließend fährt uns der Bus zum Panorama-Museum, einem neuen Gebäude von einschüchternden Ausmaßen, das auf die Schuttberge gebaut wurde. Daneben steht die Ruine der ‚Roten Mühle‘, wie sie nach der Schlacht übrig geblieben ist. Hauptattraktion des Museums ist das große Panoramabild ringsum, für dessen Herstellung extra Webstühle gebaut werden mussten und das die einzelnen Phasen der Schlacht zeigt. In einem anderen Raum huschen über das Relief der unzerstörten Stadt die Schatten der Bomber und hinterlassen sie anschließend in Rauch und Brand, alles in Endlosschleife.

das panoramamuseum mit der Ruine der Roten Mühle (Anette Böddinghaus)
Das Panoramamuseum mit der Ruine der Roten Mühle
(Annette Böddinghaus)

Ein Trupp blutjunger Rekruten in Uniform kommt und bleibt, die Mützen in der Hand, davor stehen. Man wüsste zu gern, was sie denken. Im anschließenden Raum viele Schwarzweißfotos von Gefallenen. Ein Foto bleibt mir besonders in Erinnerung. Ein Kleinkind in einem kurzen Hemdchen sitzt mutterseelenallein zwischen Gemüsebeeten in einem Garten, das Gesicht dem Betrachter zugewandt, während das Haus hinter ihm brennt. An vielen solchen Holzhäusern sind wir auf unserer Fahrt vorbei gekommen. Am Ende der Ausstellung liegt der Druckstein, mit dem die Nazis die Nachricht vom ‚Fall Stalingrads‘ drucken und dann verbreiten wollten. Ein paar Probedrucke liegen aus. Dass es anders kam, ist bekannt. Und eine Karikatur Hitlers beendet die Ausstellung.

Vor dem Museum klettern Kinder auf Panzer und werden von ihren Eltern fotografiert. Auf einem Kinderspielplatz können die Kleinen Minipanzer mit Joysticks in die Schlacht führen. Nach einer kurzen Erholungspause bei leckerem und viel zu üppigem Essen, führt ein Spaziergang zum Mahnmal für die Gefallenen und anschließend viele Treppenstufen hoch zur monumentalen Statue ‚Mutter Heimat‘. Auf halbem Weg hinauf sehen wir die Wachablösung der Soldaten mit akrobatisch hoch geschwungenen Beinen.

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Statue »Mutter Heimat«
( Annette Böddinghaus)
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Wachablösung in der Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel
(Annette Böddinghaus)

Auch die Abendveranstaltung bleibt dem Thema treu. Zwei berührende ältere Damen stellen ihre Projekte vor. Die ehemalige Russlanddeutsche Nelly pflegt die Tradition ihres Heimatortes und ihre Verbindung zu Deutschland und trägt ein selbstverfasstes Gedicht vor. Galina pflegt einen Soldatenfriedhof, auf dem russische und deutsche Gefallene gemeinsam begraben sind. Den Abend beschließt eine Rede unseres wunderbaren Russlandverstehers Johannes Vosswinkel.

 

~ Cornelia Arnold, Team Shanghai

tag 12

Von Wolgograd nach Astrachan – In Richtung Kaspisches Meer

Die heutige Etappe Richtung Kaspisches Meer wäre fast ideal für eine Magnetschwebebahn. Topfeben und beinahe ohne eine Kurve soll uns die gut ausgebaute Straße ins Reich der Tartaren führen. Viele Reiseleiter kennen den Spruch „Fährste los mit Neoplan, kommste an mit Bundesbahn“. Aber nichts spricht dafür, selten dreht der sonor brummende Motor mal mehr als 1300 U/min. Man könnte jetzt problemlos 1200 Fotos der Strecke einstellen – alle sähen gleich aus. Nur auf jedem 400sten Bild wäre als Abwechslung eine Tankstelle zu sehen. Gut, dass Diesel nicht rosten kann.

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Abenteuerliche zapfsäulen auf dem Weg nach Astrachan
(Rainer Schelp)

Die Pausen unterwegs gestalten sich abwechslungsreich-bunt. ZEIT-Experte Johannes Voswinkel ist jederzeit für ein Gespräch am Rande zu haben. Andere ergründen die Maßnahmen zur Abfallversorgung am Objekt. Wie „grün“ ist Russland wirklich? Wird hier eigentlich ordnungsgemäß getrennt?

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Im Gespräch mit Johannes Voswinkel
(Rainer Schelp)
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Der “Umweltcheck” der Kulturbotschafter in Russland
(Rainer Schelp)

Kurz vor Astrachan mal wieder eine längere Kontrolle. Und irgendwann werden wir verstehen, WAS man eigentlich von uns haben oder sehen will. In dieser Hinsicht erweist sich der russische Beamtenapparat als sehr erfindungsreich! Am Ufer des Kaspischen Meeres angekommen, geht es gleich zum Abendessen. Sofort erwartet uns ein ganz anderes Flair.
Im Restaurant geht es ausgesprochen lebhaft zu. Riesige Lautsprechertürme in einem Nebenraum beschallen eine Hochzeit und auf der Promenade tanzt ein buntes Völkergemisch Salsa. Ein phantastischer erster Eindruck purer Lebensfreude!

~ Rainer Schelp, Reiseleiter

tag 13

Im russischen Astrachan ein so genannter Ruhetag

Gestern sind wir von Wolgograd kommend – quasi an der Wolga entlang – in Astrachan gelandet. Im Delta, wo die Wolga in das Kaspische Meer mündet.

Die offizielle Verlautbarung aus dem Fahrer-Department sagt uns, dass wir gestern 437 km gefahren sind. Man müsste die Fahrtzeit in Relation setzen. Und dann stellen wir fest, dass der durch die Polizei (oder Miliz ?) erzwungene Zwischenstopp recht moderat gewesen war.

Heute wollen wir uns weniger auf das Kilometerfressen als vielmehr auf die Stadt Astrachan mit ihrer halben Million Einwohner konzentrieren. Mit einem anderen Wort : Heute ist Stadterkundung.

Doch vorher mussten wir den Journalisten Johannes Voswinkel verabschieden, der nach Moskau zurück muss. Er hatte uns als profunder Reisebegleiter in Russland etliche vertiefende Einblicke in die aktuelle und ja nicht gerade unkomplizierte Gemengelage der politischen und gesellschaftlichen Situation aus russischer Sicht gegeben. Eine wirkliche Bereicherung der Reise.

Man verliert im Laufe der Reise die Übersicht zu den Wochentagen. Darum zur Erinnerung : Heute ist Montag. Wir sind Deutschland um zwei Stunden voraus. Die Tage werden sonniger und wärmer. Als wir um 8 Uhr zur Stadtrundfahrt losfahren zeigt das Thermometer 25 Grad Celsius.
Und wir haben die resolute Irena als neue lokale Stadtführerin.

Die erste Station ist der Astrachaner Kreml, eine ehemalige Zitadelle am Ende des 16.Jahrhunderts erbaut. Zunächst hatte man in Holz gebaut. Das erwies sich jedoch nach mehreren Angriffen im Laufe der Jahre als wenig stabil. Der Bau der neuen Zitadelle mit dicken Ziegelsteinmauern dauerte von 1582 bis 1589.
Es entstand eine knapp1,5 km lange Mauer mit acht Türmen, von denen im Verteidigungsfallemit Artillerie gefeuert werden konnte. Anders als der Moskauer Kreml wurde die Astrachaner Zitadelle nicht von italienischen, sondern von einheimischen Baumeistern konzipiert, die hierfür aus Moskau konzipiert wurden.

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Mariä-Entschlafens-Kathedrale

Wir kommen an dem neuen Musiktheater vorbei. – Ein gigantischer Klotz. Unsere Stadtführerin Irena ist sich allerdings nicht ganz im Klaren, ob das Gebäude wirklich zu Ende gebaut wurde, denn es sollen im Inneren etliche Bereiche für den Publikumsverkehr nicht zugänglich sein. Schnell sind die Gedanken bei der Elbphilharmonie in Hamburg oder beim Berliner Flughafen.

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Mariä-Entschlafens-Kathedrale
(Dirk Schröder)

Weiter zum Lunch. Vorbei am Forschungsinstitut für Wassermelonen und Tomaten. Forschung muss sein.

Am Nachmittag geht es auf den „Großen schwarzen Fluss“; einem Seitenarm der Wolga im Deltagebiet. Die Wolga ist ein Fluss im europäischen Teil Russlands. Mit 3.500 km Länge ist sie der längste und wasserreichste Fluss Europas. Das Delta hat eine Breite von 200 km und der Übergang zum Kaspischen Meer soll sich dadurch definierten, dass sich eine Süßwasserschicht über ein Salzwasserschicht legt. Eine nicht ganz leicht nachvollziehbare Definition.

Unterwegs auf dem Delta
Auf dem Delta
(Dirk Schröder)

Und dann gab es noch “The word of the day“ : Als wir mit unserem Bus neben einigen Gewächshäusern standen, sagte unsere Stadtführerin, es handle sich um Zuchthäuser.

 

~ Dirk Schröder, Team Shanghai

tag 14

Astrachan bis Atyrau – Die Überfahrt nach Kasachstan

Wir verlassen Astrachan mit Bedauern. Hier hätten wir gern noch mindestens einen weiteren Tag verbracht, um den kulturellen melting pot und die Architektur zu erkunden; und nicht zuletzt den Fischmarkt hätten wir gern gesehen.

Schon am frühen Morgen hat Team Hamburg seine zahntechnische Autarkie unter Beweis gestellt: ein beherzter Zahnarzt klebt einer verzweifelten Mitreisenden kurzerhand die abgelöste Krone mit Sekundenkleber aus der Reparaturkiste des Reisebusses wieder an. Das Ergebnis sieht tipptopp aus und bewährt sich den erheblichen Schlaglöchern zum Trotz, die uns seit dem Grenzübertritt begleiten. Die psychologische Betreuung der Patientin erfolgt durch den aufopferungsvollen Ehemann. Wir drücken unserer Mitreisenden ganz fest die Daumen, dass das Konstrukt halten möge bis in heimische Gefilde. Wir bitten um Verständnis, dass aus Gründen der Diskretion vom Abdruck eines Fotos Abstand genommen wird.

Ja, seit heute Nachmittag sind wir in Kasachstan. Die russischen Verkehrspolizisten haben uns hinter Astrachan zum Abschied noch mal mit 2 Kontrollen erfreut… Umso warmherziger war die Begrüßung durch die kasachischen Grenzbeamten. Wir konnten es kaum glauben, kein Vergleich zu den russischen Übelgelaunten.

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Kasachischer Grenzbeamter mit Angelika und Klaus Holtz

Wir dachten, nun wird alles besser. Ein perfekt deutschsprachiger Oybek aus Samarkand kam an Bord und er wird uns als “lokaler” Reiseleiter bis an die chinesische Grenze begleiten. So weit so gut.
Leider schleichen wir seit dem Grenzübertritt mit 15 km/h über Wege, die die Bezeichnung Straße nicht verdienen. Die Geschwindigkeit ist erzwungenermaßen so gering, dass unser Multitasker Holger es fertigbringt, die Schlaglöcher erst zu fotografieren, bevor er sie geschickt umfährt. Die Vielzahl der Friedhöfe rechts und links der Straße irritiert uns und wir hoffen, dass sie nichts mit der Qualität der Straße zu tun hat.

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Friedhöfe am Straßenrand
(Ruth de Cesare)

Heute Vormittag haben wir uns auch von unseren Reisebegleitern verabschiedet, die uns durch Weißrussland und Russland begleitet hatten. Der omnipräsente Vitali (“Möchten Sie etwas?”) war insbesondere den Damen im Bus ans Herz gewachsen.

Als Ruth das erste Mal das Wort “Begleitfahrzeug” hörte, dachte sie zunächst mit Unbehagen an Jungs von der Staatssicherheit. Weit gefehlt. Ohne diese hilfreichen Geister wären wir auf dieser Reise vollkommen verloren. Sie kennen die Strecke und aktuelle Streckenänderungen, regeln die Bürokratie bei Verkehrskontrollen und Grenzübergängen, versorgen den Bus mit Nachschub an Getränken und Proviant und dolmetschen abends an der Bar bei Differenzen mit dem Barkeeper über die Höhe der Rechnung. Sie beurteilen, wann nur noch Bakschisch („Geschenk“) weiterhilft, wollten sich aber zu Details diesbezüglich auch in einem Hintergrundgespräch nicht äußern.

Gegen Abend verschwinden die letzten Wasserarme des Wolgadeltas und wir fahren durch die kasachische Steppe. Dann wird uns viel Geduld abverlangt, bis wir um 01.03 Uhr den Fluss Ural überqueren und Asien erreichen.

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Kasachische Steppe
(Ruth de Cesare)

 

~ Ruth de Cesare und Dietmar Nickel, Team Hamburg

Menschen

People of the day | EUROPA

Thomas Peters fotografiert täglich Menschen entlang des Weges. So entsand diese wunderschöne Fotostrecke von Menschen aus dem östlichen Europa

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1. Tag: Hamburg: Barkassenkapitän an der Binnenalster
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3. Tag Posen: Impressionen vom Marktplatz
(Thomas Peters)
5.Tag Überall i Warschau gibt es Maiglöckchen zu kaufen_Thomas_ Peters
5. Tag Warschau: Überall gibt es Maiglöckchen zu kaufen
(Thomas Peters)
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7. Tag Weißrussland: Mittagspause
( Thomas Peters)
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9. Tag Orjol bis Woronesch: Tankstopp und russische Schokolade
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11. Tag Wolgograd: Beeindruckende Atmosphäre in der orthdodoxen Kirche

 

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2. Tag: Currywurstbude am Ku’damm
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4. Tag Posen: Straßenverkäufer in der Haupteinkaufstraße
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6.Tag Brest: schweigender bettelnder Mann – Ein Schein hat den Wert von ca. einem halben Cent
(Thomas Peters)
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8.Tag ChernihivUkraine: Freundliche Begegnung auf dem Parkplatz des Supermarktes während eines kurzen Stopps
(Thomas peters)
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10.Tag: Gribanowsky-Russland: VIelen Dank für das leckere MIttagsessengribanowsky-Russland: VIelen Dank für das leckere MIttagsessen
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12.Tag:Yenotayevskiy-Russland: Fischer am längsten Fluss Europas, der Wolga
Tag 15

Atyrau bis Kul'sary – Die Kontinentalbrücke

Nach der anstrengenden Fahrt letzte Nacht über eine Buckelpiste (Hochachtung den Fahrern) hat der Autor das Frühstück verschlafen, saß aber dann doch noch pünktlich im Bus zur Ausflugsfahrt.

Zunächst ging es nach Saraichik, 50 km nordwestlich von Atyrau, einer Stadt, die im 13. und 14. Jahrhundert eine Station an der Seidenstraße war.

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Karte der Seidenstraße
(Waldemar Schulz-Pruss)

Diese war fast ganz vom Uralfluss eingeschlossen, die Verbindung war eine Brücke aus aneinander gebundenen Booten. Die Stadt umfasste mehrere Karawansereien sowie Pferde- und Kamelzucht. Ein kleines Museum zeigt das Modell und zahlreiche Ausgrabungsstücke aus dem 9. bis 14. Jahrhundert.

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Modell einer Ausgrabungsstätte
(Waldemar Schulz-Pruss)

 

Ein Denkmal an die 7 mongolischen Herrscher der Goldenen Horde ist für Kasachen ein heiliger Ort mit einem Wunschbaum, in den Tücher gebunden werden, z. B. bei einem bisher unerfüllten Kinderwunsch .

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Der Wunschbaum
(Waldemar Schulz-Pruss)

Der 25. Mai war auch der Tag des Abschlusses der elfjährigen Schulzeit in Kasachstan, der mit Angehörigen und Freunden gebührend gefeiert wurde. Gern ließen sich die jungen Leute fotografieren und mischten sich unter uns, um ihrerseits Fotos zu machen. Ein sehr fröhlicher Haufen!

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Schulabschlussfeier in Kasachstan
(Waldemar Schulz-Preuss)

Der zweite Besichtigungspunkt war der Ural in Atyrau, der Grenzfluss zwischen Europa und Asien. Das Gruppenbild mit Banner entstand auf beiden Kontinenten.

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Gruppenfoto von Team Shanghai auf zwei Kontinenten

Die weitere Fahrt durch die Steppe nach Kulsary geht nun durch Asien. Die anstrengende Reise fordert ihren Tribut.

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Erschöpfung im Bus nach einer langen Tour
(waldemar Schult-Pruss)

~Waldemar Schulz-Pruss, Team Shanghai

TAG 16

Auf krummen Wegen von Kul`sary nach Jazliq – ein langer Tag…

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Nach kurzer Nacht in Kul`sary Abfahrt bei Sonnenaufgang mit Ümit, der heute Holger als Steuermann ablöst. An Bord auch Christopher Alexander, Leiter ZEIT REISEN, neu eingekleidet nach komplizierten Flugmanövern bei der Anreise und Kofferverlust.

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Sonnenaufgang in Kul`sary
(Angelika Holtz)

Zunächst geht es noch über gut ausgebaute Straßen in Richtung Teehaus bei Jazliq in Karakalpakstan. Linker Hand äsen im Licht der Morgensonne Trampeltiere und Dromedare auf den grünen Weiten der kasachischen Steppe. Ab und zu auch Kühe, Pferde, Schaf – und Ziegenherden. Hin und wieder beobachten auch Erdmännchen von braunen Hügeln aufmerksam die Szene.

Trampeltier
Trampeltier am Wegesrand
(Elisabeth Schacher)

Mit Annäherung an die Grenze zu Karakalpakstan, autonome Region in Usbekistan, verfärbt sich die Steppe von Grün zu Braun. Unser usbekischer Guide unterhält uns, neben seinen Informationen zu Kasachstan und Usbekistan, mit Gedichten und Vierzeilern von Heinz Erhard und Eugen Roth, die er auch ins Usbekische übersetzt.
Parallel zur Straße begleitet uns die kaspische Eisenbahnlinie, angelegt im 19. Jahrhundert durch Russland. Nach überqueren dieser Schienen in Beyneu beginnt der ambitionierte Teil der Tages -etappe. Die Piste leidet unter einer gravierenden Form der Buckel- und Schlaglochpest. Besonders apart und kapriziös auch aufgebrochene Betonplatten mit geborstenen Stahlmatten. Aus denen recken sich Stahlspitzen gierig den Busreifen entgegen.

Den Bus erfasst die Schüttellähmung. Im 10- 20 km Tempo und Schwankungen wie auf einem Kamelritt bewegt sich der Bus konsequent im Kriechgang vorwärts. Alles wackelt, ächzt und rüttelt. Ein Härtetest besonders für unsere Chauffeure und Fahrzeuge. Eine Schildkröte kann in aller Ruhe ohne Gefahr vor uns die Lehmpiste überqueren!

Schlechte Straßenverhältnisse
Ruckelige Lehmpiste mit riesigen Schlaglöchern
(Elisabeth Schacher)

Nach 2 Stunden Fahrt und 60 km Strecke ist die Grenze erreicht. Gute Verhandlungsführung unserer Guides und unsere ausgiebigen Grenzerfahrungen sorgen für entspannte Stimmung im Bus unter Bearbeitung der Lunchpakete. Wir ziehen links an der Warteschlange vorbei. Dann übliches Prozedere- nach 4,5 Stunden ist Usbekistan erreicht.

Nach weiteren 3 Stunden sind wir in Jazliq. Härtetest überstanden, Applaus für die Fahrer. Der Tag endet mit einem stimmungsvollen landestypischen Abendessen unter freiem Himmel, karakalpakischer Musik und Gesang . KATTA RACHMAT! Herzlichen Dank!

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Abendessen am Lagerfeuer
(Angelika Holtz)

~ Elisabeth Schacher und Klaus Holtz

 

TAG 17

Jazliq bis Nukus – Open Air, Kunst und Politik in Karakalpakistan

6.30 Uhr
Aufwachen im Teehaus oder auch Raststätte genannt mit 5-8 Personen im Zimmer.
Katzenwäsche und raus zum ersten Open Air Frühstück vor unseren Bussen mitten in der Steppe bei bester Laune im gesamten Team.

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Open Air Frühstück in der Steppe
(Thomas Peters)

Bei insgesamt 155 gemeinsamen Frühstück, Mittag- und Abendessen eine gelungene Abwechslung.

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Steppenfrühstücksbuffet
(Thomas Peters)

Wenn Sie als Leser dieses Blogs eventuell auch planen, diese Reise mit ihrem eigenen Auto durchzuführen, ist diese Unterkunft für mehr als 6 Stunden auf der Fahrt nicht nur die Beste, sondern auch die Einzige und knapp vier Stunden nach der Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan auf der linken Seite nicht zu verfehlen.

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Hotel mitten in der Steppe
(Thomas Peters)

Wir sind beeindruckt von den beiden Schwertransportern und können so richtig mitfühlen, welche Leistung diese Fahrer vollbringen müssen, um auf diesen Straßen mit dieser Ladung von 320.000 kg ihr Ziel zu erreichen.

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Schwertransporter: von Turkmenistan nach Usbekistan durch die Wüste mit 320 Tonnen
(Thomas Peters)

9.00 Uhr
Wir fahren heute gute 270 km durch die Steppenwüste in 4 1/2 Stunden nach Nukus, der Hauptstadt der autonomen Provinz Karakalpakistan.
4 1/2 Stunden – da lächeln wir inzwischen! Das ist jetzt schon so, als ob wir mal eben Brötchen holen fahren!

15.30 Uhr, Km 5371
Nachdem wie eigentlich immer guten Mittagessen mit hervorragenden Kirschen und Aprikosen erwartet uns mal wieder ein kulturelles Highlight, das Igor-Saviitsky-Museum.
Dieser hat hier während der sowjetischen Herrschaft eine spektakuläre Sammlung sowjetischer und russischer Avantgardekunst zusammengestellt.

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Igor-Savitsky-Museum in Nukus
(Thomas Peters)

30 US $ Fotogebühr im Museum zeigen, wer für die Finanzierung des Museums sorgen soll und reduzieren unsere Fotoaktivitäten und fast alle Besucher konzentrieren sich auf die persönliche Betrachtung mit ihren Augen und nicht durch ihr Smartphone und den Sucher der Kamera.

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Im Igor-Saviitsky-Museum
(Dirk Schröder)

Wer noch Zeit und Lust hat, der schlendert in 15 Minuten zum Busbahnhof und zum lokalen Markt und lässt sich vom bunten geschäftigen Treiben inspirieren.

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Busbahnhof in Nukus
(Thomas Peters)
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Impressionen vom Markt in Nukus
(Thomas Peters)

Die Ankündigung, dass Nukus am Aralsee liegt, ist leider wohl einem älteren Geografiebuch entnommen, denn der See ist wohl schon seit 50 Jahren so sehr geschrumpft, das heute ein eigener Tagesausflug notwendig ist, um den heutigen Aralsee zu erreichen.

Abends beginnt dann ein weiteres exklusives Highlight von ZEIT REISEN, denn wir begrüßen als dritten Gast, den außenpolitischen Reporter der ZEIT, Michael Thumann, der uns einen politischen Überblick über Zentralasien mit allen in den heutigen Zeit komplexen Zusammenhängen zwischen dieser Region, Russland, China, und der Türkei gibt.

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Interessanter Vortrag von Michael Thumann
(Thomas Peters)

Ein weiterer interessanter Tag neigt sich dem Ende zu und wir freuen uns auf den nächsten.

~ Thomas Peters, Team Shanghai

tag 18

Die endlosen Weiten der Kizil Kum Wüste

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Der Weg durch die Kuzil Kum Wüste
(Rainer Schelp)

Die Strecke ist heute mit rund 200 km für unsere Verhältnisse eine eher homöopathische Dosis. Und es gibt einen großen Vorteil: Sollte jemand gestern den Blick aus dem Bus verweigert haben, gibt es heute die Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen! Die Kizil Kum Wüste macht sich wieder mausig und glänzt bis zum Erreichen Khivas mit Ausblicken in einer Endlosschleife. Gelegentlich wird geraunt, dass sich ein Busch beim letzten Besuch auf der anderen Straßenseite befunden habe. Wer hier auf den nächsten öffentlichen Bus wartet, sollte einen Klapphocker im Gepäck führen.

In der Mittagszeit erreichen wir die von einer großen Lehmmauer umgebene Stadt Khiva. Unser Hotel liegt direkt vorm südlichen Stadttor. Sollte jemand auf das 1001 Nacht Klischee gewartet haben: hier ist es! Fantastisch restauriert und renoviert erkunden wir nach einem Mittagessen in einer wunderschönen alten Koranschule das Innere der Stadt zu Fuß. Siggi wirft einen prüfenden Blick auf die Tafel, welche das Jahr der Erbauung dokumentiert: 1908. Ein klarer Fall für Siggi: “Reinster Jugendstil!” Das macht Wodka aus Menschen.

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Träume aus 1001 Nacht – Kuppelgebäude in Khiva
(Rainer Schelp)

Nach dem wie immer guten Abendessen intra muros schlendert man durch die fast menschenleeren Gassen zwischen gigantischen Lehmmauern Richtung Hotel. Geschmackvolle Beleuchtung der Minarette und reich verzierten Eingänge leitet uns den Weg. Unser ZEIT-Experte Michael Thumann steht in entspannter Atmosphäre Rede und Antwort. Begleitende Getränke sind als Notwehr zu betrachten: Zum ersten Mal erreichte die Temperatur tagsüber 39 Grad!

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ZEIT-Experte Michael Thumann beim abendlichen Miteinander

 

~Rainer Schelp, Reiseleiter

tag 19

Von Khiva nach Buchara

Und endlich gibt es im Hotel Ansichtskarten mit Briefmarken und Versand-Garantie (?), dafür nur lahmes WLAN. Sprachengewirr beim Frühstück, doch herauszuhören eine Gruppe mit dem mir vertrauten Kurpfälzer Idiom – Mannem vorne.

In krassem Gegensatz zur umgebenden Wüste ist der Garten des Hotels mit seinen vereinzelten Blüten ein Labsal für das Auge, wenn auch mit kostbarem Wasser erkauft. So gibt’s Blumen zum Geburtstag in Walldorf.

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Labsal für das Auge nach vielen Tagen in der Steppe
(Thomas Peters)

Auch unser Fahrerteam konnte zuversichtlich auf die kommenden 460 km gehen, auch wenn uns “Super-Straße”, “Gute-Straße” und “Noch-Straße” erwarteten. Hauptsache die mitternächtliche SB-Tank-Aktion war gelungen. In einem kreativen Kraftakt hatten sie die Busse mit 400 Litern Euro 6 Diesel manuell betankt.

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Tanken auf Usbekisch – Kreative Tankwarte
(Annette Böddinghaus)

Bei der Abfahrt überraschte Reiseleiter Tomas sein Team mit hübschen Schälchen, die bald für das “11-Ührchen” (Happy Hour am Morgen) Verwendung fanden. Dann endlich Vortrag und Fragestunden unseres Experten Michael Thumann. Im Mittelpunkt erst die eigene Integration als Auslandsredakteur in Istanbul, nachgezeichnet in spannenden heiteren Episoden. Dann das Reizthema unserer Medien: Ist R. Erdogan geschickter Pragmatiker, Macho, Populist oder …? Für eine differenziertere Sichtweise bot er wertvolle Bausteine.
Nach weiteren Kilometern durch die Kizil Kum Wüste eine Pause: Unter uns der breite Fluss Amudarya mit sattem Grün und weiten Blick auf Turkmenistan, an dessen Grenzen beiderseits aufmerksame Militärs wachen.
Vom späteren Mittagessen werden wohl eher die Müllabfuhr in Form überdimensionierter Ballen auf PKWs sowie die 25 bis 30 Meter langen Röhrentransporte in Erinnerung bleiben.

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30 Meter langer Röhrentransport in der Wüste
( Annette Böddinghaus)
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Müllabfuhr in der Qizilkum
(Horst Reitz)

Danach wieder Wüstenkilometer auf teilweise unerwartet guten Straßen; dann plötzlich Tümpel, Kanäle und üppige Felder. Mit wachsender Vorfreude nähern wir uns der Märchenstadt Buchara, wo wieselflinke Jugendliche Helfer ohne Aufforderung sich unseres Gepäcks bemächtigen und es ins Hotel schleppen.

~Horst Reitz, Team Shanghai

Tag 20

Buchara

Blaue Kuppeln und glänzende Fassaden

 

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Ankunft in Buchara
(Rainer Schelp)

Unser Hotel liegt mitten in der Altstadt und kaum vor die Tür getreten, erliegt man dem Charme der über 2700 Jahre alten Handelsmetropole. Kaufleute aus China, Indien, Persien feilschten und feierten in über 60 Karawansereien. Wissenschaftler und Künstler wirkten inmitten einzigartiger architektonischer Pracht.
Gleich um die Ecke steht das Wahrzeichen der Stadt. 46 Meter hoch ist das Kalon Minarett und gibt im Ensemble mit der gleichnamigen Moschee und dem Gebetshof für tausende Gläubige die Bühne für ein orientalisches Schauspiel par excellence.

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Kalon Minarett in Buchara
(Rainer Schelp)

Eine gewaltige Festungsmauer schützt die Zitadelle und ein Rundgang im Sitz des Emirs gibt einen Eindruck von der nahezu unbegrenzten Macht. Gleich gegenüber der Basar. Aufgeräumt und aufgetürmt bietet sich uns ein buntes Angebot dar. Erstaunlich ist immer wieder, dass wir hier keinen Exotenstatus haben. Kaum einmal schaut man uns interessiert an, kein verstohlener Blick folgt uns. Seit über 2000 Jahren ist es gelebter Alltag, Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen entlang der alten Seidenstraße zu begegnen, zu bewirten und als Nachbarn zu haben.

Eigentlich ist jeder Tag der Reise ein Grund zum Feiern. Wir setzen noch eins drauf und haben mal wieder einen Geburtstag ! Peter folgt heute auf Susanne, die gestern schon mit einer Torte beglückt wurde. Happy Birthday und alles Liebe, Ihr Beiden!

~ Rainer Schelp, Reiseleiter

tag 21

Von Buchara bis Samarkand

Das Frühstück heute fällt für etliche etwas sehr übersichtlich aus: Sie muten ihren leeren Mägen keine neuen Aufgaben zu. Angesichts üppiger Mahlzeiten in den bisherigen 20 Tagen besteht aber keine akute Gefahr einer Mangelernährung.

So fahren wir frohgemut (nur ein paar etwas blasser als gewohnt) weiter auf der Seidenstraße Richtung Osten. Denn: Wir fahren nach Samarkand!
Erstmals hörte ich von ihr aus dem Erdkundebuch der siebten Klasse: eine uralte Stadt, so weit weg, monumental, und so schön und so blau! Allein der Name, changierend zwischen Samt und markant, hat etwas Verheißungsvolles: Samarkand!

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Ankunft in Samarkand
(Berend Veddeler)

Goethe verstärkt diesen Klang: Seiner Suleika will er “Auf Seidenblatt von Samarkand tausend liebliche Gedichte” schreiben. Edgar Allen Poe dichtet über diese Stadt, sie sei “der Erde Königin, Stolz aller Städte” und von einem unbekannteren englischen Dichter stammt die Aufforderung: “Nehmen wir den goldenen Weg nach Samarkand!”
Dumm nur, dass keiner dieser Herren, die so sehnsüchtige Worte fanden, je in Samarkand war. Ob es also stimmt? Oder erwarten wir zu viel?
Heute werden wir es selber sehen, wenn wir planmäßig ankommen. Dafür aber spricht alles: die beiden Neoplanbusse und Ümit und Holger, unseren Fahrern, sind verlässlich wie immer, auch nach bislang bereits gefahrenen 6.345 Kilometern.

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Samarkand – Die blaue Stadt
(Berend Veddeler)

Gegen 16.00 Uhr starten wir eine erste Erkundung. Als erstes blickt uns Amir Timur (1336-1405) an, der große Herrscher, der sich ein riesiges zentralasiatisches Reich eroberte: von Konstantinopel bis nach China, hoch in Russland hinein und runter in den Süden bis nach Indien. Seiner wird im Mausoleum Gur Emir gedacht: prächtiges Ensemble außen wie innen, besonders im Licht der sich neigenden Sonne.
Bilder und Statuen des großen Tamerlan, wie Amir Timur auch genannt wird, gibt es in ganz Usbekistan. Dem jetzigen Staatspräsidenten Islom Karimow gefallen solche starken Männer!

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Statue des Amir Timur
(Berend Veddeler)

Noch ein kurzer Gang zum zentralen Platz Registan mit seinen drei Medresen. Ein Blick von Weitem genügt für heute: Die Stadt gefällt auch uns: freundliche Menschen, friedliches Zusammenleben von Menschen orientalischer, europäischer und asiatischer Herkunft! Morgen wartet noch ein ganzer Tag, an dem Samarkand uns beeindrucken kann!

~Berend Veddeler

Tag 22

Samarkand

Spannungsgeladen gingen wir in die Stadt, mit einer wohl 2700 Jahre alten Geschichte. Von 1924-30 war hier die Hauptstadt der Usbekischen SSR. Der schönste Platz in Samarkand ist der Registanplatz (Sandplatz) mit seinen drei Medressen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Dies sind islamische Hochschulen für Religion, Recht und Astronomie. Die Lehrmeister und Studenten wohnen in ein- oder zweistöckigen Gebäuden rund um den Innenhof, eine Moschee gehört ebenfalls dazu.

Die drei Medressen auf dem Registanplatz (Waldemar Schulz-Pruss)
Die drei Medressen auf dem Registanplatz
(Waldemar Schulz-Pruss)
zauberhafte Details an den Medressen ( Waldemar Schulz-Pruss)
zauberhafte Details an den Medressen
( Waldemar Schulz-Pruss)

Die Gebäude hier sind durch Erdbeben, Vernachlässigung und Missbrauch durch das zaristische Russland seit Ende des 19. Jahrhunderts ziemlich verfallen und durch Touristen geplündert.

Zerstörtes Gebäude in Samarkand ( Waldemar Schulz-Pruss)
Zerstörtes Gebäude in Samarkand
( Waldemar Schulz-Pruss)

Erst in jüngerer Zeit wurde umfänglich restauriert, wobei z. B. auch Gravuren durch Malerei ersetzt wurden.

Reazsurierung alter Gravuren ( Waldemar Schulz-Pruss )
Restaurierung alter Gravuren
( Waldemar Schulz-Pruss )

Es herrscht Gedränge auf dem Bazar. Die Kaufleute erkundigen sich gerne, woher man komme und nennen dann zwei, drei deutsche Wörter oder zählen sogar Bundesligaklubs oder -spieler auf.(10)

Nachmittags besichtigten wir die Sternwarte des Ulug Beg, eines Enkels von Tamerlan, Herrscher und Astronom. Der Sextant von 40 m Durchmesser aus dem 15. Jahrhunderts, erlaubte eine bis dahin nicht gekannte Messgenauigkeit. Mithilfe der damals entstandenen Tabellen schuf Hevelius im 17. Jahrhundert in Danzig eine lange gültige Mondkarte.

Sternwarte des Ulug Beg
(Waldemar Schulz-Pruss)

Ein weiterer Programmpunkt war das Mausoleum des Ulug Beg, mit zahlreichen Mausoleen anderer Persönlichkeiten.

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Das Mausoleum des Ulug Beg
(Waldemar Schulz-Pruss)

Abends zog es uns nochmals auf den Registanplatz, der bis 22 Uhr schön beleuchtet ist. Es wird dabei viel fotografiert.

Menschen auf dem Registanplatz (Waldemar Schulz-Pruss )
Menschen auf dem Registanplatz
(Waldemar Schulz-Pruss )
Menschen auf dem Registanplatz (Waldemar Schulz-Pruss )
Menschen auf dem Registanplatz
(Waldemar Schulz-Pruss )

Ein Polizist sprach mich an, woher wir kämen (auf Germania entgegnete er Alemanistan) und wie groß unsere Gruppe sei. Daraufhin bot er an, nach der öffentlichen Beleuchtung für 50 $ ein privates farbenfrohes Spektakel zu veranstalten, wenn er den Operator erreichen könne. Wir sammelten uns, und der Polizist rief telefonisch den Mann heran, der das Geld entgegen nahm und für alle, die ausgeharrt hatten, das zehnminütige Farbenspiel startete.

Das abendliche Farbspektakel exklusiv für unsere Gruppe (Waldemar Schulz-Pruss )
Das abendliche Farbspektakel exklusiv für unsere Gruppe
(Waldemar Schulz-Pruss )

~ Waldemar Schulz-Pruss, Team Shanghai

Tag 22 II

Die Geschichte Samarkands

Nach 21 Tagen Busfahrt erreichten wir Samarkand. Es war ein Höhepunkt unserer Reise. Mit Samarkand verbinde ich eine entfernte Kultur mit den erzählten Geschichten aus 1001er Nacht. Die Faszination von Samarkand hing natürlich zusammen mit der alten Seidenstraße. Plötzlich, nach dieser langen Busreise standen wir vor den wunderschönen Bauwerken dieser Märchenstadt. Wie konnte es sein, dass ich so wenig von dieser alten Kultur wusste, die doch so viel älter war als unsere bekannte Europäische. Zentralasien war DIE Durchgangsregion. Die Handelsstraßen gingen durch das heutige Usbekistan und verbanden den Osten mit dem Westen. Seidenstraße deshalb, weil die Chinesen ihren wertvollen Stoff nach Westen verkauften und exotische Waren für den Osten einkauften. Transportiert wurde mit Karawanen durch die Wüsten, Steppen und Gebirge. Dieser Handel brachte großen Wohlstand für die Region, den man heute in den wunderschön restaurierten Gebäuden bewundern kann.
Lange war Usbekistan eine Sowjet-Republik und konnte sich erst wieder nach der Selbständigkeit auf seine Traditionen besinnen. Jetzt ist es ein touristisches Highlight.
Wir trafen auf deutsche Touristen, die eingeflogen kamen, um in einer oder zwei Wochen die Seidenstraße mit Samarkand zu bereisen. Wir fühlten uns natürlich ganz anders, da wir 21 Reisetage gebraucht hatten, um die einzigartige Kultur kennen zu lernen. Jetzt haben auch die Chinesen die Seidenstraße als neues Projekt entdeckt. “The New Silk Road Projekt“ heißt es. Hochqualitative Straßen und eine Eisenbahnlinie durch Zentralasien unterstützen dieses Ziel.
Usbekistan hat Angst vor der Übermacht der Chinesen, da sie immer mit dem gleichen Konzept vorgehen: Sie bauen die Infrastruktur für das Land aus, dann werden die Bodenschätze ausgebeutet. Dabei kommen sie mit den eigenen Arbeitern. Inzwischen beschäftigen sie auch lokale Arbeiter, aber nicht mehr als 40%, und fangen dann an, mit ihren Arbeitern das Land zu infiltrieren, um dort chinesische Mehrheiten zu schaffen. Das berechtigt dann auch zur Übernahme des Landes zum Schutz der eigenen Landsleute. So wird es von Einheimischen erzählt. Da sind die Chinesen ganz pragmatisch. Das haben sie damals von den Russen gelernt, die so ihr großes Sowjetreich aufgebaut haben.
Usbekistan ist auch die Basis für die Deutschen und die Amerikaner im Afghanistan-Konflikt. Damit bestehen auch wichtige Interessen für Deutschland und die USA.
In Usbekistan fahren die Autos zu 98% mit Erdgas oder Methan, ein Vorbild für den Umweltschutz. Noch besser wäre es, wenn die geplanten erneuerbaren Energien für die Energieversorgung des Landes sorgen könnten. Mit den Koreanern, Japanern und Europäern werden in Joint-Ventures Solarkraftwerke gebaut, um das Land in der Stromversorgung unabhängig zu machen.
Leider liegt immer noch ein großer Schatten über dem Land. Im Jahre 2005 gab es eine friedliche Demonstration der Bevölkerung gegen neue Handelsregeln der Regierung. Sie endete mit der Besetzung des Ministeriums in Andichan. Das Militär unter Führung des Diktators Karimow griff ein und richtete unter den Demonstranten ein Massaker mit 400-600 Toten an. Die Führung machte extreme Moslems und den amerikanischen Geheimdienst dafür verantwortlich. Die USA mussten daraufhin das Land verlassen. Die EU sprach Sanktionen aus, die aber 2009 wieder aufgehoben wurden. Das internationale Rote Kreuz hat wegen Menschenrechtsverletzungen das Land wieder verlassen. Diese politische Situation, von der ich in Deutschland nichts gehört hatte, bestätigte uns der deutsche Botschafter in Tashkent.
Das ist Zentralasien. Menschenrechtsverletzungen, wie die in Usbekistan, dürfen wir nicht verdrängen, auch wenn Deutschland in diesen Ländern große Interessen verfolgt.

~ Peter Helms, Team Hamburg

Gästebericht

Die Erotik des Papiers | Samarkand

Wer heutzutage ein Blatt Papier in seinen Händen hält, ist sich selten darüber im Klaren, welche Schritte zu dessen Herstellung nötig sind und welcher technische Aufwand dahintersteckt. Aus einer Stadt stammend, in der einer der größten Papierproduzenten der Welt seine Heimat hat, sind mir die Vorgänge um den Entstehungsprozess dieses speziellen, segensreichen und vielseitigen Materials durchaus bekannt. Doch die moderne Art, diesen Stoff maschinell herzustellen, spiegelt niemals den Aufwand wider, der zur Produktion von Seidenpapier nötig ist. In einer Manufaktur in Taschkent konnten wir beobachten, wie dieser wunderbare Stoff, der ein Synonym für die jahrtausendealte Kulturgeschichte Zentralasiens darstellt, entsteht, welche Schritte nötig sind, um dieses Papier, das heute für uns so selbstverständlich in verschwenderischer Art und Weise ge- und verbraucht wird, zu produzieren.
Seidenpapier ist tatsächlich eine besondere Art Stoff und besteht fast ausschließlich aus dem zu einer Masse verkochten und gestampften Bast der hierzulande so wichtigen und häufig angepflanzten Maulbeerbäume. Dazu werden zunächst die abgeschnittenen Äste der Maulbeerbäume gekocht, um deren Rinde komplett ablösen zu können. Diese Rindenstücke werden sodann noch feucht mittels eines flachen Messers von Hand innen abgeschabt, sodass sich der Bast von der Innenseite der Rinde löst. Pro Ast fällt so geschätzt ca. 1 Gramm Bast als Rohstoff für das Papier an. Türme von abgeschabter Rinde liegen im Innenhof des Gebäudes, ebenso die vorbereiteten Rindenstücke gleich Holzlagern. Wir gelangen durch einen rosenbewachsenen, begrünten und bewässerten rosenbewachsenen und weinlaubüberdachten Innenhof in das Gebäude, das an einen vorbeigeleiteten Bach angrenzt. Dieser treibt ein Wasserrad an, das wiederum einen Baumstamm bewegt, in dessen Achse vier im Abstand von ca. einem Meter nebeneinander angeordnete, jeweils im Winkel von 90 Grad zueinander verschobene Keile stecken, die wiederum durch die Drehung wechselweise durch Hebelwirkung vier Holzstößel antreiben.
Diese stoßen in vier verschiedenen Holzbottichen die darin befindliche Rohmasse, also den Maulbeerbast zu einem Brei, der an graubraune Knetmasse gemahnt und sich auch so anfühlt. Unschwer vorzustellen, welche Mengen Bast es braucht, um auch nur 10 Blätter Papier daraus herzustellen…
Nach etlichen Stunden „Bearbeitung“ durch die Stößel ist das Ausgangsmaterial genügend zerkleinert, um mit entsprechenden bindenden Zusätzen in Wasser gelöst zu werden, um sodann Blatt für Blatt einzeln per Hand aus dem „Sud“ geschöpft zu werden.
Dies geschieht mittels eines holzumrahmten, DIN A 4 großen Netzgitters, wozu vom Schöpfenden eine große Kenntnis der Materie vonnöten ist, um die richtige Konsistenz und damit Dicke des Papiers zu erhalten. Nach dem Abtropfen wird der Rahmen auf eine Stoffunterlage gestülpt, sodass sich das feuchte Blatt von der Netzunterlage löst und so getrocknet werden kann. Viele solcher trocknender Blätter hängen an einer Wand in einem Trockenraum und warten, bis sich die Feuchtigkeit verflüchtigt hat. Danach wird das Blatt wiederum in mühsamer Handarbeit so lange „massiert“, bis sich die Fasern nochmals verfestigt, intensiver miteinander verwoben und damit Unebenheiten geglättet haben. Dieser Vorgang wird mittels eines Specksteins je nach gewünschter Feinheit mehrmals wiederholt, erst dann ist das Blatt fertig, um beschrieben oder bedruckt zu werden, denn jede Unebenheit würde zu Unregelmäßigkeiten in Tinte oder Farbverteilung führen.
Nimmt man so ein fast weißes, leichtes Blatt in die Hand, hat man das sinnliche Gefühl, wirklich Seide auf der Haut zu spüren. Die Faszination, die von diesem Material ausgegangen sein muss, als in Europa noch Pergament als alleiniges Beschriftungsmaterial diente, muss ungeheuer gewesen sein. Kein Vergleich zu dem groben, oft löchrigen Material aus mehr oder weniger geglätteter, abgeschabter Tierhaut, das doch jahrhundertelang so segensreich für Schriftstücke aller Art zur Verfügung stand…
Ich denke daran, wie es wohl für einen des Lesens Kundigen zu damaliger Zeit gewesen sein muss, ein Dokument aus diesem glatten, weichen, seidigen Stoff in den Händen halten zu dürfen- es muss demjenigen wie ein Wunder, wie ein Schatz vorgekommen sein! Mir jedenfalls kommt es so vor, und ich schwelge begeistert in den Miniaturen im persischen Stil, mit denen etliche Blätter dieses wertvollen Stoffs bedruckt und beschrieben sind. Wundervolle arabische Kalligrafien, mit Blattgold belegt, gedruckte Jagdszenen und allegorische Familienbilder, in denen Fürsten ihren Harem und Imame ihre Schüler um sich scharen. Szenen, die mich an tausendundeine Nacht erinnern.
Die Sinnlichkeit von Scheherazade Erzählungen, auf ein Stück weiße Materie übertragen. Die Erotik des Papiers.

~ Conny Stiebert, Team Hamburg

tag 23

Fahrt und Tag in Tashkent

Wie so oft ging es um 9 Uhr mit unserem Bus los in Samarkand – wir dachten als erster Bus, aber Glück gehabt, wir waren schon der zweite. Das Frühstück an einem reichhaltigen Buffet sah wirklich gut aus, aber das Hotel konnte Geld sparen, denn viele aus unserem Team mussten bei trocken Brot und schwarzem Tee bleiben. Die Darmverstimmungen hatten uns noch voll im Griff.
Die Fahrt war nicht allzu lang und so kamen wir schon zum Mittagessen (was immer so gegen 2 Uhr war) in Tashkent an. Heute sollte es kein übliches Restaurant sein – nein Essen in einer Jurte, mitten in der Großstadt. Wo findet man die zwischen den Betonhäusern – völlig unspektakulär dazwischen gleich neben den Parkplatz gequetscht stand eine Jurte – nichts von dem üblichen Feeling im Grünen und der ländlichen Idylle. Aber das Essen war gut, wie immer viel zu viel und wie schon gesagt für die meisten war noch Schonkost vorteilhaft.
Am Nachmittag ging‘s zu einem kurzen Stadtrundgang in die Altstadt, leider blieb nur wenig Zeit.

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MIttagsessen in einer traditionellen Jurte
(Beate Arnold)

Im Gegensatz zu den Altstädten in Buchara oder Chiva, waren hier kaum Leute zu sehen und die Händlerstände fehlten ganz. Auch in der Barak – Chan – Medresse hatten die Handwerkskünstler zwar die Räume der früheren Studenten belegt, aber es fehlte das emsige Treiben im Hof der Medresse, alle hockten in ihren Räumchen. So sollte das Highlight dann wohl doch die Besichtigung des ältesten Koranbuches werden, aber fast wäre es schief gegangen, denn 5 Uhr wird das Museum geschlossen – wir waren zwei Minuten nach 5 Uhr dort. „Wir sind aus Germania – bitte eine Ausnahme – wir machen ganz schnell.“ Das Bitten hat gewirkt und wir konnten das dicke alte Koranbuch mit den dünnsten Pergamentseiten der Welt noch ganz kurz sehen.

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Tashkents wunderschöne Altstadt
(Beate Arnold)

Zurück ins Hotel – Kleiderwechsel, denn der deutsche Botschafter war für das Dinner als Gast angesagt. In einem großen Park, gleich neben einer lauten Open Air Show noch für den Internationalen Kindertag, war unser Abendessen platziert. Unser deutscher Botschafter Herr Höfer-Wissing war pünktlich da, hat den Krach nebenan sehr locker genommen, und uns viel über seine interessante Tätigkeit in Usbekistan und Tashkent erzählt. Es war toll so hautnah aus erfahrenem Mund über den Alltag und die Arbeit eines deutschen Botschafters in Mittelasien zu hören, natürlich alles ganz privat. Wir waren sehr zufrieden und hätten ihm gern auch noch zwei Stunden länger zugehört oder mit ihm über aktuelle politische Probleme diskutiert. Den Abend mit ihm werden wir wohl noch eine Weile in bester Erinnerung behalten, denn das war eine interessante inoffizielle politische Live Diskussion – super!

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Dinner mit dem deutschen Botschafter in Tashkent
(Beate Arnold)

Es folgte eine kurze Nacht, wie so oft und manchmal für die Genesung der etwas Angeschlagenen nicht ganz ausreichend. Dann muss es wohl noch ein weiterer Diättag werden.

~ Beate Arnold, Team Shanghai

Tag 24

Von Tashkent nach Ferghana

Und schon müssen wir Taschkent wieder verlassen und weiter gen Osten ziehen. Wir lassen großartige Städte hinter uns, mit monumentalen Bauten. Vor uns liegt etwas Neues: das Ferghanatal. Ein dicht besiedeltes nur 300km langes und 110km breites Tal. Gut 10 Mio. Menschen leben in diesem kleinen, aber sehr fruchtbaren Gebiet. Es wird spürbar grüner.
Doch bevor wir dieses sehen, müssen wir über den Kamchick-Pass und eine “überschaubare” Höhe von 2.267m überqueren – aus Sicherheitsgründen dürfe die Gruppen nicht im Bus bleiben. Mit 18 PKW und 2 Bussen machen wir uns mit gemischten Gefühlen auf den Weg – für alle scheint es ein bisschen wie Fremdgehen, nicht im Bus zu sitzen. Die Busse sind aus dem Alltag der Reisenden nicht mehr wegzudenken, eine sehr ungewöhnliche Beziehung entwickelt.

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Umstieg in 18 Autos auf dem Weg nach Ferghana
(Christopher Alexander)

Der Pass bietet tolle Bilder, ist aber nicht im Ansatz gefährlich, sondern gleicht eher einer 2-spurigen “usbekischen Schnellstraße”. Warum also dieses Gesetz? Wir nehmen es hin.

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Auf dem Kamchick-Pass
(Christopher Alexander)

Am frühen Nachmittag besuchen wir den Khudoyar-Khan Palast in Kokand, einen zauberhaften und geschichtsträchtigen Palast. Unsere Guides Kristina und Oybek wissen wieder einmal nicht nur um die Zahlen, Daten und Fakten, sondern auch viele Geschichten aus der Gegend. Am Abend checken wir im Asia Ferghana ein und erfreuen uns eines ruhigen Hotels mit einem oasenartigen Innenhof.
Noch vor dem Abendessen versammeln wir uns in einem „Konferenzraum“ und Michael Thumann und ich möchten von und über die ZEIT berichten und diskutieren. Das Interesse ist groß und wir merken schnell, dass 1,5 Std. zu knapp berechnet waren. Zu viele Themen, auf die es keine kurz Antworten gibt: Wo steht die ZEIT in 15 Jahren? Wir laufen Print und Online ineinander? Was passiert mit der Jugend, die „nur noch online“ ist? Was hat ZEIT REISEN noch vor? Tolle Fragen und tolle Diskussionen bescheren einen interessanten Abend. Vielen Dank dafür an alle, die dabei waren!
Morgen steht Ferghana auf dem Programm, bevor es am Sonntag weiter nach Kirgisistan geht. Für mich persönlich wird die Reise am Sonntag vorbei sein und ich werde mich in den Flieger nach Hamburg (über Umwege) setzen. Zwei sehr spannende Wochen auf einem Teilstück dieser großartigen Reise gehen zu Ende. Ich habe sehr viele Details mitnehmen können, die in die Planung für das nächste Jahr eingehen werden. Was ich aber vor allem gesehen habe, sind 50 reiseerfahrene, aufgeschlossene und inspirierende Menschen, die diese Reise mit uns von Tag 1 bis Tag 53 machen. 2 Gruppen, vor denen ich meinen Hut ziehe. Bei aller Anstrengung, die eine solche Reise mit sich bringt: hier wird gelesen, erzählt, sich ausgetauscht, sich gegenseitig aufgefangen, sich Raum gegeben – und es wird auch gesungen. Eine tolle Stimmung! Ich wäre sehr gerne länger dabei gewesen und wünsche allen vor Ort (inkl. des Teams) noch eine wunderbare Reise bis Shanghai.

~ Christopher Alexander, Leiter ZEIT REISEN

Tag 25

Im Fergana-Tal - Menschen bei der Arbeit

Wie schön! Heute erwartet uns ein entspannter Tag, an dem wir der arbeitenden Bevölkerung bei der Arbeit zuschauen dürfen – und auch das ein oder andere Souvenir erwerben können. Gleich beim Frühstück sehen wir die Reiseleiter bei ihren anstrengenden morgendlichen Lagebesprechungen.

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Morgendliche Lagebesprechung der Reiseleiter
(Annette Böddinghaus)

Gearbeitet haben auch Ümit und Holger schon in aller Herrgottsfrühe, und die Busse, insbesondere die Scheiben, wieder mal tiptop geputzt. Ein dickes Dankeschön an euch!
Unsere erste Station ist die Seidenfabrik Yodgorlik in Margillan. 1972 gegründet, war die Fabrik zunächst eine Kooperative mehrerer kleiner Familien, heute wird sie privat geführt und arbeitet gemeinsam mit der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Christina erzählt uns von der mühsamen Zucht der Raupen, die über 8 Wochen täglich zweimal mit frischen Maulbeerbaum-Blättern gefüttert werden müssen. Nur einem winzigen Teil der Raupen ist ein Kleine-Raupe-Nimmersatt-Lebenslauf vergönnt, die übrigen werden im Puppenstadium in kochendem Wasser “letal entnommen”. Fleißige Frauen fischen die Kokons aus dem Wasser, suchen den Anfang des begehrten Seidenfadens und spinnen aus jeweils 30 bis 40 Kokons einen dickeren Faden.

Für die wunderschönen, usbekischen Ikat-Muster, einer Art Batik, werden die Fäden vor dem Weben durch Abbinden gefärbt. Ein kompliziertes Verfahren.

Auf der Suche nach dem Anfang des Seidenfadens (Annette Böddinghaus)
Auf der Suche nach dem Anfang des Seidenfadens
(Annette Böddinghaus)
Fäden waschen (Annette Böddinghaus)
Fäden waschen
(Annette Böddinghaus)

Unsere usbekische Reiseleiterin Christina wohnt in Margillan, ihr kleiner Sohn darf die Mama heute bei der Arbeit kurz besuchen.

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Reiseleiterin Christina mit ihrem Sohn
(Annette Böddinghaus)

Aber auch das ist Arbeit: Touristen sind ständig Highnoon bei großer Hitze unterwegs und müssen um gute Fotos kämpfen.

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Tourist Thomas bei der Arbeit
(Annette Böddinghaus)

Die Reiseleiter und ZEIT-Mitarbeiter müssen ebenfalls mit ran, das Ergebnis kann sich sehen lassen!

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Christopher Alexander, Leiter von ZEIT REISEN
( Annette Böddinghaus)
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Stolz wird das Ergebnis präsentiert
(Annette Böddinghaus)

Auf dem Weg zum Basar können wir einem Bäcker über die Schulter schauen – und testen auch gleich das noch warme weiche Brot aus dem Tandur-Ofen. Lecker!

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Brot im Tandur-Ofen
(Annette Böddinghaus)
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Verkauf des Tandur-Brotes
(Annette Böddinghaus)

Auf dem Basar treffen wir nur freundliche Leute, wir dürfen probieren, auch wenn wir eigentlich nichts kaufen wollen. Eine Auswahl der leckeren Trockenfrüchte landet dennoch in unseren Taschen. Auch ein Arbeitsplatz: Einkaufswagen schieben.

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Basar in Margillan
(Annette Böddinghaus)
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Einkaufswagen auf dem Basar
(Annette Böddinghaus)

Nach einer ausgiebigen Mittagspause der letzte Werkstattaufenthalt: Die Keramikwerkstatt von Meister Rustan Usamanov in Rishtan. Getöpfert, gebrannt,bemalt, gebrannt …

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Töpferhandwerk
(Annette Böddinghaus)
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In der Keramikwerkstatt
(Annette Böddinghaus)

Gut, dass das Essen, das uns die Frau des Meisters serviert, schneller zubereitet ist.

Frau Meisters essen
Frau Meister kocht
(Annette Böddinghaus)

Und der letzte Arbeitsakt des Tages: Michael Thumann informiert über den Islam in Usbekistan und im Kontext der arabischen Welt die möglichen Wege in die Zukunft.

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Vortrag von Michael Thumann
(Annette Böddinghaus)

Michael, wir wünschen dir einen guten Heimflug und danken dir herzlich für die spannenden und substanziellen Einblicke in die aktuelle Welt von Religion und Politik in Zentralasien.

~Annette Böddinghaus, Team Shanghai

Tag 26

Fergana nach Sary Tash

Tränenreicher Abschied von Ulrike, deren Mann nach einem Sturz in Buchara im Krankenhaus liegt. Abschied auch von dem wundervollen Garten des Asia-Hotels. Eine Oase, die von Hochzeitspaaren der Gegend gern für ihre aufwendigen Fotosessions gewählt wird. Eine Hochzeitskutsche prangt symbolisch im Eingangsbereich. Oft wandelten gleich zwei Brautpaare, umringt von professionellen Fotografen und deren Assistentinnen, durch den Garten. Jede Braut eine Märchenprinzessin. Keine sah ich lächeln. Christina, die uns seit Kasachstan bis zur chinesischen Grenze begleitet, hatte uns bereits die umfangreichen Vorbereitungen für eine traditionelle usbekische Hochzeit geschildert. Mindestens ein paar Hundert Gäste werden erwartet. Jeder ist als Gast willkommen, keiner wird abgewiesen.
Wir fahren durch das Ferganatal Richtung Kirgisistan. Das weitläufige Tal ist berühmt für seine Fruchtbarkeit. Die Bäume hängen voller Kirschen und Aprikosen. Wein überrankt Pergolen und gibt Terrassen Schatten. Ins Auge fallen die samtroten Rosen direkt neben der staubigen Straße. Torbögen und Mauern, hinter denen lehmige Wege ins Leere führen.
6.946 Km liegen hinter uns, in denen die Teilnehmer ihre persönliche Belastungsgrenze testen konnten. Pappel ist der Baum der Gegend. Sie lässt sich eng pflanzen und wächst schnell zu einer grünen Wand neben der Straße heran. Attrappen von Polizeiwagen stehen in regelmäßigen Abständen neben den Blumenrabatten. Jeder Verkehrskreisel ist mit bunten Blumen bepflanzt. Dahinein platziert stehen niedliche Rehe aus Ton. Plastikstörche vervollkommnen den Eindruck einer um „Verschönerung“ bemühten Behörde. Die Rinnsteine werden dauernd gefegt, obwohl es da aus Berliner Sicht eigentlich nichts mehr zu fegen gäbe. Ein ordentliches Land. Im Neubauwahn. Neben der Ausfahrtsstraße reiht sich Neubau an Neubau an Rohbau, an Halbfertiges, ganz offensichtlich nie Fertigwerdendes. Rohbau oder schon überwucherte Neubauruine kaum zu unterscheiden. Leere Schaufenster, leere Läden. Übrig gebliebene Ziegelhaufen, halb abgerissene Mauern. Wer soll hier überall einziehen? Eine regelrechte Bauwut scheint das Land ergriffen zu haben, dessen Wirtschaftswachstum, nach allem, was man so hört, dem nicht zu entsprechen scheint.
Noch ist das Land weit und flach. Irgendwann tauchen Berge am Horizont auf. Die Straße wird kurviger und führt allmählich bergauf. Ein gesatteltes Pferd grast in einem Vorgarten. Wir fahren auf eine Grenze zu, die eigentlich gesperrt ist. Usbekistan und Kirgistan betrachten einander misstrauisch, nicht zuletzt nachdem es 2010 hier zu Unruhen kam. Wir haben die offizielle Erlaubnis zum Grenzübertritt, nur unsere beiden usbekischen Reiseleiter, Christina und Eubek, bekamen am Morgen (!) die Anweisung, sie dürften die Grenze nicht mit uns gemeinsam überqueren. Sie müssen im PKW einen Umweg von ca. 120 km nehmen, dort einen anderen Grenzübergang nutzen und uns erst auf der anderen Seite in Osh (Kirgistan) wieder treffen. Die Frage Warum erübrigt sich hierzulande.
Die drei Höllenkreise einer Reise heißen Toiletten, Straßen und Grenzen. Wir haben ja schon einige Stunden Grenzerfahrung. Hier nun wollen wir eine Grenze überqueren, die eigentlich gesperrt ist. Die Tore sind geschlossen. Wir sind angekündigt. Ein heller Labrador und ein schwarzer Schäferhund begleiten die Grenzer. Ich erinnere mich an den netten Drogenhund „Linda“ am polnischen Grenzübergang, die alle anbettelte. Hier scheint das anders zu laufen. Einheimische hocken auf ihren Fersen im Niemandsland und betrachten interessiert unsere schwitzend, ihre Rollkoffer über den holprigen Asphalt zerrende Karawane. Im Gegensatz zu uns wirken sie überhaupt nicht gestresst. Dieses schicksalsergebene Warten ohne zu klagen, bis eine unsichtbare Autorität die Weiterreise endlich erlaubt, haben wir verlernt. Nach drei Stunden sind wir endlich in Kirgistan. Mittagessen in Osh (1 Million Einwohner) im Hotel Osh, wo auch Christina und Eubek wieder zu uns stoßen.
Die Weiterfahrt in Richtung Sary Tash führt durch eine so wunderschöne Landschaft, dass man gar nicht mehr aufhören kann zu schauen. Allmählich windet sich die Straße höher. Hügel wachsen zu Bergen, überzogen von einem so samtigen Grün, dass man drüber streichen möchte. Jurten tauchen auf und Pferde grasen neben dem Ufer eines breiten, von Kiesinseln durchzogenen Flusses, den gerade ein Reiter durchquert. Höher und höher windet sich die relativ gut ausgebaute Straße, bis wir endlich auf dem Taldyk-Pass (3.615m) anhalten, um ein Erinnerungsgruppenfoto zu machen, mit Banner. Eine Kirgisin mit ihrer Tochter, die uns beobachtet, kommt gleich mit aufs Bild. Runter geht es anschließend auf 3.177 m, wo uns Jurten als Übernachtung angekündigt waren. Es ist dunkel, als wir ankommen. Bei den Außentemperaturen sind wir für die Gruppenzimmer im Gästehaus statt der angekündigten Jurten durchaus dankbar.

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Freundliche Kirgisin
(Cornelia Arnhold)

Vor dem Nachtlager stehen aber noch Schaschlik und Folklore im Turnsaal des Schulhauses auf dem Programm. Frauen erklären uns ausführlich die Bedeutung jeder Stickerei ihre Tracht. Wie üblich geht es um die Herrichtung der Braut für die Hochzeit. Ihr Haar wird zu 40 Zöpfen geflochten. Um die Stirn wird ihr ein 15-20 m langes weißes (Weiß ist die Farbe des Glücks) Baumwolltuch gewickelt, das später praktischerweise auch als Leichentuch Verwendung findet.

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Folklore Abend im Turnsaal
(Cornelia Arnhold)

Wir kommen nach einem anstrengenden Tag auf dicken, bunten Decken, in extra für uns hergerichteten Mehrbettzimmern mehr oder weniger zur Ruhe. Kein Bett im Kornfeld, dafür ein Klo unterm Sternenzelt.

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Der Bus in Sary-Tash
(Annette Böddinghaus)

~ Cornelia Arnhold, Team Shanghai

Tag 27

Von Sary-Tash nach Kashgar – Ein letzter Grenzübertritt

Der Morgen nach der Nacht mit dem gewaltigen Sternenhimmel war frisch, aber sonnig und schön. Nur wenige hatten es geschafft, den Sonnenaufgang über dem Pamirgebirge um 5 Uhr zu beobachten. Die anderen reckten und streckten sich um 7 Uhr, dann der unvermeidliche Gang zum berühmten Loch im Boden auf der kleinen Anhöhe hinter dem Gästehaus. Der Wasserhahn war sparsam und benetzte die Finger. Ab zum Frühstück!

Das Gästehaus
Das Gästehaus
Frühstück im Gästehaus
Frühstück im Gästehaus

Heute beginnt Ramadan, was uns nur sehr bedingt tangiert, denn wir haben „Bergfest“, die Hälfte der gesamten Reisezeit hinter uns, beziehungsweise vor uns.

Um 8 Uhr geht es los. Durch saftig grüne Wiesen mit Schafen, Ziegen und Rindern. Im Hintergrund die schneebedeckte Bergkette des Pamirgebirges mit dem 7.100 m hohen Gletscher Pik Lenin. Es sieht sehr friedlich aus und fruchtbar. Im Vergleich zu der kargen Steppenlandschaft in Usbekistan.

Grüne Wiesen in Kirgistan (Dirk Schröder)
Grüne Wiesen in Kirgistan
(Dirk Schröder)

Die landschaftliche Schönheit Kirgisistan birgt ein gewisses touristisches Potenzial, ist aber diesbezüglich bislang kaum erschlossen. Eine Realisierung setzt eine entsprechende, noch nicht vorhandene Infrastruktur voraus.

Das kirgisische Gebiet an der chinesischen Grenze gilt reich, weil dort erfolgreiche Pferdezüchter leben. Dies zeigt sich auch bei der Preisbildung für eine Braut zur Hochzeit. Kostet eine zur Hochzeit bestimmte Frau normalerweise in Kirgisistan 1000 $, so kostet sie in diesem Grenzgebiet 2000 $, und es kommen noch 2 Pferde dazu, 20 Schafe und eine Kuh.

In Kirgisistan gibt es tektonisch aktive Gebiete, weshalb Erdbeben häufig vorkommen. Heute scheint die Sonne und die Temperatur steigt. Hatten wir gestern beim Grenzübertritt nach Kirgisistan auf dem Thermometer 40°C und am Abend auf dem Taldyk-Pass in 3.600m Höhe 9°C, so werden wir heute Abend – beim Grenzübertritt nach China – wieder die 30°C-Marke übertreffen. Der Bord-Computer ist unbestechlich. Das Klima in Kirgisistan ist von trockenen und kontinentalen heißen Sommern geprägt. Die täglichen Temperaturschwankungen sind erheblich.
Wir kommen zur Grenze. Die Ausreise aus Kirgisistan dauert eine Stunde. Sensationell! – wenn man das mit der Einreise vergleicht. Erste chinesische Autokennzeichen.

Eine erste Kontrolle zur Einreise nach China mit Gepäck und ohne Schuhe durch den Scanner. Dann werden die Uhren noch einmal um zwei Stunden vorgestellt. Die Differenz zu Deutschland beträgt jetzt sechs Stunden plus. Dadurch kommen wir allerdings um 13:30 Uhr zur Mittagspause der Grenzbeamten, die drei Stunden bis 16:30h dauert. Es sind 27 °C. Dann noch einmal 1 ½ Stunden für Einreisekontrollen und wir dürfen weiter fahren. Das war aber nur die erste Kontrolle. Die richtige Kontrolle erfolgte dann nach 140 km. China ist ein großes Land.

Diese Einreise nach China ist der letzte Grenzübertritt unserer Reise und er hat insgesamt gute 6 ½ Stunden gedauert. Darum schlägt jemand vor, doch einmal alle Wartezeiten der Grenzübertritte dieser Reise zu addieren. Ein anderer Vorschlag ist, dass man doch alle die europäischen Politiker, die gerade dabei sind, Schengen und die EU zu zerstören, auf die gleiche Tour schicken sollte, damit sie sich vergegenwärtigen, wie kleinmaschig Grenzübertritte früher waren.

Wir fahren hinter der Grenze durch eine karge Landschaft mit interessanten Steinformationen, am Fuß des Pamirgebirges; ins Dunkel der Nacht nach Kashgar, wo der aus Deutschland stammende Hoteldirektor uns um 23 Uhr mit Folklore empfängt. Ein ganz kurzes Abendbüffet noch. Dann endlich unter die Dusche und von dort direkt ins Bett.

Da bei der Stadt Kashgar, westlich der Wüste Takla Makan, die nördliche und südliche Route der Seidenstraße zusammenkamen, war es einst ein wichtiger Ort. Heute hat er ca. 350 bis 400.000 Einwohner. Wenn man die breiten Straßen bedenkt und die Tatsache, dass in China die Einwohner des unmittelbaren Umlandes mit zur Stadtbevölkerung gezählt werden, dann wirkt diese Stadt deutlich größer.

Der Morgen danach:

Blick aus dem Hotelzimmer (Dirk Schröder)
Blick aus dem Hotelzimmer
(Dirk Schröder)

Kashgar hat mit massiver Luftverschmutzung zu kämpfen. Laut Internet hatte der Ort im März diesen Jahres einen der schlechtestmöglichen Werte.

~Dirk Schröder, Team Shanghai

Menschen

People of the day | Zentralasien

Thomas Peters fotografiert täglich Menschen entlang des Weges mit seinem Smartphone. An Besichtigungstagen ist die Auswahl schier unerschöpflich, an Fahrtagen ist die Auswahl manchmal äußert gering. Sehen Sie hier die schönsten Bilder aus Zentralasien

In der Maria-Entschlafens-Kathedrale
13. Tag: In der Maria-Entschlafens-Kathedrale
People of the day Zentralasien Tag 15
15. Tag Fachkundiger Guide am Denkmal in Saraichik, Kasachstan
People of the day
17. Tag: Marktfrau in Nukus, Usbekistan
Beilager_Seidenstraße_People of the day Zentralasien Tag 19
19. Tag: Gewürzverkäuferin in Buchara, Usbekistan
People of the day
21. Tag: Morgens beim Koffer einladen in Buchara
Tag 23 In der Moschee in Taschkent, Usbekistan
23. Tag: In der Moschee in Taschkent, Usbekistan
Tag 25 In der Seidenfabrik in Margilan, Usbekistan
25. Tag: In der Seidenfabrik in Margilan, Usbekistan
People of the day Zentralasien
14. Tag: Im Kiosk an der Grenze zwischen Russland und Kasachstan
People of the day
16. Tag: Der turkmenische Fahrer des Schwertransporters in Jazliq, Usbekistan
People of the day
18. Tag: Usbekische Schönheit in Khiva
People of the day
20. Tag:  in der Zitadelle Ark in Buchara, Usbekistan
People of the day
22. Tag: Nachdenklich in Samarkand, Usbekistan
Tag 24 Broteinkauf auf der Fahrt ins Fergana-Tal
24. Tag: Broteinkauf auf der Fahrt ins Fergana-Tal
Tag 26 Exklusives Folklorefest für uns in Sary-Tash, Kirgisistan
26. Tag: Exklusives Folklorefest für uns in Sary-Tash, Kirgisistan
tag 28

Kashgar - Ruhetag

Gestern spät in Kashgar angekommen, im Nordwesten Chinas, in der Autonomen Uigurischen Provinz Xingjiang (seit 1955), mit überwiegend Moslems. Die Überwachung und Reglementierung hier ist besonders, wegen der befürchteten und tatsächlichen Terrorgefahr durch Seperatisten. Unterhalb der Provinz gibt es Autonome Bezirke und Kreise, z. B. für Kirgisen.

Wir haben jetzt offiziell MEZ +6 Stunden, Peking-Zeit, die in ganz China gilt. Lokal wird jedoch im Umgang untereinander die lokale Zeit MEZ +4 Stunden benutzt. Da wir erst gegen 2 Uhr ins Bett kamen, wurde die Frühstückszeit für uns bis 12 Uhr verlängert. Das wurde auch reichlich genutzt.

Individuell wurde dann die Stadt erkundet. Ein hilfreicher Hotelangestellter hielt ein Taxi für uns an und nannte dem Fahrer unser Ziel, den zentralen Platz der Völker. Wir zahlten die auf dem Taxameter stehenden 6 Yuan, etwa 0,80 €, für etwa 3 km.

Der Platz wird durch eine große Maostatue dominiert.

Mao Statue ( Waldermar Schulz-Pruss)
Mao Statue
( Waldemar Schulz-Pruss)

Wegen Hitze und Staub flüchteten wir zunächst in den angrenzenden Volkspark, eine Oase der Ruhe, bis auf gelegentlich dröhnende Ghettoblaster.

Volkspark in Kashgar (Waldemar Schulz-Pruss)
Volkspark in Kashgar
(Waldemar Schulz-Pruss)

Auch gibt es hier Buden und Fahrgeschäfte, wie auf einem Schützenfest.

Buden und Händler im Volkspark in Kashgar (Waldemar Schulz-Pruss)
Buden und Händler im Volkspark in Kashgar
(Waldemar Schulz-Pruss)

Auf unserem Rückweg zu Fuß bewunderten wir die beidseitigen und in beide Richtung benutzen “Radwege”, die hauptsächlich von Elektrorollern benutzt werden  und deren Querung einige Aufmerksamkeit bedarf, genauso wie die Straßen.

DerRadweg als Parkplatz (Waldemar Schulz-Pruss)
Der Radweg als Parkplatz
(Waldemar Schulz-Pruss)

Zebrastreifen bedeuten nicht viel, ganz anders, als in den bisherigen Ländern Zentralasiens, wo die Autos wider Erwarten sehr rücksichtsvoll fuhren. Die Elektroroller sind ein Segen, was Emissionen betrifft, allerdings “schleichen” sie sich heran.

In der Mittagspause lagern die Leute in den Parks, schlafen, unterhalten sich oder spielen Karten.

Spiele inder Mittagspause (Waldemar Schulz-Pruss)
Spiele in der Mittagspause
(Waldemar Schulz-Pruss)
Mittagspause und Kartenspiele (Waldemar Schulz-Pruss)
Mittagspause und Kartenspiele
(Waldemar Schulz-Pruss)

Unsere wackeren Fahrer tankten in der Zwischenzeit die Busse, was hier relativ gut ging (in Usbekistan wurden Fässer mit adäquatem Diesel von weit her bestellt und mühsam umgefüllt) und besorgten dann die chinesische Zulassung, mit zusätzlichen Reflektoren rundherum und unter Hinterlassung einer Sonnenbrille an einen gestrengen Offiziellen. Der “TÜV” beeindruckte durch seine technische Einrichtung, im Gegensatz zur schleppenden Bürokratie, mit der obligatorischen Mittagspause. Um die eingestanzte Fahrgestellnummer zu finden, mußte zunächst mit Deutschland telefoniert und die Nummer dann erst freigelegt werde. Die Führerscheine wurden dann ohne Umstände ausgehändigt.

chinesische Zulassen hängt am Bus (Waldemar Schulz-Pruss)
Chinesische Zulassung hängt am Bus
(Waldemar Schulz-Pruss)

Zum Abendessen im Hotel, der Manager deutsch und immer gesprächsbereit, gab es eine Tanz- und Musikvorführung und die Herstellung von Nudeln wurde gezeigt. Der Rezeptionschef, der in Hannover gelernt hatte, moderierte auf deutsch, unter Anwesenheit örtlicher Honoratioren. Die Tourismusleiterin gab eine Runde Rotwein aus.

Traditionelle Nudelherstellung (Waldemar Schulz-Pruss)
Traditionelle Nudelherstellung
(Waldemar Schulz-Pruss)

~Waldemar Schulz-Pruss, Team Shanghai

Tag 29

Ein weiterer Tag in Kashgar

Nach einem anstrengenden Reisetag von Sary Tash in Kirgistan über die Grenze bis in die autonome Provinz Uigurien (chinesisch: Xinjiang) nach Kashgar hatten wir dringend einen Ruhetag nötig. Deshalb wurde zuerst der geplante freie Tag eingelegt, der uns allen richtig gut getan hat. Heute ist nun Programmtag mit Besichtigungen der Altstadt und des Mausoleums.

Der frühe Morgen war einzigartig, vom Hotelfenster aus konnten wir kurz die schneebedeckten Berge in fast 200 km Entfernung sehen, danach hat der Dunst und der Sand die Sicht wieder vernebelt und alles eingehüllt. Nach einem reichhaltigen Frühstück ging es mit kleineren chinesischen Bussen vom Hotel in Richtung Altstadt. Es wurde schon gemunkelt, dass die chinesischen Kulturverantwortlichen der Stadt für uns eine Überraschung vorbereitet haben. Tatsächlich – am einzigen noch bestehenden großen Tor der Altstadtmauer aus Lehm wurden wir von traditionell gekleideten Wächtern und Persönlichkeiten aus der Geschichte der historischen Stadt Kashgar empfangen. Natürlich war das Tor und die Straße für diese Zeremonie mal kurz für die Öffentlichkeit gesperrt worden – nur wir Langnasen durften dieses Spektakel genießen. So viel Ehre für Gäste aus Europa hat uns schon erstaunt, aber Langnasen aus Deutschland sind sehr beliebte Touristen und man „schmückt“ sich auch gern mit uns.

Exklusiver Empfang in Kashgar(Alban Motsch)
Exklusiver Empfang in Kashgar
(Alban Motsch)

Gemütlich sind wir dann durch das Tor in die Altstadt geschlendert. Aber Achtung – von links und rechts ganz leise schießen die Elektroroller an einem vorbei und wir als Fußgänger stören da nur. Nicht von Tesla oder BMW – nein es wimmelt nur so von kleinen Elektrorollern und natürlich auch Elektroautos aus chinesischer Produktion. Wir sind erst einmal verblüfft. Aber es macht das Bummeln in der Altstadt natürlich viel angenehmer. Sollten wir diesen schönen Eindruck nicht mal unseren Autokonzernen weiterleiten – wir denken schon, denn man sieht, es funktioniert perfekt.

Fahrt auf dem Motorroller (Alban Motsch)
Fahrt auf dem Motorroller
(Alban Motsch)

Die Gebäude der Altstadt wurden vor Jahren schön restauriert – aber nur die Fassaden. Es hinterlässt ein Bild von Hollywood-Kulissen. Der Ramadan hat begonnen und viele der kleinen urtypischen Restaurants in der Altstadt sind geschlossen, aber die Handwerker, wie Hufschmiede, Bäcker, Töpfer und viele verschiedene mehr arbeiten trotzdem in ihren kleinen ebenerdigen Räumen.

Schmied (Alban Motsch)
Schmied
(Alban Motsch)
Bäcker (Alban Motsch)
Bäcker
(Alban Motsch)

Sogar Kamele und Esel traben durch die schmalen Gassen und machten den Rollerfahrern das Leben nicht einfacher. Die Kamele waren eher für uns Langnasen extra herangeholt worden. Sah aber richtig originell aus in dieser Umgebung.

Kamelreiter, exklusiv für uns ( Alban Motsch)
Kamelreiter, exklusiv für uns
(Alban Motsch)

Aus der Altstadt heraus konnten wir direkt zur Moschee Id-Kha spazieren und von dort über die Handwerkerstrasse zum Mittagessen gehen.

 Moschee Id-Kha (Annette Böddinghaus)
Moschee Id-Kha
(Annette Böddinghaus)

Das Beste war aber der anschließende Espresso oder Americano in einem kleinen gemütlichen Café neben dem Restaurant, leider mussten wir etwas Geduld aufbringen, bis das heiße Tröpfchen vor uns auf den Tischen stand.

Wir konnten es nicht alle sehen, aber die Mitreisenden Toni und seine Frau waren mit dem Auto unterwegs und haben neben der recht kleinen Altstadt auch noch den neugebauten Außenring von Kashgar besichtigt. Moderne Satelliten – Stadtteile völlig unbewohnt – dort sollen mal die Chinesen einziehen, die man in der autonomen Provinz zur „Verdünnung“ der Uiguren Bevölkerung ansiedeln will, ähnlich dem Muster von Tibet.

Trotzdem blieb noch Zeit genug, um am Nachmittag das Abakh Hoja Mausoleum zu besuchen. Umgeben von einem wunderschönen Rosengarten leuchten uns die bunten, vornehmlich in Grüntönen gehaltenen Keramikfliesen entgegen. Die Bauweise ist typisch uigurisch, die Gebetshalle hat ein Kuppeldach und vier gedrungene Minarette an den Ecken.

Abakh Hoja Mausoleum (Annette Böddinghaus)
Abakh Hoja Mausoleum
(Annette Böddinghaus)

Unser einheimischer Guide Youssuf konnte lebendig aus der Geschichte Kashgars erzählen. Abakh Hoja war ein muslimischer Missionar im 17. Jh. und im Inneren des Mausoleums befinden sich 58 Grabstätten von 5 Generationen der Familie Hoja. Sie sind jedoch nicht mehr im Original erhalten, sondern haben nur noch symbolischen Charakter. Nach einem schweren Erdbeben Anfang des 20. Jh. wurde die Kuppel des Mausoleums zerstört und erst in den 60er Jahren wieder aufgebaut. Besonders verehrt wurde von den Uiguren das Grab der Duftenden Konkubine, einer Enkelin des Abkah Hoja. Sie wurde als Konkubine an den Hof des Kaisers Qianlong (18.Jh.) gebracht, dann zum Selbstmord gezwungen und später in ihrer Heimat Kashgar beigesetzt.
Unser Abendessen im ehemaligen britischen Konsulat mit typisch chinesischen Glasdrehtischen sollte ein Höhepunkt werden – leider war vom ehemaligen klassischen englischen Stil und Glanz nicht mehr viel zu sehen. Schmutz und Verfall dominierten im früheren Konsulatsgebäude, so blieb es eben nur ein einfaches Abendessen.

~ Beate Arnold, Team Shanghai

Tag 30

Kashgar nach Aksu – Durch die Taklamakan-Wüste

Nach 2 ½ Nächten im selben Vier-Sterne-Hotel Radisson Blu in Kashgar geht es heute wieder auf große Fahrt: 463 km nach Aksu, entlang der Taklamakan-Wüste. Wir fahren ab heute mit einem zusätzlichen chinesischen Kennzeichen hinter der Windschutzscheibe. Bei der Ausfahrt aus der Stadt kommen wir nochmals bei der SPD-BANK vorbei. Auflösung: Shanghai-Pudong-Development-Bank.
Die 2 Tage in Kashgar haben es der Gruppe erlaubt, sich zu regenerieren, obwohl Magen-Darm-Phänomene trotz des guten chinesischen Essens weiter vorhanden sind. Das Hotel westlichen Stils ist die Fluchtburg nach den etwas raueren Erfahrungen der vergangenen Tage. Die Erwartung für China bis nach Shanghai ist, dass es bei solchen Hotels bleiben wird. Damit verbunden besteht die Gefahr, die Erlebnisse auf dem ersten Teil der Reise zu verdrängen. Dies gilt auch für die Straßenverhältnisse. Von jetzt ab fahren wir überwiegend auf besten Autobahnen, was die Erinnerung an die Schlaglochrumpelei so manchen Tages unwirklich erscheinen lässt.
Wenn auch die heutige lange Strecke gut zu bewältigen ist, wirft sie doch wieder die Frage nach dem Verhältnis zwischen Fahrtzeit und Erfahrung vor Ort auf. Wir haben von Rainer gerade eine schöne Einführung in Konfuzius und Laotse (Laozi) und den Daoismus gehört. Zu den Sprüchen, die Laotse zugeschrieben werden, gehört auch: „Der Weg ist das Ziel“. Wenn das so ist, heißt unser Ziel: „Intensives Busfahren“. Immerhin haben wir bislang schon mehr als 8000 km hinter uns gebracht und werden es am Ende in 38 Etappen und 53 Tagen auf über 13 000 km gebracht haben. (nur zur Erinnerung).
Rainer hat noch weitere gute Nachrichten: Jörg aus der Shanghai-Gruppe, der nach seiner Operation mit seiner Frau in Ferghana zurückbleiben musste, geht es besser. Wir drücken ihnen weiterhin die Daumen!
Unsere 3 Fahrer haben in heldenhaftem Einsatz über einen ganzen Tag in Kashgar nicht nur ihre 3 chinesischen Führerscheine gemacht, sondern gleich noch den 4. für den in Deutschland in Reserve verharrenden Kollegen mit(?!). Dafür waren sie am Abend bei ihrer Rückkehr ins Hotel von uns triumphal empfangen worden, u.a. mit der ersten a cappella Version von „Hinter‘m Horizont geht’s weiter“.
Die Fahrt geht entlang der Ausläufer des Tian Shan Gebirges (Himmelsgebirge) am Nordrand der Taklamakan. Wasser und Grün werden immer rarer. Große Straßenkreuzungen in der Wüste werden wohl nur hier geboten. Wegen eines Auffahrunfalls mit nachfolgendem Brand auf der Gegenfahrbahn stehen wir 50 Minuten. Vor der Einfahrt in einen Parkplatz eine Mini-Passkontrolle, nur um uns nicht zu entwöhnen. Nördlich der Autobahn scheint sich kurzzeitig ein Sandsturm aufzubauen, der dann in sich zusammenfällt. Heute Abend erwartet uns ein modernes Hotel in Aksu, wo nach Sonnenuntergang wieder das Fastenbrechen des Ramadan beobachtet werden kann; denn seit gestern sind wir im Ramadan. Wir werden den ganzen Tag bewirtet von Muslimen, denen Speis und Trank während des gesamten Sonnentages untersagt ist.

Abendliches Fastenbrechen (Angelika Holtz)
Abendliches Fastenbrechen
(Angelika Holtz)
Abendliches Fastenbrechen (Angelika Holtz)
Abendliches Fastenbrechen
(Angelika Holtz)

~ Ruth de Cesare und Dietmar Nickel, Team Hamburg

Tag 31

Nördlich der Taklamakan von Aksu nach Kucha

Wir verlassen das 550.000-Einwohner-Dorf Aksu bei klaren, sonnigen 33 °C. Auf der breiten Hauptstraße regelt wieder der behelmte Polizist auf seinem Podest unter dem blauen Sonnenschirm den Verkehr. Am Ortsrand fühlen wir uns zurück versetzt nach Zentralasien: Die Häuser werden kleiner, das Leben spielt sich, z.T. beschattet von Weinlauben, vor dem Haus ab. Wir sehen Häuser aus Lehm inmitten der Felder  und viele neue, in Reih und Glied aufgestellte Häuser.

lehmhäuser inmitten der Felder (Annette Boeddinghaus)
Lehmhäuser inmitten der Felder
(Annette Boeddinghaus)
Häusersiedlung (Annette Boeddinghaus)
Häusersiedlung
(Annette Boeddinghaus)

Der bald in den Blick kommende Wüstenrand wirkt erstaunlich grün. Hochragende, eng gepflanzte Pappel-Alleen beschatten Straßenrand und kleine Felder: Reis, Gemüse, Kartoffeln, Weizen und Mais wachsen dort.

Grüner Wüstenrand (Annette Böddinghaus)
Grüner Wüstenrand
(Annette Böddinghaus)

Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das streng vom jeweiligen Wasseramt überwacht wird, sorgt für Wachstum und Gedeihen. Etwas weiter ist der Wüstenboden völlig trocken. Tamarisken, Kameldorn und andere Stachelpflanzen kämpfen gegen die Erosion.
Bald schimmern die Schneegipfel des Tien Shan Gebirges zu unserer Linken.

Schneegipfel des Tien Shan Gebirges (Annette Böddinghaus)
Schneegipfel des Tien Shan Gebirges
(Annette Böddinghaus)

Alle bewegt das seltene Motiv: im Vordergrund Wüste und die schneebedeckten Gipfel dahinter. Das führt zu einem weiteren seltenen Motiv: Deutsche zuhauf auf der Autobahn!

Fotografieren auf der Autobahn ( Annette Böddinghaus)
Fotografieren auf der Autobahn
( Annette Böddinghaus)

Wir verlassen die Autobahn. Hin und wieder durchfahren wir Dörfer, in denen die Frauen Kopftücher und bunte lange Kleider und die Männer die typischen, vier- oder fünfeckigen Kappen tragen. Deutlich ist die Verwandtschaft der Uiguren zu den zentralasiatischen Völkern zu spüren. Sie sind Moslems und haben sowohl türkische und mongolische wie auch indogermanische Wurzeln und stellen trotz des massiven Zuzugs von Han-Chinesen die Bevölkerungsmehrheit. Hier in diesem Teil Xinjiangs leben auch viele Kirgisen und Kasachen.
Gegen Mittag fahren wir am Kizil Fluss (Roter Fluss) entlang ins Gebirge zu den Buddha-Grotten von Kizil.

Hinein ins Gebirge (Annette Böddinghaus)
Hinein ins Gebirge
(Annette Böddinghaus)

Wir verlassen die Hauptstraße und fahren durch eine beeindruckende, unwirtliche Felsformation.

Durch die Schluchten (Annette Böddinghaus)
Durch die Schluchten
(Annette Böddinghaus)

Plötzlich öffnet sich die Schlucht und gibt den Blick auf eine grüne Flussoase frei . Umwerfend!

Flussoase in den Bergen (Annette Böddinghaus)
Flussoase in den Bergen
(Annette Böddinghaus)

In den ockerfarbenen Sandstein wurden von 3. bis 14. Jh. 236 buddhistische Felshöhlen geschlagen. Entdeckt wurden diese Zeugnisse buddhistischen Lebens vor 80 Jahren von den deutschen Ethnologen Grünwedel und Le Coq. Von ihren Expeditionen kehrten sie mit Tausenden Kunstgegenständen zurück nach Berlin. Dieser Kunstraub erweist sich im Nachhinein als Treppenwitz der Geschichte, denn so entging die Kunst der Zerstörungswut während der Kulturrevolution.
Sechs dieser Grotten sind zu besichtigen. Bei muckeligen 36 °C folgen wir – ohne Fotoapparate, fotografieren strengstens verboten – unseren neuen Guides und passieren das Denkmal für Kumarajiva, dem berühmten buddhistischen Mönch, der die indischen Sutren ins Chinesische übersetzte.

in den Fels geschlagene buddhistische Felshöhlen (Annette Böddinghaus)
In den Fels geschlagene buddhistische Felshöhlen
(Annette Böddinghaus)
in den Fels geschlagene buddhistische Felshöhlen (Annette Böddinghaus)
In den Fels geschlagene buddhistische Felshöhlen
(Annette Böddinghaus)

Die vierfarbenen Wandmalereien zeigen Szenen aus dem Leben Buddhas. Auffällig und einmalig ist die indisch und hellenistisch beeinflusste Darstellung der Figuren. Ausgangsmaterialien für wichtige Farben waren Kupfersilikat für Grün, Eisenoxid für Rot und Lapislazuli für Blau.
Da unsere Fahrstrecke heute nicht so lang ist, bauen unsere Reiseleiter ein weiteres Highlight ein: der Tien Shan Grand Canyon. Schon die Fahrt dahin durch das Tal des Salzflusses ist spektakulär. Die Landschaft erinnert streckenweise an eine Mondlandschaft, dann wieder leuchten grüne bewässerte Felder und Pappel-Alleen im Flusstal auf. Die schroffen und zerklüfteten Felsen, die das Tal einrahmen, explodieren förmlich in unterschiedlichen Rot-, Gelb- und Grautönen.

Farbenpracht auf dem Weg zum Tien Shan Grand Canyon (Annette Böddinghaus)
Farbenpracht auf dem Weg zum Tien Shan Grand Canyon
(Annette Böddinghaus)
Fahrt zum Tien Shan Grand Canyon (Annette Böddinghaus)
Fahrt zum Tien Shan Grand Canyon
(Annette Böddinghaus)

Die Fotoapparate laufen heiß und Liu lässt sich zu mehreren Fotostopps überreden. In einem Seitental liegt im warmen Licht des Spätnachmittags der Canyon vor uns. Einige Hundert Meter laufen wir auf dem sandigen, feuchten Talboden in den Canyon hinein.

Im Tien Shan Grand Canyon (Annette Böddinghaus)
Im Tien Shan Grand Canyon
(Annette Böddinghaus)

Mit uns unterwegs in diesem Naturwunder sind chinesische Touristen. Für sie sind wir die zweite Sehenswürdigkeit und ein Gruppenfoto wert. In dieser Märchenlandschaft treffen wir auf zwei chinesische Fahrradfahrer, die einmal die komplette Grenze Chinas entlang fahren – unsere Hochachtung!

Strecke der Fahrradfahrer ( Thomas Peters)
Strecke der Fahrradfahrer
( Thomas Peters)

Auf dem weiteren Weg in unser Hotel schimmern die Berge des Tien Shan golden im Abendlicht. Die bizarre schräg nach oben verlaufende Auffaltung zeugt von aktueller Geomorphologie, dem Übereinanderschieben der Kontinentalplatten.

Die Berge des Tien Shan im Abendlicht (Annette Böddinghaus)
Die Berge des Tien Shan im Abendlicht
(Annette Böddinghaus)

Auf der rechten Seite, kurz vor der Stadt Kucha, liegt ein alter Signalfeuerturm. Der aus Lehm gestampfte Turm war während der Tang-Dynastie Teil des Kommunikationssystems und diente auch als Wechselstation für die Kurierpferde. Heute ist der Anblick des weit über tausend Jahre alten Turms in der Nachbarschaft zu riesigen, weitaus höheren Raffinerieanlagen etwas skurril.

Alter Signalfeuerturm vor Kucha (Annette Böddinghaus)
Alter Signalfeuerturm vor Kucha
(Annette Böddinghaus)

Das ist auch die Reparaturwerkstatt an der Straßenkreuzung, sie ist komplett blockiert durch Lkws, sodass wir glatt den Abzweig verpassen.

Reparaturwerkstatt an der Straßenkreuzung (Annette Böddinghaus)
Reparaturwerkstatt an der Straßenkreuzung
(Annette Böddinghaus)

Nach den vielen optischen Highlights des Tages wartet im Hotel ein kulinarisches auf uns: ein grandioses Büfett mit viel Fisch und eine gute Flasche Rotwein.

~ Katharina Leggewie und Annette Böddinghaus, Team Shanghai

Tag 32

Operation Feuerturm oder wie mich einmal die Wüstenpappel rettete!

Wenn man einen Blogbeitrag schreibt, sollte man vielleicht doch vorher ins Roadbook schauen. (“In allen Dingen hängt der Erfolg von den Vorbereitungen ab.” – Konfuzius)
Denn, was finden wir da?

Strecke: Kucha – Korla (unter uns, auf gut ausgebauter Autobahn)
Detailprogramm: Fahrt vorbei am Tianshan-Gebirge – Ankunft in Korla
Sehenswürdigkeiten, Restaurantvorschläge: nichts, niente, wie denn auch wir fahren durch die Wüste

Bei der Tour de France nennt man sowas eine Überbrückungsetappe; selbst als die im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk noch gezeigt wurde, hat man sich da auf die Übertragung des Zielsprints beschränkt. (“Von Westen her nähert sich am Horizont ein tiefbrauner Neoplan-Bus, Fahrer Holger “Holgi” Kollberg, von zwei chinesischen SUVs attackiert, löst sich gekonnt von einem im Hauptfeld fahrenden chinesischen Holzlaster …”) Auch klar, dass das hier nicht reichen wird.

Am Vortag war zusätzlich noch der Besuch des TienShan Mysterious Grand Canyon ins Programm genommen worden. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde (den Lockruf des Hotelbuffets und eines kalten Bieres dabei nicht unterschätzend) war gegen weitere abendliche Exkursionen im Licht der untergehenden Sonne votiert und diese auf heute verschoben worden. So warteten heute noch ein Feuerturm und die Klosterruinen von Subashi auf uns (und meinen Blog!).

Kizilgaha Beacon Tower (Adolf Quintus Stracke)
Kizilgaha Beacon Tower
(Adolf Quintus Stracke)

Der Feuerturm in der Nähe von Kucha (Kizilgaha Beacon Tower) ist der älteste, am besten erhaltene und größte Signalturm hier im Westen der Seidenstraße. Aus der Han-Zeit stammend und im 7. Jhd. erneuert war er Teil der Grenzsicherung. Durch Rauchsignale (am Tage) und mittels Feuer (in der Nacht) konnte eine schnelle Nachrichtenübermittlung erfolgen. Die Reste des Turms erheben sich heute etwa 13m hoch auf einer Terrasse auf der östlichen Seite der Yanshuigou- Schlucht.

Die Ruinen von der Klosteranlage von Subashi (Adolf Quintus Stracke)
Die Ruinen von der Klosteranlage von Subashi
(Adolf Quintus Stracke)

31°C – es wird wärmer, wir haben leichten Wind und blauen Himmel, kurz vor 11 Uhr erreichen wir die Ruinen von Subashi. Hier befinden sich beiderseits des Kucha-Flusses (der sich zur Zeit unseres Besuches diskret zurückgezogen hatte) buddhistische Klosteranlagen aus dem 4. Jhd., genauer gesagt ihre Reste. Die Anlage wurde im 12 Jhd. zerstört oder verlassen. Sicher zu identifizieren sind die Reste dreier Stupas, von den Klosteranlagen selbst stehen noch Teile der Mauern; auf dem Gelände versuchen Grundrisszeichnungen und Skizzen auf Luftbildaufnahmen eine Vorstellung von der Größe der Anlage zu vermitteln.

 Reste einer Stupa in Subashi (Adolf Quintus Stracke)
Reste einer Stupa in Subashi
(Adolf Quintus Stracke)

Wer meint, dass das nun schon alles für heute war – weit gefehlt:
Rainer und Liu hatten noch einen Wald aus Wüsten- genauer Euphratpappeln (Populus euphratica für die Biologen unter uns) sozusagen in der Hinterhand. Bei mittlerweile 38°C erwartete uns ein traurig wirkendes Informationszentrum am Eingang des Naturschutzgebietes (“Tarim Populus euphratica forest park” – ein langer Name, aber offenkundig auch ein großes Gebiet). Während wir auf den Parkbus warteten, von lokaler Popmusik munter unterhalten (WLAN gab’s auch!), stärkten wir uns mit Wassermelonen, Fladenbrot und Eiern. Mit dem kleinen Parkbus, dessen Klimaanlage ihr Bestes gab, rollten wir dann eine gute halbe Stunde durch das Naturschutzgebiet.

Alte Euphratpappel (Adolf Quintus Stracke)
Alte Euphratpappel
(Adolf Quintus Stracke)

Die hier im Park anzutreffende Euphratpappel ist salztolerant und wächst in trockenen und halbtrockenen Gebieten an Standorten, wo das Grundwasser dicht unter der Oberfläche liegt. Die Euphratpappel bildete und bildet wohl noch große Wälder hier im Bereich des Tarimbeckens entlang des Tarimflusses – es gibt hier ein Naturschutzgebiet, der Park scheint ein Teil desselben zu sein. Trotz der legendären Vitalität des Baumes “living for millenium, standing for millenium after death, won’t rot for millenium in fall down” ist die Bedrohung dieser Wälder durch Wasserentnahme, sinkende Grundwasserspiegel und fortschreitende Desertifikation offenkundig.

Gruppe von Euphratpappeln (Adolf Quintus Stracke)
Gruppe von Euphratpappeln
(Adolf Quintus Stracke)

Gegen 19.30 Uhr erreichen wir Korla – und was soll ich sagen, der Tag, der sich wie eine ereignislose Überlandetappe entlang der zweitgrößten Sandwüste der Welt angelassen hatte, war gefüllt voller neuer, schöner und interessanter Eindrücke – und ein leckeres chinesisches Abendessen wartete auch schon.

~ Adolf Quintus Stracke, Team Hamburg

Tag 33

Von Korla nach Turfan – Hoch – und Tiefpunkte

Hoch fängt es an! Im 20. Stock ist das Frühstück aufgebaut (und nicht im ersten oder zweiten wie gewohnt). Aber zur Abfahrt sind alle wieder unten am Bus, der direkt vor dem Hotel steht und sich den begrenzten Parkplatz mit zwei anderen Fahrzeugen teilen muss. Es sind Fahrzeuge einer taiwanesischen und einer chinesischen Reisegruppe, die auch auf der Seidenstraße unterwegs sind. Sie sind gesprächig, sowohl die Festland- wie die Inselchinesen, und beim dritten Satz steht schon die sie heftig interessierende Frage im Raum (bzw. im Fahrstuhl), wie viel wir denn bezahlen müssten für diese Reise. Das bleibt aber unser Geheimnis.

Die Skyline von Korla (Annette Böddinghaus)
Die Skyline von Korla
(Annette Böddinghaus)

Unsere Strecke zeigt 409 km an nach Turfan. Zeit für Information: Eine Dokumentation des BR bringt zu Gehör und Bewusstsein, dass neben Muslimen aus Arabien und Buddhisten aus Indien natürlich auch Christen auf der alten Handelsstraße nach Osten gezogen sind. Nestorianische Christen waren es vor allem, die in das Reich der Mitte bis nach Xian vorgedrungen sind: Sie übertrafen damals zeitweise sogar das von Rom geprägte Christentum in der Ausdehnung. Allein in unserem Etappenziel Turfan soll es 7 Kirchen gegeben haben. Die Kirchengeschichte übersieht dieses Kapitel gerne: weil die Nestorianer der Irrlehre geziehen wurden oder weil wir Abendländer das Morgenland, und erst recht Zentralasien und China, nie so recht wahrgenommen haben?
Auf unserer Fahrt kommen wir langsam höher in die Ausläufer des Himmelsgebirges. Säumten zu Beginn noch Gemüse- und Getreidefelder den Weg, bestimmen jetzt Sand, Steine und Felsbrocken die Aussicht; aber unsere Kameras, Tablets und iPhones verarbeiten auch dieses Material zu brauchbaren Erinnerungsfotos. Es geht hoch, auf über 1700 m, um dann langsam (Geschwindigkeitsbegrenzung 40km/h) wieder ins Tal zurückzukehren. Aber jetzt steigt das Thermometer: 38 Grad erst, dann 44 Grad und als höchsten Wert werden 47 Grad verzeichnet! Hoffentlich bleibt es auf dieser Reise bei dem heutigen Rekord!
Ein Tiefpunkt schließt sich gleich an: Die Stadt Turfan liegt unter dem Meeresspiegel. Am tiefsten Punkt der Oase werden sogar minus 154 m verzeichnet. Auch das ist nicht mehr zu toppen auf dieser Reise. Vor acht Tagen befanden wir uns noch auf 3645 Metern über NN.
Wieder geht es auf einem überdimensionierten Boulevard hinein in eine großzügig angelegte Neustadt. Schier unfassbar in welch kurzer Zeit ihre prägende Skyline und ein auf weiteren gigantischen Zuwachs ausgerichteter Stadtgrundriss geschaffen wurden. Und Liu, dem die Seidenstraße besonders von seinen Reisen in den 1980er Jahren bestens vertraut ist, traf den Nagel auf den Kopf: „Seit der Einfahrt in die Oase habe ich nichts mehr erkannt. Schlimm!”

Hinein nach Turfan (Annette Böddinghaus)
Hinein nach Turfan
(Annette Böddinghaus)

Eingebettet in das neue Turfan ist das moderne Museum der Region. Als Drehscheibe der Kulturen und des Handels auf der Seidenstraße erlebte die Stadt eine wechselvolle Geschichte. Wie die beeindruckenden Funde belegen, gab es ein ständiges Kommen und Gehen von Herrschern und ihren Ethnien. Stolz präsentiert sich die Sonderausstellung zum 60. Jahrestag der Uigurischen Autonomen Provinz. Quasi mit erhobenem Zeigefinger kommen die Verantwortlichen schließlich zu ihrer erzieherischen conclusion: “Today, all our ethnic groups living on this land like Uyghur, Han, Hui, Kazak, Tujia, Manchu, Mongolian, Tu, Tibetan, Miao, Zhuang and Donguiang etc. continue to make concerted efforts to promote the great unity of all ethnic groups and social prosperity.
Let us inherit the great cultural heritage of our ancestors, take history as a mirror to guide the future growth, enhance the unity and harmonious relationships between different ethnic groups, and make progress together to achieve an even more beautiful future!”

Lotusblüte in Turfan ( Horst Reitz)
Lotusblüte in Turfan
( Horst Reitz)

  ~ Horst Reitzle  & Berend Veddeler, Team Shanghai

Tag 34

Hot Spot: Eine etwas andere Turfan Expedition

Nach guter Nacht in kühlem Zimmer (AC funktioniert) und Frühstück, zunächst Austausch und Update durch Horst zur Fußball EM: Deutschland Ukraine 2:0 – geht in Ordnung. Mancher hat um 3.00H den Wecker gestellt, immerhin sind wir durch Peking Zeit 6H voraus. Wetter heute diesig wegen Staub und Sand in der Atmosphäre.
Temperatur um 9:00 Uhr: 32°C.
In Turfan beeindrucken ausgedehnte Weingärten oder besser: Weinfelder. Die Oase ist gut mit Wasser versorgt. Hier kommen die Schmelzwässer des Tien Shan zu Tage. Zusätzlich haben die Bewohner seit Jahrhunderten am Bewässerungssystem im Karezsystem gearbeitet. (s.a. Tag 33) Aber auch Ölpumpen und Anlagen säumen den Strassenrand. Die Ölvorkommen der Taklamakan-Wüste sollen durchaus beachtlich sein.

Weinfelder vor Gaochang (Angelika Holtz)
Weinfelder vor Gaochang
(Angelika Holtz)
Ölpumpen (Angelika Holtz)
Ölpumpen
(Angelika Holtz)

Gestern wurden im Vorgriff (zugunsten des freien Nachmittags heute) die grandiosen Ruinen von Jiahoe erstürmt. Bei 42° Grad am Nachmittag aber durchaus mit erhöhter Transpiration. Schwitz! Überraschung am Eingang: Kühlung und Flüssigkeitsausgleich mit eisgekühltem Cola Getränk!
Jiahoe brannte im 14 .Jahrhundert ab und wurde aufgegeben, nachdem diese große und ausgedehnte Stadt über Jahrhunderte der Sicherung der Seidenstrasse diente und auch davon lebte. Mit dem Niedergang der Seidenstrasse war dann auch das Schicksal der Stadt besiegelt.

Jiahoe Palastruine (Angelika Holtz)
Jiahoe Palastruine
(Angelika Holtz)

Temperatur um 10:30 Uhr: 39°C.
Die flammenden Berge, ein Bergzug von ca. 110km Länge und einer Höhe bis 850m haben ihren Namen von der Farbe des Sandsteins bei Beleuchtung durch die abendliche Sonne. Ihren Stellenwert erlangen sie im Rahmen der „Reise in den Westen“. Ein Buch aus dem 16. Jahrhundert das in China wohlbekannt ist und auf dem Reisebericht eines Mönches aus dem 7. Jahrhundert nach Indien beruht. Er wollte zu den Quellen des Buddhismus vorstoßen und die Grundlagen dieser Philosophie bzw. Religion erforschen. Allerdings wurden die Berichte des Mönchs in den folgenden Jahrhunderten durch viele chinesische Mythen und Erzählungen ergänzt, erweitert und ausgeschmückt. Da viele phantastische und wunderliche Figuren (Affen- und Schweinekönig, Drachenpferde u.v.m) die aberwitzigsten Abenteuer erleben, ist das Buch insbesondere beliebt bei Kindern und erscheint teilweise auch im Comicformat.

Kamele vor flammenden Bergen (Angelika Holtz)
Kamele vor flammenden Bergen
(Angelika Holtz)

Temperatur um 12:30 Uhr 40°C.
Auch in Gaochang war dieser Mönch als Prediger einen Monat lang tätig, bevor er weiter seinen Weg nach Indien fortsetzte. Die Ruinen des buddhistischen Tempels wie die ganze Ruinenstadt konnten wir mittels eines kleinen Elektrozuges besichtigen. Drumherum werden heute Melonen und Weintrauben kultiviert.

Temperatur um 14:00 Uhr: 42°C.
Weiter geht’s zu den Felsengrotten von Bezeklik. Sie sind heute touristisch gut erschlossen und lassen die tiefe Frömmigkeit der Menschen und Mönche im 6.- 11. Jahrhundert erahnen. Immer wieder kam es leider zu Zerstörungen und Verwüstungen, sodass nur Überreste der reichen Ausstattung der Buddha – Grotten zu sehen sind. Die Grotten waren auch Ziel der deutschen, englischen und russischen Turfan-Expeditionen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts.
Zurück ins Hotel – Für uns war immer wieder das konditionierte Klima im Bus eine beglückende und entspannende Erfahrung, wenn auch der Grad der Konditionierung zu unterschiedlichen Beurteilungen Anlass gab.
Temperatur um 20:00 Uhr: 41°C.
Unsere Turfan Expedition geht zu Ende mit einem wunderschönen Abendessen bei einer uigurischen Winzerfamilie. Unter einer Weinlaube wurde aufgetischt und mit uigurischen Harmonien, Rhythmen und Tänzen klang der Tag aus. Seltsame Erfahrung für Fernreise-Rookies: Anklänge an den Balkan und an osmanische Kultur in China.
Morgen geht’s weiter hinter den Horizont nach Hami.

Tanzende Uigurin (Angelika Holtz)
Tanzende Uigurin
(Angelika Holtz)

 ~ Klaus Holtz, Team Hamburg

Tag 35

Von Turfan bis nach Hami

Morgens werden wir mit Sonne und blauem Himmel geweckt statt mit dem oft staubförmigen Wetter. In dieser Gegend gibt es nicht viele europäische Touristen, so ist das Frühstück hauptsächlich auf Chinesen ausgerichtet: Warme Speisen, mit Gemüse und Salaten, für uns gibt es Weißbrot und einen Toaströster, etwas Butter und Marmelade, mit Glück auch etwas Obst. Der Kaffee ist schon mit Zucker und Milch versetzt, so weiche ich auf Tee aus.

Frühstücksbuffet im Hotel mit chinesischen Spezialitäten
Chinesisches Frühstück im Hotel
(Waldemar Schulz-Pruss)

Heute sind wir der 2. Bus, es geht erst um 10 Uhr los, da wir nur eine 400 km Fahrt auf der Autobahn vor uns haben, ohne weiteres Programm. Auch ist heute Umzugstag, d. h. wir rotieren und bekommen neue Plätze im Bus zugeteilt oder es wird getauscht. Ein Hin- und Hergeschiebe im engen Busgang, wenn einige ihre Klamotten von hinten nach vorn, andere entgegengesetzt bringen. Auch eine gute Gelegenheit, mal aufzuräumen und zu putzen. Außerhalb des eigenen Kramladens wird der Bus vom fleißigen Ümit sauber gehalten.

Wir kommen vorbei an einem ganzen Stadtviertel mit Solardächern. Der Umweltschutz wird forciert, sei es durch diese Dächer, Windparks, die schon erwähnten Elektroroller und -Motorräder, Elektroautos und solche mit Gasantrieb. Als Plastiktüten mit einem kleinen Betrag versehen wurden, ging deren Verbrauch drastisch zurück. Gleichwohl bleibt hier und natürlich auch bei uns zu Hause noch viel zu tun.

Solardächer (Waldemar Schulz-Pruss)
Solardächer
(Waldemar Schulz-Pruss)
Landestypische Tpiletten mit Damen links und herren rechts ( Waldemar Schulz Pruss)
Landestypische Toiletten mit Damen links und Herren rechts vor einem Windpark
( Waldemar Schulz Pruss)

Wir sind hier etwa 35 m über NN, und die Luftfeuchtigkeit am Rande der bis zu 154 m unter NN tiefen Senke ist höher als an den letzten Tagen. Wir fahren durch die “Flammenden Berge”, farblich interessant und formenreich, kommen vorbei an Weinfeldern, wo der bekannte Turfan-Wein geerntet wird. Was nicht gekeltert oder gegessen wird, trocknet in den luftigen Ziegelbauten zu Rosinen, im Dunkeln zu den berühmten Grünen.

Die Flammenden Berge (Waldemar Schulz-Pruss)
Die Flammenden Berge
(Waldemar Schulz-Pruss)
Ziegelgebäude, in denen Früchte getrocknet werden (Waldemar Schulz-Pruss)
Ziegelgebäude, in denen Früchte getrocknet werden
(Waldemar Schulz-Pruss)

Gelegentlich sieht man auch Ölpumpe. Bei der Mittagspause haben wir 30°C bei 1600 m über NN. An der Raststätte werden interessant aussehende Schnapsflaschen gekauft. Sie enthalten die Getreide Hirse, Reis, Klebereis, Mais und Weizen und sollen nicht sehr schmackhaft sein. Stimmt. Wurde später überprüft. Kurz darauf haben wir 10.000 km hinter uns und singen darauf ein weiteres Mal unser Lied “Hinter’m Horizont geht’s weiter”.

Ölpumpen (Waldemar Schulz-Pruss)
Ölpumpen
(Waldemar Schulz-Pruss)
typisch chinesischer Schnaps (Waldemar Schulz-Pruss)
typisch chinesischer Schnaps
(Waldemar Schulz-Pruss)

An vielen Orten stößt man auf den Begriff „Neue Seidenstraße“, der seit einigen Jahren von China propagiert wird. Ziel ist durch bessere Handelswege Wohlstand und Frieden zu schaffen. Wie wir in einem Bericht des Bayerischen Rundfunks hören konnten, stößt das nicht nur auf Skepsis bei Russland und Indien, sondern auch bei den kleinen asiatischen Nachbarn, die die Erhöhung des chinesischen Einflusses fürchten. Auf der Eisenbahnlinie von China nach Duisburg fahren wöchentlich 5 Züge nach Deutschland, jedoch nur einer in die andere Richtung. Die anderen gehen per Container zurück.

Vorgestern Abend hatten wir Lust auf ein Bier, die Bar im Hotel war aber noch geschlossen, und die Rezeption verwies mich an einen naheliegenden Supermarkt. Das Bier war schnell gefunden und der Wunsch nach einem Glas wurde von der pfiffigen Verkäuferin von den Augen abgelesen (ihr Deutsch war so gut wie mein Chinesisch, englisch wird in dieser Gegend wenig gesprochen). Das Glas trägt die Aufschrift “Glück”.

Glas mit chinesischer Auschrift
Bierglas mit Chinesischem Wort für Glück
(Waldemar Schulz-Pruss)

Gegen 16 h erreichen wir Hami, der Großraum hat 490.000 Einwohner, erst ab 1 Million nennt man es Großstadt, ab 5 Mio. Supergroßstadt. Auch hier begrüßen uns wieder viele Neu- und Hochbauten und viele Straßenbäume. Spontan besuchen wir das Mausoleum der Hami Uigurischen königlichen Familie, 17. bis 20. Jahrhundert.

Stadtbild von Hami (Waldemar Schulz-Pruss)
Stadtbild von Hami
(Waldemar Schulz-Pruss)
Mausoleum der Hami Uigurischen königlichen Familie (Waldemar Schulz-Pruss)
Mausoleum der Hami Uigurischen königlichen Familie
(Waldemar Schulz-Pruss)

 

~ Waldemar Schulz-Pruss, Team Shanghai

Tag 36

Von Hami bis nach Dunhuang

Tag 36 beginnt in Hami in der Provinz des schwachen Internets – Xingjang – und endet in den dunjuangischen Dünen mit Wind, ein paar Mücken, Fleischspießen und Bier- und Weinseligkeit. Ein Höhepunkt mit Feuer unter Sternen und der Idee mancher, die Schlafsäcke im Freien den Hotelbetten vorzuziehen.

Nächtliches Lagerfeuer in der Wüste (Tomas Kaiser)
Nächtliches Lagerfeuer in der Wüste
(Tomas Kaiser)
Entspannen in der Wüste (Tomas Kaiser)
Entspannen in der Wüste
(Tomas Kaiser)

Dazwischen lagen die schon als selbstverständlich wahrgenommenen chinesischen Autobahnen vor leicht ähnlichen Hintergründen: grau, beige, graubeige, mal mit Strommasten, mal mit Windrädern, mal mit Strommasten und Windrädern.

Windräder.... (Tomas Kaiser)
Windräder….
(Tomas Kaiser)
...und Strommasten (Tomas Kaiser)
…und Strommasten
(Tomas Kaiser)

Rollend nach Udos Horizont und uns als Backgroundsänger, Podcasts-Bildung, Lius Konfuzius-Einführung und Rainers Mongoleierfahrungen. 400 weitere kurzweilige Kilometer unterbrochen von Stopps im wilden Nordwesten: “Paris, Texas”-Kulisse auf Chinesisch und verfeinert mit 40%igem aus der Bordbar und usbekischen Erinnerungen.

Rainer Shelp berichtet über die Mongolei (Tomas Kaiser)
Rainer Shelp berichtet über die Mongolei
(Tomas Kaiser)
Eindrücke aus der Wüste (Tomas Kaiser)
Eindrücke aus der Wüste
(Tomas Kaiser)
Liu Guosheng (l.) und Tomas Kaiser(r.)
Liu Guosheng
(l.) und Tomas Kaiser
(r.)

Erste Meter in dieser neuen Stadt unserer neuen Provinz (Gansu) führen vorbei an Dächern, die Chinesisches betonen und Uigurisches endgültig hinter uns lassen. Und das Hotel begrüßt Hamburger Botschafter.

Begrüßung am Hotel (Tomas Kaiser)
Begrüßung am Hotel
(Tomas Kaiser)

 

~ Tomas Kaiser, Team Shanghai

tag 37

Dunjuang - Mondsichelsee und Magao-Grotten

Wir verlassen das Tarim Becken, Tian Shan, Taklamakan, das uns eine Woche begleitet hat. Jeder empfindet anders in unserer Gruppe, manch einer sagt, hier kannst du ruhig zwei Stunden schlafen, die Landschaft ändert sich nicht und du hast nichts verpasst. Ich sauge alles auf wie ein Schwamm.

Wir sind in Dunhuang, das bereits im 2. Jahrhundert B.C. gegründet würde, früherer Name Satzhou, „Sandgebiet“. Die früheren Bewohner waren Tibeter, Uiguren, Xixid und Mongolen. Hier starb auch der Sage nach der Schimmel, der Kumarajiva im 4. Jahrhundert von Kucha nach Dunhuang brachte.

Am Mondsichelsee, eine Oase aus 1001 Nacht, wird außer U-Boot-Fahren alles angeboten. Ich finde jedoch den Kompromiss zwischen Natur und Tourismus sehr gut gelungen. Und außerdem: mit Natur allein lässt sich keine Familie ernähren. Wir reiten auf Kamelen (Trampeltieren) über den „singenden Sand“. Erstaunlich: Kamele können in wenigen Minuten bis zu 100 Liter Wasser trinken. Ich habe anscheinend Freunde in der Wüste: Ich verliere meine gesamte Geldbörse, auf wundersame Weise findet sie sich samt Inhalt wieder an.

Kamelkarawananen ziehen die Düne aus Sand hinauf
Kamelritt durch die Dünen
( Annette Böddinghaus)
Trampeltierritt über den "singenden Samd" (Annette Böddinghaus)
Trampeltierritt über den “Singenden Sand”
(Annette Böddinghaus)
Der Mondsichelsee (Annette Böddinghaus)
Der Mondsichelsee
(Annette Böddinghaus)

~ Winfried Homberger, Team Shanghai

Das Mittagessen findet in einem stadtbekannten Restaurant statt, Eselfleisch ist hier die Spezialität. Bis auf den letzten Platz ist das Lokal besetzt, entsprechend ist die Lautstärke, aber die Atmosphäre ist entspannt, das Essen sehr lecker.

Am Nachmittag stehen die berühmten Magao-Grotten am Stadtrand von Dunhuang auf dem Programm. Sie zählen seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Für 14:00 Uhr sind wir im Besucherzentrum angemeldet. Vor uns liegt ein moderner, vor zwei Jahren eingeweihter Bau, der sich mit seinen kuppelförmigen Dächern und erdfarbenen Anstrich gut in die Landschaft einfügt. Zwei Filme sollen uns auf den Besuch der Grotten vorbereiten: Der erste zeigt in Action-Manier, wie sich die Oasenstadt Dunhuang zu einem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum entwickelt, wie der Ort zum Ausgangspunkt für die Verbreitung des Buddhismus in China wird, wie sich die Machtverhältnisse durch kriegerische Auseinandersetzungen – vor allem mit den Mongolen – verschieben und wie die Oasenstadt langsam wieder in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Für den zweiten Film wechseln wir den Saal und sehen einen beeindruckenden Beitrag im Panorama-Format über Fresken und Skulpturen aus dem 4. –12. Jahrhundert, die in einem Tal der Grotten zu bewundern sind.

Der Weh zu den Magao-Grotten (Annette Böddinghaus)
Der Weg zu den Mogao-Grotten
(Annette Böddinghaus)

Mit vielen anderen Gruppen werden wir danach in Shuttle-Bussen auf einer „Autobahn“ zur Magao-Anlage gefahren. Es gibt über tausend Höhlen, etwa die Hälfte davon ist erhalten und zugänglich. Eine junge Frau, die seit 2 Jahren Deutsch lernt, führt uns durch acht Grotten. Sie ist sehr bemüht, aber sichtlich aufgeregt und froh, wenn wir signalisieren, dass wir ihre Ausführungen verstanden haben. Sie beklagt, dass sie angesichts von rund 1000 Besuchern, die jährlich aus Deutschland kommen, nicht genug Gelegenheit hat, ihr Deutsch zu praktizieren.

Die Mogao-Grotten von Außen ( Annette Böddinghaus)
Die Mogao-Grotten von Außen
( Annette Böddinghaus)
Fresken und Figuren in den Mogao-Grotten (Annette Böddinghaus)
Fresken und Figuren in den Mogao-Grotten
(Annette Böddinghaus)

Wir sind leicht irritiert, denn weder in den Filmen noch bei der Grottenführung gibt es Hinweise darauf, dass der Mönch Wang Juanlu um 1900 einen wahren Schatz neu entdeckt, nämlich Tausende von schriftlichen Dokumenten aus dem 4. – 11. Jahrhundert, die zum Schutz vor den Mongolen hier eingemauert waren. Es sind nicht nur religiöse Abhandlungen, sondern auch Geschäftsunterlagen, wie Kaufverträge, Abrechnungen etc., geschrieben auf Papier, Seide, auf Holz und Stein. Aramäisch, Brahmi, Chinesisch, handschriftlich und gedruckt. Von den „Weltensammlern“ der damaligen Großmächte Frankreich, England und Deutschland wird durch Überredungskünste und wohltätige Gaben der Mönch dazu gebracht, einen Großteil dieses Schatzes herauszugeben. Aber auch Figuren und Fresken wurden abtransportiert, wobei der Deutsche Albert von le Coq besonders systematisch vorging. Während Alfred Grünewald hauptsächlich zeichnerisch dokumentierte, ließ Albert von le Coq genau abgemessene Teile von Fresken mit Meißel, Messer und Säge ablösen – schließlich mussten sie in Kamelsatteltaschen passen. Vieles ist heute noch in Paris und London zu bewundern, ein bedeutender Teil jedoch wurde im 2. Weltkrieg in Berlin unwiederbringlich zerstört.
Wir wollen den Grund für das Informationsdefizit erfahren und hören seine sehr chinesische Antwort: Man wolle die ausländischen Gäste hier nicht kritisieren und beschämen.

~ Brigitte Biermann-Berlin, Team Shanghai

 

tag 38

Von Dunhuang an die westliche Grenze des chinesischen Reiches

Freundliche Verabscheidung ( Thomas Peters)
Freundliche Verabscheidung
( Thomas Peters)

Abfahrt natürlich wie immer auf die Minute genau um 9:30 in Richtung Jiayuguan, die ehemalige Grenze des Reiches der Mitte zum Westen. Die Fahrt geht wieder bergauf. Fotostopp auf der Strecke: bizarre Steinformationen und auch hier ein zweigeteilter Abfalleimer für Wiederverwertbares und Restmüll.

Bild2_Wüsten-Fotostop in der provinz Gansu_Thomas Peters
Wüsten-Fotostopp in der Provinz Gansu
(Thomas Peters)
Dumplings, Melonen, Eier, Kaffee und Kekse - unser Raststättenmittagessen (Thomas Peters)
Dumplings, Melonen, Eier, Kaffee und Kekse – unser Raststättenmittagessen
(Thomas Peters)

Jiayuguan liegt auf mehr als 1600 Metern am Ende des Hexi-Korridors, dem einzigen Weg durch die Berge für die Karawanen auf der nördlichen Route der Seidenstraße. Weiter über einen Pass, rechts die schneebedeckten Massive des Qilian Shan mit mehr als 5000 Metern, links die Schwarzen Berge Hei Shan. Im Nordosten beginnt die Wüste Gobi. “Pass zum gepriesenen Tal” ist keine Übertreibung für die malerische Lage der Stadt Jiayuguan, die allerdings sonst nichts außer Fabrikschloten und gleichförmigen Wohnblocks zu bieten hat.
Der Hexi-Korridor war die Schnittstelle des chinesischen Reiches zwischen Ost und West. An der engsten Stelle markierte eine Festung aus dem späten 14. Jahrhundert den Herrschaftsanspruch Chinas.

Wenchang Halle und Turm ( Thomas Peters)
Wenchang Halle und Turm
( Thomas Peters)

An einem strategisch wichtigen Punkt, nämlich der engsten Stelle (15 km) des Korridors, von einem General der Ming-Dynastie erbaut, war die Festung immer wieder Bollwerk gegen Angriffe aus dem Westen und auch eine willkommene Einnahmequelle als Zollstation. Es gab keinen anderen Weg als diesen von Westen nach Osten, weder für Freund noch Feind. Deswegen war das westliche Tor mit zwei hintereinanderliegenden Toren besonders gesichert gegen den Einfall unliebsamer Horden wie den der Mongolen und anderer Barbaren. Ein Gong im Inneren der Festung warnte bei einem Schlag vor 500 Angreifern.

Wandmalerei in Jiayuguan (Thomas Peters)
Wandmalerei in Jiayuguan
(Thomas Peters)
...und immernoch ein beliebtes Souvenir (Thomas Peters)
…und immernoch ein beliebtes Souvenir
(Thomas Peters)
Der Gong ist wohl schon ift benutzt worden (Thomas Peters)
Der Gong ist wohl schon oft benutzt worden
(Thomas Peters)
Die festung in Jiayuguan vor den Qilian-Gebirge (Thomas Peters)
Die Festung in Jiayuguan vor den Qilian-Gebirge
(Thomas Peters)

Tönte er zwei Mal, waren Tausend im Anmarsch. Um die Wehrhaftigkeit der Festung auch schriftlich zu dokumentieren, ließ der damalige Kaiser Anfang des 19. Jahrhunderts am äußeren Westtor eine Stele mit der Inschrift “Stärkste Passfeste der Erde” anbringen. Dies mag den einen oder anderen Angreifer von einer geplanten Attacke abgehalten haben.

Der Jiyuguan Pass (Thomas Peters)
Der Jiyuguan Pass
(Thomas Peters)

Einer Sage nach soll damals jeder Reisender, der das Tor in Richtung Westen verließ, einen Stein gegen die Festungsmauer geworfen haben. Prallte der Stein ab, so würde derjenige den Weg nach China zurückfinden. Fiel er aber zu Boden, würde es für ihn eine Reise ohne Wiederkehr sein.
Gleichzeitig markiert die Festung Jiayuguan das westliche Ende der Großen Mauer, die hier bis auf 1800 Meter ansteigt und damit den höchsten Punkt auf der gesamten Länge erreicht.

Das westliche Ende der großen Mauer in Jiayuguan (Thomas Peters)
Das westliche Ende der großen Mauer in Jiayuguan
(Thomas Peters)
Team Shanghai auf dem Weg zum Gipfel (Thomas Peters)
Team Shanghai auf dem Weg zum Gipfel
(Thomas Peters)
Noch 10 Minuten...( Thomas Peters)
Noch 10 Minuten…
( Thomas Peters)

Oben angekommen nach einem steilen Anstieg erwartet einen nicht nur ein schöner Ausblick, sondern auch Hunderte von Liebesschlössern, die an dem Geländer am Abstieg hängen und viele Souvenirs.

_Das gibt es nicht nur in Salzburg oder Paris, sondern auch an der höchsten Stelle der Mauer zu kaufen (Thomas Peters)
Das gibt es nicht nur in Salzburg oder Paris, sondern auch an der höchsten Stelle der Mauer zu kaufen
(Thomas Peters)

Die Mauer ist hier nicht mehr so breit, dass vier Pferde nebeneinander galoppieren könnten, wie es an manchen Stellen weiter im Osten der Fall war. Aber alle 2,5 km ein Wachturm, über die innerhalb eines Tages Nachrichten mit Rauchzeichen Peking erreichten. Ein grandioses Bauwerk. Kein Wunder, dass man die Große Mauer auch vom Weltall aus sehen kann.
Der 38. Tag der Reise geht zu Ende und morgen geht es weiter nach Zhangye. Wir freuen uns auf den nächsten Tag.

~ Monika Klinger, Team Shanghai

tag 39

Von Jiayuguan nach Zhangye

Nach einem recht sportlichen Tag, denn wir haben gestern haben wir die vielen Stufen (200m Höhenunterschied) zum obersten Wachturm am Beginn der Chinesischen Mauer erklommen und somit sollte es heute nach diesem recht sportlichen Tag, etwas ruhigerer werden.
Die Busfahrt war recht kurz und so blieb noch genügend Zeit für Besichtigungen. Bis Mittag hat dann auch die Sonne mal eine Pause eingelegt – wolkig, leicht nebelig – wie sollen dann nur die bunten Berge im Danxia Geopark auf unseren Fotos aussehen?
Der Geopark, noch jung und keineswegs fertig erschlossen, wurde 2008 gegründet und 2011 zum Nationalpark erhoben. Wie immer in China wird alles gigantisch geplant und angelegt – riesige Parkplätze, aber nur ein paar Autos – viele Häuser für Geschäfte und Restaurants, aber alles steht leer – ein riesiges Ticketgebäude, davor nur ein paar landestypische Dixieklos. Mit kleineren Shuttlebussen fuhren wir weiter in das weitläufige Gelände des Geoparks. An vier Haltepunkten stiegen wir aus und stiegen über Pfade aus Holzbohlen und Treppen auf die Berge hinauf. Wie auf Bestellung kam die Sonne hinter den Wolken hervor und das tolle Licht ließ die Berge mit seinen regebogenfarbigen Erdschichtungen erstrahlen.

Die Berge des Geopark ( Alban Motsch)
Die Berge des Geopark
( Alban Motsch)
Beeindruckende Farbenpracht des Geoparks im Sonnenlicht (Alban Motsch)
Beeindruckende Farbenpracht des Geoparks im Sonnenlicht
(Alban Motsch)
Einzigartige Landschaft im Geopark (Alban Motsch)
Einzigartige Landschaft im Geopark
(Alban Motsch)

Fantastisch was Erdbewegungen so gestalten können. Ein Traum von Farben und Formen, wie mag das nur in einem Szenarium beim Sonnenuntergang aussehen. Wir konnten noch die Schönheit der Natur genießen, hoffentlich bleibt es noch lange ohne die 1000 kitschige Andenkenbuden an jeder Ecke.
Wie so oft hat die einkalkulierte Besichtigungszeit im Geopark natürlich nicht gereicht, aus den 90 Minuten wurden fast 3 Stunden und so haben wir einfach das Mittagessen ausfallen lassen. Vielleicht müssen unsere chinesischen Guides bei ihrer Zeitplanung noch lernen, dass wir nicht nur Selfies machen und dann schon wieder in den Bus sprinten. Nicht so schlimm, sie sind ja flexibel und wir verhungern nicht, denn das Abendessen wird sicher wieder opulent ausfallen, zumal heute auch Rainer (der Reiseleiter vom Team Hamburg) Geburtstag hat. Alles Gute für Ihn und für uns verspricht das sicher noch einen Gang mehr, wahrscheinlich in flüssiger Form.
Der Nachmittag sollte dann dem größten liegenden Buddha in Asien gewidmet werden. Mitten in einer modernen, unattraktiven Stadt befindet sich der alte Tempelbereich des großen Buddhas. Drei alte Tempelgebäude gehören zu diesem Museum. Im ersten liegt der sehr beeindruckende schlafende Buddha. Wenn wir Menschen vor einer so großen Figur stehen, fühlt man sich sehr klein. Steht man an den riesigen Füßen der Statue scheint der Buddha friedlich zu schlummern, schaut man ihm direkt ins Gesicht, so sind seine Augen geöffnet.

Der riesige Kopf des "Schlafenden Buddhas" (Alban Motsch)
Der riesige Kopf des “Schlafenden Buddhas”
(Alban Motsch)
Der "schlafende Buddha" (Alban Motsch)
Der “schlafende Buddha”
(Alban Motsch)
Tempel des "Schlafenden Buddha" von Außen (Alban Motsch)
Tempel des “Schlafenden Buddha” von Außen
(Alban Motsch)

Im zweiten Gebäude wird viel über den Alltag Buddhas ausgestellt und erstmals auch über den Bau der riesigen Statue berichtet. Wir saugen die Neuigkeiten möglichst schnell auf, denn wir wollen auch noch die alten Buddhabücher im dritten Gebäude sehen. Aber leider wurde die Ausstellung schon geschlossen. Während wir noch im zweiten Gebäude unsere Besichtigung abschlossen.
Zurück ins Hotel und Umziehen für das Abendessen – wie schon vermutet, wurden viele verschiedene wohlschmeckende Gerichte auf den drehenden Glastischen serviert. Sehr viel für unsere Mägen. Doch für Rainer’s Geburtstagsumtrunk und ein Stück von seiner großen bunt verzierten Torte fand sich in jedem Bauch noch ein Plätzchen. Gutgelaunt ging dieser Tag für uns zu Ende und für Rainer in ein neues interessantes Lebensjahr.

Rainer Schelp hat Geburtstag (Alban Motsch)
Rainer Schelp hat Geburtstag
(Alban Motsch)

~ Beate Arnold, Team Shanghai

Tag 40

Von Zhangye nach Lanzhou

Heute ist ein Fahrtag, an dem man aus dem Fenster schauen, dösen oder lesen kann. Kein Tagesbericht an dieser Stelle also, nur schweifende Gedanken …
Vor 35 Jahren durfte ich erste Eindrücke in der mir sehr fremden Welt (West-)Chinas sammeln. Und nun habe ich eine zweite Chance, wunderbar! Dass das Land nach über drei Jahrzehnten gewaltig verändert sein würde, habe ich erwartet.
Doch nun bin ich völlig fasziniert von dem, was ich sehe: Die Straßen sind immer noch voll, doch statt hunderter Fahrräder mit überdimensionalen Klingeln prägen nun fast unhörbare E-Mopeds den Verkehr.

E-Mopeds wie diese sind das gängige Transportmittel ( Anne-Dore Pietzcker)
E-Mopeds wie diese sind das gängige Transportmittel
( Anne-Dore Pietzcker)

Lasten wie Müll, Zementsäcke, Melonen, manchmal auch Familien, werden auf dreirädrigen E-Mopeds mit Ladefläche oder – die wohlhabendere Version – auf alten Chevrolets transportiert.

Melonentransport ( Anne-Dore Pietzcker)
Melonentransport
( Anne-Dore Pietzcker)

Und die Menschen? Vor dreißig Jahren empfand ich sie überwiegend als uniforme Masse in blauen oder grauen Mao-Anzügen mit einheitlichen Haarschnitten und oft strengen Gesichtern. Kleine Kinder trugen schon damals die praktische, im Schritt geschlitzte Hose für das schnelle Abhalten zwischendurch; aber heute sind die Teile viel bunter.

Am stärksten zeigt sich die neue Lebensfreude aber im Outfit der Frauen und Mädchen: die uighurische Muslimin trägt schwingende, lange Kleider oder kräftig gefärbte Tuniken über andersfarbiger Hose und ein buntes Kopftuch, dazu oft verzierte Sandaletten und gemusterte Söckchen, alles im Basar zu kaufen.

Kleines Kind sitzt im bunten Kinderstuhl
Kind in bunter Kleidung
(Anne-Dore Pietzcker)
Shopping auf dem einheimischen Basar ( Anne-Dore Pietzcker)
Shopping auf dem einheimischen Basar
( Anne-Dore Pietzcker)

Die Han-Chinesin ist modisch mutiger: Minirock mit und ohne Leggins, Highheels, Plateausandalen oder Halbstiefel in allen Bonbonfarben. Die Bekleidung wird auch schon mal passend zum Mopedsitz und -helm gewählt. Und natürlich gehört eine riesige dunkle Sonnenbrille zum kessen Strohhut!

Stilsicher unterwegs auf dem Moped ( Anne-Dore Pietzcker)
Stilsicher unterwegs auf dem Moped
( Anne-Dore Pietzcker)

Viele junge Frauen haben Hände, Arme und Gesicht bis auf einen Augenschlitz vermummt. Ich vermutete, dass solle gegen Staub und Smog schützen. Aber wir hören, dass diese Bedeckung helfen soll, dem Schönheitsideal der hellen Haut näher zu kommen. Denn braungebrannt sind bekanntlich die hart arbeitenden Bäuerinnen auf dem Land; eine junge Großstadtdame sieht anders aus! Besonders üppige “Schutzkleidung” bestaunen wir bei den “Flammenden Bergen”.

Sonnenschutz vor den Flammenden Bergen (Anne-Dore Pietzcker)
Sonnenschutz vor den Flammenden Bergen
(Anne-Dore Pietzcker)

Zu den strahlenden Farben kommt noch ein erfrischend unkompliziertes Auftreten: Frau springt den Touristen ungeniert vor die Kamera, wenn sie dabei eine gute Kulisse nutzen kann. Oder sie bittet charmant lächelnd um ein Gemeinschaftsfoto mit den Fremden.

Posing vor unseren Kameras (Anne-Dore Pietzcker)
Posing vor unseren Kameras
(Anne-Dore Pietzcker)

Ja, das Leben auf den Straßen hat sich verändert, es ist lauter, fröhlicher und individueller geworden. China hat sich verändert.

Nach dem wirklich langen Fahrtag durch am Ende noch fünf Tunnel mit insgesamt 21,43 km Länge werden wir in Lanzhou von unserer Reiseleitung mit einem Wahlprogramm überrascht. 70 Minuten Bootsfahrt auf dem Gelben Fluss, dem Huang Ze. Start um 20.30 Uhr mit dem “Silberpfeil” zum Bootsanleger. Wegen des starken Verkehrs kommt der Bus nur langsam voran, so dass wir das pulsierende Leben auf der grünen Uferpromenade gut sehen können: wieder Tanzgruppen auf kleineren Plätzen, viele junge Paare und Familien unterwegs, die Restaurantboote am Anleger dicht besetzt. Wir werden mit „Hallo“ und Winken begrüßt und natürlich – als einzige Ausländergruppe – fotografiert.

Es wird sehr schnell dunkel, aber damit beginnt die bunte Illumination der Brücken und vieler Gebäude auf beiden Seiten des Flusses. In Deutschland werden bedeutende Fassaden von außen angestrahlt. Hier sind farbige Lichterketten an markanten Linien entlanggezogen, was die Architektur der Bauwerke noch einmal ganz anders hervorhebt

beleuchtete brücken über dem Huang Ze ( Anne-Dore Pietzcker)
Beleuchtete Brücken über dem Huang Ze
( Anne-Dore Pietzcker)
Beleuchtete Gebäude am Rand des Huang Ze ( Anne-Dore Pietzcker)
Beleuchtete Gebäude am Rand des Huang Ze
( Anne-Dore Pietzcker)

Nur die Ausleuchtung des Parks “am Berg der weißen Pagode” wirkt etwas künstlich überzogen. Wir sind jedenfalls völlig begeistert von dieser Fahrt durch die laue Nacht und bedauern alle, die lieber im Hotel geblieben sind.

~ Anne-Dore Pietzcker, Team Hamburg

Menschen

People of the day | China Part I

Es kann ja eigentlich nicht so schwer sein, bei ca. 1.4 Mrd. Menschen jeden Tag ein schönes Portrait zu fotografieren. Allerdings haben wir eine kleine Schwierigkeit zu meistern. Wir fahren nebenbei mal eben 14000 km und sitzen teilweise dazu längere Zeit im Bus. Das macht diese Aufgabe so reizvoll, jeden Tag ein neues Motiv zu finden und so die gesamte Strecke von Hamburg bis Shanghai auf eine andere Art zu dokumentieren. Nun die Auswahl der ersten Hälfte des Chinaabschnittes - vom Team Shanghai aus 120 Bildern ausgewählt.

27. Tag: Wir schauen auf die 7000er Berge und der Bauer auf dem esel schaut auf uns (Thomas Peters)
27. Tag: Wir schauen auf die 7000er Berge und der Bauer auf dem Esel schaut auf uns
(Thomas Peters)
29. Tag: An der Moschee in Kashgar, China (Thomas Peters)
29. Tag: An der Moschee in Kashgar, China
(Thomas Peters)
31. Tag: Bei den Tausend-Budda-Höhlen von Kizil treffen wir den 25000km-Radfahrer (Thomas Peters)
31. Tag: Bei den Tausend-Budda-Höhlen von Kizil treffen wir den 25000km-Radfahrer
(Thomas Peters)
33. Tag: Sonntag morgen am Fluss in Korla (Thomas Peters)
33. Tag: Sonntag morgen am Fluss in Korla
(Thomas Peters)
35. Tag: Ein freundlicher Blick zu uns Langnasen in Hami (Thomas Peters)
35. Tag: Ein freundlicher Blick zu uns Langnasen in Hami
(Thomas Peters)
37. Tag: Begegnung am Mondsichelsee in Dunhuang (Thomas Peters)
37. Tag: Begegnung am Mondsichelsee in Dunhuang
(Thomas Peters)
39. Tag: Pause an der Raststätte auf dem Weg nach Zhangye ( Thomas Peters)
39. Tag: Pause an der Raststätte auf dem Weg nach Zhangye
( Thomas Peters)
28. Tag: Mittagspause in Kashgar, China (Thomas Peters)
28. Tag: Mittagspause in Kashgar, China
(Thomas Peters)
30. Tag: An der Moschee in Kashgar, China (Thomas Peters)
30. Tag: Auf dem Weg zum Park in Aksu, China
(Thomas Peters)
32. Tag: Mobiler Gemüsestand in Korla (Thomas Peters)
32. Tag: Mobiler Gemüsestand in Korla
(Thomas Peters)
34. Tag: Frische Melone in Turfan (Thomas Peters)
34. Tag: Frische Melone in Turfan
(Thomas Peters)
36. Tag: Polizeikontrolle 20 Minuten Ruhepause (Thomas Peters) zusätzlich erhalten
36. Tag: Polizeikontrolle 20 Minuten Ruhepause  zusätzlich erhalten
(Thomas Peters)
38. tag: Der Mundschutz - immer wieder anzutreffen hier in Jinyuguan an der Burg (Thomas Peters)
38. Tag: Der Mundschutz – immer wieder anzutreffen hier in Jinyuguan an der Burg
(Thomas Peters)

 

Tag 41

Lanzhou

Tag in Lanzhou – Blick aus dem Hotelzimmer (Monika Klinger)
Tag in Lanzhou – Blick aus dem Hotelzimmer
(Monika Klinger)

“Die Straßen von Lantschou sind romantisch. […] Nur wenige Chinesen sind europäisch gekleidet. Es gibt einen Basar, der […] eher an die Basare Zentralasiens als an die Märkte in Peking erinnert. Es ist so, als hätte man […] das Ende von China erreicht.” So beschrieb der Engländer Peter Fleming Lanzhou in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts, eine Beschreibung, die nichts mehr mit der heutigen 3,3 Millionen Stadt am Gelben Fluss zu tun hat, Hauptstadt der Provinz Gansu, in der 97% der Bevölkerung Han-Chinesen sind. Eine boomende lebendige Industriestadt mit ständigen Verkehrsstaus und einer Kilometer langen Skyline entlang dem Gelben Fluss, der man ihre mehr als 2000 Jahre alte Vergangenheit nicht mehr ansieht. Schon in der Han-Zeit wurden hier am südlichen Ende des Hexi-Korridors die Waren, die mit den Karawanen über die Seidenstraße aus Zentralasien gekommen waren, auf Flöße geladen und auf dem Gelben Fluss weiter befördert. Heute ist Lanzhou wegen der Kessellage und der ständig wachsenden Industrie eine der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung auf der Welt.
Auf der Fahrt zum Park am Berg der fünf Quellen fährt vor uns ein Wagen, der gegen den Staub Wasser auf die Straße und die Bäume sprüht. Die Stadtverwaltung sorgt für frische Luft. Praktisch: Der Platz vor dem Eingang zum Park ist gleichzeitig einer der Sammelplätze für die Einwohner Lanzhous im Falle eines Erdbebens.

Erdbebensammelplatz in Lanzhou (Thomas Peters)
Erdbebensammelplatz in Lanzhou
(Thomas Peters)

Der Name des Parks erinnert an eine Legende, nach der vor mehr als 2000 Jahren hier ein siegreicher General nach Wasser für seine verdurstenden Truppen gesucht haben soll. Voller Verzweiflung schlug er mit seinem Schwert fünf Mal auf den Boden und fünf Quellen begannen zu sprudeln.
Der Park ist gut besucht. Gleich hinter dem Eingang malen Kalligrafen mit großen Wasserpinseln chinesische Schriftzeichen auf den Boden, eine Gruppe tanzt zur Musik aus einem Kofferradio. Hunde laufen dazwischen. Sie haben das Schild am Eingang mit dem durchgestrichenen Hund wohl nicht gesehen. Ein bisschen weiter bewegen sich drei Männer in Weiß in lautloser Choreografie unter einem Baum. Eine Frau mit einer Plastiktüte füttert Hunde. An einem Treppenaufgang sitzen mehrere ältere Männer und Frauen zusammen und musizieren. Eine Frau tanzt dazu. Und es fängt tatsächlich an zu regnen, das erste Mal wieder Regen, seit wir in Russland waren. Wie lange ist das schon her?

Auf dem Weg in den Wuquanshan Park (Thomas Peters)
Auf dem Weg in den Wuquanshan Park
(Thomas Peters)
Wasser-Kaligraphie in Lanzhou (Thomas Peters)
Wasser-Kaligraphie in Lanzhou
(Thomas Peters)
Tempelanlage im Wuquanshanpark, Lanzhou
Tempelanlage im Wuquanshanpark, Lanzhou
(Thomas Peters)
Chigong in eindrucksvoller Atmosphäre (Thomas Peters)
Chigong in eindrucksvoller Atmosphäre
(Thomas Peters)

Die Besichtigung der nachgebauten Wasserräder, mit denen schon vor 500 Jahren die Felder am Gelben Fluss bewässert wurden, wird abgekürzt, weil es jetzt richtig regnet und wir anfangen zu frieren.

 Im Wassermühlen-Park (Thomas Peters)
Im Wassermühlen-Park
(Thomas Peters)

Aus Wettergründen und weil unser Hotel so besonders angenehm ist, verzichte ich auf die Besichtigung des Parks am Berg der Weißen Pagoden und genieße den Nachmittag ohne festes Programm im Hotel.
Am Abend sind wir zu der Eröffnung des 6th Silk Road International Tourism Festival eingeladen, das zufällig einen Tag nach unserer Ankunft in Lanzhou beginnt.

Auf dem Weg zum festlichen Abendprogramm (Thomas Peters)
Auf dem Weg zum festlichen Abendprogramm
(Thomas Peters)
Vor der Eröffnungsfeier (Thomas Peters)
Vor der Eröffnungsfeier
(Thomas Peters)

Nach einer Stunde verschiedenster Grußadressen der besonders wichtigen Offiziellen und Gäste wird die tragische Liebesgeschichte des Malers Magao zu Yueya, der Tochter eines Generals aus Dunhuang in 4 Akten aufgeführt. Ein Feuerwerk aus Farben und Musik und mit einer mitreißenden Choreografie, die vor allen Anderen der Tänzer des Magao mit seiner Intensität und seinen unvorstellbaren Sprüngen dominiert. Ein wunderbarer Abend.

Die beiden Moderatoren der Eröffnungsveranstaltung (Thomas Peters)
Die beiden Moderatoren der Eröffnungsveranstaltung
(Thomas Peters)
Ein Fest der farben und der Choreografie ( Thomas Peters)
Ein Fest der farben und der Choreografie
( Thomas Peters)
Szene aus der Aufführung (Thomas Peters)
Szene aus der Aufführung
(Thomas Peters)

Wir verlassen das Opernhaus durch einen Spalier besonders hübscher junger Chinesinnen, um im Hotel noch ein Glas zu trinken, denn keiner von uns wollte nach diesem Erlebnis gleich schlafen gehen.

Die chinesische Form der Verabschiedung (Thomas Peters)
Die chinesische Form der Verabschiedung
(Thomas Peters)

~ Monika Klinger, Team Shanghai

Tag 42

Von Lanzhou nach Baoji

Heute ist der 2. Tag des “6th Silk Road International Tourism Festival”. Morgens zeigt der Blick aus dem Hotelzimmer das Kommende.

Blick aus dem Hotel (Waldemar Schulz-Pruss)
Blick aus dem Hotel
(Waldemar Schulz-Pruss)

Hunderte Teilnehmer versammeln sich vor dem Kongresszentrum und harren der Dinge, die da kommen, Radfahrer, Motoradfahrer, Autofahrer, Wohnmobilisten und natürlich Busfahrer (in jedem Fall sind sowohl weibliche als auch männliche Teilnehmer gemeint).

Auf dem 6th Silk Road International Tourism Festival (Waldemar Schulz-Pruss)
Auf dem 6th Silk Road International Tourism Festival
(Waldemar Schulz-Pruss)

Die Veranstaltung wird mit Musik und Tanz eröffnet, gefolgt von den unausweichlichen Ansprachen. Den Schluss markiert das Defilee der Teilnehmer, den eindrucksvollen Schluss unsere beiden Busse.

Musikalische Eröffnung (Waldemar Schulz-Pruss)
Musikalische Eröffnung
(Waldemar Schulz-Pruss)
Eröffnungszeremonie (Waldemar Schulz-Pruss)
Eröffnungszeremonie
(Waldemar Schulz-Pruss)
Der ZEIT REISEN Bus wird bejubelt (Waldemar Schulz-Pruss)
Der ZEIT REISEN Bus wird bejubelt
(Waldemar Schulz-Pruss)

Nun endlich geht unsere Weiterfahrt los. Ursprünglich sollten wir in Tianshui übernachten, das ging jedoch nicht, da hier viel Militär stationiert ist, und man eine Sondergenehmigung benötigt. So ist die heutige Fahrt länger als gedacht. Mittagessen nehmen wir in einer Raststätte ein, mit einem landestypischen Buffet. Die Sets geben uns Rätsel auf, unser chinesischer Reiseleiter Thomas Xu kann uns aber aufklären: Das ist die Gebrauchsanleitung, die insbesondere besagt, dass man sich nicht mehr aufladen soll, als man zu verspeisen vermag.

Regeln am Buffet (Waldemar Schulz-Pruss)
Regeln am Buffet
(Waldemar Schulz-Pruss)

Die Ausfahrt aus der Raststätte stellt sich als schwierig heraus, da hier LKW kontrolliert werden und nur durch guten Zuspruch den Weg freimachen wollen. Dann geht es in die nächste Provinz durchs Gebirge, nicht aber über den angekündigten Pass über 3300 m, sondern durch neue und sehr lange Tunnel, rekordverdächtig, vor der gerade eröffneten Gotthardröhre. Baoji begrüßt uns mit der inzwischen gewohnten Phalanx von Hochhäusern.

Quer durchs Gebirge auf dem Weg nach Baoji
Quer durchs Gebirge auf dem Weg nach Baoji
Baojis Skyline (Waldemar Schulz-Pruss)
Baojis Skyline
(Waldemar Schulz-Pruss)

~ Waldemar Schulz-Pruss

tag 43

Nach 12.376 Km

Busfahrt, 0.00 Uhr

Dieser Tag beginnt so ziemlich anders als alle bisherigen Tage. Unsere Fußball-Nationalmannschaft spielt gegen Nordirland und knapp die Hälfte aller Reiseteilnehmer schaut sich um Mitternacht Ortszeit auf drei Bildschirmen zusammen das Spiel an. Guter Service vom Hotel, denn wir werden bis 2.00 Uhr morgens freundlich mit Getränken versorgt.

Gemeinsame Fußballnacht (Thomas Peters )
Gemeinsame Fußballnacht
(Thomas Peters )

Nach einer kurzen Nacht warten bereits die Köche auf uns, um beide Teams mit bekannten und mehrheitlich unbekannten Gerichten zum Frühstück zu verwöhnen.

Was wümschen Sie zum Frühstück (Thomas Peters )
Was wümschen Sie zum Frühstück
(Thomas Peters )

Danach wieder ab in die Busse und auf nach Xi’an, eine der sechs Backofenstädte Chinas und das galt natürlich auch für uns: 41 Grad und 66% Luftfeuchtigkeit!
Auf direktem Wege erreichten wir die Terrakotta-Armee, auch das 8.Weltwunder genannt.

Auf dem Weg zur Terrakotta-Armee (Thomas Peters)
Auf dem Weg zur Terrakotta-Armee
(Thomas Peters)
Bild 5 Krieger wohin das Auge reicht (Thomas Peters)
Bild 5 Krieger wohin das Auge reicht
(Thomas Peters)
Die beeindruckende Haupthalle (Thomas Peters )
Die beeindruckende Haupthalle
(Thomas Peters )

Nach diesem Highlight könnten wir selbst beim Mittagessen nicht auf die Terrakottakrieger verzichten und haben auch anschließend im ausgezeichneten Shop ordentlich eingekauft.

sogar beim Mittagessen... (Thomas Peters )
sogar beim Mittagessen…
(Thomas Peters )
Im Museumsshop der Terrakotta-Armee (Thomas Peters )
Im Museumsshop der Terrakotta-Armee
(Thomas Peters )
Eine perfekte Kopie für zuhause (Thomas Peters )
Eine perfekte Kopie für zuhause
(Thomas Peters )

Nachdem wir bisher auf unserer Reise von hoher Luftfeuchtigkeit verschont geblieben waren, spüren wir heute zum ersten Male – und dann aber auch sofort richtig – die veränderten klimatischen Bedingungen in diesem riesigen Land und sind nach dem Besuch der Terrakottakrieger ziemlich platt.

verdiente Pause im Schatten (Thomas Peters )
verdiente Pause im Schatten
(Thomas Peters )

Nach einem leckeren Abendessen sind wir wieder fit und gespannt auf Xi’an bei Nacht und werden nicht enttäuscht. Unisono herrscht die Meinung, dass diese Stadt ein absolutes Highlight der bisher gesehenen chinesischen Städte ist und unsere lokale Reiseleiterin erzählt uns den großen Unterschied zwischen Shanghai, Peking und Xi’an: Shanghai ist modern, Peking hat die Politik und Regierung und Xi’an eine mehr als 3000 Jahre alte Geschichte zu bieten.

Wir sehen noch 3 Spots: die allabendlichen Wasserspiele, Glocken- und Trommelturm und unternehmen einen bunten abwechslungsreichen Rundgang durch die lebendigen Altstadtgassen. Insbesondere die Fotografen unter uns kommen voll auf ihre Kosten. Aber auch die immer weniger werdenden Reisenden ohne Kamera und Smartphone vor dem Gesicht drehen sich im Minutentakt von rechts nach links und wieder geradeaus und zurück um alle Impressionen einzuatmen.

Abendliche Wasserspiele in Xi'an (Thomas Peters )
Abendliche Wasserspiele in Xi’an
(Thomas Peters )
 Glockenturm Xi'an (Thomas Peters )
Glockenturm Xi’an
(Thomas Peters )
Trommelturm Xi'an (Thomas Peters )
Trommelturm Xi’an
(Thomas Peters )

Um 23.30 Uhr erreichen wir wieder unser Hotel.
Ein langer interessanter Tag geht zu Ende. Aber nicht nur der Tag verabschiedet sich, sondern hier sind wir auch am Anfang oder Ende – je nach Sichtweise – der Seidenstraße angekommen, was nochmals eine besondere Stimmung in die Gruppe getragen hat.
Die kommenden Tage sehen wir als Zugabe und freuen uns auf eine weitere Woche China pur.

 

~ Thomas Peters, Team Shanghai

Tag 44

Xi' an

Der Morgen bringt eine Reihe von Gewissheiten:
Der Gegner der deutschen Fußballnationalelf im Viertelfinale der EM am Sonntag, den 26.06.16, ist die Slowakei. Gelegenheit, die Niederlage im Vorbereitungsspiel wett zu machen.
Das Wetter bringt den angekündigten Umschwung: Regen bei 23°C, d.h. 15°C weniger als am Tag zuvor. Schnell vergrößert sich die Zahl der Regenschirme und des durchnässten Schuhwerks.
Mangels Vorwarnung gestaltet sich unser mal wieder fälliger Umzug im Bus heute etwas chaotisch. Rainer beobachtet das Ganze aus der Distanz und erteilt uns einen Rüffel.
Die Briten stimmen über den Brexit ab. We stay cool and carry on.
Der erste Besuch durch den uns nun schon bekannten Stauverkehr geht zum sogenannten Stelenwald im nationalen Museum. Es handelt sich um die „schwerste Bibliothek“ der Welt. Wesentliche Texte des Konfuzianismus und manche andere sind in übermannshohe, steinerne Stelen eingraviert, mit Instrumenten aus Metall. Wir finden auch nestorianische Texte in einem Stein aus dem 7. Jahrhundert, dessen Überbau unter anderem ein Kreuz enthält. Es wird die Ankunft der ersten christlichen Missionare in China beschrieben. Auch eine in vertikaler Richtung verlaufende Zeile in Aramäisch ist zu entdecken.
Die Herstellung von Papierkopien wird nicht nur bei diesen historisch bedeutsamen Texten vorgenommen, sondern auch bei manchen schönen Bildern, die in der Kopie eine größere Deutlichkeit gewinnen.

Stele mit nestorianischen Texten (Angelika Holtz)
Stele mit nestorianischen Texten
(Angelika Holtz)
Papierkopien durch Steinabreibung (Angelika Holtz)
Papierkopien durch Steinabreibung
(Angelika Holtz)

Die Fahrt geht zum muslimischen Viertel hinter dem Trommelturm, in dem eine kleinere Gruppe bereits am Vorabend ein unglaublich buntes Durcheinander von Menschen an Verkaufsständen und Stehrestaurants erlebt hatte.
Trotz anhaltenden Regens und anwachsender Wasserlachen, die die Aktivität deutlich reduzieren, sind die zum ersten Male an diesen Ort gelangenden Mitglieder der Gruppe von dem Gewusel und der Geschäftigkeit beeindruckt. Was hätten sie gestern Abend gesagt?
Unser Ziel ist die Große Moschee, die sich in diesem Viertel verbirgt und nach einem kleinen Fußmarsch an „Antiqualitätenläden“ (Rainer) und Garküchen vorbei – ja, auch bereits vormittags – erreicht wird. Sie ist wirklich groß, aber auf den ersten Blick gar nicht als Moschee zu erkennen. Es scheint sich um eine chinesische Tempelanlage zu handeln. Erst bei genauerem Hinsehen und mit den hinweisenden Erläuterungen von Rainer erschließt sich das islamische Gotteshaus. Es enthält auf Tafeln angebrachte Koranverse, weist eine in West-Ostrichtung liegende Abfolge von Gebäuden auf und hat ein Minarett in Form einer Pagode. Trotz der geschwungenen Traufdächer nimmt man schließlich die Moschee wahr. Die Besichtigung des Gebetsraums ist uns verwehrt. Bei den Räumlichkeiten für die notwendigen Waschungen finden wir den englischen Hinweis „Rooms for ritual cleansing“. Dies gehört nicht zu den kulturhistorisch fruchtbaren Irrtümern, eher zu den furchtbaren.

Minarettpagode (Angelika Holtz)
Minarettpagode
(Angelika Holtz)

 

Große Moschee (Angelika Holtz)
Große Moschee
(Angelika Holtz)

Die Wildganspagode sehen wir heute nur im Vorbeifahren vom Bus aus. Gestern Abend war sie hell angeleuchtet. Sie gibt noch einmal Gelegenheit, an den Wandermönch Xuan Zang zu erinnern, der uns bei den Flammenden Bergen begegnet war. Hier lagerten seine Übersetzungen der buddhistischen Texte, die er aus Indien mitgebracht hat und die die Grundlage für die Ausbreitung des Buddhismus in China waren.
Das chinesische Mittagsmahl, diesmal in etwas rustikalerem Ambiente, bietet u.a. Glasnudeln, breite und schmale Nudeln und einen Einblick in unsere gewachsene Stäbchensicherheit.

Auf Wunsch besuchen wir eine Jadeschleiferei, in der wegen Mittagspause allerdings nur der Verkaufsteil funktioniert, dieser jedoch nach zähem Anfang durchaus mit Erfolg bei einigen Damen. Die kleine Teekanne mit vier Tässchen zum Preis von 2.586.000 Yuan findet allerdings keinen Abnehmer. Abendessen ist das Spezialitätengericht mit Maultaschen für alle Freiwilligen.

~ Ruth De Cesare und Dietmar Nickel

tag 45

Xi'an bis Luoyang

Heute hatten wir einen sehr frühen Weckdienst: um 2.45 wurden wir wach durch Feueralarm im Hotel. Zum Glück war es ein Fehlalarm. So konnten wir gemütlich weiterschlafen und dann frühstücken. So mancher hat sich schon chinesische Frühstücksgewohnheiten angeeignet wie Nudelsuppe, Gemüse mit Reis oder Sushi. Die Auswahl am Buffet ist ja sehr groß.

Koch am Buffet (Barbara und Rudi Stettmer)
Koch am reichhaltigen Buffet
(Barbara und Rudi Stettmer)
Sushi am Buffet (Barbara und Rudi Stettmer)
Sushi am Buffet
(Barbara und Rudi Stettmer)

Bei der Busabfahrt um 9.00Uhr konnten wir unseren neuen Begleiter, Lars Anke, begrüßen. Er war gestern spät in Xian eingetroffen, da sein Flugzeug erst mit 5 Stunden Verspätung von Shanghai abfliegen konnte. Das passiert, wie er erzählte, immer wieder, da 56% des Luftraumes für Militär reserviert sind und bei schlechtem Wetter und stets steigendem Luftverkehr einfach zu wenig Platz am Himmel ist.
Der Historiker und Sinologe Lars Anke lebt seit 10 Jahren in Shanghai, wo er seit 2006 Leiter der Hamburg Repräsentanz ist. Jeder 3. Container, der den Hafen Hamburg verlässt, geht nach China. 5 Gymnasien in Hamburg machen mit Shanghai
Einen jährlichen Schüleraustausch. Herr Anke erzählte uns viel über Shanghai und den schlimmen Autoverkehr, der durch hohe Zulassungspreise ( 10.000€) eingedämmt werden soll. Die U-Bahn ist das gängigste Verkehrsmittel, pro Tag nutzen sie 8 Mio. Menschen. Bis 2020 soll kein Platz mehr als 500 m von der nächsten Station entfernt sein.
So verging die Zeit im Bus wie im Flug und unser Fahrer Ümit steuerte eine Raststation zum Mittagessen an. Natürlich war auch ein Gang durch den Supermarkt interessant. Wir fanden neben eingelegten Enteneiern eine Speiseeistruhe, womit der Nachtisch gesichert war.

Desert auf der Raststätte (Barbara und Rudi Stettmer)
Desert auf der Raststätte
(Barbara und Rudi Stettmer)
Chinesicher Supermarkt (Barbara und Rudi Stettmer)
Chinesicher Supermarkt
(Barbara und Rudi Stettmer)

Nachmittags ging es weiter zu den Longmen Grotten kurz vor Luoyang. Beim Eingang erwartete uns schon Mr. Zhao vom Auswärtigen Amt, der uns mit einer kurzen Rede begrüßte.

(Barbara und Rudi Stettmer)

(Barbara und Rudi Stettmer)
Die rede auf Chinesisch ( Barbara und Rudi Stettmer)
Die rede auf Chinesisch
( Barbara und Rudi Stettmer)
Die Gruppe vor den Longmen grotten (Barbara und Rudi Stettmer)
Die Gruppe vor den Longmen grotten
(Barbara und Rudi Stettmer)

Schon im 5. Jahrhundert begann man mit dem Bau der heute 2000 Höhlen mit ihren fast 100.000 Skulpturen. Ein Großteil der Skulpturen wurde leider schon während der Verfolgung der Buddhisten im 9. Jahrhundert zerstört, später wurden von “Sammlern” vieles in europäische Museen gebracht oder verschwand in privaten Händen.
Der größte Höhlenkomplex birgt zentral einen 17m hohen Buddha, der im Auftrag der einzigen Kaiserin Wu Zetian gefertigt worden war. Er soll die Züge der damaligen Kaiserin tragen. Unser chinesischer Reiseleiter Xu meint, dies sei die chinesische Mona Lisa. Üppige Bodhisattvas (sog. Erleuchtungswesen) und grimmige Wächterfiguren begleiten die schöne Statue.
Mit kleinen Bussen ging es über die Brücke auf die andere Seite des Flusses, von wo aus wir einen wundervollen Blick auf den ganzen Höhlenkomplex hatten.

Abends war unsere Gruppe von Herrn Yang, einem Mitglied der ständigen Vertretung der Volksregierung in Luoyang zu einem Empfang mit Essen eingeladen.
Ein kleiner Film berichtet über Luoyang, eine Stadt mit einer 3000 jährigem Geschichte, die Hauptstadt von neun Dynastien. Herr Yang stellte uns seine Stadt vor, Xu dolmetschte, Bernd Loppow bedankte sich mit einem Geschenk und erhielt von Herrn Yang ein Buch über die Stadt.
Der Abend klang mit guten Gesprächen aus.

Schöne Grüße von unserer Traumreise,
~ Barbara und Rudi Stettmer, Team Shanghai

tag 46

Reise nach Xuchang: Über China und die KP zum Shaolin-Kloster

Der vorletzte Reisesamstag beginnt mit Sonne und ohne Kopfschmerz. Am Freitagabend wurde bei einem offiziellen Dinner der Besuch in Luoyang zusammen mit Vertretern der Stadt und Provinz begangen –mit Reden und vorzüglichem Essen. Danach Betonung der deutsch-chinesischen Freundschaft durch uns und Bestärkung durch geistvolles chinesisches Hirse/Weizenelixier.
Während der Fahrt in die Songshan Berge Richtung Shaolin Kloster und angegliederten Lizenzbetrieben stellte sich Lars Anke als Leiter des Hamburg Liaison Office vor.

Chinaexperten Lars Anke (r.) und Rainer Schelp (l.) (Angelika Holtz)
Chinaexperten Lars Anke
(r.) und Rainer Schelp
(l.)
(Angelika Holtz)

Seit 10 Jahren berät und unterstützt der studierte Historiker und Chinaexperte Hamburger und andere norddeutsche Interessenten in Shanghai in den breitgefächerten Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur und Bildung. So besteht zwischen Hamburg und Shanghai seit Jahrzehnten ein reger Schüleraustausch. Auch dadurch erwuchsen viele nachhaltige persönliche Beziehungen – eine gute Grundlage für das gegenseitige Verständnis und die produktive Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen.
Es folgt jetzt ein notwendiger Exkurs:
Fesselnd und hoch informativ beantwortet Lars Anke auch Fragen nach der inneren Struktur der Volksrepublik und der Rolle der KP Chinas. Im Folgenden referiere ich die Statements von Lars Anke und ergänze diese durch meine Einschätzungen.

Plakatierung Xi Jingping mit Mao Mausoleum (Angelika Holtz)
Plakatierung Xi Jingping mit Mao Mausoleum
(Angelika Holtz)

Der Wind der Globalisierung hat auch China erfasst und die Partei erscheint verunsichert über die Frage, wie die sich verschärfenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme zu lösen sind. Stichworte hierzu: Verschuldung im privaten wie öffentlichen Bereich. Besonders die Städte stehen durch die explosionsartigen Urbanisierungswellen vor riesigen infrastrukturellen, finanziellen und sozialen Problemen. Der Zuzug in die Städte bewegte sich in den vergangenen Jahren im Bereich von ca. 350 Mio.(!) Menschen (vor ca. 3 Dekaden: Verhältnis Bevölkerung Stadt/Land: 20/80. Heute: 50/50). Städte mit weniger als 1 Mio. Einwohner werden inzwischen als Kleinstadt oder gar Dorf bezeichnet.
Weitere erhebliche Probleme bereitet die Umstrukturierung der Wirtschaft hin zu moderner, umweltschonender Produktion und Verarbeitung, sowie in Richtung Dienstleistungsgesellschaft. Die Börsenturbulenzen der letzten Monate lassen grüßen.
Diesen Veränderungen versucht die Partei durch eine Reaktivierung der ideologischen Grundlagen Herr zu werden. Als Korsett dient hierzu einerseits eine verstärkte Personalisierung, zentriert auf den Staatspräsidenten und Generalsekretär der KP Xi Jingping. Umgesetzt wird das über Propaganda in den Medien und großflächige Plakatierungsaktionen, die den führenden Genossen als volksnahen Politiker und Staatslenker darstellen. Andererseits werden die Parteimitglieder, besonders die führenden Kader, dazu aufgefordert westlichem Denken in Richtung Gewaltenteilung und Presse- und Meinungsfreiheit entgegen zu treten und Abweichungen von der Linie des chinesischen Weges zum Sozialismus zu bekämpfen. Speziell die Medien, und hier wiederum die IT-basierten Medien, sollen an die Kandare genommen werden.
Wir konnten in China weder Google, noch Gmail, Maps o.ä. sowie Facebook nutzen, da komplett blockiert. Erstaunlicher Weise kam aber nie das Gefühl einer staatlichen Bedrohung oder Bespitzelung auf – im Unterschied zu den Zeiten des Staatssozialismus in der DDR.
Insbesondere die Bevölkerung macht einen fröhlichen, unbefangenen und weltoffenen Eindruck. Ohne Vorbehalte wurde auf uns als Ausländer zugegangen und Kontakt gesucht. Mobiles, bei uns Handy genannt, gehören zur Grundausstattung junger Chinesen.
Bei den offiziellen Vertretern der Provinzen und Städte klang allerdings die neue Linie der Partei immer wieder durch. In den Reden und Statements wurde auf die führende Rolle der Partei in Fragen der Entwicklung des Tourismus Bezug genommen und bezüglich der „Neuen Seidenstraße“ auf die Umsetzung der Losung „ One belt one road“ des Vorsitzenden Xi verwiesen. Alkoholische Getränke wurden bei offiziellen Anlässen nicht ausgeschenk –- ein Ausfluss der aktuellen Antikorruptionskampagne.
Den Befürchtungen der Funktionäre bezüglich des „aus den Hände Gleitens“ und eines drohenden Machtverlusts der Partei könnte aber wohl eher durch erhöhte Transparenz der politischen Prozesse und Regionalisierung derselben, sowie durch Möglichkeiten der öffentlichen Kontrolle und erweiterter Mitsprache der Bevölkerung entgegnet werden. Dies würde die Möglichkeit eröffnen, die unausweichlichen Konflikte einer sich entwickelnden Bürgergesellschaft zu kanalisieren und konstruktiv zu nutzen.
Diese westliche und notgedrungen sehr beschränkte subjektive Ansicht muss aber auch vor dem Hintergrund der immensen Zahlen gesehen werden. Die Bevölkerung sowie der nationale chinesische Markt umfasst mehr Menschen als in Europa, Nordamerika, Japan und Russland zusammen genommen leben.
Welche Auffassung sich in der KP Chinas durchsetzt wird in den nächsten Jahren sehr spannend zu beobachten sein. Nach Allem was wir bisher gehört, gesehen und gelernt haben, besteht die begründete Hoffnung, dass der „Chinesische Weg“ zu Wohlstand in Frieden durch den Jahrtausende alten und tief verwurzelten Pragmatismus zu guten Ergebnissen für China und die ganze Welt führt.
– Exkurs Ende
In Songshan angekommen geht es in eine der vielen Shaolin Schulen. Hier werden internatsmäßig Buben, sehr wenig Mädchen, ab 5 Jahren aufgenommen und zu Shaolin Akteuren ausgebildet. Neben der sportlichen Schulung erfolgt die normale schulische Ausbildung. Nach Abschluss können die Absolventen dann im Filmbusiness, als Sportlehrer, beim Militär oder z.B. als Body Guard tätig werden. Die Schulen werden als Privatschulen vom Kloster lizenziert. Das Ganze ist natürlich ein Bombengeschäft. Mit Buddhismus hat das Nichts zu tun, aber viel mit Sport und Showbiz.

Schüler beim Boxtraining (Angelika Holtz)
Schüler beim Boxtraining
(Angelika Holtz)

So wird auch pünktlich die Vorführung für uns mit lautem Schreien und Klatschen, Rennen und Springen eingeleitet: There‘s no business like showbusiness.
Trotzdem sind die Leistungen der Jungs von 14 bis 16 Jahren und jünger beeindruckend. Der jüngste Akteur mit 6-7J. verrenkt sich abenteuerlich. Ältere verwirbeln auch verschiedene Demonstrationswaffen, ein Stab wird auf einem Rücken zerschlagen, ein Akteur dreht sich, auf einer Speerspitze mit dem Bauch liegend, im Kreis. Martial Arts Vorführungen mit durchtrainierten jungen Männern ohne ein Gramm Fett am Leib und mit Konzentrationsübungen, die man nur bestaunen kann.

Vorführung Martial Arts (Angelika Holtz)
Vorführung Martial Arts
(Angelika Holtz)

Im Kloster selber dann großer Auftrieb von zu 99% chinesischen Besuchern. Gute Organisation wie bei ähnlichen touristischen Hot Spots. Gepflegte Anlage mit schönem Baumbestand, begleitendes Merchandising – aber nicht aufdringlich. Durch Rainer erfahren wir interessante Details zu buddhistischen Mönchsfriedhöfen mit Pagoden als Grabsteinen sowie zur Ausbildung und zum Leben der Shaolinmönche. Hier erfolgt die Ausbildung zum Mönch unter Schulung der Konzentration und Meditation in buddhistischer Tradition.

Blick in Shaolin Tempel (Angelika Holtz)
Blick in Shaolin Tempel
(Angelika Holtz)
Meditierende Mönche (Angelika Holtz)
Meditierende Mönche
(Angelika Holtz)

Dann am Abend in Xuchang:
Träum ich oder wach ich?
Wir sitzen relaxed am Seeufer auf der Hotelterrasse. Statt erneutem formellem Dinner mit skurriler Sitzordnung: Bier und Rotwein, nach Wunsch auch Cocktails, dazu kleine Häppchen.
Eine laue Sommernacht lädt zu entspannten Gesprächen und lockeren Diskussionen ein. Zuvor haben einige den hoteleigenen Pool genutzt, der auch mit Wasser aus den heißen Quellen gespeist wird. Ein schöner Sommerabend!
Oder nur ein Sommernachtstraum?
Angelika und Klaus Holtz, Team Hamburg

Tag 47

Von Kuchang nach Bengbu

“Ein Tag wie im Urlaub” war mein Kommentar bei der Morgenbegrüßung im Bus: Abfahrt heute erst um 10h nach einem Frühstück auf der Sonnenterrasse nach einer Nacht in einem Hotel mit Thermalbädern im und einem See hinterm Haus.

Hotelterrasse in Xuchang (Tomas Kaiser)
Hotelterrasse in Xuchang
(Tomas Kaiser)

Für die Toskana wäre das Hotel zu groß, für China ist es zu toskanisch (aus der Sicht eines Europäers). Überhaupt die Hotels in China auf dieser Reise: ein bisschen reisen wir von einer Marmorhalle zur nächsten – und residieren mal auf Etage 18, mal auf der 9.

Unser Hotel in Xuchang (Tomas Kaiser)
Unser Hotel in Xuchang
(Tomas Kaiser)
Hoteleingangshalle in Bengbu (Tomas Kaiser)
Hoteleingangshalle in Bengbu
(Tomas Kaiser)
Hoteleingangshalle in Xuchang (Tomas Kaiser)
Hoteleingangshalle in Xuchang
(Tomas Kaiser)

Dazwischen (heute) Blicke auf vorbeiziehende grüne Landschaften, flach und fruchtbar, Pappeln und Erdnüsse, Sesam und Mais. Und die Ohren gerichtet auf Lars Ankes Ausführungen zu Mao & Co., China und den Brexit … Diese gemeinsamen Stunden auf dem Bus mit Experten und Korrespondenten, die das Land seit vielen Jahren kennen, machen die Reise zusätzlich besonders.

Lars Anke, Chief Representative Hamburg Liaison Office Shanghai (Tomas Kaiser)
Lars Anke, Chief Representative Hamburg Liaison Office Shanghai
(Tomas Kaiser)

Unterbrochen wurde die Tagesetappe von 400 km durch einen Besuch der inzwischen hochgeschätzten Raststätten mit 30 verschiedenen Gerichten und dem obligatorischen Anschlussbesuch des angeschlossenen Supermarktes – ob mit oder ohne Kaufwunsch. Irgendetwas lässt sich immer finden. Heute: Aufrüstungen für Kinderzimmer.

Aufrüstung für das Kinderzimmer (Tomas Kaiser)
Aufrüstung für das Kinderzimmer
(Tomas Kaiser)

Wir staunen über Kaufangebote, andere über unseren Bus. Überall wird er beäugt, begutachtet, untersucht und fotografiert – so auch auf besagter Raststätte.

Neugierige an unserem Bus (Tomas Kaiser)
Neugierige an unserem Bus
(Tomas Kaiser)

Unser heutiges Ziel Bengbu liegt am großen Fluss namens Huai. Ungeteilt auf über drei Millionen Einwohner kommend, ist auch diese Stadt enorm am werden.

Fahrt über die Brücke über den Huai in Bengbu (Tomas Kaiser)
Fahrt über die Brücke über den Huai in Bengbu
(Tomas Kaiser)

Doch Kommen und Gehen gibt s nicht nur im Hotel: Gegenüber einer weiteren marmornen Eingangshalle – unserem heutigen Hotel – die gestrandete “Victory”: ein Holzschiff neben maroden Geschäften. Ein Bespiel bunter Schnell- und Kurzlebigkeit im modernen China.

Die  gestrandete "Victory" (Tomas Kaiser)
Die gestrandete “Victory”
(Tomas Kaiser)

Hinter dem Marmorempfang bunt das Buffet: Muscheln und Eis, Sushi und Nudelsuppen, Hühnerbeine an Kartoffel, Krebse und Kuchenvariationen.

Immer wieder etwas Neues am Buffet (Tomas Kaiser)
Immer wieder etwas Neues am Buffet
(Tomas Kaiser)

Fußball – Deutschland gegen Slowakei – heute Nacht ohne mich.

~ Tomas Kaiser, Reiseleiter Team Shanghai

tag 48

Bengbu bis Nanjing

Eine erschreckende Erkenntnis beeinträchtigt das angenehme Gefühl des nächtlichen (24.00 -2.00 früh) Fußballvergnügens! Der Blick in den Spielplan der EM offenbart es schonungslos: Beim Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft am kommenden Samstag sitzen die Ersten von uns schon wieder vor dem heimatlichen Fernseher! Das Ende der großen Reise droht erbarmungslos…

Blick vom 16. Stock des Hotels in Bengbu auf das Zentrum der Stadt (Horst Reitz und Berend Veddeler)
Blick vom 16. Stock des Hotels in Bengbu auf das Zentrum der Stadt
(Horst Reitz und Berend Veddeler)

Denn noch immer steigen wir ja mit gleicher Vorfreude allmorgendlich in den bereitstehenden Bus, um die Landschaften (heute: Reis-und Lotusfelder, siehe Bild) an uns vorbeiziehen zu lassen und um bei den täglichen Begegnungen neue Erkenntnisse über Land und Leute zu finden.

Von der Elbe, über Don und Wolga, von Amurdarya, dem Gelben Fluss bis zum Yangtze haben wir Eindrücke und Bilder gesammelt. Der Titel des Buches von Ilija Trojanow: „Der Weltensammler“ kommt unserem Tun und Streben sehr nahe. Das Buch, parallel gelesen, macht wach und schärft die Wahrnehmung. Es gibt viel mehr, als wir wissen, denken, glauben und oft leidenschaftlich als unseren Standpunkt vertreten – insbesondere wenn dieser nur das heimatliche Biotop kennt und darin Genüge gefunden hat.
Also, bevor wir wieder an den Beschränktheiten von Wuppertal und Mannheim (Liste ist erweiterbar) scheitern, noch ein paar Außenansichten solange es uns möglich ist: Bei der Fahrt durch Bengbu zeigt sich, dass auch hinter den schon älteren Kulissen an den Ausfallstraßen Menschen hausen – in einer eigenen Welt, die sich wohl nicht nur optisch am deutlichsten abhebt vom Komfort der allgegenwärtigen Wolkenkratzer. Wo es allzu krass aussieht – auch weil der Abriss unmittelbar bevorsteht, – wird eben eine riesige Plakatwand als Sichtschutz vor Bruchbuden hingesetzt.
Keine zwei Dutzend Kilometer außerhalb der Stadt dann sattgrüne Reisfelder und Parzellen, in denen gerade in mühsamer Handarbeit junge Pflänzchen gesetzt werden. Daneben auf den ersten Blick rätselhafte unter Wasser stehende Felder mit großblättrigen Pflanzen: so sieht also der Lotus aus, den wir hier in den Restaurants als Gemüse genießen und der wegen seiner essbaren Wurzeln angebaut wird, und nicht nur mit schönen Blüten prangen kann.

Reis- und Lotusfelder (Horst Reitz und Berend Veddeler)
Reis- und Lotusfelder
(Horst Reitz und Berend Veddeler)

Welche ein Gegensatz: Sahen wir vor kurzem noch Felder mit ausgeklügelten Bewässerungssystemen, werden hier im Yangtze-Delta Äcker großflächig mit dem im Überfluss vorhandenen Wasser geflutet.
Die Anfrage unserer Gruppe nach einem Besuch bei einer deutschen Firma, die in China herstellt und verkauft, wurde von der B/S/H (Bosch/Siemens/Hausgeräte), sofort positiv beschieden. Diese Firma ist seit über 22 Jahren in China an verschiedenen Orten präsent. Wir sind im Werk Nanjing, wo wir die Produktion von Waschmaschinen verfolgen können. Es ist eine neue, moderne Anlage: die Geräte, die hier die Fließbänder verlassen, brauchen keine Knöpfe oder Schalter mehr, sondern werden wie ein Smartphone bedient. Sie lassen sich in China besser verkaufen als in Deutschland: Chinesen haben weniger Berührungsängste mit neuesten technischen Entwicklungen. So schätzen es die Manager ein. Und sie wissen natürlich auch, dass es in China (mit Hongkong und Taiwan) 435 Millionen Haushalte gibt, die alle irgendwann Wäsche zu waschen haben! Die Markt ist verheißungsvoll: die Firma verdient gutes Geld und die Arbeiter bekommen ortsübliche Gehälter; die Manager dem globalen Markt entsprechende. Interessanter Einblick in die Welt der Konzerne.

Besuch bei der B/S/H-Group
Besuch bei der B/S/H-Group
(Horst Reitz und Berend Veddeler)
Die Gruppe vor dem Gebäude der B/S/H-Group (Horst Reitz und Berend Veddeler)
Die Gruppe vor dem Gebäude der B/S/H-Group
(Horst Reitz und Berend Veddeler)

Das Logistiksystem der B/ S/H -Just in time- scheint wohl auch das Team Shanghai beeindruckt zu haben: Im Hinblick auf das bevorstehende Ende unserer einmaligen Reise werden die Vorräte jetzt abgebaut – Schluck für Schluck, aber konsequent. Und so mancher fragt sich ob der nun bald anstehenden Haushaltsauflösung in unserem liebgewonnenen Wohnzimmer, wo ist im Bus eigentlich der Koffer geblieben, den ich in Kashgar zum letzten Mal sah und wo liegt eigentlich meine weiße Regenjacke? Zum Glück bleiben uns noch weitere vier aufregende Tage in China, bis sich auch diese Fragen auflösen!

Ein regnerischer tag auf dem Yangtze ( Horst Reitz und Berend Veddeler)
Ein regnerischer tag auf dem Yangtze
( Horst Reitz und Berend Veddeler)

~ Horst Reitz & Berend Veddeler, Team Shanghai

Tag 49

Nanjing

In der Mitte von China angekommen und schon hat uns das super Sommerwetter verlassen. Dafür ist nun der Blick zum Himmel immer mit der Frage verbunden: Schirm mitnehmen oder nicht. Die einmonatige Regenzeit ist ab jetzt unser Begleiter und das Wetter ist warm und schwül.
Nanjing – eine lebhafte, etwas laute Millionenstadt, die wir heute erkunden. Unser Hotel liegt mitten in der Innenstadt – bis zum Luxuskaufhaus nur eine Minute, aber die Zimmer im Hotel mit einer geraden Nummer haben dafür den Ausblick mit Hinterhofcharme.

Eindrücke aus Nanjing (Alban Motsch)
Eindrücke aus Nanjing
(Alban Motsch)
Straßenrestaurant in Nanjing (Alban Motsch)
Straßenrestaurant in Nanjing
(Alban Motsch)

Das erste Ziel unserer Stadtrundfahrt ging zum John-Rabe-Haus. Wenn ich ehrlich bin, konnte ich mit diesem Namen vor unserer Besichtigung nichts anfangen – danach habe ich mir die Frage gestellt, warum wir in Deutschland nur so wenig – eben eher fast gar nichts – über diese wirklich guten Deutschen, die im Ausland viele unschuldige Menschen im 2. Weltkrieg vor dem Tode bewahrt haben, wissen. John Rabe war, wie Schindler, ein Mensch der das Töten der unschuldigen Zivilbevölkerung, hier von Chinesen, durch kriegswilde Japaner verhindern konnte, indem er eine Sicherheitszone rund um sein Wohnhaus in Nanjing eingerichtet hat, die dann von den japanischen Bombern nicht angegriffen wurde. China ist weit weg für uns Deutsche und viel zu schnell vergessen wir solche herausragenden Menschen. Schade, aber wir haben als große deutsche Besuchergruppe sein Wohn- und Arbeitshaus angesehen. Es ist auch anzumerken, dass uns dieser Besuch ohne die aktive Mithilfe der Firma BSH, die wir am Vortag besichtigt haben, nicht gelungen wäre, weil das Haus eigentlich für kommende Renovierungsarbeiten geschlossen war. Vielen Dank an das Management der Firma BSH und den selbstlos unterstützenden Mitarbeiter des John-Rabe-Vereins aus Peking.

Denkmal für John Rabe ( Alban Motsch)
Denkmal für John Rabe
( Alban Motsch)

Anschließend ging es zum Konfuzius-Tempel. Eine schön restaurierte, große Tempelanlage, die im zweiten Weltkrieg ebenfalls durch die japanischen Bomber total zerstört worden war. In der Anlage waren Museumsräume mit dem Tempel harmonisch verbunden. Eine lange Stange mit roten Wunschkarten im Tempel war Ausdruck dafür, wie aktiv die Menschen den Buddhismus auch heute noch leben. Ob drei Räucherstäbchen oder zwei Wunschkarten, wir sind geneigt es den Chinesen manchmal gleich zu tun.

Temeplanlage (Alban Motsch)
Temeplanlage
(Alban Motsch)
Wunschlarten (Alban Motsch)
Wunschlarten
(Alban Motsch)
Glockenspiel in der Tempelanlange ( Alban Motsch)
Glockenspiel in der Tempelanlange
( Alban Motsch)

Noch einmal mussten wir am Nachmittag beim Besuch einer alten Schiffswerft staunen, und in unseren Gedächtnissen kramen. Keiner von uns war sich vorher sicher, davon gehört zu haben, dass die Chinesen solche riesige Dschunken gebaut haben. Und das zur gleichen Zeit als die Spanier und Portugiesen mit viel kleineren Schiffen Amerika entdeckten. Die Chinesischen Kapitäne sind aber nicht ausgezogen, um andere Kontinente zu erobern, sondern sie wollten sich andere Länder und Kontinente wie bspw. Afrika nur mal „Anschauen“ und ihre eigenen Produkte wie Porzellan und Seide dort verkaufen. Eine wirklich andere Kultur der Erkundungen und so gar nicht aggressiv.

Nachbau einer Dschunke (Alban Motsch)
Nachbau einer Dschunke
(Alban Motsch)
Dschunken-Modell (Alban Motsch)
Dschunken-Modell
(Alban Motsch)

Leider konnten wir von der ehemaligen Schiffswerft nicht mehr viel sehen, sie glich heute einem Park mit einem riesigen nachgebauten alten Holzschiff in der Mitte umrahmt von vielen Hochhäusern. Aber die Größe der damaligen Dschunken war schon sehr beeindruckend.
Am späten Nachmittag wurden dann noch ein paar eigene Shoppingtouren gedreht und nach dem Abendessen haben sich sogar ein paar Mutige mit chinesischem Karaoke versucht. Der restliche Teil des Teams hat lieber die Bar im Hotel bevölkert. Ich glaube alle hatten dabei genügend zu lachen und konnten den Abend sehr angenehm ausklingen lassen.

~ Beate Arnold, Team Shanghai

Tag 50

Kurz vor der Zielgeraden – von Nanjing nach Wuxi

Mittwoch, der 29.Juli. Der Tacho zeigt 14.000km für die Gesamttour. Und heute soll es aus der „Südlichen Hauptstadt“ Nanjing nach Wuxi gehen; und dann ist es nur noch ein Tag bis wir auf die Zielgerade nach Shanghai einbiegen. Trotzdem gibt es – soweit ich es beurteilen kann – allgemein keine markanten Ermüdungserscheinungen. Pass raus, Zimmerkarte rein. Koffer auf, Koffer zu – ab in den Bus. Man hat sich an den Rhythmus gewöhnt und es würde – gaub´ ich – gar nicht auffallen, wenn wir die Seidenstraße um einige Tage verlängerten.

Apropos Koffer: Der 50.Reisetag beginnt mit einem musikalischen Ständchen für unseren Fahrer Ümit, der heute Geburtstag hat. Und das sollte uns hier einmal Anlass sein, auf die tolle Leistung des Fahrer-Teams hinzuweisen, das ja nicht nur für das Verstauen von Koffern zuständig ist, sondern vor allem uns sicher über lange Landstraßen und durch engste Gassen transportierte. Dem Team vielen Dank und Ümit noch einmal ganz herzliche Glückwünsche.

Geburtstagstorte für Ümit Burhan in Nanjing (Dirk Schröder)
Geburtstagstorte für Ümit Burhan in Nanjing
(Dirk Schröder)

Die Morgentemperatur ist 25oC und der Himmel ist bedeckt. Im Laufe des Tages steigt die Temperatur noch ein wenig, aber es bleibt bedeckt und die offensichtlich steigende Luftfeuchtigkeit treibt den Schweiß zu gefühlten höheren Temperaturen. Es ist Regenzeit in dieser Region und von daher sind wir froh, dass der Himmel trocken bleibt.

Als wir vor drei Wochen die Grenze nach China passierten, war das ganz anders.
Die Temperaturen waren zum Teil zwar deutlich höher gewesen – nicht selten hatten wir über 40oC gehabt. Aber die Luftfeuchtigkeit war deutlich geringer und trockene Hitze durchfeuchtet die Hemden nicht so kräftig.

Das Klima ist denn letztlich auch die Begründung für die Landschaft. Im Westen von China durchfuhren wir Steppen und Wüsten.
Trotzdem waren die große Anzahl der Trassen für Bahn und Auto, die diese karge Landschaft durchzogen, bemerkenswert. Und sie waren – soweit ich es beurteilen kann – sehr solide gebaut und nicht in Billigbauweise. Nach der Auffassung des Journalisten und China-Kenners Frank Sieren, der uns auf dem letzten Teil der Reise begleitet, gehört der Ausbau der Infrastruktur zu der langfristigen Strategie der chinesischen Handels- und Logistikstrategie. Man möchte quasi die uralte Seidenstraßen-Strategie reaktivieren. (Darum beteiligt China sich in einigen Nachbarländern auch am Ausbau des Straßennetzes, durch dessen Zustand wir auf unserer Reise zum Teil kräftig durchgeschüttelt worden waren.)

Doch zurück zu den letzten Tagen unserer Reise. Unsere Fahrt führte uns nicht nur aus Steppe und Wüste in eine grünere, bevölkerungsstärkere Landschaft. (Nur nebenbei: auch die Toiletten wurden ziviler.)
Die letzten drei Stationen Nanjing (mehr als 8 Mio. Einwohner), Wuxi (fast 7 Mio. Einwohner) und Shanghai (mit mehr als 24 Mio. Einwohnern) liegen quasi auf einer West-Ost-Achse, verbunden mit der Autobahn G240 von ca. 270km Länge.
Die Grenzen zwischen den einzelnen Städten und deren Satelliten kann man kaum registrieren. Die Häuser rauschen vorbei hinter Bäumen und Hügeln und Schallschutzwänden.
Diese drei zusammengewachsenen Städte erinnern ein wenig an das Ruhrgebiet in Deutschland; nur eben deutlich größer. Aber in China ist ja auch eine Ortschaft mit 500 Tausend Einwohnern eher ein Dorf als eine Stadt.

Diese drei Städte bilden den Jangtse-Delta-Wirtschaftsraum. Zusammen mit den Wirtschaftsraum um Peking („Gelbes Meer“) und den um Kanton („Perlenfluss“) prägen dies drei Gebiete mehr als 70% der chinesischen Wirtschaftskraft.

Es ist für Europäer faszinierend, in eine chinesische 7-Millionen-Stadt hinein zu fahren: Die Größe, die Hochhäuser, die grünen Gärten und die Sauberkeit.
Das soll nicht ignorieren, dass es nicht auch Schmutzecken gibt. Aber es geht mir hier um den ersten Eindruck bei der Einfahrt nach Wuxi (Wuschi gesprochen).

Der Überlieferung nach soll Wuxi vor 3500 Jahren als Hauptstadt des Wu-Königreiches gegründet worden sein. Es war Zentrum der Zinnförderung. Als die Minen versiegten (Wuxi heißt „ohne Zinn“) wurde die Hauptstadt verlegt. Die Stadt blieb aber wegen des Großen Kanals wichtig.

Der Bau des Grand Canal – des „Kaiserkanals“ – wurde 486 v.Chr. begonnen und in den folgenden 1000 Jahren weitergeführt. Ziel war eine Verbindung zwischen Jangtse und Gelber Fluss. Bis heute ist dies die größte von Menschenhand geschaffene Wasserstraße. Diese Verbindung zwischen dem bevölkerungsreichen Norden und dem Reis produzierenden Süden erreichte Beijing allerdings erst im 13.Jahrhundert. Und Anfang des 20.Jahrhunderts ging die Bedeutung des Kanals durch den Bau der Eisenbahnlinien zurück.

Ein anderes Highlight von Wuxi ist der Tai-See (Tai Hu), einer der größten Seen Chinas. Auf ihm machten wir eine sogenannte „Dschunken-Tour“. Ich muss noch einmal nachschlagen, was eine Dschunke wirklich ist.
Ansonsten soll der See berühmt sein für die Felsen, die auch im traditionellen Garten unentbehrlich sind.

Nach dem Lunch in der Altstadt konnten wir den 500 Jahre alten Xihui-Garten, einem privaten Garten, besichtigen.

Chinesische Gärten verbinden zwei Vorstellungen aus dem Daoismus miteinander – Szenerie und innere Einkehr: Die Verbindung in der Natur soll zur Erleuchtung führen. Darum errichteten die Reichen und Gebildeten naturähnliche Rückzugsoasen im städtischen Umfeld.

Ein privater Garten in Wuxi (Dirk Schröder)
Ein privater Garten in Wuxi
(Dirk Schröder)

Schönheit und Naturtreue der Steinarrangements sind entscheidend für die Gartenkunst.

Ein eigenständiger Spaziergang durch die Altstadt rundete den Tag ab, bevor wir im Hotel eincheckten.

Impressionen aus der Altstadt in Wuxi (Dirk Schröder)
Impressionen aus der Altstadt in Wuxi
(Dirk Schröder)

beileger_seidenstrasse_tag50 beileger_seidenstrasse_tag50

~ Dirk Schröder,  Team Shanghai

Tag 51

Zieleinlauf in Shanghai

Blick aus dem Fenster: eine chinesische Traumlandschaft liegt zu unseren Füßen.

Der Tai Hu See im Morgenlicht (Annette Boeddinghaus )
Der Tai Hu See im Morgenlicht
(Annette Boeddinghaus )

Die Morgensonne scheint auf den spiegelglatten Tai Hu See. Kleine Inseln ragen aus der grün-blauen Fläche. Eine weiße Moschee leuchtet rechts in der Sonne. Gegenüber scheint das Riesenrad über dem See zu schweben, dahinter die Wolkenkratzer der Stadt Wuxi.

Skyline der Stadt Wuxi ( Annette Boeddinghaus)
Skyline der Stadt Wuxi
( Annette Boeddinghaus)

Der chinesische Garten am Seeufer mit Lotusteichen, Zick-Zack-Brücken und Pavillons lädt zum Träumen ein ….. Rumms!!
Die Erinnerung trifft mich wie ein Keulenschlag: DER.LETZTE.TAG.IM.BUS. Abschiednehmen …
Zunächst von Wuxi. Vom freundlichen Hotelpersonal, das zur Abfahrt winkt, und von einem Hotel, das zu den Top 3 auf dieser Reise zählt. Der eine oder andere aus unserer Gruppe kann sich vorstellen, diese schöne Stadt, die im Einzugsbereich von Shanghai und der Gartenstadt Suzhou liegt, noch einmal zu besuchen. Bevor wir unsere Hymne im Bus zum letzten Mal anstimmen, singen wir ein Geburtstagslied für Bernd Loppow: “Dschu ni schen ri kwei le!” – ein Happy Birthday auf Chinesisch.

Happy Birthday, Bernd Loppow (Annette Boeddinghaus)
Happy Birthday, Bernd Loppow
(Annette Boeddinghaus)

Heute fahren beide Busse wieder im Konvoi – Navi gegen Navi, wer gewinnt? Zumindest bis zur Harmoniepause (die letzte dieser Reise 🙁 )

Die letzte Rast der Reise (Annette Boeddinghaus)
Die letzte Rast der Reise
(Annette Boeddinghaus)

Ein letztes Mal wird Müll im Bus gesammelt, ein letztes Mal gibt es das 11-Ührchen, der letzte Tropfen aus der letzten Flasche, es hat exakt gereicht bis hier! Die Gespräche drehen sich nun schon um Rückflugzeiten und Flughafentransfers, welche Souvenirs haben wir wo im Bus vergraben und wie viele Koffer müssen nachgekauft werden …
60 km vor dem Stadtzentrum von Shanghai können wir noch das Nebeneinander von alter Dorfbebauung, Landwirtschaft und modernen Hochhäusern sehen.

Vor den Toren Shanghais (annette Boeddinghaus)
Vor den Toren Shanghais
(Annette Boeddinghaus)

Dann sind wir mitten im modernen Verkehrssystem von Shanghai. Staus und mögliche Ausweichstrecken werden auf großen Anzeigetafeln bekannt gegeben.

Mitten in Shanghai (Annette Boeddigshaus)
Mitten in Shanghai
(Annette Boeddigshaus)

Die Steuerung ist sehr exakt, weil in fast allen Autos die Smartphones der Fahrer/innen mit dem System gekoppelt sind. Die Berührungsängste, wie wir sie vor allem in Deutschland spüren, sind hier nicht vorhanden.
Frank Sieren, der heute unser Team begleitet, macht uns auf die alten Stadthäuser, die Gassen und das viele Grün aufmerksam. Vor allem die Franzosen haben während ihrer Besatzungszeit viele Platanen gepflanzt.

Staunend sehen wir die Wäschestangen vor den Fenstern in die Luft ragen und entdecken eine weitere Besonderheit in Shanghai: überdachte Wartespuren für die Elektroroller vor den Ampeln.

Überdachte Rollerplätze auf der Straße (Annnette Boeddinghaus)
Überdachte Rollerplätze auf der Straße
(Annnette Boeddinghaus)

Wir nähern uns Shanghais Downtown, die Hochhäuser werden höher, aber immer wieder sind kleinere Wohnviertel dazwischen.

Downtown Shanghai ( Annette Boeddinghaus)
Downtown Shanghai
( Annette Boeddinghaus)
Kleine Wohnviertel zwischen den Hochhäusern ( Annette Boeddinghaus)
Kleine Wohnviertel zwischen den Hochhäusern
( Annette Boeddinghaus)

Dann fahren wir unter dem Huangpu, einem Nebenfluss des Gelben Flusses, hindurch auf die Ostseite – und sind in der Zukunft.

Riesige Wolkenkratzer in Shanghai (Annnette Boeddinghaus)
Riesige Wolkenkratzer in Shanghai
(Annnette Boeddinghaus)

Das Mittagessen nehmen wir im Paulaner in der chinesischen Variante ein, mitten auf dem Tisch werden Teller mit Salat, Würstchen, Sauerkraut und Kartoffelpüree gestellt – und keine Stäbchen! Erst sind wir irritiert, aber dann langen wir herzhaft mit der Gabel zu.
Ein besonderes Highlight zum Abschluss unserer Reise wartet nun auf uns: wir werden im Foyer des Oriental Pearl Towers begrüßt von einer Vertreterin der Shanghaier Stadtverwaltung, der Geschäftsführerin des Towers, Liu Guocheng, dem Chef von China Tours, und von Lars Anke, dem Leiter der Hamburg-Repräsentanz in Shanghai.

Allerdings müssen wir dazu vorher am International Convention Center, wo wir von Fernsehteams erwartet werden, “stilgerecht” aus den Bussen klettern, die wir doch eigentlich aus verkehrstechnischen Gründen schon an der Kreuzung vorher verlassen hatten – nun gut, wir klettern wieder hinein, fahren einmal um die Wiese und steigen – Showtime!! – wieder aus. Monika Klinger und Horst Gerbig ziehen ein wunderbares Resümee unserer phantastischen Reise und bedanken sich besonders bei Christian, Holger und Uemit, unseren Busfahrern, die uns 14.673 km sicher von Hamburg nach Shanghai gebracht haben. Ein Hoch auf euch! Dem Rückreise-Team, das wir hier zum Erfahrungsaustausch zum ersten Mal treffen, übergeben wir unsere Kulturbotschafter-Fahne.

Fahnen-Übergabe (Annette Boeddinghaus)
Fahnen-Übergabe
(Annette Boeddinghaus)

Nach etlichen Fotoshootings genießen wir dann von der Aussichtsplattform des Oriental Pearl Towers den Blick auf die Skyline von Shanghai. Umwerfend! Obwohl das Wetter mitspielt und die Sicht hervorragend ist, scheint der neue Shanghai Tower mit 632 m in den Wolken zu enden.

Aussich vond er Aussichtsplattform des Oriental Pearl Towers (Annette Borrdingshaus)
Aussich vond er Aussichtsplattform des Oriental Pearl Towers
(Annette Borrdingshaus)

Auch unser Hotel ist beeindruckend hoch, die Skybar im 47. Stockwerk bietet trotz der Temperaturen ein gutes Ambiente für den Abschiedsabend. Theo Sommer, der auf dem ersten Teil der Rückreise dabei sein wird, trägt seinen Blick auf das moderne China vor.

Theo Sommer (Annette Boeddinghaus)
Theo Sommer
(Annette Boeddinghaus)

Ein besonderer Höhepunkt ist der Rückblick auf die vergangenen 51 Tage von Conny aus Augsburg nach der Melodie aus Augsburg “Eine Insel mit zwei Bergen”.

Ein ganz beosnderes Ständchen ( Annette Boeddinghaus)
Ein ganz beosnderes Ständchen
( Annette Boeddinghaus)

Dann übernimmt die Haus-Band das Kommando und im Anblick des nächtlich beleuchteten Shanghais feiern und tanzen wir bis spät in die Nacht. Yeah!!!!

Shanghai bei Nacht (Annette Boeddinghaus)
Shanghai bei Nacht
(Annette Boeddinghaus)

~ Annette Boeddinghaus, Team Shanghai

Tag 52

Aus und vorbei - in Shanghai

Es ist aus. Vorbei. Da hilft kein Maulen. Game Over. Er ist weg für uns. Einfach so.
Ok, es war so geplant. Von Anfang an.
Und es ist auch nur ein Bus. Nur ein Bus.

Aber es war unser Bus. Unser Zuhause. 51 Tage lang.

Höre jetzt auf sentimental zu werden und fasse gerne den letzten gemeinsamen Tag in Shanghai zusammen.

Unser Zuhause wird gereinigt und darf sich für einen Tag, wie auch unsere Fahrer, ausruhen, bevor es morgen mit der neuen Reisegruppe wieder zurück nach Hamburg geht.

Wir sitzen in einem unbequemen chinesischen Touribus und fahren mit unserem Reiseleiter Thomas zum Gucheng Park.

Nicht schlecht, aber kein Vergleich zu unserem Silberpfeil und zu unserem Braunbären, wie wir unsere Busse genannt haben und außerdem vermissen wir Uemit, Holger und Christian, unsere so lieb gewonnenen Fahrer.

Bild 1 Unser Bus in Shanghai (Thomas Peters)
Bild 1 Unser Bus in Shanghai
(Thomas Peters)

Jetzt geht es in die Fuyou Road und anschließend in den Yuyuan Markt, eine sehr touristische Altstadt, die aber auch noch alte Gassen zu bieten hat.

Diese Luftfeuchtigkeit macht mich fertig... (Thomas Peters)
Diese Luftfeuchtigkeit macht mich fertig…
(Thomas Peters)
Durch die alten Gassen von Shanghai (Thomas Peters)
Durch die alten Gassen von Shanghai
(Thomas Peters)
In der Altstadt (Thomas Peters)
In der Altstadt
(Thomas Peters)
Auf dem Weg in die Altstadt (Thomas Peters)
Auf dem Weg in die Altstadt
(Thomas Peters)
Haben bereits vor dem Kochen eine gute Temperatur (Thomas Peters)
Haben bereits vor dem Kochen eine gute Temperatur
(Thomas Peters)

Thomas‘ Geheimtipp als Fotostopp erweist sich gleichzeitig als Teepausenstopp für unsere neuen Reisekollegen, die wir mal einfach Team Shangburg genannt haben, da die Namen Team Shanghai und Team Hamburg ja schon belegt sind.

Zwei Welten aus zwei Jahrhunderten in Shanghai Foto (Thomas Peters)Thomas Peters
Zwei Welten aus zwei Jahrhunderten in Shanghai Foto
(Thomas Peters)Thomas Peters
Erste Teepause am Startort für die neue Reisegruppe (Thomas Peters)
Erste Teepause am Startort für die neue Reisegruppe
(Thomas Peters)

Jetzt geht es weiter zur gemeinsamen Bootsfahrt auf dem, Shanghai so eindrucksvoll durchquerenden, Yangtze. Wir genießen, bei leider wesentlich schlechteren Sichtverhältnissen als gestern, die einstündige Schiffstour mit faszinierenden architektonischen Ausblicken auf die Zeit um 1900 und heute.

Unser Ausflugsboot (Thomas Peters)
Unser Ausflugsboot
(Thomas Peters)
Und die gegenüberliegende Seite am Bund (Thomas Peters)
Und die gegenüberliegende Seite am Bund
(Thomas Peters)
Das Panorama in Pudong (Thomas Peters)
Das Panorama in Pudong
(Thomas Peters)

Nach einer Mittagessenauswahl geht es wieder zurück in unser Hotel und anschließend für die Hardcoreshopper auf eine Shoppingtour mit unserem Handelsblattkorrespondenten Frank Sieren, der es als Wirtschaftsredakteur glänzend versteht, den Umsatz der lokalen Geschäfte gepaart mit unserer Kauflust anzukurbeln.

Bernd reist wohl sehr häufig und hat einen großen Kofferbedarf (Thomas Peters)Foto Thomas Peters
Bernd reist wohl sehr häufig und hat einen großen Kofferbedarf
(Thomas Peters)Foto Thomas Peters
Verdiente Pause bei Erdos (Thomas Peters)
Verdiente Pause bei Erdos
(Thomas Peters)
Und weiter zu 1436 von Erdos, dem führenden Kashmereproduzenten Chinas (Thomas Peters)
Und weiter zu 1436 von Erdos, dem führenden Kashmereproduzenten Chinas
(Thomas Peters)
Frank berät auch bei Modethemen (Thomas Peters)
Frank berät auch bei Modethemen
(Thomas Peters)
Bei der chinesischen Edelmarke Shanghai Tang (Thomas Peters)
Bei der chinesischen Edelmarke Shanghai Tang
(Thomas Peters)
Dies ist nur ein Auszug aus dem Einkauf in einem speziellen Kaufhaus... (Thomas Peters)
Dies ist nur ein Auszug aus dem Einkauf in einem speziellen Kaufhaus…
(Thomas Peters)

Und dann so schnell es geht zurück zum Hotel, duschen, umziehen und anschließend beginnt der Abschiedsabend im Hotel Kempinski mit einer Rede von Bernd, der sich nochmals bei allen Akteuren bedankt. Es folgt eine weitere fantastische Exklusivkomposition von Anne-Dore, wir sprechen einen Toast auf unseren ältesten Mitreisenden im Alter von 79 Jahren aus, der diese Reise ganz hervorragend absolviert hat und denken an Joerg und Ulli, die uns ja leider krankheitsbedingt vor 4 Wochen krankheitsbedingt verlassen mussten.

 Abschiedsabend in Shanghai (Thomas Peters)
Abschiedsabend in Shanghai
(Thomas Peters)
Ein Lied für und aus Shanghai (Thomas Peters)
Ein Lied für und aus Shanghai
(Thomas Peters)
 Nocheinmal alle zusammen... (Thomas Peters)
Nocheinmal alle zusammen…
(Thomas Peters)
 Bernd's emotionale Ansprache (Thomas Peters)
Bernd’s emotionale Ansprache
(Thomas Peters)

Der Abschluss der Reise ist – wie sollte es auch sonst sein – an diversen Bars Shanghais erfolgt, zunächst in unserem Radissonhotel und anschließend für einige wenige Nachtschwärmer noch in der legendären Bar Rouge am Bund.

Als Chronist des Tages bleibt mir ja Gott sei Dank nichts anderes übrig als auch hier noch mit dabei zu sein…..

Bar Rouge am Bund (Thomas Peters)
Bar Rouge am Bund
(Thomas Peters)

Sehr, sehr spät in der Nacht ist dann der letzte Tag der Reise vorbei und wir schlafen mit lächelnden und glücklichen Gefühlen ein….

~ Thomas Peters, Team Shanghai

Image
Menschen

People of the Day | China Part II

40. Tag: Vor dem Tempel in Zhangye( Thomas Peters)
40. Tag: Vor dem Tempel in Zhangye
( Thomas Peters)
42. Tag: Trommler in Lanzhou (Thomas Peters)
42. Tag: Trommler in Lanzhou
(Thomas Peters)
44. Tag: Unsere Kalligraphielehrerin in Xi'an (Thomas Peters)
44. Tag: Unsere Kalligraphielehrerin in Xi’an
(Thomas Peters)
46.Tag: Shaolin Schule in Songshan (Thomas peters)
46.Tag: Shaolin Schule in Songshan
(Thomas Peters)
48. Tag: Neugierige Blicke auf unseren Bus an der Raststätte (Thomas Peters)
48. Tag: Neugierige Blicke auf unseren Bus an der Raststätte
(Thomas Peters)
50. Tag: Unsere Bootsfahrt in Wuxi (Thomas Peters)
50. Tag: Unsere Bootsfahrt in Wuxi
(Thomas Peters)
52. Tag: In der Altstadt von Shanghai (Thomas Peters)
52. Tag: In der Altstadt von Shanghai
(Thomas Peters)
41. Tag: Mittagessen im Tempel in Lanzhou (Thomas Peters)
41. Tag: Mittagessen im Tempel in Lanzhou
(Thomas Peters)
43. Tag: Heiße Atmosphäre in Xi'an (Thomas Peters)
43. Tag: Heiße Atmosphäre in Xi’an
(Thomas Peters)
45. Tag: Freundliche Begrüßung bei den Longmen Grotten Foto Thomas Peters (Thomas Peters)
45. Tag: Freundliche Begrüßung bei den Longmen Grotten Foto Thomas Peters
(Thomas Peters)
47.Tag: Freizeit in Bengbu (Thoams Peters)
47.Tag: Freizeit in Bengbu
(Thoams Peters)
49. Tag: Tempel in Nanjing (Thomas Peters)
49. Tag: Tempel in Nanjing
(Thomas Peters)
51. tag: Fernsehturm Shanghai (Thomas Peters)
51. Tag: Fernsehturm Shanghai
(Thomas Peters)

 

 

 

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Reiseresümee

»Hinterm Horizont gings weiter!«

Ein Reiseresümée von Horst Gerbig beim feierlichen Empfang der Teilnehmer in Shanghai am 30. Juni

Als wir nach Buchung der Reise unseren Freunden und Bekannten erzählt haben, dass wir mit dem Bus von Hamburg nach Shanghai reisen würden, kam sofort die erstaunte Frage: “Mit dem Bus???”
Ja, mit dem Bus!
Dazu passt die Bemerkung eines Passantenpaares in Hamburg vor dem Helmut-Schmidt-Haus mit Blick auf die Reiseroute:
“Guck mal, die machen einen Ausflug!”

[…]

Am Ende unseres “Ausfluges” bzw. unserer Pionier-Reise können wir sagen:
“Wir kamen als Fremde und gehen als Freunde!”

~ Horst & Uschi Gerbig

Lesen Sie das komplette Resümee zur Reise von Herrn Gerbig hier>

Reiseprogramm : Tag 1- 12

EUROPA

1. Tag | Mi. 11.5.2016
Hamburg
Individuelle Anreise nach Hamburg, Empfang
der Teilnehmer im Hotel Atlantic Kempinski

2. Tag | Do. 12.5.2016 | 288 km
Hamburg – Berlin
Große Startveranstaltung vor dem Hamburger
Pressehaus, erste Etappe nach Berlin

3. Tag | Fr. 13.5.2016 | 271 km
Berlin – Posen
Grenzübertritt nach Polen, Fahrt nach Posen
und Besichtigung der Altstadt

ZEIT REISEN exklusiv:
In Polen begleitet Janusz Tycner, polnischer
Journalist und ZEIT-Mitarbeiter, die Reisegruppe

4. Tag | Sa. 14.5.2016 |  310 km
Posen – Warschau
Weiterfahrt nach Warschau, Besuch der
beeindruckenden Altstadt

5. Tag | So. 15.5.2016 | Ruhetag
Warschau
Stadtführung durch das architektonisch
eindrucksvolle Warschau, Besuch des
Königsschlosses, Musikalischer Abend

6. Tag | Mo. 16.5.2016 | 205 km
Warschau – Brest
Grenzübertritt nach Weißrussland, Weiterfahrt

7. Tag | Di. 17.5.2016 | 566 km
Brest – Homel
Fahrt durch Südweißrussland nach Homel

8. Tag | Mi. 18.5.2016 | 397 km
Homel – Orjol
Grenzübertritt nach Russland,
Weiterfahrt nach Orjol

9. Tag | Do. 19.5.2016 | 344 km
Orjol – Woronesch
Überlandfahrt nach Woronesch,
Entdeckung der architektonischen Vielfalt

10. Tag | Fr. 20.5.2016 | 581 km
Woronesch – Wolgograd
Fahrt durch weite Wälder und kleine Dörfer,
Ankunft in Wolgograd (ehemals Stalingrad)

11. Tag | Sa. 21.5.2016  | Ruhetag
Wolgograd
Stadtführung durch Wolgograd, Gedenkstätte
der Schlacht von Stalingrad,
Mamajew-Hügel mit Mutter-Heimat-Statue,
feierliche Zeremonie

12. Tag | So. 22.5.2016 | 423 km
Wolgograd – Astrachan
Fahrt entlang der Wolga zum südlichen
Wolga-Delta, Kalmückische Steppe

ZEIT REISEN exklusiv:
Johannes Voswinkel, langjähriger ZEIT-Russland-
Korrespondent, berichtet über aktuelle Themen

Reiseprogramm: Tag 13 - 26

ZENTRALASIEN

13. Tag | Mo. 23.5.2016 | 0 km
Astrachan
Stadtbesichtigung in Astrachan, Besuch des Kreml,
Bootsfahrt und Mittagspause am Wolga-Ufer

14. Tag | Di. 24.5.2016 | 357 km
Astrachan – Atyrau
Fahrt durch wüstenartige Steppe,
Grenzübertritt nach Kasachstan,
Ankunft in Atyrau

15. Tag | Mi. 25.5.2016 | 227 km
Atyrau – Kul’sary
Weiterfahrt durch Steppe und Ödland,
Ankunft in Kul’sary

16. Tag | Do. 26.5.2016 | 454 km
Kul’sary – Jazliq (Karakalpakstan)
Grenzübertritt nach Usbekistan,
Übernachtung im typischen Teehaus
inmitten der Steppe

17. Tag | Fr. 27.5.2016 | 271 km
Jazliq (Karakalpakstan) – Nukus
Fahrt durch die Wüste Kyzyl Kum
nach Nukus am Ufer des Aralsees

18. Tag | Sa. 28.5.2016 | 197 km
Nukus – Khiva
Fahrt nach Khiva, in eine Stadt wie aus
dem Märchen: Besichtigung der Altstadt
und des Palasts Tasch-Hauli

19. Tag | So. 29.5.2016 | 456 km
Khiva – Buchara
Fahrt durch die Wüste, Sie überqueren
den Fluss Amudarja und passieren den
Chash-Kala-See, Ankunft in Buchara

20. Tag | Mo. 30.5.2016 | Ruhetag
Buchara
Besichtigungen in Buchara: Überdachte
Basare, Festung Ark, Karawansereien, ein
Gefühl wie aus 1001 Nacht

21. Tag | Di. 31.5.2016 | 278 km
Buchara – Samarkand
Karge Hügel der Steppe und ausgedehnte
Baumwollfelder, Stopp in Shakri Sabz,
Ankunft in Samarkand

ZEIT REISEN exklusiv:
Der außenpolitische Reporter der ZEIT, Michael
Thumann, begleitet Sie in Usbekistan

22. Tag | Mi. 1.6.2016 | Ruhetag
Samarkand
Besichtigung in Samarkand: Registan-Platz,
wunderschöne Medressen, Moschee Bibi
Khanum, großer Basar, abends feierliche
Zeremonie

23. Tag | Do. 2.6.2016 | 311 km
Samarkand – Tashkent
Weiterfahrt nach Tashkent, Stopp bei einem
Melonenmarkt, Stadtbesichtigung in Tashkent
mit den Sehenswürdigkeiten und einem der
größten Basare Zentralasiens

24. Tag | Fr. 3.6.2016 | 324 km
Tashkent – Fergana
Fahrt über den Kamchik-Pass an der Grenze
zu Tadschikistan, Fahrt durch das fruchtbare
Fergana-Tal, Ankunft in Fergana

25. Tag | Sa. 4.6.2016 | Ruhetag
Fergana
Stadtbesichtigung Fergana durch die
grünen Alleen, Fahrt nach Margillan:
Besuch einer berühmten Seidenweberei
und Keramikwerkstatt

26. Tag | So. 5.6.2016 | 130 km
Fergana – Sary-Tash
Grenzübertritt nach Kirgisistan,

Taldyk-Pass (3.615 m), Pamirgebirge, Ankunft in
Sary-Tash, einem Winterlager der Nomaden

Reiseprogramm: Tag 27 - 53

CHINA

27. Tag | Mo. 6.6.2016 | 313 km
Sary-Tash – Kashgar
Pamir Highway, Grenzübertritt nach
China am Irkeshtam-Pass (2.940 m),
Ankunft in Kashgar

28 . Tag | Di. 7.6.2016 | Ruhetag
Kashgar
Stadtbesichtigung in Kashgar: Id-Kah-Moschee,
Abak-Hodscha-Mausoleum, Grab der
Duftenden Konkubine

29. Tag | Mi. 8.6.2016 | Ruhetag
Kashgar
Tag zur freien Verfügung

30. Tag | Do. 9.6.2016 | 463 km
Kashgar – Aksu
Fahrt durch die Taklamakan-Wüste, Ankunft
in Aksu

31. Tag | Fr. 10.6.2016 | 252 km
Aksu – Kucha
Weiterfahrt nach Kucha, Besichtigung der
Buddha-Grotten von Kizil und Besuch der
Klosterstadt Subashi

32. Tag | Sa. 11.6.2016 | 297 km
Kucha – Korla
Fahrt nach Korla, zu einer wichtigen Oase an
der nördlichen Seidenstraße

33. Tag | So. 12.6.2016 | 409 km
Korla – Turfan
Weiterfahrt entlang der nördlichen Ausläufer
der Taklamakan-Wüste nach Turfan, Besichtigung
des Bewässerungssystems Karez

ZEIT REISEN exklusiv:
Liu Guosheng, Vorsitzender der Gesellschaft
Deutsch-Chinesischer Verständigung begleitet
Sie auf der chinesischen Seidenstraße

34. Tag | Mo. 13.6.2016 | Ruhetag
Turfan
Besichtigung der Flammenden Berge, Buddha-
Grotten von Bezeklik, Ruinenstadt Gaochang

35. Tag | Di. 14.6.2016 | 404 km
Turfan – Hami
Weiterfahrt nach Hami, unterwegs Besuch
der Ruinenstadt Jiaohe, Ankunft in Hami,
Chinas Oase der köstlichen Melonen

36. Tag | Mi. 15.6.2016 | 416 km
Hami – Dunhuang
Fahrt entlang der Großen Mauer nach
Dunhuang, quirlige Oasenstadt und
wichtiger Handelsknotenpunkt

37. Tag | Do. 16.6.2016 | Ruhetag
Dunhuang
Dünenlandschaft Dunhuang, Besuch des
Mondsichelsees, Buddha-Grotten von Mogao

38. Tag | Fr. 17.6.2016 | 370 km
Dunhuang – Jiayuguan
Weiterfahrt durch den Hexi-Korridor, Festung
zum Schutz des westlichen Endes der Großen
Mauer und der Hängenden Mauer

39. Tag | Sa. 18.6.2016 | 228 km
Jiayuguan – Zhangye
Fahrt durch gebirgige Landschaft nach
Zhangye, Besuch eines der größten
liegenden Buddhas der Welt (34,5 m)

40. Tag | So. 19.6.2016 | 509 km
Zhangye – Lanzhou
Fahrt entlang des berühmten Gelben Flusses,
Ankunft in Lanzhou, Millionenstadt und
ehemals bedeutende Flussquerung der
Handelskarawanen

41. Tag | Mo. 20.6.2016 | Ruhetag
Lanzhou
Stadtrundgang und Besuch des Baita-Parks
(Park am Berg der Weißen Pagode)

42. Tag | Di. 21.6.2016 | 298 km
Lanzhou – Tianshui
Fahrt durch die Obstgärten Chinas zur
Zeit der Apfelernte, Ankunft in Tianshui
in der Provinz Gansu

43. Tag | Mi. 22.6.2016 | 343 km
Tianshui – Xi’an
Weiterfahrt nach Xi’an, unterwegs Besichtigung
der berühmten Maiji-Shan-Buddha-Grotten mit
Tausenden Statuen und Wandmalereien

44. Tag | Do. 23.6.2016 | Ruhetag
Xi’an
Besichtigung der berühmten Terrakotta-
Armee, Besuch der Altstadt und Moschee,
abends feierliche Zeremonie

45. Tag | Fr. 24.6.2016 | 368 km
Xi’an – Sanmenxia – Luoyang
Fahrt nach Luoyang, Besichtigung
der Longmen-Grotten mit Buddha-
Figuren aus der Tang-Zeit, abends
feierliche Zeremonie

46. Tag | Sa. 25.6.2016 | 210 km
Luoyang – Shaolin – Xuchang
Fahrt durch das Songshan-Gebirge,
Besichtigung des Shaolin-Klosters
mit Besuch einer Trainingseinheit,
Ankunft in Xuchang

47. Tag | So. 26.6.2016 | 396 km
Xuchang – Bengbu
Fahrt durch die zentralchinesische Landschaft
in die Millionenstadt Bengbu in der Provinz Anhui

48. Tag | Mo. 27.6.2016 | 203 km
Bengbu – Nanjing
Weiterfahrt nach Nanjing, zur »Südlichen
Hauptstadt« am Ufer des Yangtze, Erkundung
der Altstadt

49. Tag | Di. 28.6.2016 | Ruhetag
Nanjing
Stadtführung durch die alte Kaiserstadt
Nanjing: Besichtigung des weitläufi gen Konfuzius-
Tempels und Besuch im geschichtsträchtigen
John-Rabe-Haus

ZEIT REISEN exklusiv:
»Handelsblatt«-Korrespondent und China-Experte
Frank Sieren führt Sie durch seine Wahlheimat
und gibt spannende Einblicke

50. Tag | Mi. 29.6.2016 | 207 km
Nanjing – Wuxi
Fahrt ins malerische Wuxi am Ufer des Taihu-
Sees, Besichtigung der gut erhaltenen Altstadt,
Dschunkenfahrt auf altem Holzschi , Besuch
des deutschen Unternehmens Mennekes

51. Tag | Do. 30.6.2016 | 154 km
Wuxi – Shanghai
Besuch einer der kunstvollen
chinesischen Gärten in Wuxi, Weiterfahrt
nach Shanghai, dem letzten Etappenziel,
feierlicher Empfang

52. Tag | Fr. 1.7.2016 | Ruhetag
Shanghai
Besichtigung in Shanghai, feierliche Zeremonie
und stimmungsvolles Abschiedsessen

53. Tag | Sa. 2.7.2016
Shanghai – Deutschland
Individuelle Rückreise- bzw. Weiterreise

WIR STELLEN VOR

Ihre Reisebegleitung

Auf der Kultuexpedition begleiten Sie fachkundige Reiseleiter und ZEIT-Köpfe, die Ihnen Wissenwertes über die Destinationen berichten und neue Perspektiven eröffnen.

Tomas Kaiser

Tomas Kaiser

Tomas Kaiser ist promovierter Kulturwissenschaftler und ein exzellenter Hamburg-Experte. Er versteht es besonders gut, Besuchern die kulturelle Vielfalt seiner Heimatstadt mit einem liebevoll-kritischen Blick näherzubringen. Besonders den Bau der Elbphilharmonie begleitet er mit großem Interesse.

Erfahren Sie hier mehr über Ihren Reiseleiter >

Rainer Schelp

Rainer Schelp

Seit meinem 17. Lebensjahr, damals noch „per Daumen“, treibt mich die Neugier um die Welt – und die spielt sich für mich östlich Deutschlands ab. China ist längst meine zweite Heimat und das ist sicher nicht nur akademisch begründet. Kaum ein Land hat so mit Klischees und Vorurteilen zu kämpfen – und beinahe nirgendwo sind diese vergleichbar falsch.

Lernen Sie Ihren Reiseleiter hier genauer kennen >

Janusz Tycner

Janusz Tycner

studierte Geschichte, Politische Wissenschaften und Journalistik in Moskau und Warschau, und ist heute freier Journalist und Übersetzer in Warschau. Zwischen 1988 und 1995 arbeitete er, auf Einladung von Marion Gräfin Dönhoff, immer wieder als Gastredakteur bei der ZEIT in Hamburg. Seit vielen Jahren begleitet er die ZEIT-Reisen nach Polen.

Hier mehr über Herrn Tycner und seine Reisen erfahren >

Johannes Voswinkel

Johannes_Voswinkel

An der Universität hat er zwei Studienfächer belegt, die ihn automatisch in fremde Länder zogen – Romanistik und Slawistik. Nach dem Examen und der Ausbildung an der Hamburger Henri-Nannen-Journalistenschule ging er 1998 als Korrespondent des STERNs nach Moskau. Seit 2002 berichtet er für die ZEIT aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Unsere Leser begleitet er gern einen Tag lang auf den Städtereisen nach Sankt Petersburg oder Moskau.

Hier lernen Sie Herrn Voswinkel näher kennen >

Michael Thumann

Michael Thumann

Als Außenpolitischer Korrespondent arbeitet Herr Thumann seit 1992 bei der ZEIT und berichtet unter anderem aus Moskau und Istanbul. Der zentralasiatischen Region gilt sein besonderes Interesse.

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Liu Guosheng

Lui Guosheng

Liu Guosheng gründete 1998 CHINA TOURS und ist heute Geschäftsführer und China-Spezialist. Er ist Vorsitzender der Gesellschaft Deutsch-Chinesischer Verständigung und Seidenstraße-Experte.

Hier können Sie mehr über ihn lesen >

Frank Sieren

Frank Sieren

ist einer der führenden deutschen China-Experten, Ex-ZEIT-Korrespondent in Peking und berichtet heute für das »Handelsblatt« aus China.

Christopher Alexander

christopher Alexander_beileger-Seidenstraße

Christopher Alexander stammt aus Hamburg und arbeitet seit 2007 bei der ZEIT. Seit 2009 leitet er ZEIT REISEN. Der Blick »hinter die Kulissen« und das Besondere der Menschen und Kulturen ist es, was ihn auch bei ZEIT REISEN immer wieder fasziniert. Als Urlaubsziele bevorzugt er ferne Länder mit möglichst fremden Kulturen oder europäische Reisziele, in denen sich familienfreundliche Entspannung und interessante Begegnungen in einem kulturellen Umfeld kombinieren lassen.

Hier mehr erfahren >

Bernd Loppow

Bernd Loppow

Reisen in nahe und entfernte Länder waren schon während seiner Schulzeit seine liebste Freizeitbeschäftigung.  Zwölf Jahre lang hat er für das Reise- und das Wirtschaftsressort der ZEIT über Begegnungen und Erfahrungen in fremden Ländern berichtet, bevor er im Jahr 2000 für den Zeitverlag ZEIT REISEN gründete. Reisen nach Asien inspirieren ihn immer wieder.

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DIE KULTUREXPEDITION 2017
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    Hamburg-Shanghai

    ab 15.900 EUR

    Auf der neuen Seidenstraße 2017 – von Hamburg nach Shanghai

    Auch 2017 startet wieder unsere einmalige Kulturexpedition in einem 5-Sterne-Luxusbus auf der neuen Seidenstraße am Hamburger Pressehaus. Das Reiseziel nach 38 Etappen durch Polen, Weißrussland, Russland, Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan ist Shanghai. Korrespondenten und Redakteure der ZEIT sowie weitere Experten vermitteln Ihnen Wissen über Geschichte und Politik. Freuen Sie sich auf einmalige Erlebnisse!
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    Shanghai-Hamburg

    ab 15.900 EUR

    Auf der neuen Seidenstraße von Hamburg nach Shanghai

    Von Shanghai nach Hamburg führt Sie diese Reise auch wieder im Jahr 2017. Spannende Destinationen auf einer ganz besonderen Route und außergewöhnliche Reiseleiter, die Ihnen neue Perspektiven eröffnen und ZEIT-Köpfe, die Ihnen Fachwissen vermitteln erwarten Sie! Egal in welche Richtung Sie fahren, einmalig wird diese Reise auf jeden Fall!
    Zur Reise
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