Die Neue Seidenstrasse – »Hinterm Horizont gings weiter!«

Zur Reise:
Archived: Hamburg – Shanghai auf der neuen Seidenstraße 2018

Es ist mir eine große Freude und besondere Ehre, heute hier stehen zu dürfen.
Unser erster Dank gilt dem warmherzigen Empfang und dem festlichen Ambiente, mit dem wir von den Repräsentanten Shanghais begrüßt wurden.
Möge daraus eine vertiefte Freundschaft zwischen den Menschen in China und Deutschland erwachsen und die Städtepartnerschaft zwischen Shanghai und Hamburg stärken.

Liebe Mitreisende, wir haben es geschafft!
Nach 14.695 Km haben wir unser Ziel Shanghai erreicht.
Als wir nach Buchung der Reise unseren Freunden und Bekannten erzählt haben, dass wir mit dem Bus von Hamburg nach Shanghai reisen würden, kam sofort die erstaunte Frage: “Mit dem Bus???”
Ja, mit dem Bus!
Dazu passt die Bemerkung eines Passantenpaares in Hamburg vor dem Helmut-Schmidt-Haus mit Blick auf die Reiseroute:
“Guck mal, die machen einen Ausflug!”
Die, das ist das aus 26 Personen bestehende Team Hamburg, das sich anfangs fremd war, jedoch im Laufe der Fahrt zu einer homogenen Einheit freundschaftlich zusammenwuchs. Das Gleiche gilt für das Team Shanghai.
Dieser “Ausflug” führte uns in 53 Tagen durch 8 Länder mit 8 unterschiedlichen Währungen auf zwei Kontinenten, vom Frühling mit verschwenderisch blühendem Flieder und Tamariskenblüten bis in den Sommer mit üppigen Rosen – und Kameldorn, durch unterschiedliche Landschaften: fruchtbare Felder, weite Flussläufe, karge Steppen, farbglühende Sandsteingebirge, schneebedeckte Bergwelten und Stein- und Sandwüsten.
Wir erlebten verschiedene Kulturen und Religionen, lernten unterschiedliche Völker mit ihren Sitten und Traditionen kennen und Menschen, die uns überall freundlich begegneten.
Unsere Fahrer Christian, Holger und Ümit haben uns unfallfrei durch Deutschland, Polen, Weißrussland, Ukraine, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan und von West nach Ost durch China gefahren.
Teilweise waren die Straßenverhältnisse in manchen Ländern so erbärmlich, dass wir nur schaukelnd und nahezu im Schritttempo vorankamen und mitunter erst in der Nacht unser Tagesziel erreichten.
Das sollte sich erst in China mit seinem gut ausgebauten Straßennetz ändern.
Für die Bewältigung der gesamten Strecke und der damit verbundenen fahrerischen Meisterleistung verdienen unsere Buslenker unseren höchsten Respekt und einen tosenden Beifall!

Horst Herbing auf der Bühne bei der Abschiedszeremonie
Horst Herbing auf der Bühne bei der Abschiedszeremonie

Der europäische Teil der Strecke von Polen bis Russland war vor allem geprägt durch die Ereignisse des 2. Weltkrieges mit der Verfolgung der Juden und den sichtbaren Zeugnissen des russischen Sieges im Großen Vaterländischen Krieg. Dafür steht in erster Linie Wolgograd mit seinen waffenstrotzenden Denkmälern und Museen.
Mit dem Überschreiten der Brücke über den Fluss Ural in Atyrau verließen wir in Kasachstan Europa und betraten Asien.
Ab Usbekistan erwarteten uns auf der Route der alten Seidenstraße mit Chiva, Buchara und Samarkand ganz besondere kulturelle Höhepunkte, nämlich reich verzierte Paläste, Moscheen, Medressen, Mausoleen, sowie ehemalige Karawansereien, bunte Märkte und Basare.
Vom üppig grünen Fergana-Tal wand sich die Straße über mehrere Pässe bis auf den in 3.615 m Höhe gelegenen Taldyk-Pass.
Wir erinnern uns an unsere kirgisische Übernachtung in der Nomadensiedlung Sary-Tash und mit Begeisterung an den morgendlichen atemberaubenden Blick auf den 7.134 m hohen Pik Lenin und das Panorama des Pamirgebirges.
Nach dem letzten Grenzübertritt von Kirgisistan nach China waren alle Reiseteilnehmer einschließlich der Fahrer außerordentlich erleichtert, dass die seitherigen lästigen und zeitaufwändigen Pass- und Kofferkontrollen endlich überstanden waren.

Die Hälfte der Gesamtstrecke stand uns jetzt noch in China bevor.
Dort haben wir bei brütender Hitze die größten Wüsten der Erde, Taklamakan und Gobi durchfahren und in grünen Oasenstädten übernachtet, wo wir auch die jeweiligen Spezialitäten wie Melonen und Trauben/Rosinen verkostet haben.
Staunend standen wir vor den buddhistischen Wandmalereien und Skulpturen der Grotten von Kizil, Bäzäklik und Mogao.
Bei der großen Festung von Jiayuguan erstiegen wir natürlich auch die Große Mauer an ihrem westlichen Ende.
Wir sind tief eingetaucht in das hervorragende kulturelle Erbe der seit 2.500 Jahren existierenden chinesischen Dynastien und haben voller Begeisterung Xi’an und die dort entdeckte Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers bewundert. Gleiches gilt für die Buddha-Grotten von Longmen.
Dank der Erklärungen von Johannes und Thomas, unseren chinesischen Begleitern und vor allem dank des immensen Wissens von Rainer über China haben wir umfassend Kenntnis über Land, Leute und geschichtliche Zusammenhänge erhalten.
Fasziniert waren wir von den gigantischen Städte-Neubauten, den breiten Straßen und Plätzen und den exzellenten Autobahnen.
Die Karawansereien entlang der Seidenstraße sind längst modernen Hotels gewichen, deren Zufahrt aber oft sowohl für Kamele als für große Reisebusse geeignet ist.
Gefreut haben wir uns immer über den im Hoteleingang durchlaufenden Willkommensgruß: “Herzlich willkommen den Kulturbotschaftern aus Hamburg”.
Mit unseren Bussen haben wir in allen Ländern Aufmerksamkeit erregt.
Von Straßen und Plätzen haben uns freundliche Menschen zugewinkt, fotografiert und gelegentlich das Businnere neugierig inspiziert.
53 lange Tage waren wir unterwegs und haben mit allen Sinnen unseren Horizont erweitert.
Dazu passte unsere gemeinsam erarbeitete Hymne “Hinter’m Horizont geht’s weiter”, die wir täglich im Chor gesungen haben, vortrefflich.
Was wahre Größe bedeutet, haben wir in den Mega-Städten Nanjing und Shanghai gesehen. Es gibt wohl nichts Vergleichbares auf dieser Welt.
Mit diesen Eindrücken beladen verlassen wir Shanghai, den Endpunkt unserer Reise und kehren in unsere Heimat zurück, wo wir den damals fragenden Freunden jetzt viel zu erzählen haben.
Wir danken allen Organisatoren, die die Reise möglich gemacht haben, unseren ständigen Reiseleitern, Rainer Schelp im Team Hamburg und Tomas Kaiser im Team Shanghai, den Reiseleitern vor Ort, sowie den zugestiegenen Korrespondenten der ZEIT, die uns mit vielen Hintergrundinformationen versorgt haben.
Ein ganz besonderer Dank gilt unseren mitreisenden Ärzten Peter und Klaus, die wahrhaft selbstlos die Hilfe geleistet haben, ohne die eine Weiterreise im Einzelfall nicht möglich gewesen wäre.
Am Ende unseres “Ausfluges” bzw. unserer Pionier-Reise können wir sagen:
“Wir kamen als Fremde und gehen als Freunde!”

~ Ein Reiseresümée von Horst Gerbig beim feierlichen Empfang der Teilnehmer in Shanghai am 30. Juni

Kommen Sie mit auf dieses Abenteuer – Hier geht’s lang!