Emilia-Romagna

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Anreisetag war Sonntag. In gespannter Erwartung auf eine ereignisreiche Woche stiegen wir in Frankfurt ins Flugzeug und landeten am frühen Nachmittag pünktlich in Bologna. Dort wurde die Reisegruppe freundlich begrüßt durch Reiseleiterin Dorothea Weidemann, die uns die ganze Zeit über begleiten sollte. Das Einchecken im Hotel Touring, äußerst günstig am Rande des Stadtzentrums gelegen, verlief flott und unkompliziert. Bereits um 15.30 Uhr war Treffpunkt im Hotel zur Stadtführung.

Regenwetter
Stadtführung in Bologna, auch bei Regen ein Erlebnis

Es regnete! Trotz des widrigen Wetters begeisterte Dorothea Weidemann uns schnell für die Besonderheiten von Bologna: die kilometerlangen Arkadengänge (praktisch bei Regen), den Piazza Maggiore und die Basilika di San Petronio, die zwei spektakulären hohen Türme sowie das Kirchen- und Klosterlabyrinth Basilika di Santo Stefano. Meine persönlichen Favoriten an diesem Nachmittag waren die mystische Stimmung in der achteckigen Grabeskirche San Sepolcro aus dem 5. Jahrhundert im Santo-Stefano-Komplex sowie Dorotheas ausführliche Erklärungen zur kleinen Capella Bolognini (in der Basilica di San Petronio). Die anschauliche Darstellung des Höllenlebens und -treibens durch den Künstler Giovanni da Modena aus dem 15. Jahrhundert lässt wohl jedem Besucher der Capella Bolognini Gruselschauer über den Rücken laufen. Dass der dort gleichfalls abgebildete Prophet Mohammed heute besondere Sicherungsmaßnahmen für die gesamte Kirche verlangt, ist ein Kapitel für sich.

Basilica di San Petronio
Basilica di San Petronio

Die Basilica di San Petronio hat ein weiteres Highlight zu bieten: ein im 17. Jahrhundert angelegter Meridian, der 66,8 m misst und damit die längste Mittagslinie der Welt darstellt.
Nach drei Stunden Stadtführung war der Aperitif in einer angenehmen kleinen Bar äußerst willkommen. Danach ging es zum Kennlern-Abendessen in eine nahe dem Hotel gelegene Osteria.

Montag, Stadtbesichtigung Modena und Besuch der Acetaia di Giorgio: Wieder Regen, aber wir lernten so den sehenswerten Dom von Modena, ein herausragendes Bauwerk der Romanik, besonders ausführlich von innen kennen. Mein persönlicher Favorit hier: die Terrakotta-Krippe aus dem Jahr 1527. Das Skulpturen-Ensemble ist ein faszinierendes Zeugnis der damaligen Zeit und lohnt eine ganz genaue Betrachtung!

Dom von Modena
Dom von Modena

Auch der Besuch der Markthalle mit der Präsentation von Obst, Gemüse, Schinken, Wurst, Käse und Backwaren war ein echt italienisches Erlebnis! Hier holten wir uns mit den Augen Appetit für das köstliche Brunch-Büffet in einem Restaurant an der Piazza Grande. Höhepunkt des Tages war für mich dann der Besuch der Acetaia di Giorgio in der Villa der Familie Barbieri. Chefin Giovanna führte uns auf Deutsch (!) durch den Familienbetrieb. Ihre Leidenschaft für die Herstellung jahrelang gereifter Balsamessige, auf die das Wort Essig schon gar nicht mehr zutrifft, war bei jedem Wort, in jeder Geste ihres Vortrags zu spüren.

Verkostung Acetico balsamico
Verkostung Acetico balsamico

Wir lernten – zumindest ansatzweise – das Geheimnis kennen, das sich hinter der jahrhundertealten Tradition der Balsamicoproduktion verbirgt. Und wir durften die äußerst edlen Tropfen verkosten! Ein Geschmackserlebnis, das sicher niemand vergisst.

Dienstag, Käse, Autos, Wein und eine sehenswerte alte Burg. Heute starteten wir zu einem Ausflug auf den Bio-Bauernhof der Familie Panini (ja, es ist die, die mit den sogenannten Panini-Bildchen bekannt und reich wurde). Signore Panini, der Sohn des Firmengründers, führte uns persönlich über seinen Vorzeigebetrieb, in dem die Kühe frei umherlaufen dürfen.

Lager von Käselaiben
Lager von Käselaiben

Wir lernten alles über die Herstellung echten Parmesankäses und bewunderten das Lager der riesigen Käselaibe. Natürlich durften wir auch hier kosten und bekamen sogar jeder ein Beutelchen mit einem Stück Käse und einem Käsemesserchen geschenkt. Direkt neben dem Bio-Bauernhof liegt die „teuerste Garage der Welt“ – die Privatsammlung teurer Sportwagen, erworben von der Familie Panini. Maserati, Ferrari, Ducati, Lamborghini, das sind alles Namen, die in Norditalien angesiedelt sind. In Paninis privater Ausstellungshalle blieb auch mir, für die Autos nicht das Wichtigste der Welt sind, der Mund offen vor Staunen. Allein das Design des wertvollsten Autos der Welt, eines Maserati aus dem Jahr 1954, kann in Verzückung versetzen.

Maserati
Maserati

Anschließend organisierte uns Dorothea spontan ein typisch italienisches Mittagessen in einem kleinen Restaurant in Castelvetro. Nach einem Spaziergang durch den alten Ort, der sich mit einem würdigen Uhrenturm aus dem 12. Jahrhundert schmückt, war es Zeit für das Nachmittagsprogamm: Eine Weinprobe im Weingut Fattoria Moretto, das nach biologischen Richtlinien zertifiziert wurde. Hier bekam der Begriff „Lambrusco“ für alle Reiseteilnehmer eine völlig neue Bedeutung! Nein, der moderne Bio-Lambrusco hat nichts, aber auch gar nichts mehr mit den Supermarkt-Billigweinen unserer Jugendzeit zu tun. Bei einer Verkostung konnten wir uns von den verschiedenen Geschmacksrichtungen der Traube überzeugen. Wir lernten auch, dass es einen weißen und einen Rosé-Lambrusco gibt, beide passen hervorragend zu Parmesankäse.

Lambrusco-Probe
Lambrusco-Probe

Gut gelaunt stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zum Abschluss des Tages nach Vignola: Hier gibt es eine sehenswerte Burg, die laut Urkunden mindestens seit dem Jahr 1178 besteht. Durch konstantes und sorgfältiges Restaurieren ist die Burg architektonisch und von ihrer inneren Ausgestaltung her in einem ausgezeichneten Zustand. Wir bewunderten Fresken, die größtenteils aus dem 15. Jahrhundert stammen und die Geschichten der damaligen Zeit lebendig werden lassen. Auch hier zeigte sich wieder Dorotheas Leidenschaft für (Kunst) -Geschichte. Dank ihrer Fachkenntnis lernten wir alle wichtigen Details der Kunstwerke kennen und ließen uns in ihren Bann ziehen.

Mittwoch, Ausflug nach Comacchio und ins Podelta. Auf dem Weg nach Comacchio wartete bei strahlendem Sonnenschein die Abtei von Pomposa auf uns, eine der ältesten Klosteranlagen Italiens.

Lagunenstadt Comacchio
Lagunenstadt Comacchio

Bereits im 9. Jahrhundert siedelten sich an dieser Stelle Benediktinermönche an. Die Abtei gilt als Meisterwerk der romanischen Baukunst. Die zur Abteil gehörige Basilika ist mit wertvollen Fresken geschmückt. Den 48 m hohen Glockenturm habe ich ganz besonders bewundert. Nach oben hin hat er immer mehr Fenster, wodurch er eine überraschende Leichtigkeit gewinnt. Die Turmmauern sind mit Keramikschalen dekoriert. Auch hier in Pomposa ließ Dorothea auf einzigartige Weise die höchst wechselvolle Geschichte der Abtei lebendig werden, sodass wir uns kaum trennen konnten. Doch der nächste Höhepunkt des Tages wartete bereits auf uns: Comacchio, die Lagunenstadt, mit ihren Kanälen und Ziegelsteinbrücken. Ein sehr sympathisches „Klein-Venedig“, in dem wir gerne noch etwas länger spazieren gegangen wären. Doch die Aussicht auf ein leckeres Mittagessen ließ uns wieder in den Bus steigen: In einem Restaurant direkt am Naturpark Podelta (UNESCO-Weltnaturerbe!) wurden uns Berge äußerst leckerer frittierter Meeresfrüchte serviert.

Frisierte Meeresfrüchte
Frittierte Meeresfrüchte

Gut gesättigt bestiegen wir dann das Boot, das uns durch die einzigartige Wasserlandschaft schipperte. Ganz dicht konnten wir Wasservögel und typische Pflanzen bewundern. In der Ferne sahen wir sogar Flamingos. Was für ein Glück, das die Sonne alles in ein herrliches Herbstlicht tauchte! Ein Naturschauspiel, wie es schöner nicht sein könnte.

Naturpark Podelta
Naturpark Podelta

Donnerstag, ein Tag in Parma und auf Verdis Spuren in Busseto und Umgebung. Der Bus brachte uns nach Parma, wo uns eine lokale Stadtführerin empfing. Zwei Stunden lang lernten wir die Highlights von Parma kennen: den Dom, das im 12. Jahrhundert erbaute achteckige Baptisterium, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, einige Räume des im 10. Jahrhundert gegründeten Klosterkomplexes San Paolo, sowie eine historische Apotheke mit Inventar aus dem 17. Jahrhundert. Besonders beeindruckt haben mich die Malereien von Antonio da Correggio, einem Renaissancekünstler mit sehr eigenem Stil.

Baptisterium aus dem 12. Jahrhundert in Parma
Baptisterium aus dem 12. Jahrhundert in Parma

Die zweite Tageshälfte stand ganz im Zeichen von Giuseppe Verdi. Erste Station war die Villa Verdi, das ehemalige Landgut Verdis in Sant Agata nahe Busseto. In der Villa Verdi sind die Zimmer, die Verdi im fortgeschritten Alter zusammen mit seiner zweiten Ehefrau bewohnte, im Original erhalten und zu besichtigen, zusätzlich (und etwas gruselig) das Originalsterbezimmer, das sich in Mailand befand und extra in dieses Haus transferiert wurde.

Geburtshaus von Verdi in Roncole
Geburtshaus von Verdi in Roncole

Im nahen Busseto ließen wir uns von Dorothea das Verdi-Theater zeigen und erklären. Und dann ging es weiter ins nahe gelegene Dörfchen Roncole, wo Verdis Geburtshaus steht sowie die Kirche San Michele degli Angeli, in der Verdi das Orgelspiel erlernt hat. Ein sympathischer Organist spielte für unsere Reisegruppe ein privates Orgelkonzert nicht nur mit Verdi-Werken. Ein ganz besonders Erlebnis, das noch nach Tagen im Ohr nachklingt.

Freitag, Ravenna. Ein wunderbarer Tag! Dorothea konnte uns auch hier ihre Begeisterung noch einmal faszinierend vermitteln. Sicher ist Ravenna, ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe, eine der sehenswertesten Städte Italiens, wie es im Reiseprogramm angekündigt ist. Ich stand ehrfürchtig vor den einzigartigen Mosaiken in der Basilika San Vitale und im Mausoleum der Galla Placidia. Die farbenprächtigen und anschaulichen Dekorationen aus dem 5. und 6. Jahrhundert sind weit mehr als Kunstschätze.

UNESCO Weltkulturerbe Ravenna
UNESCO Weltkulturerbe Ravenna

Sie berühren zutiefst die menschliche Seele und geben dem Dunkel früherer Jahrhunderte einen unbeschreiblichen Glanz. Ich konnte mich vom Anblick kaum lossagen und bin noch Tage später sehr berührt, wenn ich an das Erlebnis denke. Der im Reiseprogramm vorgesehene Besuch im Atelier einer heutigen Mosaikkünstlerin war eine interessante Ergänzung und erhellte die handwerkliche Technik der Mosaikherstellung. In der Basilika di Sant’ Apollinare Nuova frischten wir wieder unsere Geschichtskenntnisse auf: Auch im 6. Jahrhundert n. Chr. gab es schon politische Zensur. Die Byzantiner eliminierten und veränderten von den Goten angelegte Malereien, was an bestimmten Details noch heute zu erkennen ist. Dorothea ließ uns an ihrem Wissen teilhaben und zum wiederholten Mal erfuhren wir: Man sieht nur, was man weiß, bzw. worauf man hingewiesen wird.
Wie hätte man diesen Tag, der uns so tief in frühere Zeiten hat eintauchen lassen, besser beenden können als mit einem absoluten Kontrastprogramm? Sehr stimmig war der Nachmittagsspaziergang durch die kleine Stadt Dozza. Hier lässt sich moderne, höchst eigenwillig Kunst bewundern, und zwar vor einem mehr als ungewöhnlichen Hintergrund: Alle Gemälde schmücken die Hauswände und Mauern der mittelalterlichen Altstadt. Im Zweijahresrhythmus durften hier seit 1969 Künstler aktiv werden – auf diese Weise ist ein außergewöhnliches Freilichtmuseum entstanden.
Die grandiose und höchst intensive Besichtigungs- und Erlebniswoche endete am Freitag mit einem köstlichen Vier-Gänge-Menü in der Osteria di Poeti in Bologna.

Samstag, der Abreisetag. Heute war vormittags Zeit, um noch ein wenig die Geschäfte von Bologna zu erkunden und das eine oder andere Andenken zu kaufen. Um 12.15 Uhr hieß es endgültig Abschied nehmen: Der Bus zum Flughafen stand bereit!

Noch ein paar Worte zum Hotel Touring in Bologna: Die Lage ist nicht zu toppen. Bei schönem Wetter ist die Dachterrasse spektakulär. Der Service war jederzeit freundlich und tadellos. Die Zimmer sind in Größe und Ausstattung unterschiedlich, wie wir innerhalb der Reisegruppe feststellten. Ich hatte ein winziges Einzelzimmer mit Fenster zum Hof, was mich gefreut hat, weil ich so nachts absolute Ruhe hatte. Das Frühstücksbüffet war abwechslungsreich und lecker.

Blick von der Dachterrasse Hotel Touring
Blick von der Dachterrasse Hotel Touring

Zwar hatten wir jeden Morgen und Abend Busfahrten zu unseren Zielfahrten zu absolvieren, doch die Fahrerei wurde mehr als kompensiert durch den Vorteil des festen Standortes in Bologna. Es ist komfortabel, wenn man nicht jeden Tag den Koffer packen und sich an ein neues Bett gewöhnen muss.

Unsere Reiseleiterin Dorothea Weidemann gab der Reise strahlenden Glanz. Sie begeisterte durch ihre fachliche und soziale Kompetenz sowie ihre Erfahrung. Auch die (wechselnden) Busfahrer waren immer freundlich, hilfsbereit und zuverlässig.

~ Reinhild Berger, ZEIT-Reisende

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