Tag 43

Wolgograd

Stadtführerin Natalia führt uns mit dem Bus durch die Stadt und hat zu vielen Punkten interessante Erklärungen. Natürlich immer wieder zur Schlacht um Stalingrad.

(Inge Landgraf )

(Inge Landgraf )

Vor ca. 400 Jahren wurde die Festung Zarizyn gegründet, die der Stadt den ursprünglichen Namen gab. Heute zieht sich Wolgograd 100 km an der Wolga entlang. Wegen der geringen Niederschläge ist in der Umgebung Landwirtschaft nur mit Bewässerung möglich, die Temperaturen können im Winter auf -38° fallen und im Sommer auf 49° steigen. Wolgograd ist mit 1,2 Millionen Einwohnern die 15. größte Stadt in Russland, hier leben hauptsächlich Russen aber auch diverse Minderheiten. Der durchschnittliche Verdienst liegt mit 27.000 Rubel (knapp 400 €) unter dem russischen Durchschnitt.

(Inge Landgraf )

(Inge Landgraf )

Wir fahren durch diverse Stadtviertel, das Gebiet um die Leninstraße wurde gleich nach dem Krieg in der alten Bauart unter Verwendung vorhandener Fundamente und Mauerreste wieder aufgebaut. Spätere Viertel in den der jeweiligen Zeit entsprechenden Bauweisen, meist als Plattenbauten. Immer wieder sieht man Denkmäler, die an die Schlacht von Stalingrad erinnern, auch sind die Statuen der Sowjetzeit (Lenin) nicht entfernt und viele Straßen haben auch noch die entsprechenden Namen aus der Sowjetzeit. Man vertritt hier die Meinung, um aus der Geschichte zu lernen, sollten die Relikte für kommende Generationen erhalten bleiben.

(Inge Landgraf)

(Inge Landgraf)

Wir gehen auf den 100 m hohen „Mamajew-Hügel“ unter dem sich ein Massengrab mit über 35.000 Toten befindet, der zentralen Gedenkstätte der Stadt. Hier hat die letzte große Schlacht um Stalingrad stattgefunden. Die große Treppenanlage führt vorbei an diversen Figuren zur Gedenkhalle mit der ewigen Flamme und zur riesigen „Mutter Heimat“ Statue oben auf dem Hügel, die man nach 200 Stufen erreicht. (Der Kampf um Stalingrad dauerte 200 Tage). Die Anlage wurde von 1958 bis 1967 errichtet nach Plänen des Künstlers, der auch das Ehrenmal in Berlin Treptow entworfen hat. Das Denkmal feiert natürlich den Sieg und die Heldentaten in martialischen Posen. Wer hat kein Verständnis für die Russen, die allein in Stalingrad über 1,2 Millionen Tote hatten. Die Gedenkstätte gibt aber auch Raum für Figuren die Trauer ausdrücken. In eine Kämpferstatue sind Stalinzitate eingearbeitet wie: „Keinen Schritt zurück“. Dies wurde auch als Schwur der Kämpfer verstanden, die Soldaten hatten aber auch keine Wahl, denn auch von hinten wurde im Fall eines Zurückweichens von Offizieren geschossen.

(Inge Landgraf)

(Inge Landgraf)

Nach dem Mittagessen fahren wir zum Panoramamuseum. Neben einem zerschossenen Gebäude (Mühle), das als Denkmal erhalten wird, wurde ein zylindrisches Museumsgebäude errichtet. In der oberen Kuppel ist in einem bemerkenswerten Panoramabild die Schlacht um den Mamajew-Hügel dargestellt. Vorstürmende Rotarmisten und zurückweichende deutsche Soldaten, die zum Schluss in die Gefangenschaft geführt werden. Grandioses Gemälde, der Übergang von im Vordergrund liegendem Kriegsgerät und dem Wandgemälde ist kaum auszumachen. Die Gedenkstätten berühren auch nach über 70 Jahren und bringen die Gräuel des Krieges und das unermessliche Leid welches die Generationen unserer Väter und Großväter im Namen Deutschlands über Europa gebracht haben wieder in Erinnerung.

(Inge Landgraf)

(Inge Landgraf)

Vor dem Abendessen noch eine Diskussionsrunde mit Alice Bota, vor allem zu ihren Erlebnissen in der Ukraine und in den Separatisten-Gebieten. Während des festlichen üppigen Abendessens hören wir einen kleinen rührenden Vortrag von einer Dame aus der Herrenhuter Gemeinde der Wolgadeutschen. Sie berichtet von der Ansiedlung der Wolgadeutschen unter Katharina der Großen und dem Zusammenleben mit den Kalmücken um unbesiedeltes Gebiet zu erschließen, von der Verbannung im Krieg nach Sibirien und den Rückkehrmöglichkeiten ab 1947. Ihr christlicher Glaube hat ihnen geholfen das Leid zu überstehen.

(Inge Landgraf)

(Inge Landgraf)

Weiterhin gab es einen Vortrag zur Arbeit der Kriegsgräber Fürsorge von der Leiterin des 1999 eingeweihten Friedhofes Rossoschka bei Wolgograd. Bisher sind ca. 64.000 Tote geborgen und identifiziert und Gedenkstätten für die Angehörigen mit Namenslisten geschaffen. Damit ist die Bergung noch nicht abgeschlossen, viele Tote sind noch zu identifizieren.

~ Ernst Landgraf

Tag 42

Astrachan bis Wolgograd

Heute fahren wir ca. 420 km durch die „Autonome Kalmückische Republik“ nach Wolgograd. Die relativ gute Landstraße führt durch die Kalmückische Steppe entlang der Wolga, leider kann man den Fluss nur manchmal in der Ferne erahnen. Kalmückien hat nur 300.000 Einwohner, hauptsächlich buddhistische Nomaden, von denen wir allerdings nicht viel sehen, in den Dörfern standen orthodoxe Kirchen. Hier wird Viehzucht und Melonenanbau betrieben, es gibt Gas und Kohlenwasserstoffe. Die Bevölkerung ist arm, 15% Arbeitslosigkeit, viele haben nur ein Einkommen in der Größe des Existenzminimums von ca. 100 €. Es soll noch einige Saiga-Antilopen geben.

Alte Fabrik südlich von Wolgograd (Inge Landgraf)
Alte Fabrik südlich von Wolgograd
(Inge Landgraf)

Melanie, eine Mitreisende, berichtet von ihrem Zwangsaufenthalt im Niemandsland zwischen Kasachstan und Usbekistan. Sie durfte als Österreicherin nicht ohne Visum nach Kasachstan, musste stundenlang warten und bekam nur wenige Informationen wie es weiter geht. Sie hatte ja auch kein Visum für Usbekistan mehr, das einmalige Einreisevisum war ja durch die Ausreise ungültig. Endlich konnte sie wieder zurück nach Usbekistan, dann mit einem Auto zurück nach Nukus und mit dem Flugzeug über Moskau nach Astrachan. Jan berichtet von den verschiedenen Bemühungen der deutschen und usbekischen Helfer, mit Hilfe der österreichischen und deutschen Botschaft eine Lösung zu finden.

Kalmückische Steppe (Inge Landgraf)
Kalmückische Steppe
(Inge Landgraf)

Die lange Fahrtzeit nutzt die Moskauer ZEIT-Korrespondentin Alice Bota zu einem interessanten Vortrag über die journalistischen Arbeitsbedingungen und die Akkreditierungsproblematik, insbesondere auch in der Ukraine und den Separatistengebieten einerseits und in Russland andererseits. Sie berichtete von ihrer Arbeit und von interessanten Interviews, die sie geführt hat, mit einem Aktionskünstler, mit Sportlern, mit Professor Schlögel und andere.
Weiterhin macht sie kompetente Ausführungen zu diversen Themen die durch Fragen oder kleine Redebeiträge initiiert werden. Seit der Wirtschaftskrise 2013/14 geht es der Bevölkerung in Russland immer schlechter, die Inflation liegt bei 12 % und mehr, insbesondere für Medikamente, die meist importiert werden und durch den Wechselkursverlust besonders teuer geworden sind. Viele Leute halten sich mit Schwarzarbeit oder eigenem Gemüseanbau über Wasser. Trotzdem ist Putin sehr beliebt und wird nächstes Mal sicher wiedergewählt. Zu diesem Widerspruch gibt Frau Bota ausführliche Erläuterungen: 1. -Die Menschen erinnern sich an die schlimmen 1990-iger Jahre mit Chaos und Hunger, 2. -Putin inszeniert sich sehr geschickt als „Macher“ der die Probleme löst und behauptet, die Ursachen für Missstände liegen in den Regionen, und 3. -Es gibt keine überzeugende Alternative, auch wegen den Schwierigkeiten, die der Staat den verschiedenen Gruppen und Medien macht. Die russische Gesellschaft hat viele weitere Probleme, so z.B., dass es einen Frauenüberschuss von ca. 10 Millionen gibt, u.a. verursacht durch viel Wodka und die risikoreiche Lebensweise der russischen Männer. Es gibt eine hohe Scheidungsrate, auch wegen häuslicher Gewalt. Weiterhin werden die großen außenpolitischen Themen angesprochen und von Frau Bota kenntnisreich kommentiert. Gehört die Krim zu Russland? Wurde die Unverletzlichkeit der ukrainischen Grenzen nicht 1994 im Tausch gegen einen Verzicht der Ukraine auf Atomwaffen garantiert? Hat sich die NATO zu Unrecht nach Osten ausgedehnt? Wie ist die Situation in Georgien einzuschätzen, einerseits eine strikte Bekämpfung der Korruption, andererseits risikoreiche außenpolitische Abenteuer?

Kleines Dorf mit orthodoxer Kirche  (Inge Landgraf)
Kleines Dorf mit orthodoxer Kirche
(Inge Landgraf)

Wir fahren an etlichen alten Fabrikanlagen vorbei und sind bald in Wolgograd und beziehen unser Hotel. Abends geht es zum Essen (u.a. Kaviar) in ein Kellerlokal mit deutscher Bierreklame an den Wänden.

~ Ernst Landgraf

Tag 41

Astrachan

Nach der fast „Endlosstrecke“ gestern auf miserablen Straßen tut ein Tag mit „Null-Kilometer-Leistung“ einfach nur gut und Astrachan ist dafür ein guter Platz.
Ginge man mit einem Mikrofon durch eine Fußgängerzone in Deutschland und würde nach der Lage von Astrachan fragen, kämen vermutlich sehr wenige richtige Antworten. Vielleicht würde es die eine oder andere ältere Dame mit dem einstmals getragenen Persianermantel in Verbindung bringen, da die Mäntel oftmals auch als „Astrachan“ benannt wurden, denn die Karakulschafe als Pelzlieferant stammten aus dieser Region.
Die Stadt Astrachan liegt auf vier Hügeln und elf Inseln von Gewässern der Wolga umspielt. Die exponierte Lage Astrachans machte diese Stadt zu einem bedeutenden Handelsplatz insbesondere mit den Anrainern des Kaspischen Meeres, einem Binnenmeer. Von hier wurden seit alters her intensive Beziehungen zu Persien gepflegt. Die Waren wurden auf der Wolga transportiert und die Schiffe von „Treidlern“ gezogen, Schwerstarbeit. Repin zeigte dieses Motiv auf seinem sehr berühmt gewordenen Bild „Die Wolatreidler“.
Astrachan ist eine „Vielvölkerstadt“, man spricht von mehr als einhundert verschiedenen Volksgruppen, die friedlich miteinander leben. So gibt es Kasachen, die sich um Tierzucht kümmern, Tataren, die sich um Pflanzungen und Gemüseanbau mühen oder Kaukasier, die häufig Händler sind. Oft leben die Volksgruppen in unterschiedlichen Stadtvierteln in ihrem Kiez. Es gibt Kirchen für die unterschiedlichsten Glaubensrichtungen nebeneinander.
Wir haben den Kreml von Astrachan besucht, dem wirklichen Zentrum dieser Stadt, früher das Verteidigungsbollwerk. Vor der großen Kathedrale ist noch einer der wenigen „Richtplätze“, der aber nie als solcher benutzt wurde. Die Hinrichtungen fanden vor dem Folterturm statt. Der Kreml hat insgesamt sieben Türme. Der schönste, etwas schiefe und höchste Turm ist der Glockenturm. In der nebenan liegenden Uspenskij-Kathedrale war gerade ein Gottesdienst. Die Nikolaikirche bzw. der Nikolaiturm lagen früher unmittelbar an einem Wolga-Arm mit Zugang über eine Treppe zum Kirchenraum. Außerhalb des Kremls sahen wir bei einer Stadtrundfahrt die weiße Moschee, die persische Botschaft, Museen, Theater, den Schwanensee, einen wunderschönen Park mit zwei Skulpturen, jeweils eine Frau mit einem Krug, aus dem Wasser fließt. Die Darstellungen stehen für die Flüsse Newa und Wolga, die als Einzige in einem Delta münden.
Späterhin fuhren wir zu einem Jagd- und Fischerei-Zentrum im Wolgadelta. Schon die Fahrt dorthin war sehr schön, grüne flache Landschaften mit vielen Flussläufen. Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde fressen an den Ufern. Es geht vorbei an kleinen Dörfern, bis wir vor Ort sind. Dort gibt es u.a. eine köstliche Fischsuppe. Wir steigen später in Boote ein und fahren durch Seitenarme und Schilfgürtel zu einem „Flussgarten“ aus lauter Lotuspflanzen, ein herrlicher Anblick die großen grünen Blätter und die zartfarbigen Blüten. Wir sehen Schwäne, verschiedene Mövenarten und Seeschwalbenarten, Reiher und auch Fischadler. Nach vielen Stunden Bus ist das recht erholsam für Augen und Seele. Wir fahren zurück zum Hotel. Es ist duschen angesagt, da es sehr heiß war.
Der abendliche Ausklang ist in einem russischen Restaurant mit einer Essensmenge, dass sich die Tische biegen. Auch die Qualität stimmt. Ein guter Tag. Auf nach Wolgograd zum nächsten Reise-Höhepunkt.

~ Stephan Döppler

Tag 37

Von Nukus nach Jazliq

Seit gestern Abend sind wir in Nukus, der Hauptstadt der autonomen Republik Karalpakstan im Norden von Usbekistan. Bevor wir heute Nachmittag nach Jazliq weiterfahren, unsere letzte Station in Usbekistan, statten wir dem Sawiztki-Karalpakstan-Kunstmuseum einen Besuch ab. Es wäre schade, wenn wir das versäumt hätten. Das obere Stockwerk beherbergt eine Sammlung russischer Avantgarde Kunstwerke der 1920er, 1930er- und 1940er Jahre. Hierbei handelt es sich um die Werke von Künstlern, die während der Stalin-Zeit in die Verbannung geschickt wurden. Die Sammlung ist umfangreich und beeindruckend, vor allem auch deshalb, weil eine solche Auswahl von zum Teil hervorragenden Bildern in diesem Teil der Welt nicht selbstverständlich ist.

Zwischendurch streift eine Schulklasse durch die Ausstellung, jeweils zwei Kinder Hand in Hand.

Auf dem Weg nach Jazliq machen wir einen Fotostopp an einem großen muslimischen Friedhof, es ist brennend heiß. Wir wundern uns über ein Auto mit deutschem Kennzeichen, das auf dem Platz vor dem Friedhof parkt. Wie sich herausstellt, ist mit diesem Fahrzeug ein deutsches Paar mit ihrer kleinen Tochter von Deutschland in die Mongolei unterwegs.

Muslimischer Friedhof auf dem Weg nach Jazliq (Rosie Heims)
Muslimischer Friedhof auf dem Weg nach Jazliq
(Rosie Heims)

Es geht weiter, die Strecke ist zum Teil sehr schwierig, für 12 Kilometer brauchen wir auf einem Abschnitt eine Stunde. Eine kurze Zeit fahren wir am Aralsee entlang oder besser ausgedrückt, an dessen ausgetrocknetem, versalzenem Ufer. Auf der weißen Fläche liegen alte Boote, was einen gespenstischen Eindruck hinterlässt.

Am Rand des Aralsees (Rosie Heims)
Am Rand des Aralsees
(Rosie Heims)

Zwischendurch gibt es eine Kaffeepause in der Wüste, Gelegenheit für eine kleine Erkundungstour. Eine sehr große Heuschrecke setzt sich auf meine Gürteltasche, ein Salamander flitzt über den ausgetrockneten, rissigen Boden, eine Schlangenspur verliert sich hinter einem dornigen Gesträuch. Wieder einmal bewahrheitet sich der Spruch: „Die Wüste lebt!“

Am frühen Abend erreichen wir unser Ziel, eine einfache Unterkunft an der Wüstenstraße. Dort kommen wir mit vier jungen Deutschen ins Gespräch, die mit einem Camper um das Kaspische Meer herum fahren. Sie erzählen uns freudestrahlend, dass sie soeben Nachricht von ihren Eltern erhalten haben, sie seien an den Universitäten angenommen worden, bei denen sie sich beworben hatten. Darauf stoßen wir mit einem kühlen Bier an.

Sonnenuntergang in der Wüste (Rosie Heims)
Sonnenuntergang in der Wüste
(Rosie Heims)

Bevor wir zu Abend essen, freuen wir uns über einen wunderschönen Sonnenuntergang. Vor dieser malerischen Kulisse stellen wir uns für ein Gruppenfoto auf und entrollen unser Spruchband: „Kulturbotschafter Shanghai – Hamburg 2016“.

Banner in der Wüste (Rosie Heims)
Banner in der Wüste
(Rosie Heims)

Während wir dann im Freien zu Abend essen, fährt sich ein Lastwagen in einer Schlammkuhle fest. Er braucht eine Weile, um sich daraus zu befreien. Eine angenehmere Abwechslung ist der Auftritt einiger usbekischer Kinder, die für uns musizieren und singen. Als die Außenbeleuchtung kurz ausfällt, leuchtet der Sternenhimmel.

~ Rosmarie Naumann-Heims

Tag 36

Khiva

Auf zur Stadtbesichtigung! Die ganze Stadt ist seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts Weltkulturerbe und bewohntes Freilichtmuseum.
Khiva war eine wichtige, reiche Handelsstadt mit sehr bewegter Geschichte an der Seidenstraße und Hauptstadt von Choresmien. Ein berühmter Choresmier hat im 9. Jahrhundert durch die Einführung des Begriffs Algorismus die Mathematik geprägt: Abu Dscha’far Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi (er übersetzte die indische Zahlschrift von Sanskrit ins Lateinische).

Koran Ständer mehrfach gefaltet
Koran Ständer mehrfach gefaltet

Die Stadt ist voll von Gebäuden, die alle wie aus 1001 Nacht aussehen. Bei dieser Fülle können wir nur das Gesamtbild und im Detail dann eine kleine Auswahl bewundern: den Kalta Alta Minarettturm, der mit 70 m der höchste der Welt werden sollte und dann bei 26 m unvollendet und wunderschön blieb. Wir besichtigen wir den Palast des Kunia Ark, lernen, dass bis ins 20. Jahrhundert nicht nur Waren auf dem Basar gehandelt wurden, sondern auch Sklaven. Der Markt war auch Gerichtsplatz, auf dem die Strafen gleich ausgeführt wurden, wie zum Beispiel Steinigung.
Mir persönlich gefällt es am besten im Haremshof des Tash Hauli Steinpalasts.
Die 4 gesetzlichen Frauen hatten ihre Zimmer auf der kühleren Schattenseite des Hofes, während die Konkubinen auf der heißen Sonnenseite lebten.
Da der Ort von den Touristen lebt, gibt es natürlich an jeder Ecke und in jeder Medrese Souvenirs zu kaufen. Schwer bepackt und durch ein Mittagessen gestärkt machen wir uns auf zur nächsten Etappe.

Auf dem Weg nach Nuruk, der karalpaktischen Hauptstadt, passieren wir Ayaz Kala, die “Eisfestung”, die einst ein Prinz für seine Angebetete baute, die ihn aber dennoch verschmähte.

Den Abend verbringen wir im Innenhof des Hotels beim Essen – und treffen andere Weitergereiste: Ellis, der von London mit dem Fahrrad hierher gekommen ist und Clemens aus Deutschland, der mit dem Fahrrad von Taschkent nach Europa zurückfährt.

Tag 35

Von Buchara nach Khiva

Wir verlassen Buchara morgens nach dem Frühstück. Ein wehmütiger Blick zurück zum Pool, letzter Blick auf den Lyabi Hauz Platz, dann geht es durch die neueren Teile Bucharas hinaus auf die Fernstraße nach Khiva. Anders als bei der Ankunft vor zwei Tagen sind die Straßen frei – keine Hochschulprüfungen mehr.

Angekommen in Khiva
Angekommen in Khiva

Leider keine Autobahn, ja nicht mal normale Straßen, sondern 60 km Holperpiste liegen vor uns. Wir fahren an Dörfern vorbei, sehen die neu gebauten, zum Teil noch nicht bezogenen aus dem staatlichen Wohneigentumsprogramm. Christina nennt sie “Kredithäuser” und erklärt, dass sie komfortabel ausgestattet seien mit Bad, Wasser, Gas, Heizung.

Kredithäuser
Kredithäuser

Viele Ställe, aber auch Wohnhäuser, an denen wir vorbei fahren, sind noch komplett aus Balken und Lehm gebaut. Die schon bekannten Baumwollfelder ziehen an uns vorbei, werden, ärmlicher und karger, bis dann endgültig die Wüste beginnt: Viele kleine Stachelbüsche, gesprenkelt auf eine hellrötliche Ebene. Eintönigkeit macht sich bemerkbar, die ersten Schafherden werden noch eifrig fotografiert, dann wird es merklich ruhiger im Bus (auch unsere Hymne klingt eher schlapp heute). Spätestens als die Straße wieder gut ausgebaut ist, schläft der halbe Bus.
Highlights sind das Mittagessen (leckeres Fladenbrot und ordentliche Toilettenanlagen mitten in der Wüste) und der Blick auf den Amudaryo-Fluß. Bei der letzteren Aussicht stehen wir nur knapp 30 m von der turkmenischen Grenze entfernt – und werden von Christina ermahnt, ja nicht zu weit zu gehen, es könnte geschossen werden!
Endlich wird es wieder grün – wir sehen wieder die gewohnten Mais und Baumwollfelder – und die Straße schlecht. Unser Hotel liegt direkt an der historischen Stadtmauer aus Lehm. Ein kurzer Blick in die Innenstadt macht neugierig auf morgen.

Tag 34

Buchara

Heute starten wir unsere Besichtigung in Buchara um 9:00 Uhr – an einem schönen, klaren und heißen Tag. Wir fahren zum wunderschön im Park gelegenen Samaniden-Mausoleum und starten dort unsere Tour zu Fuß, die uns am Vormittag weiter über die Hiobs Quelle, zur Moschee Bolo Hauz und zur gegenüberliegenden Zitadelle führt.
Das war schon ein sehr reiches Besichtigungsprogramm und am Nachmittag ging es noch mit neuen Höhepunkten weiter. Ich halte natürlich in kurzen Notizen fest, was wir sehen, schon allein um hinterher die Fotos, die man so schießt, noch einordnen zu können.
Aber das Schönste für mich an diesen mit lauter neuen Eindrücken angefüllten Tagen sind eigentlich die Pausen.
Die erste Pause am Vormittag nutzt Kristina (usbekische Reiseleitung) an einer Stelle im Park, wo wir uns im Kreis auf Bänken niederlassen können, um uns etwas zur usbekischen Währung und den Motiven der Geldscheine zu erzählen – vorne immer das Landeswappen und der Währungsbetrag – auf der Rückseite immer andere historische Bauwerke oder Denkmäler des Landes. Dabei erfahren wir sowohl, dass die ersten Geldscheine der damals neuen Währung in den frühen 90ern in Deutschland gedruckt wurden, als auch, dass heute eigentlich nur noch Scheine ab 100 Sum – 500, 1000 und neuerdings 5000 Sum – im Umlauf sind. Wir kennen allerdings nur dicke Bündel von 1000er Scheinen und ein paar 500er.
Die nächste Pause ergibt sich mit dem Sammeln der Gruppe am Tor der Zitadelle nach Ende der Besichtigung. Da treffen wir eine Gruppe älterer – besser: gestandener -, sehr lustiger, farbenfroh gekleideter usbekischer Frauen wieder, die in der Zitadelle schon getanzt und ihren Spaß hatten, und die nun bereit sind sich mit uns fotografieren zu lassen und sich dabei genauso amüsieren wie wir.
Dann kommt die Mittagspause, die wir nach kurzer Busfahrt in einem sehr schönen und – sehr wichtig an diesem heißen Tag – kühlen Restaurant ganz in der Nähe unseres Hotels bei sehr gutem und mehr als reichlichem Essen verbringen.
Hier in Usbekistan ist eigentlich immer etwas für jeden Geschmack dabei: frische Salate, Fleisch – natürlich oft Gehacktes -, Obst zum Nachtisch usw. Da das Essen reichlich ist, ist die Pause lang und wir sind gerüstet und entspannt für den Fußweg zum Höhepunkt unserer Besichtigungen.
Wir lassen Moschee und Minarett Kalon und den Platz davor mit der Miri-Arab-Medrese auf uns wirken. Wir sind als Gruppe allein und ungestört. Aber es ist sehr heiß – also anschließend Zeit für eine Ruhepause. Jeder sucht sich auf dem Rückweg durch die Handelsgewölbe des Basars irgendwo ein Plätzchen. Wir landen zu zweit in dem großen Gewölbe eines Teppich-Handels, in dem es Espresso und Café Americano für uns gibt. Wir haben Zeit und schauen Frau und Sohn des Besitzers beim Brettspiel zu. Im Hintergrund gibt der Chef einem französischen Touristen mit eigenem Dolmetscher Auskünfte zu seinen Teppichen. Von uns will keiner etwas; wir können die Szene in Ruhe genießen und schlendern danach durch den Basar zurück ins Hotel.
Mal abgesehen davon, dass das Abendessen noch vor uns liegt, haben wir heute viel Neues gesehen und mit Ruhe genossen – wichtig, da wir ja eigentlich im Sinne des Wortes laufend auf Achse sind.

~ Heinrich Heims

Tag 31

Die Wüstenstadt Samarkand

Bevor wir heute nach Samarkand aufbrechen, führt uns eine Tour unter anderem die architektonisch bemerkenswerten Bauten in der Hauptstadt Taschkent vor Augen. Prunk und Protz, russischer Chic und sowjetische Tristesse (Plattenbauten), kühne Glasentwürfe und heruntergekommene Gebäude geben ein außergewöhnliches Ensemble ab. Laut Kristina orientierten sich die Städtebauer auch an den Baupläne von St. Petersburg, das heißt, einige Häuser verfügen nur über wenige Stockwerke, die Verwaltung ist im Zentrum, von wo sternenförmig die überaus breiten Straßen wegführen.
Erinnerungen an die vergangenen Tage kommen beim Mittagessen auf: Das Mahl wird in Jurten serviert, glücklicherweise dieses Mal nicht an niederen Tischchen…
Die 331 Kilometer nach Samarkand verlaufen größtenteils unspektakulär. Draußen ziehen Baumwollfelder, Obstplantagen, angepflockte Kühe am Straßenrand und an Pappelwäldchen vorbei, eine eher monotone flache Landschaft unter grauem Himmel – denn es regnet. Der Regen irritiert, fahren wir doch eigentlich durch ein Wüstengebiet.
Kristina stimmt uns mit einem geschichtlichen Abriss auf die berühmte Stadt Samarkand ein, in der mächtige Herrscher kamen und gingen und immer mal wieder alles in Schutt und Asche legten. Die Stadt ist stolz auf ihren großen Helden Tamerlan, der die Stadt zur Hauptstadt seines Großreiches machte und sich durch eine besondere Brutalität auszeichnete. Einer Legende zufolge soll er mit einem Klumpen Blut in der Faust zur Welt gekommen sein.
Angela Köckritz, die uns von Fergana bis Buchara begleitet, ruft uns die Geschichte des chinesischen Mönchs Xuan Zang in Erinnerung, der 629 von Changà loszog und 25 Jahre später wieder zu Hause auftauchte. Dabei schaute er auf seinem Trip nach Indien auch in Samarkand vorbei.
Ein abruptes Erwachen gab es, als wir Augen- und Ohrenzeugen eines Auffahrunfalles wurden. Die Sache sah schlimmer aus als sie war. Unser sofort ausgerückter Bordarzt musste nicht groß eingreifen, die Passagiere des ziemlich lädierten PKW blieben unverletzt.
Ich beschloss den langen Tag mit einem nächtlichen Spaziergang zum weltberühmten Registan-Platz, dem Wahrzeichen Samarkands. Kristina hatte uns gewarnt: Die Menschen in Samarkand fahren wie die Irren. Und tatsächlich rennt man beim Überqueren der breiten Straßen förmlich um sein Leben, auch wenn die Fußgängerampel auf Grün steht. Der Fußgänger ist ein lästiges Wesen im flüssigen Straßenverkehr…. Die Nerven beruhigen sich dann beim Anblick der erleuchteten Moscheen schlagartig. Man könnte das Bild stundenlang genießen. Doch Punkt 22 Uhr drückt irgendwo ein Beamter auf den Schalter – das magische Bild verschwindet. Pech für die anderen Reisekollegen, die erst jetzt den „Sandplatz“ ansteuern.

Registanplatz (Rita Flubacher)
Registanplatz
(Rita Flubacher)

~ Rita Flubacher

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Theo Sommer

»Zwischen Wohlstand und Freiheit«

Theo Sommer, der langjährige ZEIT- Chefredakteur und Herausgeber, begleitete unsere Gruppe neun Tage durch China. Eine Bilanz aus 40 Jahren China-Erfahrung

Theo_Sommer

Theo Sommer war lange Jahre Chef-Redakteur und Herausgeber der ZEIT. Seine journalistischen Schwerpunkte waren geopolitische und außenpolitische Fragen, Deutschlands, Ostpolitik, aber auch Verteidigungs-, Sicherheits- und Europapolitik, sowie die Entwicklung Asiens. 1969/70 war er Leiter des Planungsstabes im Bundesministerium für Verteidigung unter Helmut Schmidt. Mit Bundeskanzler Schmidt, dem er bis zu dessen Tod einer der engsten Vertrauten war, reiste er 1975 in der ersten offiziellen bundesdeutschen Delegation erstmals nach China, dessen Aufstieg er in zahlreichen langen Reisen mit besonderem Interesse verfolgte. Eine äußerst spannende Lektüre ist Sommers Blick auf China vor dem Beginn von Deng Xiaopings Reform, den er in seinem 1979 ver-öffentlichten Buch »Die chinesische Karte« tat.

Das ZEIT-Reisen-Team, das ich neun Tage lang von Shanghai bis Xian begleiten durfte, hat inzwischen die Volksrepublik verlassen und strebt von Usbekistan aus weiter in Richtung nach Hause. Diesen Anlass möchte ich nutzen, um einige wenige Eindrücke über die chinesische Gegenwart zu formulieren, wie sie mir auf der Busfahrt von Shanghai zu Tschin Shi Huang-dis Terrakotta-Soldaten begegnet ist.

Ich war im Jahre 1975 zum ersten Mal in China und habe es seitdem nicht regelmäßigen Abständen immer wieder besucht. Mit dem China der 1970er-Jahre hat es nicht mehr das Geringste gemein. Damals gab es noch Fahrräder wie Heuschreckenschwärme, kaum Autoverkehr; Berge von Chinakohl lagen auf den Gehwegen, die Menschen trugen alle die graue oder dunkelblaue Mao-Einheitskluft. Riesige Propaganda-Plakate beherrschten die Straßen und Häuserwände. Die Leute auf der Straße wirkten angespannt, niedergedrückt, unfrei.

Das begann sich erst mit den Reformen zu ändern, die Deng Xiaoping 1978 einleitete. Und seitdem präsentiert das Reich der Mitte alle fünf oder zehn Jahre ein völlig neues Gesicht. Fahrräder bekommt man nur noch selten zu sehen, dafür stauen sich endlose Autokolonnen in den Städten. Die Menschen sind bunt gekleidet, frönen der westlichen Mode (mit der sie uns ja auch billigst versorgen), sie wirken nicht länger trist oder unfroh, sondern sehr fröhlich. In den Städten tanzen und singen sie nachts auf den großen Plätzen. Die Chinesen sind ein ausgelassenes Volk geworden.

In einer lebendigen Gesprächsrunde am Abendbrottisch des deutschen Generalkonsuls Dr. Peter Rothen in Shanghai saßen chinesische Unternehmer und Akademiker nebst deutschen Geschäftsleuten, Stiftungsvertretern und Verwaltungsbeamten zusammen. Der Meinungsaustausch war unbekümmert, frisch, kontrovers; nicht länger trugen die Chinesen Einheitsmeinungen vor. Ich bekam eine Ahnung davon, dass im privaten Bereich, aber auch in der akademischen Welt und sogar innerhalb der Partei kontrovers diskutiert wird. Dies gilt auf allen Ebenen.

Gewiss: Eine Minderheit von Dissidenten hat davon nichts. Die Stabilität und Einheit des Landes sind dem Regime das Wichtigste. Andererseits ist zu spüren, dass sich, wo schon keine Demokratie, doch rechtsstaatliche Elemente durchzusetzen beginnen – kein Wunder, denn wo Menschen Eigentum zu verlieren haben (und viele Chinesen haben inzwischen viel davon), wächst auch das Beharren darauf, das Eigene zu verteidigen.

Natürlich entspricht das, was die Chinesen unter Demokratie verstehen, keineswegs unserem Verständnis. Doch immerhin wird die gesamte Führungsmannschaft alle zehn Jahre ausgetauscht. Nach unseren Begriffen ermangelt sie der demokratischen Legitimation, aber der Machtwechsel als prinzipieller Mechanismus sorgt doch dafür, dass in regelmäßigen Abständen frischer Wind weht.

Als ich vor vierzig Jahren das erste Mal Shanghai besuchte, war Pudong – der Kern des modernen Shanghai – noch ein Sumpf. Heute erinnert es mit Macht an Manhattan. Ähnliche „Manhattans“ haben wir in allen größeren Städten sehen können. Die Architektur finde ich wenig beeindruckend; die Südkoreaner bauen ansehnlicher. Für Peking allerdings, das ich anschließend an Xian noch zwei Tage besucht habe, mache ich eine Ausnahme: seine moderne Architektur ist viel weniger monoton, sondern teilweise sogar recht kühn. Ich habe mich in der Hauptstadt heimeliger gefühlt als in Shanghai. Vor allen Dingen jedoch fiel mir auf, dass die Hochhaus-Wälder, die in sämtlichen der 140 chinesischen Millionenstädte entstanden sind, fast zur Hälfte nicht fertig gebaut sind oder aber leerstehen. Ein besorgniserregendes Anzeichen für eine heraufdräuende Immobilien-Blase.

Als jemand, der in den letzten zweieinhalb Jahrzenten viel mit Indien zu tun hatte, kann ich mit meiner Meinung nicht hinterm Berg halten, dass sich die Chinesen sehr viel besser darauf verstehen, ihr Land zu modernisieren als die Inder. Deren Rundumreformen bleiben immer wieder im Ansatz stecken. Das gilt gleichermaßen für Flughäfen und Häfen, für die Eisenbahnen und die Autobahnen. China indessen hat inzwischen moderne Häfen, Flughafen und fast 20.000 Kilometer Hochgeschwindigkeitsstrecken. Die Autobahn von Shanghai bis zur usbekischen Grenze kann uns Deutsche nur vor Neid erblassen lassen. Sie ist weithin achtspurig und selbst auf den öden Strecken opulent zweispurig lässt. Selbst mit der Lupe lässt sich kaum ein Schlagloch erkennen. Und mit archaisch anmutenden Strauchbesen wird Kilometer für Kilometer der säuberlich blumen- und heckenbestandenen Autobahn von „Optikern“, wie man in Hamburg die Leute nennt, die Abfall von den Straßen aufpieksen, regelmäßig sauber gehalten. Sogar an den Autobahnraststätten (und sogar den Toiletten!) könnten wir uns ein Beispiel nehmen.

Mein Resümée: Indien hat einen Freiheitsvorsprung vor China, doch China hat definitiv einen Wohlstandsvorsprung vor Indien. Welches der beiden Milliardenvölker am Ende das Rennen machen wird, sowohl im Hinblick auf Freiheit als auch im Hinblick auf Wohlstand – das ist vielleicht die spannendste Frage des 21. Jahrhunderts.

~ Theo Sommer

Tag 27

Ende unserer Reise durch China

Grenzübertritt nach Kirgistan, Höhepunkt der Reise und der Grenzübergang nach Usbekistan

Am Dienstagmorgen, halb sechs Pekinger Zeit Wecken, sechs Uhr die Koffer vor die Zimmertür, Frühstück, und um zehn nach sieben Abfahrt von Kaschgar zur Grenze nach Kirgisistan. Halb neun erste Kontrolle und Weiterfahrt. Ab 10:05 Warten vor dem Tor des Zollgebäudes. Passkontrolle im Bus, 10:15 Einfahrt Zollgelände, Aussteigen und mit dem eigenen Gepäck, im Wettbewerb mit lokalen Reisenden, durch die Zollkontrolle. Um 12:30 sind wir wieder im Bus. Auf gut ausgebauter Straße geht es weiter Richtung Grenze. Uns kommt etwa alle zwei Minuten ein Fahrzeug entgegen, weit über die Hälfte Lastzüge mit chinesischer Nummer. Um 14:50 haben wir die Grenzabfertigung erreicht bleiben im Bus und legen erst mal eine Pause ein. Gegen 16:40 verlassen uns unsere uighurische Reiseführerin Tannur und die beiden Mitarbeiter von Chinatours aus Guilin, die unseren Grenzübertritt bis hierher begleitet haben und fahren mit dem Begleitfahrzeug wieder zurück nach Kaschgar. Um 16:40 gibt es noch eine letzte Passkontrolle auf chinesischer Seite und wir fahren vorbei an chinesischen Lastzügen mit Baumaschinen über die Grenze. Auf der anderen Seite steht eine Schlange von etwa zwanzig kirgisischen Lastzügen.
Wir können die Zeit jetzt zwei Stunden zurückstellen. Es ist also erst 15:00, als der erste kirgisische Beamte den Bus betritt. Um 15:30 müssen wir jetzt auf kirgisischer Seite durch die Passkontrolle, aber diesmal ohne Gepäck. Emiel ist unser kirgisischer Reisebegleiter. Die Straße ist weiterhin nicht schlecht, aber nach Emiels Auskunft auch von Chinesen gebaut.
Und nun erreichen wir mit angezeigten 3700 Metern Höhe den absoluten Höhepunkt unserer Reise und legen einen Fotostopp ein. Einmalige Ausblicke auf den schneebedeckten Pamir bzw. die letzten Ausläufer des Tienschan. Von jetzt an kann es nur noch bergab gehen.
Aber noch bleiben wir auf über 3000 Meter Höhe in Sary Tasch, einem kleinen kirgisischen Nomadendorf in den Bergen, das anfängt sich auf Tourismus einzustellen. Wir bekamen von unserem mitreisenden Mediziner den guten Rat uns in der dünnen Luft nicht durch übermütige Bergtouren unnötig anzustrengen. Der Abend klang aus mit einem Essen in einem Zelt, einer Vorführung, wie eine Braut für die Hochzeit geschmückt wird, und nach einem leckeren Schaschlik waren wir in den einfachen Gästezimmern bzw. der Jurte nach einem erlebnisreichen Tag schnell eingeschlafen. Wen es in der Nacht nach draußen zog, könnte einen herrlichen Sternenhimmel beobachten.

Am Mittwochmorgen waren fast alle schon um sieben Uhr wach. Frühstück gab es draußen im Freien. Danach kam der Umzug der Sitzordnung innerhalb unseres Busses und kurz nach acht konnte es weiter gehen in Richtung Osch im Ferganatal. Zwischendurch wurden noch einige Stopps in herrlicher Berglandschaft gemacht. Emiel erzählte uns spannend von seiner Heimat Kirgisistan, und gegen 12:30 kamen wir im Hotel Sunrise II in Osch an, wo das Mittagessen geplant war. Ein zusätzlicher Höhepunkt für uns war das Treffen mit unserem Sohn Frederik, der seit Ende Juni für die GIZ, Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, in Kirgisien für mehrere Jahre tätig ist, und der an diesen Tagen gerade in Osch zu tun hatte. Gleichzeitig konnten wir noch ein Lied für seine Tochter Leonie zu ihrem heutigen Geburtstag aufnehmen und nach Frankfurt zu Mutter und Tochter schicken, die darauf sofort reagiert haben. Im Hotel könnten wir dasselbe Lied beim Essen gleich wieder singen, da eine unserer Mitreisenden Geburtstag hatte. Dann hieß es für uns von unserem Sohn wieder Abschied nehmen und unsere Reise ging weiter zur Grenze zu Usbekistan nur etwa fünf Kilometer außerhalb von Osch.
An der Grenze angekommen wieder raus aus dem Bus, Passkontrolle in Kirgisistan, zu Fuß über die Grenze, auf der usbekischen Seite dann Formulare ausfüllen, Koffer aus dem Bus mitnehmen und durch die usbekische Zollkontrolle, wobei der Inhalt der Koffer schon überprüft wurde. Drei Stunden später konnten wir wieder in den Bus, hatten inzwischen unsere Reisebegleiterin Kristina für Usbekistan und Kasachstan kennengelernt und machten uns dann auf den Weg nach Fergana. Kristina machte uns dann gleich darauf aufmerksam, dass wir unsere Uhren auf die usbekische Zeit umstellen müssten, also wieder eine Stunde zurück, nur noch drei Stunden Unterschied zu Deutschland. Gegen Abend kamen wir in Fergana an, konnten unser Abendessen in Freien auf der Terrasse einnehmen und sind nach diesem erlebnisreichen Tag alle wohl auch wieder schnell eingeschlafen.

~ Radulf und Marleen Oberthür

Tag 26

Kashgar - zur freien Verfügung

…also heute auf eigene Faust. Die meisten hatten bestimmte Ziele im Visier, andere ließen sich einfach ein wenig durch die Stadt treiben. Jeder sucht sich seinen Weg in dieser wundersamen Stadt. Es ist lebhaft, bunt, meist laut und ist das Herzstück der Provinz Xinjiang. Wenn man in die Gesichter der Menschen schaut, kann man den „Verkehr der Seidenstraße“ sehen. Wer kam nicht alles hier vorbei: Inder, Pakistani, Araber, Türken, Afghanen, Europäer, Mongolen, Kasachen, Tartaren, Tatschiken, Chinesen und sonst noch wer. So unterschiedlich die Gesichter auch sein mögen, sie strahlen alle Stolz und Würde aus. Die Männer tragen neben der typischen Kopfbedeckung oft etwas längere, dünne Bärte. Die Frauen sind manchmal sehr weißlich blass geschminkt und tragen sehr farbenfrohe Kleidung mit landestypischen Mustern, dazu das obligatorische Kopftuch unterschiedlich gebunden.
Drei Männer sitzen am Gehsteig und musizieren mit einem Blasinstrument und zwei Schlagzeugen. Sie rücken zusammen und ich werde aufgefordert Platz zu nehmen. Mach ich. Dann reicht mir einer seinen Trommelstecken zum Mitspielen. Mach ich. Passanten bleiben stehen, schauen, lächeln und gehen wieder. Freundlich verabschieden wir uns voneinander, denn wir hatten ja gemeinsam Spaß. Kinder rufen „ Hallo, Hallo“ und freuen sich, wenn man stehen bleibt. Man schießt ein Foto, zeigt es ihnen und sie freuen sich und kichern.
An einem Gewürzstand gibt es getrocknete Schlangen, Eidechsen und Frösche. Die werden zu Pulver gemahlen und sollen medizinische Wirkung haben. Na welche wohl bei den Chinesen, wo sie sich doch schon mit Nashornpulver und Tigerkrallen alle Mühe geben. Bei 1,4 Milliarden ist ja vielleicht was dran. Vielleicht ist das Froschpulver dazu gut, dass man nach Applikation große Sprünge machen kann. Das Angebot an Nüssen und Rosinen ist groß. Manchmal denke ich, ich sollte mir einen zweiten Koffer kaufen, wo doch Samarkand und Buchara noch bevorstehen, um alles unterzubekommen, wonach mir der Sinn steht und der Geldbeutel es zulässt.
So losgelöst durch diese Stadt zu schlendern, auch mal die engen Gassen mit lehmgebauten Häusern ohne Geschäfte abseits vom Mainstream zu sehen, ist einfach nur wunderbar. Immer wieder in die freundlichen Gesichter zu schauen mit teils listigem, abwartendem, aber doch stolzem Blick. Es sind echte Typen darunter mit zerfurchtem, braun gebranntem Gesicht vom Leben gezeichnet. Ich könnte noch länger hier bleiben. Gerade das alleine durch die Stadt kreuzen und die Seele bei einer Kanne Tee baumeln lassen, hat so einen schönen Erholungswert, was bei dieser Reise auch mal sehr gut tut und wichtig ist. Des Abends noch mal auf dem großen Platz vor der Id Kah Moschee sitzen bei angenehmen 29 Grad, das hat was. Auf diese Stadt habe ich mich so sehr gefreut und ich wurde nicht enttäuscht.
Mein Dank geht an dieser Stelle an unseren Reiseleiter „Franz“, der uns durch die Zeit in China kompetent und engagiert begleitet hat und von Kashgar in seine Heimatstadt Shanghai zurückkehrte, wo wir unsere Reise begonnen haben. Jetzt ist Reisehalbzeit, bevor wir nach Zentralasien fortsetzen.

~ Stephan Döppler

Tag 25

Kashgar

Anders als in Aksu sind wir hier wieder in einem komfortablen Hotel untergebracht. Das großzügige Frühstücksbuffet und die Begegnung mit dem deutschen Hotelmanager aus Hamburg lassen den Tag sofort freudig beginnen. Wir haben heute ja auch so einiges vor. Und diese Stadt hat was zu bieten.
Kashgar liegt nahe an den Grenzen zu Pakistan, Afghanistan und Kirgistan zwischen Tian-Shan-Gebirge, Pamir und Taklamakan am Ende des Tarim-Beckens. Es ist die bedeutendste Stadt im Nordwesten Chinas. Hier steppt sprichwörtlich „ der uighurische Bär“. Kashgar hat 11 Regionen und rund 4 Millionen Einwohner bei einem Anteil von 75% Uighuren. Diese sind sehr traditionell und moslemischen Glaubens.
Wir starten gegen 10.00 Uhr zum Stadttor der Altstadt. Dort findet eine Touristenzeremonie statt mit Trommeln und Blasinstrumenten ähnlich einem Alphorn. Dann tauchen wir in die Altstadt ein. In den Straßen sind viele Handwerker zu sehen: Drechsler, Schneider, Schlosser, Bäcker, Schlachter, Kesselflicker, Schuster und Schmiede. Betriebsam und geschickt betreiben sie ihr Handwerk. Überall möchte man stehen bleiben. Immer wieder gibt es kleine Moscheen zwischen den schönen Fassaden zu sehen. Wir besuchen die Id Kah Moschee , die größte Moschee Kashgars und danach das Mausoleum Abakh-Hojas mit dem Grabmal der Duftenden Konkubine. Man fühlt die mehr als 2000 Jahre alte Geschichte. Nach viel Besichtigungen geht’s zum Mittagessen in ein uighurisches Restaurant. Es dürstet so manchen mal wieder nach einem Bier, aber das wird nichts …. Moslemisches Restaurant. Geht auch.

Am Nachmittag kommt dann ein Höhepunkt der Reise: Der Viehmarkt in Kashgar, nur sonntags. Der Markt liegt etwa 10 km außerhalb der Stadt in Flugplatznähe. Die Bauern aus der Umgebung reisen an mit Karren, Lastautos und „Lastmotorrädern“ beladen mit Tieren. Auf dem großen Platz schwirrt die Luft, Pferde wiehern, Rinder muhen, Ziegen meckern, Bauern rufen sich Preise zu. Es riecht nach Schweiß, Urin der Tiere und Qualm der „Fressbuden“. Heiß, staubig, laut ist es. Was es hier alles zu kaufen gibt? Ziegen, Schafe, Pferde, Rinder, Yaks, Kamele sowie Werkzeuge, Melonen, Bohnen, Getreide, Eistee, gekochte Innereien, gebratene Spieße und sogar Schafsmist als Dung. Staubig, laut und verwirrend ist es. Die Händler werden sich per Handschlag einig, ziehen an einem Strick die Tiere weiter. Der nächste „Kuhhandel“ kann beginnen.

Die Tiere werden anschließend auf einen LKW verladen, nicht gerade zärtlich. Trotz aller Hektik bleiben die Bauern freundlich und erfüllen uns unsere Fotowünsche. Chaotisch erscheint es uns Europäern und ist für die Einheimischen doch so normal mit einer „orientalischen Grundordnung“, die uns fremd ist und wohl deshalb so faszinierend auf uns wirkt. Mal wieder ein Schluck aus der Wasserflasche. Das tut Not bei der Hitze. Aber dieser sonntägliche Viehmarkt ist ein „Muss“. Dieser Markt strapaziert alle, auch uns „Touris“.
Wer jetzt noch Kraft hat, fährt mit zum großen Basar und zieht durch die Verkaufsstraßen mit den Reihen der Textilien, der Haushalswaren, der Gewürze und Schuhe. Die Händler sprechen einem immer wieder an und bieten ihre Ware feil. Geborene Verkäufer sind es oder der Überlebenskampf ist hier einfach härter.
Der erlebnisreiche Tag klingt mit einer schönen Zeremonie im Hotel aus. Uighurische Folklore, ein reichhaltiges Buffet, Ansprachen. Die chinesische Reisegruppe, die uns seit Dunhuang begleitet hat, wird verabschiedet, Gastgeschenke werden ausgetauscht, manches Glas Wein und so manches Bier werden mehr getrunken. Einen schöner Abend, ein erfüllter Tag, ein Höhepunkt der Reise ging zu Ende.

~ Stephan Döppler

Tag 22

Von Korla nach Kucha

On the road again! Wir lassen die modernen Hochhäuser Korlas hinter uns. Am Horizont wabern Dunstschleier, zu unserer Linken begleitet uns das Himmelsgebirge, zur anderen Seite eine weite grüne Ebene, gesäumt von jungen Pappeln. Nach etwa einer Stunde Fahrt beherrschen die Braun- und Grautöne der Geröllwüste das Bild, durchsetzt mit dürrem Kamelkraut.

Das HImmelsgebirge (Rosie Heims)
Das Himmelsgebirge
(Rosie Heims)

Nach einem Imbiss mit Brot, Kuchen, Bananen und Melone machen wir einen Abstecher zu einem Wüstenpappel-Park – ein geschütztes Areal mit zum Teil Jahrhunderte alten Bäumen. Sie sehen verwunschen aus mit ihren knorrigen Stämmen, einige Tamarisken Sträucher unterstreichen das Bild.

Snack am Buffet
Snack am Buffet
(Rosie Heims)
...und dann noch schnell verewigen (Rosie Heims)
…und dann noch schnell auf dem Bus verewigen
(Rosie Heims)
Eine typische Wüstenpappel (Rosie Heims)
Eine typische Wüstenpappel
(Rosie Heims)
Knochige Stämme (Rosie Heims)
Knochige Stämme
(Rosie Heims)

Dann geht es weiter, vorbei an Erdölpumpen und Fördertürmen. Wir erfahren, dass die Region aufgrund der Erdölförderung relativ wohlhabend ist.
Unterwegs haben wir eine nette Begegnung an einer Tankstelle. Das „Personal“ fotografiert uns begeistert und verteilt kleine Wasserflaschen.
Begegnungen dieser Art gibt es relativ oft, die meisten Menschen sind freundlich und aufgeschlossen. Wenn wir ihnen erzählen, dass wir mit dem Bus von Shanghai nach Hamburg unterwegs sind (was aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten gar nicht so einfach ist), kommen sie aus dem Staunen nicht heraus.
Abschließend besuchen wir die Klosterruine Subashi. Das satte Licht des Abends wirft violettfarbene Schatten auf die Berge, auf deren Gipfeln dichte weiße Wolken hängen. Wir sind die einzigen Touristen an diesem friedlichen Ort, was wir nicht so oft erleben.

Die Klosteruine Subashi (Rosie Heims)
Die Klosteruine Subashi
(Rosie Heims)
(Rosie Heims)

(Rosie Heims)
(Rosie Heims)

(Rosie Heims)

Nach dem Essen im Hotel gehen Einige von uns in die Altstadt, die völlig uigurisch geprägt ist. Frauen in farbenprächtigen Gewändern und bunten, schicken Kopftüchern, ältere Männer mit Käppis und Jugendliche in kurzen Hosen. Ein Jugendlicher spricht uns an. Er möchte wissen, woher wir kommen, wobei er seine Englischkenntnisse hervorkramt. Er begleitet uns auf den Markt, wo er uns Tofu-Spieße anbietet. Wir können ihm im Gegenzug das Brot anbieten, welches wir uns zum Probieren gekauft haben. Er erzählt uns, dass das Leben der Menschen in dieser Region in den letzten Jahren sehr viel besser geworden ist als früher und, dass er gerne hier lebt. Dann lädt er uns zu seinen Eltern ein. Leider können wir dem nicht nachkommen, weil es schon spät ist.

~ Rosie Heims

Tag 21

Von Turfan nach Korla

Heute verabschiedet sich Liu Guosheng. Er bedauert, dass er schon abfahren muss und hofft, dass er uns in der kurzen Zeit genügend Zusammenhänge erläutert hat um ein besseres Verständnis von China zu bekommen. Dann geht es los, es wird wieder ein Reisetag, 409 km nach Korla, (5.222 km von Shanghai nach Korla lt. Tacho). Wir verlassen Turfan Richtung Westen, die Autobahn führt durch flache Steinwüste, dann geht es bergab bis auf minus 30 m unter Meeresspiegel in ein großes flaches Tal.

Jurte im Tal (Ernst Landgraf )
Jurte im Tal
(Ernst Landgraf)

In einer engen Schlucht entlang eines kleinen Flüsschens kurven wir das Tian Schan (Himmelsgebirge) wieder bis auf 1.600 m hinauf. Das Tian Schan ist 2.500 km lang, etliche Berggipfel sind über 5.000 m hoch, der höchste (Pik Pobedy) 7.439 m im Grenzbereich zu Kirgistan. Aus diesem Gebirge kommt das gesamte Wasser der Region und bildet einige Flüsse die große Flächen für intensive Landwirtschaft bewässern, bevor sie im Tarim Becken versickern.

Zwischen den bergen des Turfan-Gebirges (Ernst Landgraf )
Zwischen den bergen des Turfan-Gebirges
(Ernst Landgraf )

Die Gegenfahrbahn der Autobahn wird in einem Bereich in ein anderes Tal geführt, was einige Teilnehmer zuerst irritiert, wieso überholt Jan in der Kurve? Es gibt einen längeren Fotostopp, die beiden Shanghaier Filmleute filmen und führen auch einige Interviews. Die weitere Strecke führt durch Wüstengebiete, meist in ca. 1.000 Metern Höhe. beileger_rueckfahrt_tag21

Wir durchqueren viele Oasengebiete, in denen seit einigen Jahren viele Pappeln als Schutz vor den starken Winden gepflanzt wurden. Die Pappeln sind zwar schnell wachsend, brauchen aber viel Wasser. Deshalb werden zunehmend in den jüngeren Aufforstungen andere Baumarten wie Akazien angepflanzt. Angebaut werden Getreide, Gemüse und auch Baumwolle. In den kargen Steinwüsten sehen wir diverse Windkraftanlagen, Fabriken, die Eisenbahn, es ist eine rohstoffreiche Region.

Fabrikoasen in der Wüste
Fabrikoasen in der Wüste

Unser chinesischer Reiseleiter Franz und die uighurische Reiseleiterin Frau Tan Nur füllen die Fahrtzeit mit diversen Vorträgen. Frau Tan Nur berichtet über die Vielfältigkeit der 13 Minderheiten in der autonomen Region Xinjiang, über Sitten und Gebräuche und über die hier vorherrschende islamische Religion. Viele Menschen, die sich selbst als Moslems verstehen, sehen es inzwischen mit den Geboten des Korans nicht so eng. Insbesondere in den großen Städten leben die meisten nicht mehr strikt nach den Geboten und gehen nur zu besonderen Feiertagen in die Moschee. Vollverschleierte Frauen sind nicht zu sehen.
Die vielen Minderheiten haben verschiedene Sprachen und können sich untereinander nicht verständigen. Durch zweisprachigen Schulunterricht und die TV-Programme verbreitet sich das Hochchinesisch (Mandarin). Die uighurische Sprache ist mit dem Türkischen eng verwandt, Frau Tan Nur und der Fahrer Ümit können sich gut verständigen.
Von verschiedenen Seiten hören wir, dass es den Menschen seit einigen Jahren in Xinjiang deutlich besser geht, die neue Infrastruktur, die Wohnungsneubauten und die vielen Fabriken sind vom Busfenster aus zu beobachten. Allerdings ist auch Polizeipräsenz deutlich und durch verschiedene Maßnahmen wie Absperrungen an den Tankstellen soll wohl die Sicherheit gewährleistet, und Unruhen oder islamistische Aktionen verhindert werden.

Modernes Stadtbild (Ernst Landgraf )
Modernes Stadtbild
(Ernst Landgraf )

Für viele besonders interessant wird es, als Franz und Frau Tan Nur, jeweils die Hochzeitsgebräuche ihrer Nationalität darstellen. Besonders bei den Han Chinesen wird ein riesiger Aufwand, mit sehr vielen Vorbereitungen und sehr vielen Gästen betrieben. Die jungen Uighuren in der Stadt können inzwischen ihre Partner/innen selbst wählen, während auf dem Lande Hochzeiten noch immer von den Vätern arrangiert werden.

Am Wegesrand Ernst Landgraf )
Am Wegesrand Ernst Landgraf )

Zur Mittagspause gibt es heute Picknick mit Fladenbrot und Melonen. In Korla, einer reichen Oasenstadt (wegen der Rohstoffe und den Arbeitsplätzen) mit 550.000 Einwohnern, checken wir im Hotel direkt am Pfaufluss ein.

Menschen in Korlas Parks (Ernst Landgraf )
Menschen in Korlas Parks
(Ernst Landgraf )

Nach dem Abendessen werden ausgiebige Spaziergänge in der endlos langen Parkanlage an der Flusspromenade unternommen und der Abend in der Lounge im Hotel im 20. Stockwerk beendet.

Nächtlicher Blick auf die Stadt (Ernst Landgraf )
Nächtlicher Blick auf die Stadt
(Ernst Landgraf )

~ Ernst Landgraf

Tag 20

Turfan

Nachdem wir gestern Abend bei unserer Ankunft im Hotel eine Überraschung erlebten: ein Deutscher, der in China bei einer Elektronikfirma arbeitet, empfing uns erstaunt mit seiner Tochter. „Jetzt bin ich so weit gereist und was sehe ich: 2 Busse mit deutschen Touristen in Turfan!“
Die andere Überraschung war für mich die großartig gepflegten Weinfelder. Weinberge kann man dazu nicht sagen, da alles flach ist. Die Trauben sind sehr schmackhaft und werden hauptsächlich zu Rosinen verarbeitet. Da ich in Kiedrich im Rheingau geboren wurde und meine Familie sehr mit dem Weinanbau verbunden ist, interessierte mich die Geschichte des Weinbaues besonders. Durch Ausgrabungen in der Gegend von Pitchon wurden in einem 1000 Jahre alten Grab schon Weinreben als Grabbeigaben gefunden. Außerdem gibt es Dokumente, die beweisen, dass Weingärten bereits vor 3000 Jahren weiterverkauft wurden. Ebenso fand man in Grotten Wandmalereien, in die Zeit 300 Jahre vor Christus eingeordnet werden.

Weinreben  (Anita und Wolfgang Ohler)
Weinreben
(Anita und Wolfgang Ohler)

Wir besichtigten die besterhaltene Ruinenstadt von China Jiache. Mit etwas Fantasie kann man sich das damalige Leben vorstellen.

Die Ruinenstadt (Anita und Wolfgang Ohler)
Die Ruinenstadt
(Anita und Wolfgang Ohler)

Der Besuch des unterirdischen Bewässerungssystems Karez beeindruckte uns alle. In einem angeschlossenen Museum konnte man sehen, unter welch unglaublichen Zuständen diese Bewässerungsanlage gebaut wurde.

Bewässerungsgraben in Karez (Anita und Wolfgang Ohler)
Bewässerungsgraben in Karez
(Anita und Wolfgang Ohler)

Nach einer ausgiebigen Mittagspause waren fast alle wieder frisch genug, um das Stadtmuseum zu besuchen. Dort konnten wir unter anderem wunderbare, gut erhaltene Grabbeigaben bewundern. Das Erstaunlichste waren die Mumien. Sie unterscheiden sich von ägyptischen Mumien dadurch, dass sie bedingt durch das Klima auf natürliche Weise entstehen.
Im Anschluss besuchten wir das Minarett und die Moschee von Turfan. Das Minarett kann leider nicht mehr bestiegen werden, da es Risse aufweist. Die verschiedenartigen Muster an der Außenfassade des Minaretts haben uns alle sehr beeindruckt.

beileger_rueckfahrt_tag20
Im Anschluss daran haben wir unser Abendessen in einem typischen uigurischen Restaurant eingenommen. Es war – wie immer – sehr üppig und geschmacklich ausgezeichnet. Die Atmosphäre gefiel uns sehr und alle fielen nach einem anstrengenden Tag früher oder später müde in die Betten.

Gemeinsames Abendessen (Anita und Wolfgang Ohler)
Gemeinsames Abendessen
(Anita und Wolfgang Ohler)

~ Anita und Wolfgang Ohler

Tag 18

Die Fahrt von Dunhuang nach Hami

Unsere Reise führt uns heute durch die schwarze Gobi weiter in Richtung der Wüste Taklamakan.

Wüstenlandschaft ( Wolfgang und Anita Ohler)
Wüstenlandschaft
( Wolfgang und Anita Ohler)

An einer Autobahnraststätte werden auf einem großen Markt die schmackhaften Hami-Melonen verkauft. Hier schlagen wir kräftig zu.

Melonen auf dem Markt (Wolfgang und Anita Ohler)
Melonen auf dem Markt
(Wolfgang und Anita Ohler)

Es folgt eine abwechslungsreiche Landschaft und wir erreichen die Passhöhe „Sternenschlucht“ in 1.850 m Höhe. Hier erwartet uns ein Restaurant mit speziellen Nudelgerichten. Die Nudeln werden vor den Augen der Gäste frisch zubereitet d. h. Gezogen, aufgewickelt, geschlagen und dann gekocht.

Nudel-Herstellung (Wolfgang und Anita Ohler)
Nudel-Herstellung
(Wolfgang und Anita Ohler)

Anschließend geht es weiter Richtung Hami, wo wir zum Tagesabschluss die Gräber der muslimischen Könige von Hami besuchen. Dieser Besuch war eigentlich nicht vorgesehen, aber unsere Reiseleiter sind unglaublich flexibel. Wir hatten unser Ziel Hami pünktlich erreicht. Schnell wurde eine deutschsprachige Führerin organisiert und wir kamen in den zusätzlichen Genuss diese einmalige Anlage bewundern zu dürfen.

Besichtigung in Hami (Wolfgang und Anita Ohler)
Besichtigung in Hami
(Wolfgang und Anita Ohler)

Unser Hotel in Hami war – wie immer – sehr gut ausgewählt. Am Abend erwartete uns wieder ein köstliches Abendessen am chinesischen runden Tisch mit Drehteller. Nach dem ausgiebigen Essen verspürte noch jeder das Bedürfnis, einen ausgiebigen Spaziergang durch die moderne und sehr saubere Stadt zu unternehmen. Auf unserer Reise fiel uns immer wieder die Sauberkeit der Städte, die wir besuchten, auf.

~ Anita & Wolfgang Ohler

Tag 17

Dunhuang

Eigentlich ist heute Samstag – Für uns ist heute Wüstentag

Schon am frühen Morgen sehe ich vom Zimmerfenster aus die hohen Sanddünen über den Dächern der Stadt leuchten. “Singende Dünen” ist ihr poetischer Name, ein Ausläufer der Taklamakanwüste vor den Toren der Oase Dunhuang, was “Sandstadt” bedeutet und mit 180.000 Einwohnern, eher ein chinesisches “Dorf” darstellt. Aber meine romantischen Vorstellungen von “Wüstentag” werden rasch auf den Boden der chinesischen Tourismusindustrie heruntergeholt: Wüste mit Eintritt, 160Yuan, 2,50 € ca. Und von wegen Wüste: ein Volksfest erwartet uns. Aber wie alle Systeme in China ist auch dieses streng reguliert und straff organisiert: Passnummern auf Eintrittskarten, durchs Drehkreuz betreten wir ein Stück Wüstengaudi.

Düne in Dunhuang ( Barbara Zimmermann)
Düne in Dunhuang
(Barbara Zimmermann)

Ich will beides, mit dem propagierten “ultraleichten Flugmodell” über die Dünen fliegen und mit dem Kamel hinauf auf den Kamm einer Düne trotten. Aber die chinesische Superorganisation verlangt eben Warten in Reih und Glied. Warten, bis mir der dicke Helm übergestülpt wird, ich mich hinter den Piloten, – endlich ist er da – klemme und der Traum vom Fliegen wahr wird – für 4 Minuten, bezahlt sind 10 mit 480 Yuan.

Segelflug (Barbara Zimmermann)
Segelflug
(Barbara Zimmermann)

Hunderte Kamele lagern sich an anderer Stelle, auf den Sattel eine Nummer genäht, und jeder muss genau auf das Kamel steigen, dessen Nummer sein neuerlich bezahltes Ticket trägt, 100Yuan, 15€.

Große Kamelherde (Barbara Zimmermann)
Große Kamelherde
(Barbara Zimmermann)

Die Düne hinauf ziehen endlose Schlangen mit farbenfrohen Touristen bestückter Kamele. Um wenigstens ein bisschen Romantik zu retten, rede ich mir ein, in den Khans und Karawansereien des alten Orients ging es genauso lebhaft zu: Vorräte kaufen und Gewehre und Sattel, ein Hin-und- Herrufen, und in langen Zügen brach man dann schließlich in die Wüste auf. Unsere perfekt Amerikanisch sprechende Mrs. Guide, die bei der Abfahrt an den Dünen uns 40 Minuten auf sich warten lässt, hat am Stadtrand in einem Jurtenrestaurant unser Mittagessen geordert. Am Rande eines Weinbergs – in China gilt es inzwischen, nach westlichem Vorbild, als chic, Wein zu trinken – liegt dieses typische alte Gut, in dem alles zum ummauerten Innenhof hin orientiert ist. Über schmale Wege erreichen wir unsere Jurten mit den großen runden Zehner-Tischen, die platzweise schon mit riesigen kalten Tofunudelportionen ausgestattet sind. Sie werden von uns dankend an das staunende Personal zurückgegeben. Man kostet vom Eselfleisch und begibt sich dann lieber in die Weinlauben oder Hängematte: Diese Momente des Glücks lassen sich touristisch nicht organisieren.

(Barbara Zimmermann)

(Barbara Zimmermann)

Und schon wartet das nächste Event. Einsteigen bitte! Die Mogaogrotten. Hauptsächlich entlang der Seidenstraße sind über China diese eigenartigen buddhistischen Höhlenplätze verteilt, in denen seit dem 4. Jh. n. Chr. über 1000 Jahre hindurch immer wieder Mönche gelebt und meditiert haben und wohin sich auch reiche Beamte, Kaufleute, ja sogar Kaiser zum Gebet in ihre eigenen Grotten
zurückzogen. Sie haben ganz unterschiedliche Größen und Architekturen, sind über und über mit Fresken verziert und mit Buddhafiguren in allen Größen und Variationen ausgestattet, so hier in Grotte 130 z. B. mit einem 26m hohen Buddha der Zukunft, Maitreya genannt, dessen 7m hohes Haupt ganz weit oben in der engen Grotte wir von ganz weit unten als kleine und flüchtige Wesen bestaunen können. Das Besondere der Grotten in Dunhuang ist der typisch chinesische Stil der
Tang-Zeit, der auch in Alltagsszenen uns viel über die damalige Zeit erzählen könnte.
Beim Trödeln über den Nachtmarkt in Dunhuang am Abend zuvor habe ich inmitten der brodelnden Eß-und Trinkgelage auf der rechten Seite eine wunderbare Buch- und Kunsthandlung entdeckt und sah dort zum ersten Mal Fotografien dieser ätherischen, schwebenden, nahezu formlosen Wesen, Apsaras genannt, und graziler, goldgrundiger Bodhisatvas… Ich freute mich auf die Besichtigung. Aber wieder einmal kam es anders. Wir fahren zu einem goldkuppeligen modernen Museumsbau, den wir bei der Einfahrt nach Dunhuang gestern schon bestaunt hatten – und müssen warten. Endlich drängeln wir, ausgestattet mit Hörgeräten, zusammen mit einer kanalisierten Schlange wartender Chinesen in einen riesigen Kinosaal. Auf Breitleinwand werden wir mit einem historischen Kostüm-Actionfilm in die Entstehung der Grotten eingeweiht: sich die Dünen hinabwerfende Reiterhorden stürmen unserem Helden entgegen, der gerade noch ruhig im Zelt seinen Tee austrinkt… Dann werden wir mit dem Strom der Zuschauer hinübergeschwemmt in einen 360 Grad Kinodom, wo wir in die überdimensionierte 1000-Buddha-Grottenlandschaft eintreten können und staunend schauen; der Mond geht schließlich über den Grotten auf, Sterne flimmern… – und ab in den Museumsbus zu diesen Grotten. Aber vor der berühmten, renovierten mehrstöckigen Fassade heißt es wieder: Warten, mit den geduldigen Schlangen neugieriger Besucher; warten auf eine Frau Guide mit lückenhaften Deutschkenntnissen, die aber die Schlüsselgewalt über die meist zugeschlossenen, nummerierten Grotten hat. Ihre lediglich kunsthistorischen Kommentare beschränken sich wiederholend auf Architektur als Größenangabe, Entstehungszeit Tang-Zeit und Renovierungsdatum Songdynastie. Vergeblich warte ich darauf, dass etwa Grotte 3 oder 57 uns geöffnet werden mit diesen im besten Sinne esoterischen Bodhisattvas, die mich in meiner Buchhandlung so erstaunten. Doch streng reglementiert sind Zeit und Grottenauswahl. Wenigstens den wunderbaren, 15m lang liegenden, ins Nirwana eingehenden Buddha enthält man uns nicht vor. Als Untertitel vor dem ersten Film im Museum vorhin erschien ein bewegender Satz ” to preserve the Buddhist heritage we should make great efforts together”. “together” scheint mir, echt chinesisch, an den Gemeinschaftssinn zu appellieren. Der Vorsatz, das buddhistische Erbe zu erhalten, ist eine Überraschung im kommunistischen Post-Mao-China. Ich frage mich, wie diese Massen der chinesischen Besucher mit dem Gesehenen umgehen. Ist es nur “kalt staunender Besuch”, ist es lebendiges Erbe? In den Grotten lagen als Opfergaben manchmal Geldscheine zu Füßen einer Statue. Die große Masse allerdings ließ sich durchschleusen. In Zhangye war der Tempel mit dem “größten liegenden Buddha der Welt” – China ist das Land der Superlative – komplett gefüllt mit einer Sangha, die konzentriert Sutren rezitierte. In Shanghai haben die Besucher des Jade-Buddhatempels ihre Niederwerfungen gemacht und gebetet. Unser chinesischer Chef antwortet auf eine Frage nach der Rolle des derzeitigen Buddhismus in China: “Ich kann nur sagen Müll” und belegte es mit den geschäftstüchtigen Gebaren des Shaolinklosterabtes. In China hat der Buddhismus eine mehr als 1.000 jährige philosophische und religiöse Tradition, in den Westen wurde er importiert. Da mag es nicht verwundern, wenn gelegentlich im Bus gestöhnt wird: Wieviel Männer mit dicken Bäuchen muss ich mir noch anschauen?
Umso erfreulicher, dass abends auch unsere Bäuche, und nicht nur diese, auf ihre Kosten kommen. Unser chinesischer Reiseleiter hat zum Barbecue an einen stillen Ort in der Wüste eingeladen. Barfuß können wir beim Erklimmen der hohen Dünen unsere Kondition testen, Bier und Wein und Gespräche fließen lassen, einen Tanz wagen und schließlich die sich am Nachthimmel ergießenden roten Funken des Feuerwerks bestaunen. Satt und müde trotten wir zum Bus zurück. Mit dem
sinnigen Wunsch “Wohl bekommt’s!” beschließen wir den Tag.

Ausklang am Abend (Barbara Zimmermann)
Ausklang am Abend
(Barbara Zimmermann)

~ Barbara, Zimmermann

Tag 16

Von Jiayuguan nach Dunhuang

Wir besichtigen die historische Festung Jiayuguan Pass. Der Zusatz Pass könnte in die Irre führen, handelt es sich doch nicht um einen Bergübergang, sondern um eine Zollstelle, wo die durchziehenden Händler früher ihre Waren verzollen mussten. Auch hier werden Touristen rasch und effizient zu den Sehenswürdigkeiten gebracht. Eigentlich wäre nach der Festung die Besichtigung eines Abschnitts der großen Mauer geplant, die an dieser engen Stelle einst das Tal gegen die Barbaren abriegelte. Doch die chinesische Armee macht uns einen Strich durch die Rechnung. Eine nicht endend wollende Panzerkolonne rollt vor uns vorbei. Es ist kein Durchkommen und wir werden zur Umkehr gezwungen.
Als Ersatz besichtigen wir den Mauerabschnitt, der über dem Taolai-Fluss liegt. Von der Mauer steht heute nur noch ein Wachturm. Der Fluss liegt tief, über 80 Meter tiefer in einem Canyon. Auf einer Art Balkon stehen Nachbauten von Jurten und Zelten, worin die Soldaten einst hausten. Über eine Hängebrücke kann man die andere Flussseite erreichen.
Die Weiterfahrt nach Dunhuang zeigt uns drastisch, welche Pläne die chinesische Regierung mit der modernen Seidenstraße haben. Nichts von Ödnis. In der Wüste Gobi drehen die Chinesen ein Rad. Dieser Kalauer drängt sich auf, während wir praktisch stundenlang an gigantischen Windparks vorbeifahren. Dazwischen erstrecken sich Solarpanelenplantagen. Aus der Seidenstraße ist eine Stromstraße geworden. Unter dem Sand liegen Erdgas- und Ölpipelines, die von West- zentralasiatische Republiken und die Mongolei – nach Ost in die industriellen Ballungsgebiete Chinas führen. Die Kohlekraftwerke, die den Großteil der Energie liefern, sind indessen noch immer sichtbar. Wie man in China plant, zeigt sich auch vor den Toren von Dunhuang. Neben unserer Autobahn werden neue Straßen gebaut, mit Auf- und Abfahrten, obwohl weitherum noch nichts steht. Später
kommen wir am Flughafen und am Bahnhof vorbei, beide großzügig ausgelegt für eine Expansion der Stadt und ihres Umlandes. Motto: Zuerst kommt die Infrastruktur, dann die Fabriken, dann die Wohnsiedlungen.
Liu Guosheng gibt uns noch einige hochinteressante Zahlen zur Energiesituation in China durch. Das Reich der Mitte produziert 30 Prozent der weltweiten Windenergie. Bezogen auf die Energieanteile in China liefern die Windräder derzeit jedoch erst 1,97 Prozent. Noch immer auf Platz eins steht die umweltschädigende Kohleverbrennung mit 73 Prozent. 14,6 Prozent stammt aus Wasserkraftwerken, 2,4 Prozent aus der Kernenergie. Obwohl China weltweit einer der größten Ölverbraucher ist, liegt der Anteil an der Energieerzeugung bei 0,8 Prozent.
Dunhuang, das am westlichen Ende des Hexi-Korridors liegt und wo sich die Seidenstraße in einen südlichen und nördlichen Ast zweigt, präsentiert sich uns als quirlige, moderne Stadt mit attraktiven Läden. Unser Augenmerk gilt dem Nachtmarkt, der sich praktischerweise ganz in der Nähe des Hotels befindet. Das Angebot an Restaurants und Garküchen ist riesig. An Spießen drehen Schafhälften, Schweine- und Rindsrippen. Hätten wir nicht zuvor ein ausgezeichnetes Nachtessen auf einem Bauernhof am Stadtrand von Dunhuang genossen, würden wir hier wohl ordentlich zulangen.

~ Rita Flubacher

Tag 15

Der Weg nach Jiayuguan

Ein sonniger Tag kündigt sich an, auf den Plätzen von Zhangye tanzen und turnen Menschen, um die Pagode Mu Ta im Tempel »Des Langen Lebens« schwirren unzählige Schwalben – ein seltener Anblick in einer chinesischen Stadt. Auf den Gehsteigen stehen da und dort Alusonnenschüsseln, die die Strahlen auf einen Teekessel fokussieren. Ein kleiner Beitrag zum großen Energiehunger Chinas.
Für den Eintritt in den Zhangye Danxia National Geopark braucht es Geduld. Die Beamten wollen unsere Pässe sehen und prüfen, ob alle über ein gültiges Visum verfügen. Warum das ausgerechnet hier von Bedeutung sein soll, bleibt deren Geheimnis. Effizient werden die Touristenströme dann mit Elektrobussen zu den Sehenswürdigkeiten gebracht. Treppe rauf, Treppe runter, über Aussichtsplattformen, wir schlängeln uns an der Masse an knipsenden Besuchern vorbei.
Die interessanten geologischen Sandsteinformationen in zahlreichen Farbvarianten rufen nach vertieften Informationen. Doch danach sucht man vergebens. Die chinesischen Gäste wünschten gar nicht mehr Informationen, erklärt Franz. Für sie muss die Landschaft einfach schön sein, so gibt sie eine gute Staffage für das Selfie ab. Selfieposen und Outfit der Besucher sind wiederum für uns attraktive Sujets. So kommt jeder irgendwie auf seine Rechnung. Einige von uns sind überdies beliebte Attraktionen für das chinesische Gruppenfoto. Auf der Weiterfahrt nach Jiayuguan begleiten uns auf der linken Seite die Schneeberge des über 5000 Meter hohen Quilian-Gebirges, während auf der rechten Seite die Ausläufer der Wüste Gobi zu
sehen sind.
Gobi=Einöde? Das war mal. Durch den Hexi-Korriodor zwängen sich heute die Trassen der modernen Hochgeschwindigkeitsbahn, der normalen Eisenbahn, die Autobahn sowie zahlreiche Nebenstraßen. Am Horizont der Wüste Gobi stehen Strommasten, die Energie von Westen nach Osten in die Industrieballungsgebiete Chinas transportieren. Der Strom stammt unter anderem aus Kohlekraftwerken, deren Schlote ebenfalls am Horizont erscheinen. Kohle ist reichlich
vorhanden – und billig. Um die Umweltemissionen machen sich die Betreiber in dieser dünn besiedelten Region keine großen Gedanken.
Nach rund 280 Kilometern erreichen wir die Stadt Jiayuguan. Der Ort sei trist und werde von grauen Wohnblocks und qualmenden Fabrikschloten dominiert, schreibt der „Dumont“. Das sehen die Verantwortlichen der Stadtverwaltung anders, wie der Informationsprospekt „Joyful Tour in Jiyu Pass“ darlegt, der im Hotel Holiday Plaza aufliegt. (Das Hotel hat übrigens nichts mit der US-Hotelkette zu tun, wie Franz erklärt. Der chinesische Hotelbetreiber baut offensichtlich auf die Zugkraft der Marke.)
In der Nähe der Stadt liegt die einzige Satellitenabschussrampe Chinas.
Entsprechend hat sich eine Hightech Industrie angesiedelt, wie der Infoprospekt erklärt. Die qualmenden Fabrikschlote (Eisenindustrie) sind zwar weiterhin sichtbar, doch grau erscheint uns die Stadt ganz und gar nicht, wie ein abendlicher Spaziergang zeigt. Gleich gegenüber dem Hotel lockt ein großer, eben neueröffneter Supermarkt mit einem riesigen Alkoholangebot, wie einige Reiseteilnehmer begeistert erzählen. Später zeigt sich zudem: Mindestens drei große Plätze mit viel Grün laden zum Verweilen ein. Der wohl spektakulärste ist der East Lake Ecology Park, eine riesige Grünzone mit zwei Seen und einer riesigen Delfin-Skulptur, die vor allem in der Nacht von weitem zu sehen ist. Es wird getanzt, gesungen und flaniert, was das Zeug hält. Der Park ist auch ein Etappenort vom Triathlon, wie mir eine junge Chinesin erzählt, die mir die Sehenswürdigkeiten im Park zeigt.

~ Rita Flubacher

Tag 14

Von Lanzhou nach Zhangye

Heute ist ein Reisetag: Er führt uns von Lanzhou nach Zhangye. Das ist mit rund 510 km – die längste Etappe auf dem chinesischen Teil unserer Reise, von dem wir erst gut die Hälfte absolviert haben, sowohl der Entfernung als auch den Reisetagen nach.
D.h., wir müssen so früh aufstehen, dass selbst die Tai Chi-Gruppen, denen wir morgens aus dem Hotelfenster zusehen können, noch nicht aktiv sind. Allerdings fahren wir bei dunkelgrauem Himmel und leichtem Regen los und es will anfangs überhaupt nicht so richtig hell werden.
Mich fasziniert die Veränderung der Landschaft auf dieser Etappe. Während wir kontinuierlich steigen wird die Landschaft immer trockener. Die locker mit Gras bewachsenen Hänge werden durch Anpflanzung von Koniferen und Nadelbäumen stabilisiert. Die Felder werden immer kleiner und weniger.

Die sich verändernde Landschaft (Heinrich Heims)
Die sich verändernde Landschaft
(Heinrich Heims)

Anfangs führt die Autobahn noch durch viele, lange Tunnel, bis wir den letzten Tunnel vor der Westgrenze Chinas hinter uns gelassen haben und endgültig im Hochland angekommen sind. Wir steigen bis auf die Passhöhe von 2800 m – Temperatur 10°. Dann fällt die Landschaft etwas ab. Inzwischen ist der Himmel wieder hell und im weiteren Verlauf kommt die Sonne raus. Wir machen eine Pause auf 2.600 m Höhe.

Im Gebirge (Heinrich Heims)
Im Gebirge
(Heinrich Heims)
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Atemberaubende Wolkenformation
(Heinrich Heims)

Wir fahren durch eine weite Hochebene (1500 – 1800 m), die großenteils landwirtschaftlich genutzt ist und über eine gute Bewässerungsinfrastruktur verfügt. Die immer größeren Öd- oder Brachflächen werden z.T. für großflächige Solaranlagen genutzt. Südlich wird die Ebene durch das steilaufragende Quilian Shan Gebirge mit schneebedeckten Gipfeln eingerahmt und begleitet.
Am Nachmittag wird die Landschaft immer karger, die Orte mit ihren landwirtschaftlichen Flächen und den traditionellen Lehmbauten liegen in Oasen, die sich mit frischem Grün scharf vom dominierenden Ödland abgrenzen.

Typische Lehmbauten auf weiten Feldern ( Rita Flubacher)
Typische Lehmbauten auf weiten Feldern
( Rita Flubacher)

Auf der Fahrt nach dem Mittagessen sagt Franz, unser chinesischer Reiseleiter, dass wir das „Gobi-Gebiet“ erreicht hätten. Das ist mir zu prosaisch. Er meint doch, dass wir die seit Jugendtagen legendäre „Wüste Gobi“ erreicht haben. Für mich wird mit der chinesischen Mauer und der Wüste plastisch, dass wir auf der Seidenstraße reisen.
Was macht eine Reisegruppe auf einer solchen Tour im Bus, die über 6-7 Stunden bei gleichmäßiger Geschwindigkeit und eher wenig Verkehr durch eine meist karge, sich nur langsam verändernde Landschaft fährt?
Ernst ergreift die Initiative und regt an, die Architektur der vielen modernen chinesischen Städte noch mal zu diskutieren. Er erinnert nochmal an die europäische Baugeschichte der Moderne: Trennung der Städte in Wohn- und Gewerbegebiete, die „grüne“ Stadt, die „autogerechte“ Stadt usw. und stößt damit ein interessierendes Thema an. Franz gibt darauf eine Replik aus chinesischer Sicht: wie kauft ein chinesischer Arbeitnehmer eine Wohnung unter Ausnutzung günstiger Kredite und des Arbeitgeberbeitrags. Wie unterscheiden sich die Wohnungspreise nach der „Klasse“ der Städte (1.-4. Klasse). Wir haben bisher fast nur Großstädte gesehen – in der Regel durchgeplant und weitgehend ansprechend begrünt. Anscheinend schließen wir jetzt mit dem grünen, eher feuchten, üppigen China und seinen Großstädten ab, ohne so richtig zu wissen, was uns weiter westlich auf der Seidenstraße erwartet.


Ereignis des Tages:
Irgendwann taucht auf der linken Seite der Autobahn – zunächst in gehöriger Entfernung, dann immer näher der Straße ein Wall aus Lehm auf. Er ist nicht sehr hoch, verwittert und häufig durchbrochen, bildet aber eine deutliche unübersehbare Linie durch die Landschaft und irgendwann kreuzt ihn auch die Autobahn, so dass wir ihn anschließend links von uns sehen: wir haben die chinesische Mauer erreicht: hier die Han-Mauer, zweitausend Jahre alt! Deshalb u.a. sind wir hier!
In zwei Tagen werden wir ihren Anfang erreichen und sie näher in Augenschein nehmen.


~ Heinrich Heims

Tag 13

Lanzhou - Die Stadt am Gelben Fluss

Gestern Abend habe ich den Vorhang meines Zimmerfensters ganz auf die Seite geschoben um heute Morgen beim Aufwachen den ersten Blick auf den Gelben Fluss zu erhaltem. Was für ein einmaliger „Weckruf“! Der Gelbe Fluss ist der zweitlängste Strom Chinas und der sechstlängste der Welt. Die Ufer sind mit den für China typischen Hochhäusern bebaut und von schönen Parkanlagen gesäumt. Die ersten Leute machen bereits ihre Gymnastik am Flussufer und über die Brücken beginnt der Verkehr zu rollen. Ich freue mich auf den heutigen Tag. Die Sonne scheint. Es kann losgehen.
Mit seinen knapp 4 Mio. Einwohnern zählt Lanzhou zu den kleineren Großstädten Chinas und ist das Zentrum der Provinz Gansu. Die Ausdehnung beträgt in. Die Stadt liegt auf einer Höhe von ca. 1.500 m zwischen der Lößebene und dem mongolischen Hochland.
Heute besuchen wir zwei Parks im Westen der Stadt: den „5 Brunnen Park“ und den „Park der weißen Pagode“ am Gelben Fluss. Wir starten am „5 Brunnen Park“ und gehen leicht bergan. Es ist ein typischer, chinesischer Volkspark, sehr gepflegt und gut besucht. Wir kommen zu einem Tempel, der einen Medizinbuddha beherbergt, und gehen weiter zu einem Teich mit blühenden Seerosen. Eine Zick-Zack-Brücke, verhindert, dass uns böse Geister verfolgen. Im Schatten der Bäume haben sich Musiker aufgereiht, die eine alte, chinesische Oper vortragen. Eine Frau singt dazu in hellen, fast schrillen Tönen.

Musiker im "5 Brunnen Park" (Stephan Döbbler )
Musiker im “5 Brunnen Park”
(Stephan Döppler )
Sängerin im Park ( Stephan Döbbler )
Sängerin im Park
( Stephan Döppler )
Geigenspieler (Stephan Döbbler )
Geigenspieler
(Stephan Döppler )

Der Weg führt uns weiter nach oben zu einer der fünf Quellen. Im Park treffen wir kartenspielende Menschen, Tanz- und Gymnastikgruppen. Andere machen Picknick, spielen Badminton und Großeltern hüten ihre Enkel. Unter einer Baumgruppe auf einem kleinen Plateau sitzen zwei Mädchen und zeichnen Landschaftsimpressionen zart mit ihrem Stift. Weiter drüben lärmen einige Fahrgeschäfte. Ein kleiner Bachlauf zieht sich durchs Gelände und spendet etwas Kühlung. Am unteren Ende des Parks werden gegarte Kartoffeln und gegrillter Mais angeboten und auch allerlei Tand.

Manche von uns haben inzwischen schon die Wochentage vergessen, ein Zeichen dafür, wie tief wir schon in dieses Land und die Reise eingetaucht sind. Mehr und mehr begreifen wir das große Reich der Mitte und müssen oft unsere mitgebrachten Ansichten korrigieren. Die Annäherung an die Menschen ist nicht sehr schwierig. Die meisten sind offen, neugierig und wissbegierig. Leider sprechen wir deren Sprache nicht und sie nicht die unsere. Man kann sich nur wenig mitteilen und versteht sein Gegenüber nicht. Ebenso kann man die Schrift nicht lesen und kommt sich vor wie ein Analphabet. Trotzdem braucht man den Versuch einer Kommunikation nicht zu scheuen, denn ein wenig geht immer und es ergeben sich unvergessliche Momente im Sinne des Austausches von Freundlichkeit, Wohlwollen und gegenseitigem Respekt.
Wir fahren zum Gelben Fluss und halten an der eisernen Brücke, die um 1907 von Deutschen erbaut wurde. Diese Brücke ist Fußgängern vorbehalten und führt über den Gelben Fluss hin zum „Park der weißen Pagode“. Wir gehen meist auf Treppen bergan und treffen auf den Wenchang Palace, die Sanxing Hall, den Dongfeng Pavillion und die weiße Pagode. Der Berg und die Temperatur sind gut angestiegen, aber der Aufstieg lohnt sich. Man hat von hier oben einen herrlichen Blick über die Stadt Lanzhou und den gelb-rötlichen Fluss. Auf dem Rückweg kommen wir an Obstverkäufern vorbei, sehen auf der anderen Flussseite drei Moscheen und kehren dann ins Restaurant „Am Gelben Fluss“ ein, in dem wir unser Mittagessen bekommen.
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung. Manche gehen zu den Wasserschöpfrädern, andere zu einem Markt oder in die Parks am Fluss. Nach dem sehr guten Abendessen wurde eine Schifffahrt auf dem Gelben Fluss angeboten, ein sehr schöner, runder Tagesabschluss musikalisch untermalt.


Chinesische Weisheiten – Weisheit des Tages:

In Lanzhou gibt es eine landesweit bekannte Spezialität: Die „Lanzhou Stretched Beef Noodles“. Dieses Gericht wurde von einem Koch namens Ma Linq kreiert und enthält folgende Zutaten: Klare Rindfleischsuppe, weißen Rettich, rosa Chilli oder Chilliöl, grünen Kümmel und die für Lanzhou typischen Nudeln. Manchmal wird man von der Schärfe überrascht. Am besten hält man sich an die Regel „Man man chi“, heißt „Essen Sie langsam“.


~ Stephan Döppler

 

Tag 12

Von Baoji nach Lanzhou

Heute ist eine lange Fahrt von 480 km auf guten Autobahnen vorgesehen. Bei diesigem Wetter fahren wir vorbei an den Hochhäusern von Baoji auf der Autobahn nach Westen. Waren wir bisher schon von den gewaltigen Infrastrukturbauten wie den Autobahnen und den Hochgeschwindigkeitszugtrassen, sowie von den unzähligen Hochhaussiedlungen fasziniert, so wird dies heute durch die gewaltigen Tunnelbauwerke noch einmal getoppt. Die ersten 200 km führen überwiegend durch Tunnel oder Brücken, Hut ab vor dieser Bauleistung. Die Berge sind meistens aus Lös oder manchmal auch aus Kalkstein, die Tunnelbauwerke sind sicher technisch nicht einfach zu realisieren gewesen im weichen Lös.

(Ernst Landgraf)

(Ernst Landgraf)

Oberirdisch ist überall der schwierige Kampf gegen die Erosion zu sehen. Bereits vor 2000 Jahren wurden die ursprünglichen Wälder abgeholzt, seitdem wurde ununterbrochen der gelbe Lehmboden in die Flüsse gespült und gab dem gelben Fluss seinen Namen. Talabwärts in den großen Ebenen setzt sich der Lehm ab und füllt die eingedeichten Flusstäler auf, sodass der Wasserspiegel des Flusses höher liegt als das umliegende Land, gelegentlich führte dies zu gewaltigen Überschwemmungen mit Tausenden Toten. Seit einigen Jahren wird versucht die Erosion zu stoppen. Unzählige Bäume wurden gepflanzt um Halt in die steilen Berghänge zu bringen. In den Tälern, in denen Terrassenlandwirtschaft betrieben wird, wird das Wasser z. T. von den Terrassen aufgehalten, in anderen Bereichen, wo Querbäche tiefe Täler und unzählige Erosionsrinnen in den Lös eingeschnitten haben, versucht man auch durch Anpflanzungen und Betonteile der Erosion Herr zu werden. Manche Gebäude stehen direkt an Abbruchkanten und drohen abzustürzen. In diesem Gebiet rund um Tianshui sind viele Apfelplantagen.
Entgegen den Aussagen des Roadbooks führt die Autobahn nicht am Gelben Fluss entlang, sondern im Wesentlichen entlang des Flusses „Wei“, vorbei am Berg Bai, benannt nach dem Dichter Li Bai. Die Autobahn liegt auf einer Höhe zwischen 1.500m und 2.000m.
Franz setzt den Sprachkurs fort und versucht uns die Vokabeln für Getränkebestellungen beizubringen. Am Abend hat aber kaum einer seinen Zettel dabei, sodass es etwas schwierig ist kühles Bier zu bestellen. Dann erläutert Franz die chinesischen Feiertage. Zum Neujahrsfest gibt es eine Woche frei, dann herrscht ein riesiges Verkehrschaos, da alle ihre Familien besuchen. Weiterhin gibt es das Laternenfest, den 1. Mai, das Totenfest, in dem die Gräber gepflegt werden, das Drachenbootfest, das Mondfest, sowie den 1. Oktober, den Gründungstag er VR China. Weihnachten wird vor allem von den Kaufhäusern als Fest der Geschenke beworben. Insgesamt kommen 3 Wochen Feiertage zusammen, sowie 2 Wochen Urlaub.
Weiter westlich weiten sich die Täler aus, jeder Fleck wird landwirtschaftlich genutzt, die Felder sind meist kleinteilig, auch sind viele Gewächshäuser mit Plastikfoliendächern zu sehen. Hier hat sich die neue Linie, die Bauern dazu zu bewegen über Pachten größere Felder zusammenzulegen, um Maschinen einzusetzen wohl noch nicht durchgesetzt und ist wegen der vielen Erosionsprobleme wohl auch schwieriger. Wir kommen in die Provinz Gansu, hier gibt es viele Rohstoffe und Schwerindustrie und entsprechende Luftverschmutzung. Die Hälfte der Bevölkerung ist die Hui Minderheit. Insgesamt sind in China 93% der Bewohner Han Chinesen, weiterhin gibt es 55 nationale Minderheiten.
In Lanzhou sehen wir wieder die üblichen Hochhaussiedlungen, 25 oder 30 Stockwerke sind keine Seltenheit, die Grundstücksausnutzung ist mindesten 5 – 10 mal höher als in unseren deutschen Stadtrand Großsiedlungen aus den 1960’iger und 1970‘iger Jahren. Untergebracht sind wir in einem Luxushotel direkt am Gelben Fluss. Einige gehen noch etwas bummeln, vor oder nach dem üppigen Abendbuffet. Etliche beschließen den Abend in der Bar im 29. Stockwerk, mit einem großartigen Blick über die Stadt.

Chinesisches Nummernschild (Ernst Landgraf)
Chinesisches Nummernschild
(Ernst Landgraf)

~ Ernst Landgraf

Tag 11

Xi'an bis Baoji

Heute Morgen treffen wir uns eine halbe Stunde früher, denn wir rotieren zum ersten Mal.
„No, ist mein, ich habe keinen Platz für…“ ist immer wieder zu hören. Dennoch geht die Rotation zügig vonstatten.
Unsere Fahrt zur „Wildganspagode“ dauert nur wenige Minuten. Der Name wurde in Anlehnung an eine Legende gewählt: Sie erzählt von hungerleidenden Mönchen des Klosters. Eine Schar Wildgänse flog darüber. Eine davon stürzte tot herab. Die Menschen dachten, Buddha hätte sie geschickt. Sie sahen darin ein Zeichen, und aßen seither kein Fleisch mehr.
Am Eingang sehen wir einen Glocken- und Trommelturm. Die Pagode hat 7 Stockwerke.
Sie wird zur Zeit renoviert. Mich beeindruckte hier die Stille und der schöne Garten.
In den Orchideenwiesen stehen verschiedene Bäume. Es muss wunderschön sein, wenn diese zarten rosa Orchideen in voller Blüte stehen.

Vor der Wildganspagode (Melanie Obenholzner)
Vor der Wildganspagode
(Melanie Obenholzner)

Anschließend fahren wir vorbei am Südtor der Stadtmauer mit der hochgezogenen Zugbrücke, um das malerische muslimische Viertel Xians zu besichtigen. Entlang der Hauptstrasse werden in den zahlreichen Garküchen Fleisch gebraten, Krabben frittiert und Nudeln gezogen.
Wir sehen hier Walnüsse, die viel grösser sind als bei uns, kleine und mittelgrosse Datteln, und viele süße Köstlichkeiten. So habe ich mir China vorgestellt.

China pur! (Melanie Obenholzner)
China pur!
(Melanie Obenholzner)

Durch eine kleine Seitengasse gelangen wir zur Großen Moschee. Auch sie steht inmitten eines schönen Gartens. Man glaubt zunächst, es handelt sich um einen schönen Tempel. Doch auf den zweiten Blick entdeckt man kunstvolle arabische Schriften, die die Mauern zieren. Statt eines Minaretts gibt es eine Pagode. Auch orientiert sich der Komplex nach Mekka hin.
Später treffen wir uns Alle am Glockenturm aus der Ming-Zeit.
Unsere Fahrt geht nun weiter nach Baoji. Sehr viele Maisfelder (wer isst soviel?) auch Gersten- und Weizenfelder ziehen an uns vorüber. Hier sehen wir auch die Kiwis.

~ Melanie Obenholzner

Tag 10

In Xi'an

Ein besonders ereignisreicher Tag
1. Am frühen Tag zeichnet sich ein strahlender Himmel ab – endlich Sonne nach so vielen diesigen, regnerischen Tagen. Alles gut – wir haben Regenzeit!
2. Das Frühstück ist bis hier her unglaublich gut und außergewöhnlich vielfältig, es ist für jede Nationalität etwas dabei.
3. Um 9 Uhr geht’s zur Stadtmauer, ein imposantes Bauwerk aus der Mink Dynastie (1378). Sie wurde teils abgebaut aber in jüngerer Vergangenheit wieder vollkommen restauriert. Die Stadttore und Türme mit ihren typischen Dächern sind eine Augenweide für sich.
Die Chinesen sind froh und stolz, dass sie ihre historischen Baudenkmäler haben.

Xi'ans Stadtmauer (Wybke Diepholz)
Xi’ans Stadtmauer
(Wybke Diepholz)

Heute am Samstag kamen sie zu Hauf, Familien, Freunde und Sportgruppen trafen sich auf und an der Mauer. Auch uns hat es Spaß gemacht, dort oben zu verweilen, innen auf die Altstadt und außen auf das aufstrebende moderne Xi`an zu schauen. Der Tag wurde sehr heiß, 38 ° C im Schatten, das war dann auch schon wieder zu viel für uns. Aber diese extremen Temperaturen werden uns auf dieser Reise weiter begleiten.
4. Zum Glück geht es nun in das klimatisierte staatliche Jademuseum – wunderbare Exponate wartete auf uns.

Im Jademuseum (Wybke Diepholz)
Im Jademuseum
(Wybke Diepholz)

5. Heute lernen wir ein Restaurant kennen, das für seine Nudelgerichte bekannt ist. Die Einrichtung ist urig und in dunklem Holz gehalten; die großen Schalen mit Nudeln und Rindfleisch steht schon auf unserem Tisch. Es wird immer mehr aufgetragen, und es wurde wieder ein leckeres Erlebnis. Dazu wurde erklärt, dass sich China in den Nudel-essenden Norden und den Reis essenden Süden einteilen lässt. Xi`an liegt in der Mitte.
6. Keine Zeit zum Verweilen, denn die berühmte Terrakotta Armee aus 221 v. Chr. wartet auf uns. Welch eine Überraschung, dort nach 20 Jahren wieder hinzukommen. Die erste Halle mit der größten Anzahl an freigelegten Ton-Kriegern habe ich wieder erkannt, alles andere hat sich verändert und touristisch verschönert. Bei den Massen, die an diesem Nachmittag mit uns dort waren, ist die strikte Wegführung absolut notwendig.

Die Terrakottaarmee (Wybke Diepholz)
Die Terrakottaarmee
(Wybke Diepholz)

Welch ein Schatz wird hier gehütet: Die Krieger sind in verschiedenen Uniformen dargestellt, entsprechend ihrem Rang, mit verschiedenen Gesichtern und verschiedenen Angriffsstellungen, alle in natürlicher Größe, die größte misst 1,96 m. Absolut sehenswert.
7. Wir sollten eine Stunde Zeit im Hotel haben, um uns von dem anstrengenden Tag für den Abend vorzubereiten. … kein Organisator kann diesen Samstagverkehr vorhersehen. Aber unser gute Fahrer Jan hat uns pünktlich zum Abendessen gebracht.

Abendliches Musiktheater (Wybke Diepholz)
Abendliches Musiktheater
(Wybke Diepholz)

Das anschließende Musiktheater brachte Tänze der Konkubinen aus verschiedenen Dynastien in ausgesprochen farblicher Harmonie und anmutiger Bewegung und Eleganz – begleitet mit der alten Musik auf alten Instrumenten. Wir waren alle begeistert.

~ Wybke Diepholz

Tag 9

Luoyang bis Xi'an

Heute geht es von Luoyong nach Xi‘an, wo wir u.a. die berühmte Terrakotta-Armee sehen werden. Bevor wir uns auf die gut ausgebaute Autobahn begeben, besichtigen wir die Longmen-Grotten, die ungefähr 10 km von Luoyong entfernt liegen.
Es ist schwül-heiß – über dem Fluss Yi und den Grotten mit ihren zahlreichen Buddha Statuen liegt ein milchiger Schleier. Obwohl jede Bewegung schweißtreibend ist, erklimmen die meisten von uns die steilen Treppen zu der größten der Statuen. Es lohnt sich – wie ich finde. Nach gut zwei Stunden fahren wir weiter, wir haben fast 400 km vor uns. Nach einiger Zeit fällt unserem Busfahrer Jan auf, dass wir heute noch nicht unsere „Hymne“ angestimmt haben. Also legt er den Udo Lindenberg Song „Hinterm Horizont“ auf, in den wir gut gelaunt einstimmen. Zwischendurch schüttet es wie aus Kübeln, die Sicht ist mehr als schlecht. Jan steuert den Bus souverän durch alle Untiefen. Damit wir abends nicht so spät in Xi‘an ankommen, wird das Programm etwas abgeändert. Wir werden an einer Autobahnraststätte Mittag essen, und nicht, wie ursprünglich geplant, in einem „richtigen“ Restaurant. Die Essensausgabe verläuft etwas chaotisch, aber lustig. Es gibt eine Suppe mit frisch zubereiteten Nudeln sowie Rindfleisch und verschiedene Kräuter, die man sich selbst zusammenstellen soll. Das klappt nicht ganz, auch hat mancher mit den langen Nudeln zu kämpfen. Jedenfalls scheinen am Ende alle satt geworden zu sein.
Das Wetter wird immer besser, die Landschaft verändert sich. Am Horizont tauchen hohe Berge auf, in der Ebene haben wir einen schönen Blick auf einen Nebenfluss des Gelben Flusses und auf Weinfelder. Wir erfahren, dass in den letzten Jahren der Weinbau verstärkt mit Unterstützung von französischen und italienischen Experten betrieben wird.
China überrascht uns immer wieder, auch in diesem Punkt.

~ Rosmarie Naumann-Heims

Tag 8

Shaolin Kloster und die Fahrt nach Luoyang

Nachdem die meisten von uns vergangenen Abend ausgiebig in den warmen Quellen von Xuchang gebadet haben, beginnt dieser Morgen mit einer Überraschung: der Weckruf fällt eine Stunde früher aus als geplant.

Im Bus, auf dem Weg zum Shaolin-Kloster, üben wir chinesische Schriftzeichen. Wie schon gestern baut Franz seinen Unterricht systematisch auf und so lernen wir nacheinander die Zeichen für Kaiser, Reich und dann: das Zeichen für Zhong guo, Reich der Mitte – welcome to China!

Als Erstes besuchen wir das “Kloster des jungen Waldes”, das berühmte Kloster Shaolin im Songshan-Massiv. Unser lokaler Führer Bao erklärt uns die Tempelanlage, ihre Gründungsgeschichte aus dem Jahre 495 und die Legenden um den indischen Mönch Bodhidharma, der hier den Grundstein für den Chan Buddhismus gelegt hat, welcher später dann als “Zen” nach Japan kam.
Heute ist dieser geschichtsträchtige Ort touristisch sehr gut erschlossen und wir teilen uns den Ort mit vielen anderen chinesischen und internationalen Besuchern.
Im Pagodenwald bewundern wir die neueste Pagode des 2014 verstorbenen Abtes des Shaolin-Klosters: er hat die Zeichen der Zeit, Auto und Computer, als Reliefs in sein Grabmal einmeißeln lassen.

Der Pagodenwald (anonym)
Der Pagodenwald

 

Nächster Programmpunkt: Kung-Fu, auf Chinesisch: Wushu. Ursprünglich von den kämpfenden Mönchen gelehrt, mussten die Schüler 20 Jahre üben, um dann bei einer Prüfung 30 unerwartete Angreifer auf dem Rundgang durch das Kloster abwehren zu können. Heute praktizieren die Mönche immer noch die Kampfkunst, die meisten Schüler werden aber in lizensierten Privatschulen unterrichtet.
Wir besuchen die Schule Xiaolong in Dengfeng. Hier lernen 20.000 Schüler, davon 5% Mädchen. Insgesamt besuchen mehr als 90.000 Schüler solche Privatschulen, für die die Eltern 20.000 Yuen pro Jahr für Unterbringung und Unterricht bezahlen müssen.

Kung-Fu Schüler
Kung-Fu Schüler

Als erstes geht es in den Vorführungsraum, der irgendwie an eine Turnhalle erinnert. Die Vorführung ist sehr beindruckend, offensichtlich sind hier die Meisterschüler am Werk und wirbeln mit Showwaffen, vollführen wilde, atemraubende Sprünge oder sammeln die Kraft Chi so sehr, bis eine Metallstange auf dem Kopf zerbrochen werden, der Körper auf Speerspitzen liegen kann. Den Schlusspunkt der Vorführung bildet ein kleiner Junge, der mit wahrhaft akrobatischer Gelenkigkeit seine Arme und Beine kontrolliert verknoten kann. Nach der Vorführung sehen wir, wie sich die “normalen” Schüler des Internats in Gruppen verschiedenen Alters auf dem Hof versammeln und ihr Training beginnen – nicht alle sehen ganz so sportlich aus wie die Akteure der Vorführung. Wer von ihnen wird wohl seine oder auch ihre Karrierechance als Kung-Fu Lehrer, beim Militär oder als Bodyguard für Superreiche erhalten? Hart ist das Training in jedem Fall: Nachdem der letzte von uns den Hof verlassen hat, wird das Tor zum Internat verschlossen.

Vorführung in der Schule Xiaolong in Dengfeng ( Bernd Loppow)
Vorführung in der Schule Xiaolong in Dengfeng
( Bernd Loppow)

Unsere Unterkunft finden wir in Luoyang, der Stadt, die an den 4 Flüssen Yi, Lo, Huang und Mean liegt und deren Ursprünge bis 3000 AD zurückgehen. Von der 5000 Jahre alten Geschichte sehen wir heute aber nur die letzten Ergebnisse in Form von riesigen Hochhaussiedlungen, teilweise schon bewohnt, teilweise leerstehend, und zum großen Teil: im Bau befindlich. Wir erfahren, dass Wohnungen vergleichsweise günstig sind: nur 800 Euro pro Quadratmeter. Angesichts der riesigen Anzahl an Neubauwohnungen kommen Fragen auf, ob es auch ein Überangebot geben könnte…

Neubauten in Luoyang
Neubauten in Luoyang

Große Überraschung: die alte Stadt Luoyang liegt etliche Kilometer von der Neustadt entfernt, 30 min mit dem Taxi.
Zum Abendessen schließt sich Liu Guosheng unserer Gruppe an, um uns die nächsten Wochen auf unserem Weg durch China zu begleiten – und (ganz wichtig!) uns zu erklären, wie die Fernsteuerung des Fernsehers um 3.00 morgens zu bedienen ist, damit wir der deutschen Mannschaft im Halbfinale beistehen können.

Tag 7

Von Bengbu nach Xuchang

Heute ist Ümit unser Fahrer. Wir fahren eine längere Strecke, über 400 km von Bengbu nach Xuchang. Im dichten Autobahnnetz sind die Abfahrten an den Autobahnkreuzen manchmal schwierig. Die Autobahnen führen durch flaches, von Flüssen durchzogenes landwirtschaftlich genutztes Land. Maisfelder, Teiche mit Geflügel, hin und wieder Gewächshäuser, Baumschulen und direkt parallel zur Autobahn sind oft Bäume als breiterer Grünstreifen gepflanzt. Nur noch selten sind Hochhaussiedlungen im Dunst zu sehen. Die Autobahnen sind relativ leer, viele LKW und vor allem größere PKW, oft von deutschen oder amerikanischen Herstellern, auch viele chinesische Hersteller, relativ wenige japanische.

Auf der Autobahn (Inge Ebelin-Landgraf)
Auf der Autobahn
(Inge Ebelin-Landgraf)
Am Wegesrande (Inge Ebeling-Landgraf)
Am Wegesrande
(Inge Ebeling-Landgraf)

Franz versucht uns einen ersten Eindruck von den bildhaften chinesischen Schriftzeichen zu vermitteln: groß, Ehemann, Frau. Aber 3.000 Schriftzeichen für die „Basiskommunikation“ zu lernen scheint unmöglich.

chinesiche Schriftzeichen auf Straßenschild (Inge Ebelin-Landgraf)
chinesiche Schriftzeichen auf Straßenschild
(Inge Ebelin-Landgraf)

Es folgen einige Einblicke in das chinesische Sozialwesen. Zur Mao-Zeit hatte jeder in der Stadt eine Festeinstellung, auf dem Lande gab es die Kommunen, jeder hatte das gleiche Einkommen. Alle waren arm – aber gleich arm. Es gab oft Hunger, manche Güter wurden über Bezugsscheine verteilt. Nach 1980 wurde ein Sozialsystem eingeführt, finanziert durch Beiträge der Beschäftigten– ca. 20% – und der Unternehmen – ca. 42%. Probleme gibt es bei einem Wechsel der Provinzen. Bei geringen Einkünften, z. B. 7.700 Yuan (1.100 €), wird keine Einkommenssteuer fällig, erst bei höheren Gehältern. Auch in China werden die Lebensarbeitszeiten verlängert da die Renten bei der überalterten Bevölkerung sonst nicht zu finanzieren wären.
Theo Sommer hält einen interessanten Vortrag über die Deutsch-Chinesischen Beziehungen, der hier nur in einigen Aspekten wiedergegeben werden kann. Erste Handelskontakte gab es schon zur Zeit von Friedrich dem Großen, nennenswerten Umfang nahm der Handel erst nach den Opiumkriegen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts an. Nach dem militärischen Sieg zwangen die Engländer im Vertrag von Nanjing die chinesische Regierung England den Opiumhandel zu gestatten. So verdiente England an den Süchtigen. Auch Deutschland profitierte von diesem ungleichen Vertrag mit einem Kolonialgebiet südlich von Peking. Nach dem Mord an einem Diplomaten wurden europäische Truppen geschickt. Bei der Verabschiedung der Deutschen hielt Kaiser Wilhelm die berüchtigte „Hunnenrede“ und entsprechend mordeten und plünderten die deutschen Soldaten. Nicht zuletzt deswegen warnte Helmut Schmidt vor „besserwisserischen Belehrungen“ der Chinesen durch Deutsche. Seit 2004 besteht eine strategische Partnerschaft zwischen Deutschland und China. China ist der viertgrößte Abnehmer deutscher Produkte. Probleme bereiten der chinesische Patentklau, Aufkäufe von Hochtechnologiefirmen und Dumpingpreise. Merkels Politik zielt auf Gleichberechtigung auch für deutsche Unternehmen auf dem chinesischen Markt.

Sabine und Theo Sommer auf ihren Plätzen im Bus (Inge Ebelin-Landgraf)
Sabine und Theo Sommer auf ihren Plätzen im Bus
(Inge Ebelin-Landgraf)

Nach der Mittagspause trägt Franz noch einige Fabeln und Geschichten vor, bis wir unser Luxushotel in Xuchang erreichen. Nach dem Abendessen gehen viele in die heißen Thermen innerhalb des Hotelkomplexes, eine riesige Badeanlage mit vielen verschiedenen Becken mit unterschiedlichen Temperaturen. Anne steckt ihre Brille in ihre Bademanteltasche und legt den Mantel zum Baden auf einer Liege ab. Später ist die Brille weg, jemand hat den Bademantel vertauscht – alle Mäntel sind gleich. Die Bediensteten versprechen die Brille zu suchen, doch bis zur Nacht wurde sie nicht gefunden.

~ Ernst Landgraf

Tag 6

Von Najing bis Bengbu

Mit der Ankunft in Nanjing und dem Kennenlernen der für mich gänzlich neuen Stadt bin ich so richtig in China angekommen. Die Stadt mit ihrem Grün und ihrer Urbanität hat mich sofort angezogen. „…ich wäre so gerne noch geblieben, aber der Wagen rollt.“
Heute geht es sehr früh los, weil vor der Fahrt nach Bengbu noch unsere ersten zwei Betriebsbesichtigungen anstehen:
Firma Sharehouse China Com.
Herr Kevin Liu gibt eine ausführliche, klare Präsentation der Firma (gegr. 2013), die deutschen und anderen europäischen KMUs Büro- und Lagerflächen sowie Dienstleistungen für Personalwesen, Buchhaltung, Lagerverwaltung, Zollabwicklung – also die administrativen Aufgaben eines Unternehmens – anbietet. Das sind die Felder, die viele Kenntnisse von Recht und Gepflogenheiten des Landes voraussetzen, die ein mittelständischer „Neuling“ in China typischerweise aber gerade nicht hat und die Kräfte binden, die in den Anfangsjahren besser auf die Akquisition und den Aufbau einer guten Reputation im Markt verwendet werden.

Herr Liu beschreibt das Feld seiner Firma mit einem schönen einfachen Bild: „ Auch ein kleiner Spatz braucht alle Organe“. Das bringt mich zum Lächeln, so dass ich es gerne mitnehme und den „Organspender“ wohl nicht so schnell vergesse.

Die zweite Firma – Skyways – wird präsentiert von ihrem Miteigentümer Patrick – aus Mainz, der – inzwischen mit seiner Frau und zwei Kindern – schon seit 1993/4 in China ist – zunächst als Student, seit 1996 als Betreiber eines Restaurants und bald als Café- und Bäckerei-Chef mit Companion. Patricks beinahe überschäumend sprudelnder mündlicher Vortrag über seine Kuchen, Brezel und Brote, über Basiswissen und Spezialitäten der Bäckerei, zieht alle die aus der Gruppe in den Bann, für die Backen und Konditorei oder der Genuss ihrer Endprodukte mit eigener Passion oder beruflichem Interesse verbunden ist; und das sind nicht wenige.
Sehr interessant fand ich den Hinweis, dass alle wichtigen Rohstoffe und Zutaten für die Konditor- und Backwaren selbst hergestellt werden oder eigene Bezugsquellen entdeckt werden mussten. Der Hintergrund ist, dass chinesisches Essen eigentlich keine oder kaum Nachspeisen oder Kuchen kennt; und wenn doch, dann eher solche, die mit künstlichen Aromen und Farben kaum überzeugen.
Patrick packt uns mit seinen schmackhaften Produkten noch eine Weisheit Laotse‘s mit ein: „Theorie ohne Praxis ist dumm, Praxis ohne Theorie ist gefährlich!“

Die Qualität des handwerklichen Endprodukts erklärt wohl im Gegenzug Patricks Erfolg auch bei der chinesischen Kundschaft, die die „Erweiterung“ ihres Speiseplans anscheinend zu schätzen weiß und den Laotse durchschmeckt.
Patrick gibt am Ende eher beiläufig noch einen Kommentar, der sich mit unseren Eindrücken deckt: Nanjing ist eine der grünsten Städte Chinas und sehr lebenswert für Familien. Ich fühle meinen Eindruck bestätigt und bin dann doch überrascht, als er auf Nachfrage sagt, dass er und seine Frau vorhaben, irgendwann nach Deutschland zurückzugehen.

Dass wir den Großraum von Nanjing verlassen haben, erkenne ich auf der Weiterfahrt daran, dass wir plötzlich durch landwirtschaftliches – nicht besiedeltes –Gebiet fahren. Wir sehen das erste Mal Bauern, die auf den Feldern arbeiten, Enten und Gänse in ansehnlicher Zahl, eine grüne Kulturlandschaft, wo sich auf den früheren Strecken Wohnbebauung und Industriezonen ständig abgewechselt haben – also ein neues Landschaftsbild aus lauter Grüntönen. Für mich eine sehr positive und beruhigende Abwechslung von den wuchernden Agglomerationen mit ihrer gezähmten Begrünung.

Bengbu ist eine eher überschaubare Stadt, in der die Abrissbirne im Quartier zwischen modernem Zentrum und modernen Stadtrandsiedlungen signalisiert, dass ihr Umbau konsequent zu Ende geführt werden soll.


Abenteuer des Tages:

An der Mautstelle auf der Autobahn unweit Bengbu hält uns zum ersten Mal die Polizei an. Unruhe macht sich breit. Die Polizei fordert unseren Fahrer Jan auf mit in ihren Container zu kommen. Im Bus werden die Sitzbänke wieder in Position gebracht. Alle sollen im Bus Platz nehmen. Fast alle halten sich auch daran.
Nach wenigen Minuten kommen Jan und Franz wieder; Jan: „Die haben sich nach unserem Weg und Ziel erkundigt; sie waren sehr freundlich“ und hakt damit die erste Polizeikontrolle gelassen ab.


Chinesische Weisheiten – Weisheit des Tages:

Auf die Frage eines Europäers:
Wann werdet Ihr uns zum ersten Mal Hund zum Essen vorsetzen?
antwortete der chinesische Weise C.J.F. :
Wenn alle damit einverstanden sind.

~ Heiner Heims

Tag 4

Shanghai bis Wuxi – Die große Reise beginnt

Samstagmorgen, 2. Juli 9 Uhr: Vor dem Hotel Radisson Blu ist der »Silver Shadow«, unser zweites Zuhause für die nächsten sieben Wochen vorgefahren. Geschmückt mit den Logos von ZEIT Reisen und China Tours sowie unseren Partnern HanseMerkur, Cewe Color und Aeroflot parkt der Neoplanbus silbern glänzend, frisch gewaschen und einsteigebereit vor den 26 Passagieren. Vor ihnen liegen über 14.000 Kilometer durch acht Länder, 39 Etappen und jede Menge Vorfreude auf die Reise ihres Lebens, von der viele Reiseteilnehmer seit Kindertagen geträumt haben: »Ich habe schon als Jugendliche die Bücher über die Seidenstraße verschlungen« (Petra), »Ich möchte sehen, fühlen und erfahren, wie groß die Welt ist« (Jutta), »Mich fasziniert der lange Weg – mit der Freiheit im Rücken« (Helmut), »Acht Länder und Kulturen in einem Rutsch, Klasse!« (Roswitha), »Die Seidenstraße war schon immer mein Traum, jetzt mach ich‘s!« (Annemarie), »Mein Onkel war Missionar in China, seitdem fasziniert mich die chinesische Kultur« (Radulf), »Ich reise seit 25 Jahren durch die Welt, bin schon von Kirgistan nach Kashgar und durchs Altaigebirge geritten, das ist die Krönung! « (Wilfried).

Dann heißt es einsteigen: Jeder richtet sich ein auf seinem Platz für die nächsten 8 Tage, dann wird rotiert. Sechsmal insgesamt, im Uhrzeigersinn. Die Paare nehmen Platz im Komfortmodul, zwei Sitzreihen lang und ausgestattet mit einem bequemen Ledersitz und einer Tisch/Schrank-Kombi, in dem sich komfortabel die Beine ausstrecken lassen. Die Einzelreisenden haben eine ganze Sitzbank für sich. »Wow«, loben einige begeistert, »mehr Komfort geht wirklich nicht! «

Gruppenfoto vor dem Silver Shadow (Bernd Loppw)
Gruppenfoto vor dem Silver Shadow
(Bernd Loppow)
Alle einsteigen, bitte! (Bernd Loppow)
Alle einsteigen, bitte!
(Bernd Loppow)

Vorne, neben und hinter Busfahrer Jan haben »Franz«, unser chinesischer Reisebegleiter von China Tours und Reiseleiter Reinhard Platz genommen, der die ganze Strecke bis nach Hamburg an der Seite der ZEIT-Reisenden sein wird. Vor dem Hoteleingang winken Team Hamburg und Team Shanghai, die wir am 30. Juni nach der letzten Etappe und 53 Reisetagen in Shanghai willkommen geheißen haben, vielarmig zur Verabschiedung. Und vor dem Bus schwenkt Theo Sommer, unser langjähriger Chefredakteur und Herausgeber die Hamburgflagge, genauso, wie er es bei der Verabschiedung der Buses in Hamburg am 11. Mai bereits getan hatte. Mit einem entscheidenden Unterschied: Ted und seine Frau Sabine gehen diesmal selbst mit an Bord und begleiten uns bis nach Xi‘an. Schon am Vorabend hatte Sommer, der schon mit Helmut Schmidt 1975 erstmals in China war, uns alle mit einem fulminanten Vertrag über Chinas Aufstieg unterhalten.

Theo Sommer verabschiedet den Bus in Shanghai (Bern Loppow)
Theo Sommer verabschiedet den Bus in Shanghai
(Bern Loppow)

Jetzt geht es tatsächlich los: Fahrer Jan setzt den Blinker, und der Silver Shadow schlängelt sich ein in den Shanghaier Verkehr. Zeit für ein Ritual, das unsere Vorreisenden (die uns nett »Team Shangham« getauft haben) uns neben der Hamburgfahne ebenfalls hinterlassen haben. »Hinterm Horizont geht’s weiter« ertönt es erstmals aus 30 Kehlen. Welches Lied könnte besser zu unserer Reise passen als dieser Song. Danke, lieber Udo, gern singen wir es Dir in Hamburg bei unserer Ankunft am 20. August auch persönlich vor! 50 Tage sind es noch bis dahin, die erste Etappe bis nach Wuxi hat in diesen Minuten begonnen.

Endlich geht es los! (Bernd Loppow)
Endlich geht es los!
(Bernd Loppow)

Über vier Wochen führt der Weg zunächst durch China, auf der Neuen Seidenstraße bis in die alte Karawanenstadt Kashgar, wo sich bereits vor bald 1000 Jahren die Handelsrouten kreuzten. Unsere Reise beginnt dort, wo China am größten, am lautesten, am pulsierendsten ist: in der Weltmetropole Shanghai, der Partnerstadt Hamburgs. Allerdings ist Shanghai fast 20-mal größer als das Ziel unserer Reise. Wer könnte uns besser Auskunft erteilen über den Aufstieg Chinas in einer neuen, multipolaren Weltordnung als Frank Sieren: Seit über 20 Jahren beschreibt, analysiert und kommentiert der Korrespondent des Handelsblatts die Entwicklung in seiner Wahlheimat für führende deutsche Zeitungen, davon vier Jahre auch als Korrespondent für die ZEIT. Ganz nebenbei hat Frank auch noch 12 Bücher geschrieben, unter anderem »Der China-Schock«.

Bereitwillig beantwortet er am Mikrofon alle Fragen, die auf Zettel geschrieben durchgereicht werden, eine nach der anderen: »Ist China noch ein kommunistisches Land? Wie funktioniert der Spagat zwischen Kommunismus und boomender Marktwirtschaft? Wie ist das Sozial- und Rentensystem aufgebaut? Wie bekommen die Chinesen die Umweltprobleme in den Griff? Welche Freiheiten haben die Menschen? Wäre China ohne die Kulturrevolution schon heute der mächtigste und reichste Staat der Welt? « Unterstützt wird Sieren von Theo Sommer, der sich immer wieder das Mikro greift um zu ergänzen, zuzuspitzen oder mit einer anderen Meinung dagegenzuhalten: ZEIT-Diskussionskultur at its best!

Auch aus dem Busfenster bestätigt sich heute der erste Augenschein der letzten Tage: Shanghai ist eine Weltmetropole, die immer weiter in den Himmel schießt und sich ausbreitet: modernste Wolkenkratzer neben kleinen, traditionellen Wohnvierteln, Shoppingmalls mit Boutiquen von Prada, Hermes, Cartier & Co. neben Fakemarkets mit mehr oder weniger guten Kopien der Weltmarken. Chinesen sieht man auf den Fakemarkets nur als Verkäufer, Kunden sind vor allem ausländische Besucher auf Schnäppchenjagd. Auch der Verfasser dieser Zeilen hat sich mit einem täuschend echten Kofferset eingedeckt, zu einem Bruchteil des Originalpreises.

Quirliges Leben beherrscht die Straßen, junge Frauen flanieren in schicken Kleidern, Männer in Businessanzügen eilen zügigen Schritts voran und fast alle haben das Mobile am Ohr. Fahrräder, die vor 20 Jahren noch das Straßenbild beherrscht haben, sind von der Bildfläche verschwunden. Das Fahrrad der Moderne ist der Elektroroller, für die es eine Extraspur gibt. Mit den preiswerten Elektomobilen (ab ca. 150,- Euro) versucht die Regierung, die Luftqualität zu verbessern und der Verkehrsprobleme Herr zu werden. Kurzum: Niemand hat das Gefühl, in einem Kommunistischen Land gelandet zu sein. »Freiheit«, so Frank Sieren, »definieren die Chinesen anders, über persönlichen Wohlstand: Ein Wohnung mit Elektrizität und fließend Wasser, ein Auto oder Elektrobike, Aufstiegschancen durch Bildungsinstitutionen, die Möglichkeit zum Reisen«.

Nach einer Stunde haben wir uns durch den Verkehr auf die Autobahn gekämpft. Auf acht Spuren geht es über teilweise viergeschossige Autobahnkreuze Richtung Wuxi (Wuschi ausgesprochen).
Fast im Minutentakt huschen riesige Komplexe neuer Wohnviertel vorüber. Nirgends in China ist die Bevölkerungsdichte so hoch wie hier im Großraum Shanghai.

»Regen bedeutet in China Reichtum, zu viel Sonne Armut«, klärt uns Frank Sieren auf. Insbesondere in den trockenen Binnenregionen mit üblicherweise wenig Niederschlag. Seit heute Morgen sind wir jedenfalls mit Reichtum reichlich gesegnet: Es regnet Bindfäden. Und im Frühstücksfernsehen liefen Katastrophenberichte aus den südlichen Regionen mit verheerenden Überschwemmungen.
Vier Wochen zu früh hat die Regenzeit in diesem Jahr eingesetzt.

Auf einen Stopp an einer Raststätte nach der Hälfte der Tagesetappe ist dann Zeit für ein weiteres Ritual, das sich in China auf jeder Etappe wiederholen wird: Zeit für einen Besuch in der »Halle der Harmonie«, wie die Toilette in China genannt wird. Fast hat es aufgehört zu regnen, so dass Jan den vor dem Bus schnell aufgeklappten Campingtisch mit Kannen mit heißem Wasser, Nescafé und Teebeuteln, Keksen und Gebäck bestücken kann. Erstmals kommen die dekorativen Keramikbecher mit unseren Namen und der Reiseroute zum Einsatz.

Dann geht es weiter, denn in Wuxi warten die Altstadt zum Mittagslunch und anschließend die Tourismusdirektoren der Stadt und Region auf uns. Leider wird uns bei der Ankunft auch hier jede Menge Reichtum beschert, sodass die erste Anschaffung für viele zunächst ein Regenschirm ist.

Lunch in Wuxi (Bernd Loppw)
Lunch in Wuxi
(Bernd Loppow)

Das ist schade, denn Wuxi ist eine der sehenswertesten Städte an unserer Route. Die Großstadt vor den Toren Shanghais liegt eingebettet in eine grüne, hügelige Landschaft am drittgrößten Süßwassersee Chinas. Also nichts wie zum Lunch, auf kürzestem Weg! Das Restaurant ist gemütlich, das Essen mit Früchten, Suppe und Keksen überschaubar und wird somit kurz gehalten. Anschließend umkurven wir gut beschirmt möglichst viele Pfützen und gelangen fast trockenen Fußes zum ersten Empfang unserer Reise. Freundlich werden wir begrüßt und in Wuxi willkommen geheißen. Als Vertreter unserer Gruppe bedanke ich mich höflich und die ersten beiden von 12 Bierkrügen mit Hamburg Wappen wechseln den Besitzer.

Empfang im Tourismsusministerium (Bernd Loppow)
Empfang im Tourismsusministerium
(Bernd Loppow)
Bernd Loppow mit Chinesichen Kollegen
(Bernd Loppow)

Ein fast mystisches Erlebnis ist dann allerdings der Spaziergang durch einen Jahrhunderte alten, ehemaligen Privatgarten.Dieses Refugium der Stille ist mit seinen verwinkelten Ecken, alten Bäumen, kleinen Wasserfällen wunderschön angelegt, ein perfekter Rückzugsort für Verliebte und zur inneren Einkehr.

Wonderful World-: Garten in Wuxi (Bernd Loppow)
Wonderful World: Garten in Wuxi
(Bernd Loppow)
Gruppenfoto im zauberhaften Garten (Bernd Loppow)
Gruppenfoto im zauberhaften Garten
(Bernd Loppow)

Ein echtes Highlight ist dann unsere Herberge, das Fünfsterne-Hotel Hubin direkt am See Taihu gelegen.

Dinner Speach mit Frank Sieren (Bernd Loppow)
Dinner Speach mit Frank Sieren
(Bernd Loppow)

Der Höhepunkt des heutigen Tages sollte zumindest einigen von uns noch bevorstehen: Nach langer Verhandlung gelang es, die Bar in neunten Stockwerk nachts um drei (also eigentlich bereits am nächsten Tag) für uns zu öffnen – zum Viertelfinalspiel unserer Mannschaft gegen Italien auf der Großleinwand. Tatsächlich fand sich ein verschworenes Grüppchen (einschließlich Theo und Sabine Sommer) zum Public Viewing ein. Der Spannung konnte nur durch die Verabreichung diverser Tsingtao-Bier Herr geworden werden. Und irgendwann war es fast halb sechs und Hector hatte den entscheidenden Elfmeter versenkt! Halbfinale am 7. Juli gegen Frankreich in Luoyang: Wir sind wieder dabei, versprochen! Und good night!

~ Bernd Loppow, Gründer und Programmleiter von ZEIT REISEN
    begleitet die Gruppe bis zum 5. Juli in Nanjing

Tag -2 bis 3

Wolkenkratzer und Kulturbotschafter

Die Anreise nach Shanghai blieb den 26 Teilnehmern der ZEIT-Reise »Auf der neuen Seidenstraße von Shanghai nach Hamburg in 53 Tagen« selbst überlassen. Manche gönnten sich vorab ein bis drei Eingewöhnungstage, andere reisten erst am 29.6. via Moskau, Istanbul oder andere Flughäfen an. Um, im Vertrauen auf pünktliche Flugverbindungen, am 30. Juni mittags im Radisson Blu Hotel einzuchecken.

Zwei Münchner mit 30 Jahre zurückliegender China-Erfahrung hatten sich gemäß der alten Weisheit »Der frühe Vogel fängt den Wurm« vorab drei Tage in Pudong einquartiert um hier die drei Mega-Wolkenkratzer Jinmao Tower (Dachterrassenförmig), Financial Center (Flaschenöffner- bzw. henkelartig) und Shanghai-Tower (632 Meter, leicht schiefer, in sich verdrehter Schornstein) zu inspizieren. Am Tag Abfahrt -3 galt es zunächst 6 Stunden Schlaf nachzuholen und eine Mikro-SIM Card fürs Smarty zu besorgen, Tag Abfahrt -2 bot bei bedecktem Himmel Wolkenspiel im oberen Bereich der Skyscraper.(

Riesige Gebäude (Rosi Kerler)
Riesige Gebäude
(Rosi Kerler)
Lichtspiel von Shanghais Wolkenkratzern (Rosi Kerler)
Lichtspiel von Shanghais Wolkenkratzern
(Rosi Kerler)

Am Folgetag genossen wir bei klarem Nachthimmel wunderbare Lichtspiele. Je nach Blickwinkel, sei es vom Bund aus, dem Fährterminal oder den die Riesentürme umlaufenden Fussgängerplattformen, verstehen es die Tower, sich alle 200 Meter in neuer, veränderter Dreidimensionalität zu präsentieren. Jeder Tower schafft es, sich mal hier, mal da als der Größte darzustellen.

Am offiziell 1. Tag der organisierten Reise wechselten wir über den Huangpu-River zur Altstadtseite um im Hotel Radisson Blue unsere Mitreisenden zu treffen. Mittags ging es mit dem Lokalbus zum Fernsehturm Oriental Pearl TV Tower wo bereits Medienvertreter von Presse und Fernsehen  auf uns warteten. Kurz darauf kamen dann auch die beiden auffällig designten Busse mit den Teilnehmern der Hinreise um die Ecke – die nach siebeneinhalb Wochen Expedition von Hamburg durch Osteuropa, Zentralasien und China zu uns stießen.

Ankunft des Silver Shadow in Shanghai (Bernd Loppow)
Ankunft des Silver Shadow in Shanghai
(Bernd Loppow)
Willkommen in Shanghai (Bernd Loppow)
Willkommen in Shanghai
(Bernd Loppow)

Die über 80 Ehrengäste wurden dann vor dem Eingang des Fernsehturms von zwei Lion Dancern begrüßt, unter deren rotem bzw. gelbem Gewand sich je zwei akrobatisch versierte Jugendliche verbargen.

Lion Dancer im Kostüm (Rosi Kerler)
Lion Dancer im Kostüm
(Rosi Kerler)

Es folgten teilweise ausführliche Ansprachen (stets deutsch-chinesisch) anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft durch verschiedene Kulturreferenten. Ein Vertreter der beiden angekommenen Busse berichtete sehr informativ und begeistert von 7 ½ Wochen voller grandioser Höhepunkte und Begegnungen. Sein Fazit: »Aus Fremden wurden Freuend«. Das wünschen wir uns auch! Irgendwann war es mit der Anmut der bei schwülen 30 Grad über anderthalb Stunden stehend verharrenden Kulturbotschafter dann aber vorbei. Nach ausgiebigem verbalem Kulturaustausch ging es dann noch mit dem Expresslift auf die 269 Meter hohe Aussichtsplattform des Fernsehturms brachte, weiter, wo wir mit einem grandiosen Rundblick über die 28-Millionen-Metropole Shanghai belohnt wurden.

Welcome und Bye Bye (Bernd Loppow)
Welcome und Bye Bye
(Bernd Loppow)

Zurück im Hotel wurde um halb acht zum Dinner im Skyrestaurant im 47. Stock des Hotels Radisson Blue gebeten. Mitreisende die erst mittags in Shanghai angekommen waren hatten durch die lange Reise und sechs Stunden Zeitverschiebung zunächst Mühe auf ihren Sitzen Haltung zu bewahren. Doch auch die übernächtigten Reisekumpane waren schnell wieder hellwach, denn sowohl der exzellente Vortrag von Dr. Theo Sommer über die Entwicklung Chinas seit 1978, als auch die originell zum Rhythmus der Melodie der Augsburger Puppenkiste vorgetragenen Alltagswidrigkeiten der bereits Angekommenen (Danke an Cornelia vom Team Hamburg-Shanghai) waren ausgesprochen hörenswert.

Als anschließend die philippinische Band dann noch alte Rockoldies zum Besten gaben (Summer of 69: Bruce Springsteen, die Rolling Stones und Brian Adams ließen grüßen), mischten sich die Vertreter aller drei Reisegruppen und rockten die Tanzfläche. Das Bier floss dann noch in Strömen.

~ Rosi Kerler

Reiseprogramm Tag 1-27

CHINA

1.Tag | Donnerstag, 30.6.2016 |0 Km

Shanghai
Individuelle Ankunft in Shanghai,
Empfang der ankommenden Buss aus Hamburg
gemeinsames Dinner

2. Tag | Freitag 1.7.2016 | 0 km

Shanghai
Stadtrundfagrt, Vorstellungsrunde und
erstes Briefing am Abend

3.Tag | Samstag 2.7.2016 | 154 Km

Shanghai – Wuxi
Fahrt nach Wuxi,
Bootsfahrt mit einer Dschunke,
Altstadt

4.Tag | Sonntag, 3.7.2016 | 207 Km

Wuxi – Nanjing
Chinesischer Garten,
Fahrt nach Nanjing

5.Tag | Montag, 4.7.2016 | 0 Km

Nanjing
Stadtbesichtigung in Najing,
Besichtigung des Konfizius-Tempel,
Besuch im John-Rabe-Haus

6.Tag | Dienstag, 5.7.2016 | 203 Km

Nanjing – Bengbu
Weiterfahrt nach Nanjing, zur »Südlichen
Hauptstadt« am Ufer des Yangtze

7.Tag | Mittwoch, 6.7.2016 | 396 Km

Bengbu – Xuchang
Fahrt durch die zentralchinesische Landschaft
in die Millionenstadt Bengbu in der Provinz Anhui, Besuch der heißen Quellen

8.Tag | Donnerstag, 7.7.2016 | 256 Km

Xuchang – Luoyang
Fahrt durch das Songshan-Gebirge,
Besichtigung des Shaolin-Klosters
mit Besuch einer Trainingseinheit,
Ankunft in Xuchang

9.Tag | Freitag, 8.7.2016 | 373 Km

Luoyang -Xi’an
Fahrt nach Luoyang, Besichtigungder Longmen-Grotten mit Buddha-
Figuren aus der Tang-Zeit

10.Tag | Samstag, 9.7.2016 | 0 Km

Xi’an
Besichtigung der berühmten Terrakotta-
Armee, Besuch der Altstadt und Moschee,
abends feierliche Zeremonie

11.Tag | Sonntag, 10.7.2016 | 172 Km

Xi’an – Baoji
Fahrt nach Baoji

12.Tag | Montag, 11.7.2016 | 481 Km

Baoji- Lanzhou
Fahrt durch wundervolle Landschaft bis nach Lanzhou

 

 

 

13.Tag | Dienstag, 12.7.2016 | 0Km

Lanzhou
Stadtbesichtigung und Park der Weißen Pagode,
Besichtigung des Wuquan-Berges

14.Tag | Mittwoch, 13.7.2016 | 509 Km

Lanzhou- Zhanhye
Fahrt entlang des berühmten Gelben Flusses,
Ankunft in Lanzhou

15.Tag | Donnerstag, 14.7.2016 | 228 Km

Zhangye – Jiayuguan
Besuch eines der größten liegenden
Buddhas der Welt (34,5 m),

16.Tag | Freitag, 15.7.2016 | 370 Km

Jiayuguan – Dunchuang
Weiterfahrt durch die Wüste nach Dunchuang,
Festung der Großen Mauer
17.Tag | Samstag, 16.7.2016 | 0 Km

Dunchuang
Buddha-Grotten von Mogao, Besuch des
Mondsichelsees, Dünenlandschaft Dunhuang

18.Tag | Sonntag, 17.7.2016 | 416 Km

Dunchuang – Hami
Fahrt durch die Provinz Gansu nach Xinjiang

19.Tag | Montag, 18.7.2016 | 404 Km

Hami – Turfan
Weiterfahrt nach Turfan

20.Tag | Dienstag, 19.7.2016 | 0Km

Turfan
Besichtigung der Flammenden Berge, Buddha-
Grotten von Bezeklik, Ruinenstadt Gaochang
21.Tag | Mittwoch, 20.7.2016 | 409Km

Turfan – Korla
Besuch der Ruinenstadt Jiaohe,
Bewässerungssystem Karez

22.Tag | Donnerstag, 21.7.2016 | 297 Km

Korla – Kucha
besuch der Altstadt,
Klosterruinen in Subashi
23.Tag | Freitag, 22.7.2016 | 252 Km

Kucha- Aksu
Fahrt entlang der Taklamakan,
Buddha-Grotten von Kizil,
Besichtigung eines alten Feuersignalturms

24.Tag | Samstag, 23.7.2016 | 463 Km

Aksu – Kashgar
Letzte Fahretappe entlang der Taklamakan nach Kashgar
25.Tag | Sonntag, 24.7.2016 | 0 Km

Kashgar
Stadtbesichtigung in der Altstadt,
Besuch der Id-Kah-Moschee,
Besichtigung des Abakh-Hoja-Mausoleum

26.Tag | Montag, 25.7.2016 | 0 Km

Kashgar
Tag zur freien Verfügung

 

 

Reiseprogramm tag 27-39

ZENTRALASIEN

27.Tag | Dienstag, 26.7.2016| 324 Km

Kashgar – Sary-Tash
Gtenzübertritt nach Kirgistan,
Übernachtung in einem Winterlager der Nomaden

28.Tag | Mittwoch, 27.7.2016| 312 Km

Sary-Tash – Fergana
Taldyk-Pass (3.615 m), Pamirgebirge,
Grenzübertritt Usbekistan

29.Tag | Donnerstag, 28.7.2016|0 Km

Fergana
Stadtbesichtigung in Fergana,
Margillan – Seidenweberei und Keramikwerkstatt

30.Tag | Freitag, 29.7.2016| 324 Km

Fergana –  Tashkent
Umstieg in PKW’s und über den Kamchik-Pass,

31.Tag | Samstag, 30.7.2016| 311 Km

Tashkent – Samarkand
Stadtbesichtigung in Tashkent, Melonenmarkt und
Weiterfahrt nach Samarkan

32.Tag | Sonntag, 31.7.2016|0 Km

Samarkand
Stadtbesichtigung mit Registan-Platz,
Besuch der Moschee Bibi Khanum, Basar

33.Tag | Montag, 1.8.2016| 278 Km

Samarkand – Buchara
Fahrt durch die kargen Hügel der Steppe und weite Baumwollfelder
Ankunft in Buchara

 

34.Tag | Dienstag, 2.8.2016| 0 Km

Buchara
Stadtbesichtigung , Besuch der Festung Ark,
Überdachte Basare und besichtigung einer Karawaserei, Kalon-Minarett in der Altstadt

35.Tag | Mittwoch, 3.8.2016| 456 Km

Buchara- Khiva
Fahrt entland des Fluss Amudarja

36.Tag | Donnerstag, 4.8.2016| 197 Km

Khiva- Nukus
Stadtbesichtigung in Khiva,
Fahrt entlang Baumwollfelder nach Nukus

37.Tag | Freitag, 5.8.2016| 271 Km

Nukus – Jazliq
Übernachtung im Teehaus, Besuch im Sawitzki-Museum
Fahrt durch die Wüste Kyzylkums

38.Tag | Samstag, 6.8.2016| 454 Km

Jazliq- Kul’Sary
Grenzübertritt nach Ksachstan, Weiterfahrt nach Kul’Sary durch die Wüste

39.Tag | Sonntag, 7.8.2016| 227 Km

Kul’Sary – Atyrau
Muslimischer Friedhof Dossor, Stadtbesichtigung in Atyrau
Ural

 

Reiseprogramm Tag 40- 53

EUROPA

40.Tag | Montag, 8.8.2016 | 357 Km

Atyrau – Astrachan
Grenzübertritt nach Russland,
Übernachtung in einem Winterlager der Nomaden

41.Tag | Dienstag, 9.8.2016 | 0Km

Astrachan
Stadtbesichtigung in Astrachen, besuch der Kreml,
Bootsausflug  und Mittagspause im Wolga-Delta

42.Tag | Mittwoch, 10.8.2016 | 423 Km

Astrachan – Wolgograd
Fahrt entlang von Wäldern und Dörfern,
Ankunft in Wolgograd

43.Tag | Donnerstag, 11.8.2016 | 0 Km

Wolgograd
Stadtbesichtigugn in Wolgograd,
feierliche abendliche Zeremonie

44.Tag | Freitag, 12.8.2016 | 581 Km

Wolgograd – Woronesch
Überlandfahrt durch russische Landschaft

45.Tag | Samstag, 13.8.2016 | 344 Km

Woronesch – Orjol
Fahrt durch weite Felder und flaches Land,
Ankunft in Orjol

46.Tag | Sonntag, 14.8.2016 | 344 Km

Orjol – Homel
Grenzübertritt nach Weißrussland,

47.Tag | Montag, 15.8.2016 | 531 Km

Homel – Brest
Fahrt durch Südweißrussland bis
knapp an die polnische Grenze

48.Tag | Dienstag, 16.8.2016 | 205 Km

Brest – Warschau
Grenzübertritt nach Polen
Weiterfahrt bis in Warschaus Stadtzentrum

49.Tag | Mittwoch, 17.8.2016 | 0 Km

Warschau
Stadtbesichtigung, Besuch des Königsschlosses,
musikalischer Folklore-Abend

50.Tag | Donnerstag, 18.8.2016 | 310 Km

Warschau – Posen
Ankunft unf Besichtigung der Altstadt Posens

51.Tag | Freitag, 19.8.2016 | 271 Km

Posen – Berlin
Grenzübertritt Deutschland,
Ankunft in Berlin

52.Tag | Samstag, 20.8.2016 | 288 Km

Berlin –  Hamburg
Fahrt nach Hamburg, Ankuft und Empfang am
Helmut-Schmidt-Haus

53.Tag | Sonntag, 21.8.2016 | 0 Km

Hamburg
Individuelle Heimreise

 

Wir stellen vor

Ihre Reisebegleitung

Auf der Kultuexpedition begleiten Sie fachkundige Reiseleiter und ZEIT-Köpfe, die Ihnen Wissenwertes über die Destinationen berichten und neue Perspektiven eröffnen.

Reinhard Finder

Reinhard_Finder

 

Rainer Finder hat, neben seiner Tätigkeit als diplomierter Maschinenbauingenieur, die größte Erfüllung in der Gestaltung, Durchführung und Begleitung von Gruppenreisen über viele Jahre hinweg auf den verschiedensten Kontinenten gefunden. Mit der Vielzahl von Besuchen anderer Länder unserer schönen Erde geht eine ständige Erweiterung des eigenen Horizontes einher. Mehrfa-che Reisen in die Metropolen Chinas und die herzlichen Begeg-nungen mit den Menschen haben sein Interesse und seine Begeis-terung für den asiatischen Teil dieser Welt geweckt.

Theo Sommer

Theo_Sommer

 

Theo Sommer war lange Jahre Chef-Redakteur und Herausgeber der ZEIT. Seine journalistischen Schwerpunkte waren geopolitische und außenpolitische Fragen, Deutschlands, Ostpolitik, aber auch Verteidigungs-, Sicherheits- und Europapolitik, sowie die Entwicklung Asiens. 1969/70 war er Leiter des Planungsstabes im Bundesministerium für Verteidigung unter Helmut Schmidt. Mit Bundeskanzler Schmidt, dem er bis zu dessen Tod einer der engsten Vertrauten war, reiste er 1975 in der ersten offiziellen bundesdeutschen Delegation erstmals nach China, dessen Aufstieg er in zahlreichen langen Reisen mit besonderem Interesse verfolgte. Eine äußerst spannende Lektüre ist Sommers Blick auf China vor dem Beginn von Deng Xiaopings Reform, den er in seinem 1979 ver-öffentlichten Buch »Die chinesische Karte« tat.

Alice Bota

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Die Russland-Korrespondentin der ZEIT kam als Kind mit ihren Eltern aus Polen nach Deutschland. Sie studierte Politikwissenschaft, Neuere Deutsche Literatur und Soziologie in Kiel, Berlin, Potsdam und Posen und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Seit 2007 ist sie als Redakteurin im Politikressort der ZEIT für Ostmitteleuropa zuständig. Seit November 2015 leitet sie das Moskauer Redaktionsbüro und berichtet als Korres-pondentin für die ZEIT. Gemeinsam mit Khuê Pham und Özlem Topçu hat sie 2012 das Buch „Wir neuen Deut-schen“ veröffentlicht, 2015 folgte ein Beitrag bei Suhrkamp „Testfall Ukraine. Europa und seine Werte“

Angela Köckritz

beileger_seidenstrasse_rueckweg_reiseleiter

 

Angela Köckritz ist Politikredateurin bei der ZEIT. Sie wurde 1977 in München geboren. Sie studierte Politikwissenschaften, Sinologie und Kunstgeschichte in München und Taiwan. Sie absolvierte ihr Volontariat bei der Süddeutschen Zeitung. 2007 begann sie als Auslandsredakteurin im Politikressort der ZEIT. Von 2011 bis 2014 berichtete sie als ZEIT-Korrespondentin aus Peking. Anschließend kehrte Sie als Redakteurin in die politische Redaktion der ZEIT zurück. Im vergangenen Jahr erschien ihr erstes Buch »Wolkenläufer«. Ihr besonderes Inte-resse gilt die Entwicklung des eurasischen Politik- und Wirtschafts-raums. Für die Seidenstraße begeistert sie sich schon lange, sie war auch Thema ihrer mündlichen Abschlussprüfung im Jahr 2004.

Liu Gousheng

Lui Guosheng

 

Liu Guosheng gründete 1998 CHINA TOURS und ist heute Geschäftsführer und China-Spezialist. Er ist Vorsitzender der Gesellschaft Deutsch-Chinesischer Verständigung und Seidenstraße-Experte.

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Frank Sieren

Frank Sieren

 

ist einer der führenden deutschen China-Experten, Ex-ZEIT-Korrespondent in Peking und berichtet heute für das »Handelsblatt« aus China.

Bernd Loppow

Bernd Loppow

 

Reisen in nahe und entfernte Länder waren schon während seiner Schulzeit seine liebste Freizeitbeschäftigung. Zwölf Jahre lang hat er für das Reise- und das Wirtschaftsressort der ZEIT über Begegnungen und Erfahrungen in fremden Ländern berichtet, bevor er im Jahr 2000 für den Zeitverlag ZEIT REISEN gründete. Reisen nach Asien inspirieren ihn immer wieder.

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